Du siehst da was verkehrt
Mehr Durchfluss bringt mehr Leistung. Aber: Wenn man einen Kühler hat, der von vorn herein schon eine deutlich bessere Leistung zeigt, müßte man den Durchfluss bei einem schlechteren Modell ins Unermessliche steigern, um den restriktiveren Kühler zu toppen.
Wenn man gleiche Leistung bei weniger Widerstand bekommen kann ist das immer ein Bonus, aber wenn ein Kühler bei gleichem Rest-Kreislauf eine deutlich bessere Leistung zeigt ist das quasi immer vorzuziehen.
Auch der Cuplex reagiert positiv auf mehr Durchfluss, große Anschlüsse und einen aufgeräumten Kreislauf
Naja ich möchte dir eigentlich nicht widersprechen - Respekt vor Guru
.
Trotzdem ein Erklärungsversuch:
*aber erstmal paar einleitende Worte zum Problem*
Natürlich kann man deiner Argumentation bezüglich der anderen Kühler auch etwas abgewinnen - allerdings nur wenn man keinen Wert auf effiziente Energieausnutzung legt und voraussetzt, dass auch die restlichen Kühler nicht besser optimiert werden können.
Kümmern wir uns aber, der Einfachheit halber, mal einzig und allein um den CPU-Kühler.
Die Schwierigkeit besteht imo darin, dass das Problem meist nicht physikalisch angegangen wird, sondern häufig lieber pseudowissenschaftlich und unter Zuhilfenahme vieler Messungen die vor Messunsicherheiten nur so strotzen betrachtet wird. Im Grunde handelt es sich aber bei einem Wasserkühler um ein thermodynamisches und strömungsmechanisches Optimierungsproblem.
Man kann daran selbstverständlich mit unterschiedlichen Betrachtungsweisen und aus verscheidenen Blickwinkeln herangehen. Am Grundproblem ändert sich dadurch jedoch nichts.
Die derzeit gern praktizierte Holzhammermethode ist der "High-Flow-Wahn".
Der Kühleffizienz-Ansatz ist der imo sinnvollere Zweig der Entwicklung.
Die Frage der Betrachtungsweise besteht also im wesentlichen aus der Frage, ob man sich mit einem suboptimalen Kühler (High-Flow) zufrieden gibt, indem man einfach mehr kinetische Energie in den Kreislauf steckt und damit einhergehend gezwungen ist die Rückkühlungskapzitäten in Form größerer Radiatorfläche zu erhöhen um letztendlich eine relativ geringe Kühlleistungsverbesserung zu erzielen.
Die andere, nicht nur von mir bevorzugte, Methode ist eleganter und beruht darauf dieselbe oder höhere Kühlleistung möglichst effizient zu erreichen ohne dabei mehr Energie zu benötigen indem das physikalische Optimierungsproblem angegangen wird.
Aqua-Computer hat nun mit dem Cuplex XT di offenbar wieder einen signifikanten Optimierungsschritt geschafft.
Eine effiziente Kühlung bedeutet selbstverständlich auch, dass die möglichen Reserven nach oben höher sind. Ob man davon Gebrauch macht oder nicht bleibt dem individuellen Gewissen (Energieverschwendung) überlassen. Auch in eine effiziente Kühlung kann man Unmengen an Energie stecken, um noch mehr rauszuholen.
Nun aber zur Erklärung:
Hohe Kühlleistung lässt sich auch bei moderatem Durchfluss mit einem restriktiven, aber effizienten Kühler ohne verhältnismäßig hohen Energieinput in Form einer stärkeren Pumpe bewerkstelligen. Der Effekt, der z.B. den Cuplex XT di so effizient macht ist im wesentlichen die stark turbulente Strömung auf der Bodenplatte schon bei relativ energiearmer Zuströmung. Eine solche tubulente Strömung wird bei geringem Energieeinsatz durch eine restriktive Düsenplatte in Kombination mit einer optimierten Bodengeometrie mit möglichst unlimitierter Abströmung erreicht (Stichwort keine dynamischen Drucksprünge). Durch die turbulente Strömung verbessert sich der Wärmeübergang signifikant (Überschreitung der kritischen Reynoldszahl). Hat die Bodenplatte dazu noch eine geringe Restbodenstärke zur Verringerung der Temperaturübertragungszeit im Festkörper und wird das optimale Flächenverhältnis der Struktur verwendet (Arbeitspunkt der Kühlerkennlinie - hängt auch von Verlustleitung der CPU ab), so erhält man mit deutlich geringerem energetischen Aufwand und noch dazu ohne zusätzlichen Wärmeeintrag einer großen Pumpe einen sehr guten Kühleffekt, der durchaus alle durchflussoptimierten Lösungen schlagen wird.
