Seit 25 Jahren sitze ich (184 cm, Gewicht schwankend zwischen 92-98 kg) auf demselben Cocktailsessel, den dereinst meine Mutter kaufte:
Anhang anzeigen 880720Anhang anzeigen 880721Anhang anzeigen 880722
Warum? Weil ich's kann 😆
Aber ernsthaft - es gab bis vor etwa 5 Jahren keinen Grund für mich, zu wechseln. Das lag im Wesentlichen daran, dass ich bis vor etwa 8 Jahren einen regelmäßigen Ausgleich hatte, vor allem durch das regelmäßige Gassigehen/Radfahren mit dem Hund. Aber auch, weil mir dieser simple Stuhl genügte. Ich musste nicht beständig irgendwas daran herumstellen - schlicht, weil es gar nichts zum Umstellen gab. Es ist ja mehr oder weniger nur ein Stück gepolstertes Holz. Desweiteren ist die um einen herumgehende Lehne genau auf Höhe der Schreibtischkante, so dass ich meine Arme und Hände wunderbar positionieren konnte und dabei meine Schultern immer entlastet waren. Auch empfand ich es als angenehm, dass die starre Lehne meinem Rücken immer einen festen Widerstand/stabilen Halt bot, man sich aber auch mal reinfletzen konnte (natürlich völlig unergonomisch). Also: kein Gewackel, kein Knarzen, keine Stellschrauben, nix.
Im Laufe der Zeit habe ich mir angewöhnt, aufgrund der Optik und Hygiene eine Decke auf den Stuhl zu legen, die ich regelmäßig wechsle. Zur leichten Erhöhung und auch zur Bequemlichkeit habe ich ein dickeres Sitzkissen unter die Decke gelegt und später noch über die Decke ein dünneres
Lammfellkissen, was im Winter etwas wärmt und im Sommer dafür sorgt, dass man am Hintern nicht mehr schwitzt. Außerdem habe ich noch eine
Fußstütze geholt, die die Beine merklich entlastet.
Nachdem aber der Hund nicht mehr da war und ich noch mehr vor'm Rechner saß, machte sich irgendwann mein Rücken bemerkbar und auch Verspannungen am Hals/Nacken, da eine Kopfstütze gänzlich fehlt und die Lehne ja auch nicht sehr hoch geht. Immer öfter ertappte ich mich bei der typischen "Bück-Haltung" (krummer Buckel) und so schaute ich mich nach einem vernünftigen Stuhl um. Das war glaub so 2017 rum.
Ich landete damals nach dem Durchforsten sämtlicher aktuellen Reviews beim
Steelcase Gesture, ging in das einzige Büroausstattungshaus in der Nähe, welches diesen im Sortiment hatte und nahm dort das einzig vorrätige Modell mit nach Hause. Mir fehlte da aber das gewohnte Gemütlichkeitsgefühl. Die relativ harten Armlehnen und das "Wegrollen" empfand ich auch nicht als angenehm. Im Grunde war ich ständig dabei, irgendwas zu verstellen und hatte nie das Gefühl, dass es wirklich passt. Hab's dann erstmal gelassen, als sich mein Rücken von selbst wieder beruhigte.
Nach weiteren 3 Jahren habe ich dann erneut geschaut und war insbesondere daran interessiert, einen Stressless, den ich ja bereits in der Variante als Stubenfletzsessel hatte, nun auch in der Bürostuhlvariante zu verwenden. Ein kurzes Probesitzen im einzig verfügbaren (irgendwie gibts hier alles nur 1x)
Stressless Home Office Stuhl in der Nähe offenbarte mir jedoch, dass man da viel zu tief drin sitzt. Der erste Gedanke war, dass ich dann auch einen höhenverstellbaren Schreibtisch bräuchte, aber im Grunde ist es viel arger: neben der Möglichkeit, den Monitor stark abzusenken (eben bspw. über einen sehr tief einstellbaren Schreibtisch), benötigt man auch eine sehr flexibel verstellbare Peripheriehalterung, um sich Tastatur & Maus (hier wäre sogar noch zusätzlich Platz für ein Keypad notwendig) direkt zu sich ziehen zu können. Das war mir dann doch zuviel des Guten. Womöglich wäre es noch mit kabelloser Peripherie irgendwie gegangen, doch da musste ich daran denken, wie oft man diese angeblich kabellosen Dinge dann doch zum Laden anschließen muss. Also Blödsinn und richtig getestet habe ich einen Stressless Home Office dann nicht - zum Einen, weil es keinen zum Mitnehmen/Testen gab und mich die Bestell-/Retoure-Abwicklung abgeschreckt hat (lange Lieferzeit, Einzelanfertigung und Übernahme der Herstellungskosten und derlei Gedöns).
Zwei Stühle von Hermann Miller fand ich kurzzeitig auch noch interessant, konnte ich aber nicht antesten, da es diese hier schlichtweg nirgends gibt. Beide fielen nach gründlicherer Recherche dann aber ohnehin raus: der
Hermann Miller Aeron zwingt einem beständig eine bestimmte Sitzposition auf und der
Hermann Miller Embody ist in Deutschland maßlos überteuert, hat schlecht anpassbare Armlehnen, einen nicht-rutschfesten Bezug, eine schlechte Lordosenunterstützung, ggf. eine schlechte Lehnenpassform (kann je nach Körperform in die Schultern drücken) und man liest hier und da davon, dass er nach einiger Zeit ziemlich knarzig wird.
