Da ich Ferien habe, hab ich mich mal an einen Testbericht zum GT86 gewagt...
Da ist er nun, der neue Japan-Sportler. Lange haben wir gewartet. Toyota und Subaru haben sich zusammengetan und einen kleinen leichten Flitzer entwickelt, der den Nimbus japanischer Sportwagen fortführen soll. Das Konzept klingt vielversprechend: Standardantrieb, tiefer Schwerpunkt, geringes Gewicht, ordentlich Leistung und ein vernünftiger Preis.
Ich vergleiche den Wagen hier direkt mit dem Mazda MX-5 NC, da ich diesen seit vier Jahren in der Garage habe und dies aus meiner Sicht der schärfste Konkurrent ist. Ich kann auch hier und da einen Vergleich mit dem aktuellen Subaru WRX STI ziehen, da ich auch diesen seit 2011 im Alltag bewege. Zu meinen Eindrücken:
Design und Innenraum
OK, das ist Geschmackssache. Das Auto hat eine schöne klassische Coupe-Form. Der Heckspoiler wirkt aber aufgesetzt. Die Endrohre sind riesig – 86mm um genau zu sein. GT86 eben.
Die Sitze sind sehr sportlich geschnitten – vergleichbar mit denen im Evo X. Wenn das Lenkrad in perfektem Abstand ist, bin ich mit 1,76 etwas zu weit von den Pedalen weg. Sollte jeder für sich testen. Im Mazda sitze ich persönlich deutlich besser. Sonst geht es eng im GT86 zu. Die Rücksitze sind nur als Taschenablage zu gebrauchen, die Rundumsicht ist noch passabel. Der Kofferraum ist doppelt so gross im Vergleich zum MX-5. Da sollte ein zweiter Satz Reifen für den Trackday reinpassen.
Die Verarbeitung ist besser, als im Mazda MX-5, aber man sollte keine Wunder erwarten. Auf Z4-Niveau sind wir im GT86 lange nicht. Alles ist eher funktional und versucht mit Ziernähten und Carbon-Look-Applikationen dennoch einen Kompromiss zu etwas Ambiente zu bieten. Der MX-5 ist da ehrlicher und puristischer.
Sportlicher Anspruch - Fahrwerk & Lenkung
Das Fahrwerk des GT86 ist ohne Zweifel eines der Besten, die ich ab Werk bisher gefahren bin. Nicht zu hart, aber schön straff und sehr gut im Handling. Dazu trägt auch das ergonomisch perfekte und schön direkte Lenkrad bei. Der Wagen lässt sich spielerisch um Kreisel und enge Kurven zirkeln. Der tiefe Schwerpunkt des Boxermotors tut sein Übriges zum Sportfeeling. Im Vergleich ist der Mazda aber noch etwas direkter und lenkt besser ein. Das Serienfahrwerk ist nicht ganz so fein wie das des Toyota. Den Grenzbereich konnte ich kaum testen, meine aber, der GT86 lässt sich dort besser beherrschen, als der MX-5. Das Fahrwerk ist gutmütiger zu aggressiven Fahrern. Bereifung ist 215/45 auf 17“. Da ist Raum für mehr und die Tuning-Szene wird sich freuen.
200PS, 1200kg – das hört sich nach sehr viel Spass an
Ich muss sagen, ich hatte mir vom Motor mehr erhofft, obwohl ich wusste, dass es ein Sauger ist. Der 2-Liter Boxer-Vierzylinder hat nur 205nm und das bedeutet, er braucht Drehzahl. Das Auto will getreten werden, sonst passiert nicht viel. Erst ab 5000 Touren kommt er langsam. Dann dreht er willig bis 9000 Touren hoch. Dennoch ist der Anzug gefühlt in etwa gleich zu den 160PS des MX-5. Die 40 PS Mehrleistung merkt man kaum. Dagegen ist ein echter STI immer noch eine andere Welt.
Der Klang des Motors ist gewöhnungsbedürftig. Der Boxer-Saugmotor ist beim Cruisen kaum zu hören, röhrt aber kernig los wenn die Drehzahl steigt. Dann wird es auch gut laut im Auto. Wer das typische Boxerbrabbeln eines STI erwartet, wird enttäuscht. Der Klang ist viel näher am R4 des MX-5, als am Boxer-Turbo des STI. Etwas tiefer und rauer.
Getriebe
Das Auto wird mit einer Sportautomatik und einem 6-Gang-Handschaltgetriebe angeboten. Ich bin die Automatik mit Schaltwippen gefahren. Im manuellen Modus ruckt es bei Schaltvorgängen ordentlich, wenn unter Last der nächste Gang eingelegt wird. Die Gänge sind eher kurz, wie ich finde. Es fährt sich so ganz gut, ist aber nicht auf dem Niveau eines VW DSG oder SST, wie es im Mitsubishi Evo X verbaut wird. Ich würde den Handschalter bevorzugen, ohne ihn gefahren zu sein.
Preis-Leistung
In der Schweiz kostet der Toyota GT86 ab CHF 41‘900.-. Der MX-5 kostet ab CHF 35‘000.- und wird überall schon fleissig rabattiert. Ich sehe MX-5-Angebote für CHF 28.000.- Damit ist der GT86 kein Schnäppchen. Für mich ist er preislich schon zu nah an einem Subaru WRX STI dran. Den gibt es ab CHF 43‘900.- mit 300PS-Turbo. Allrad, vier Türen und Einigem mehr. Toyota rechnet damit, in der Schweiz pro Jahr ca. 700 Fahrzeuge abzusetzen. Beim Subaru BRZ sind es deutlich weniger. Die Schweiz bekommt 2012 nur ca. 120 BRZ, weswegen ich auch den GT86 gefahren bin. Preisnachlässe sind aktuell noch nicht absehbar. Dafür forciert Toyota die Tuningszene und es wird schon bald ein ansehnliches Sortiment für das Auto geben.
Mein Fazit:
Der Toyota GT86 ist ein sehr spassiges kleines Auto, aber so richtig vom Hocker gerissen hat er mich nicht. Er ist definitiv ein echter Sportwagen mit grossem Potential. Aber er braucht mehr Leistung und einen attraktiveren Preis (in CH) für das Gebotene. Jetzt auf Anhieb glaube ich nicht, dass ich dafür den MX-5 hergeben würde. Er ist eben noch einen Tick puristischer und spassiger. Der MX-5 fühlt sich einfach leichter und direkter an. Dazu ist er offen. Nach aktuellem Informationstand wird Toyota eine offenen GT86 bringen, jedoch nur für den japanischen Markt. Eine Hoffnung bleibt der baugleiche Subaru BRZ, dem STI hoffentlich bald eine Leistungskur verpasst. Schliesslich ist der GT86 oder auch der BRZ endlich wieder ein richtiger bezahlbarer japanischer Sportwagen in der Tradition eines Celica, MR2, der auch S2000. Deshalb wird er ganz sicher seine Fans finden.
Gruss
Mecke