Natürlich ist es auch hier richtig, dass der Kühleffekt noch gesteigert werden kann wenn der Kühler mit noch höheren Druck betreiben wird. Ein höherer Druck (statisch+ dynamisch) bedeutet dabei nichts anders als mehr Durchfluss durch denselben Querschnitt.
Bei der Arbeit habe ich es beispielsweise mit Düsenkühlern im Format eines CPU-Kühlers zu tun, die eine Wärmeleistung von ca. 2kW kontinuierlich und mit Reserven abführen müssen. Dafür ist ein Druck von 7bar und eine leistungsfähige Verdrängerpumpe notwendig. Es ist also zweifellos Steigerungspotential bei der Kühlleistung durch mehr Durchfluss vorhanden. Das hat aber leider immer den Haken, dass auf der anderen Seite auch die Rückkühlung durch mehr Radiatoren (passiv - auch bei erzwungener Konvektion) oder durch aktive Rückkühlung (aktive thermodynamische Kältmaschine - z.B. Chiller Pletier o.ä.) teils heftig verstärkt werden muss. Die zusätzliche Energie, die durch den Einsatz einer entsprechend leistungsfähigen Pumpe in den Kreislauf eingebracht wird muss schließlich auch wieder raus. Dafür noch mehr Energie aufzuwenden kann nicht im Sinne normaler Wakübenutzung sein. Das Ziel ist ja in den allermeisten Fällen lediglich eine leise Kühlung, mit der das Otto-Normal-OC-Limit annähernd und sicher (im Sinne von vertretbaren Temps) erreicht werden kann.
Für Extrem-OC gibt´s schließlich weit besseres als Wakü.
Für eine Wakü, die ja schon aus Gründen der erwünschten geringen Lautstärkentwicklung auf vergleichsweise schwache Strömungspumpen (drunter zählen
alle auf dem Markt befindlichen Wakü-gängigen Modelle) angewiesen ist, bedeutet das also einfach, dass die Notwenigkeit hohe Durchflussraten für gute Kühlleistungen zu benötigen auf den Einsatz ineffizienter (also schlechter
) Kühler zurückzuführen ist. Hoffe der Satz ist noch lesbar
.
Ganz unabhängig von allem oben gesagten muss man aber immer im Hinterkopf behalten, dass jeder Wasserkühler, ob High-Flow oder effizient, einen optimalen Arbeitspunkt hat, der jedoch in den seltensten Fällen erreicht werden kann. Das Optimierungsproblem durch ein explizites Kühlerdesign für alle Konfigurationen vollständig zu erschlagen ist somit also unmöglich, da sich sowohl die Strömungsparameter jedes Kreislaufs, wie auch die abzuführenden Leistungen von System zu System unterscheiden.
Dennoch zeigt die Entwicklung, dass immernoch Optimierungspotential ohne Holzhammermethoden vorhanden ist.
Edit:
@Radical_53: Ich bin sicher, dass ich dir mit den oben genannten Zusammenhängen nichts neues erzähle. Natürlich war das jetzt etwas unvollständig, aber ich denke der Grundgedanke kommt rüber oder?
Der Vorsprung den der neue AC-Kühler gegenüber der HighFlow-Konkurrenz erreicht ist einfach mal wieder ein günstiger Aufhänger für die Diskussion über die beste Kühlstrategie.
Inzwischen ist hat sich die Durchflussoptimierung in weiten Teilen der Wakü-Szene nahezu dogmatisch als vermeintliches Allheilmittel etabliert. Es gibt jedoch keinen Grund dafür warum bei High-Flow schon Ende der Fahnenstange sein sollte. Es gibt einfach noch sehr viel Potential bei den Strukturen usw... (ganz nebenbei lässt sich dabei auch noch etwas Energie sparen)