So blieb mir erstmal nur der
Steelcase Leap als Alternative zum Steelcase Gesture im Hinterkopf, bis sich das Thema dann vorerst wieder in Wohlgefallen aufgelöst hatte.
Nun ist es aber wieder soweit - und ja: ich sitze noch immer auf dem "High-End"-Cocktailsessel 😄 Nach dem Überfliegen dieses Threads und dem zusätzlichen Augenmerk auf eine gute Kopfstütze habe ich den Steelcase Gesture trotz damaligen Reinfalls wieder in meine Liste aufgenommen. Vielleicht war ich ja einfach zu pingelig und intolerant, was Veränderungen des eigenen Sitzverhaltens angeht und ich hatte damals ja auch die Variante ohne Kopfstütze... mh.
Dann wurde hier auch öfters der
Haworth Fern erwähnt, den ich als Alternative zum Hermann Miller Embody betrachte. Er soll einen stabilen Halt am Rücken bieten, was ja meiner Gewohnheit entgegenkäme. Die Lumbal- und Kopfstütze sind allerdings wohl nicht so toll und überhaupt hat er eine etwas seltsam ausgerichtete Bemaßung: laut
diesem Review ist dessen Lehne für kleinere Menschen, die Sitzfläche allerdings für größere Menschen ausgelegt. Diese Kombination für
Unrumpfe macht ihn trotz eines Angebotspreises von etwa 700 € dann doch reichlich unattraktiv.
Dann gibt es da noch den
Kinnarps Plus 8, dessen Kopfstütze auch
einen sehr guten Eindruck macht und den recht teuren
Haider Bioswing 360 iQ Visco, der auf ein dynamisches Sitzen setzt und den ich
diesem längeren Debakel (oder
hier... was ist wohl das Original?) entnommen habe.
Zusammengefasst habe ich mir also zunächst vorgemerkt (Preisbereich der Variante mit Kopfstütze):
- Steelcase Gesture: 1.050 €
- Steelcase Leap V2: ab 1.400 €
- Kinnarps Plus 8: 1.150 €
- Haider Bioswing 360 iQ Visco: ab 1.650 €
Da bin ich heute mal spontan zum groben Abchecken wieder zum selben Büroausstatter wie damals gefahren, der vorwiegend Steelcase anbietet. Ich saß jeweils ein paar Minuten auf dem Please, dem Leap und dem Gesture. Der Please hatte davon als einziger eine Kopfstütze, doch fiel direkt raus, weil dessen Armlehnen für mich viel zu weit nach hinten versetzt sind. Auch der Lehnenwiderstand war zwecks Wippen anstrengender zu überwinden. Der Gesture und der Leap waren schon wesentlich angenehmer, aber ich bin noch unentschlossen - vor allem, weil mir auffiel, dass ich erst in der höchsten Sitzposition so sitze, dass meine Füße gerade auf dem Boden aufliegen. Vielleicht lag das aber auch an den Schuhen. Sehr ins Detail bin ich bei beiden erstmal noch nicht gegangen, weil ich nicht soviel Zeit hatte und nur gedanklich vorsortieren und mich an das Thema wieder rantasten wollte. Im Hinterkopf pocht auch noch die seltsam anmutende Verringerung der Garantiezeit von 12 auf 5 Jahren seitens Steelcase nur für den europäischen Raum. Man würde doch meinen, die beleibteren Amis beanspruchen deren Stühle weitaus heftiger. Vielleicht liegts an den Lieferkosten?
Dann saß ich noch auf einem Stuhl, dessen Sitzfläche sehr beweglich war - aber das war natürlich krass ungewohnt, vor allem im Vergleich zum Cocktailsessel. War wohl ein Haider oder Löffler - da muss ich nochmal nachhaken und mir ausgiebiger anschauen. Abschließend zeigte man mir noch einen Stuhl mit variabler Einstellung des Sitzhärtegrads durch ein Luftventil - das war der
Köhl Air-Seat auf dem
Köhl Anteo. Echt interessant und ich finde ein härteres Sitzgefühl auch angenehmer. Interessieren würde mich bei dieser dynamischen Sitzart grundsätzlich auch, ob das nicht während des Zockens stört, vor allem beim Zielen in (kompetitiven) FPS 🤔
Da stand ich nun und war etwas überfordert. Man bot mir an, sich zu melden, sobald der Gesture mit Kopfstütze da wäre, der wohl kurzfristig reinkäme und dass ich auch (wieder) einen Stuhl zum Testen mitnehmen könnte. Am Liebsten würde ich aber 3-5 Stühle mitnehmen und 1-2 Monate lang mal wild durchtesten statt da unter Beobachtung nervös herumzuhantieren (da standen echt 3 Personen um mich rum) 🤪
Alternativ könnte ich die ganzen Dinger auch bestellen, jeweils 14 Tage (real wohl eher 10) antesten und retournieren... das wird ja wieder ein Hick-Hack, zu Hülf... bis dann der passende da ist: ein neuer Cocktailsessel. Ich seh's schon vor mir 🤣