@Sandman1323:
Nach
einem ersten schnappschussartigen Ergebnis über die Alphacool X-Flows von GliderHR, kühlen sie naturgemäß nicht besser aber auch nicht nennenswert schlechter als normale, sind aber etwa genauso dreckig
. Vermutlich hast du die vage Info daher.
Was die Kühlleistung betrifft ist diese ermittelte schwache Tendenz zu schlechterer Kühlleistung aber auch keinesfalls verwunderlich. Bitte lass dir nicht einreden die Verweilzeit des Wasser im Radiator wäre unterschiedlich, oder gar relevant. Zum Einen ist das hier nicht der Fall zum Anderen ist es für die Kühlleistung vollkommen irrelevant. Es gibt nicht den geringsten Grund, warum es zwischen einem X-Flow und einem normalen Radi gleichen Volumens, gleicher Luftein- und austrittsfläche und gleicher Lamellendichte und -machart einen nennenswerten Kühlleistungsunterschied geben sollte. Alle kühltechnisch relevanten Teile wären gleich. Keinesfalls arbeitet ein X-Flow-Design bei gleicher Auslegung der Luftseite effektiver aber für sich genommen auch nur minimal ineffektiver (sowohl theoretisch als auch praktisch). In den X-Flows fließt das Wasser zwar nur etwa halb so schnell, weil der effektive Querschnitt doppelt so groß ist aber, aber es fließt auch nur halb so weit. Ergänzend dazu muss man noch sagen: Da die Kühlleistung grundsätzlich zeitunabhängig ist, spielt die Verweilzeit des Wassers in einer Komponente eines geschlossen Kreislauf grundsätzlich keine Rolle für die Wärmeabgabe - selbst wenn sie unterschiedlich wäre (was hier wie gesagt nicht der Fall ist).
Da der Volumenstrom (also der Durchfluss) unabhängig von der lokalen Strömungsgeschwindigkeit im gesamten Kreislauf konstant ist, führt besonders langsam durch einen Radiator strömendes Wasser auch nicht nicht zu einem anderen ΔT des Wassers zwischen Ein- uns Auslass als wenn es schnell strömen würde. Die Temperaturdifferenz hängt nur vom Volumenstrom ab - nicht von der Strömungsgeschwindigkeit. Letztere hat lediglich Einfluss auf den Wärmeübergangskoeffizienten, und dieser wird schlechter je geringer die Strömungsgeschwindigkeit ist. Die Strömungsgeschwindigkeit des Wassers hat jedoch bei einem Radiator gleicher Kühlfläche in der Praxis zum Glück keinen nennenswerten Einfluss auf die Kühlleistung, denn die Verschlechterung des Wärmeübergangs vom Wasser zum Radiatormaterial, aufgrund des halb so schnell strömenden Wassers, spielt wegen der geringen spezifischen Wärmekapazität von Luft und der deshalb für die Wärmeübertragung absolut dominierenden Luftseite bei einem Radiator so gut wie keine Rolle. Der etwas schlechtere Wärmübergang auf der Wasserseite der X-Flows wird sich daher so gut wie nicht messbar bemerkbar machen.
Dem gegenüber steht der, wegen des doppelten Querschnitts, geringere Strömungswiderstand, der dazu führt, dass Volumenstrom sich gegenüber einem konventionellen Radi im sonst gleichen Kreislauf etwas erhöhen kann. Das passiert aber nur in einem nennenswerten Umfang, wenn der Rest des Kreislaufs so gut wie keinen Widerstand bietet, denn Radiatoren (insb. Netzradiatoren oder Rohrradiatoren mit parallel durchströmten Rohren) sind im Vergleich zu Mikrostrukturkühlern keine wesentlichen Strömungsbremsen. Spart man jedoch an andere Stelle z. B. bei den Kühlern sehr stark mit dem Strömungswiderstand, sinkt zwar tendenziell deren Effektivität, so dass Temperaturen der gekühlten Komponeten steigen, aber ein widerstandsarmer Radiator wie die X-Flows führt dann zu einer größeren Durchflusserhöhung (die bei ineffektiven Highflow-Kühlern freilich trotzdem wenig nützt). Geht man aber vom gleichen Kühlkreislauf europäischen Stils mit einigermaßen effektiven Kühlern aus, in dem lediglich ein normaler Radi durch einen X-Flow-Radiator ersetzt wird, hält sich der Einfluss auf den Volumenstrom extrem in Grenzen. Der Volumenstrom hat seinerseits bekannter Maßen so gut wie keinen Einfluss auf die Kühlleistung, sofern er nicht mit einem normalen Radi schon so gering ist, dass man sich in der Nähe des laminar-tubrulent-Übergangs der Kühler befindet. Auf den Wärmeübergang im Radiator hat der Volumenstrom wie gesagt ohnehin keinen relevanten Einfluss. Obwohl der geringe Strömungswiderstand also eine verbessernde Tendenz hat, ist sie ähnlich schwach, wenn nicht noch schwächer ausgeprägt als die ebenfalls vernachlässigbar verschlechternde Tendenz durch den schlechteren Wärmeübergang im Radiator selbst aufgrund der halbierten lokalen Strömungsgeschwindigkeit.
Von theoretischer Seite her kann man also festhalten, das ein X-Flow Radiator mit dem gleichen Lamellenpaket wie ein normaler Radi in einem restriktiven Kreislauf mit effektiven Kühlern ungefähr gleich gut mit minimaler tendenziell zu schlechterer Kühlleistung arbeitet (aber das sollte in der Regel fast innerhalb der üblichen Messungenauigkeit liegen - GliderHR ist ja diesbezüglich ein bisschen besser ausgestattet als der Durchschnittsnutzer). In einem Kreislauf mit ineffektiven HighFlow-Kühlern könnte ein X-Flow-Radiator hingegen einen etwas verringerten Gesamtwiderstand beisteuern, aber der positive Effekt wäre ähnlich vernachlässigbar wie der negative in einem effektiven Kreislauf (mal ganz abgesehen davon, dass der HighFlow-Kreislauf natürlich insgesamt schlechter performt). Nur wenn die Luftseite deutlich effektiver wäre, könnte so ein Radiator auch besser kühlen als ein normaler Radi mit schlechterer Luftseite - das ist aber trivial und gilt natürlich genauso auch für normal ausgelegte Radis.
Fazit (und das ist ja auch schon von älteren X-Flow Radiatorserien bekannt): Der einzige Punkt mit denen Radiatoren in der X-Flow Konfiguration gegenüber normalen Radis wirklich aufwarten können, ist die ungewöhnliche Anschlusskonfiguration, welche in manchen Setups eine einfachere Verschlauchung/Verrorhung zulässt
.