Kurztest/review Tehuti TN4010
Hallo zusammen. Irgendwie bin ich schon länger um diese "relativ" günstigen 10Gbase-T Karten auf Basis des Tehuti TN4010 Chipsatzes herumgeschlichen. Mit diesem Chip bauen mehrere Hersteller wie z.B.
EXSYS,
Thecus oder
Delock m.E. nahezu baugleiche Karten mit 1x RJ45 10Gbase-T.
Anstatt also für meinen nächsten PC, den ich mit 10gbit ins Netz bringen wollte, bei Ebay nach den üblichen Schnäppchen (die oft trotzdem deutlich jenseits von 200 Euro kosten) zu jagen, habe ich jetzt einfach einmal so eine
Delock-Karte bestellt.
Der Verpackungsinhalt überraschte mich schon einmal positiv: die Karte kommt mit normaler und low-profile Slotblende, Treiber CD und einem kleinen (eher überflüssigen) Intallationsblättchen.
Also, eingesteckt und zunächst mit Windows 10 (Pro, Version 1511, Build 10586.36) ausprobiert. Ein kleiner erster Wehrmutstropfen: die Treiber werden nicht automatisch installiert, es begrüßt das altbekannte gelbe Ausrufezeichen. Also manuell installieren...
Exkurs: Treibereien. Ein eingebautes optisches Laufwerk hat bei mir leider kein PC mehr und da es auf der entsprechenden
Delock-Webseite für die Karte leider keine Treibersektion zum Herunterladen zu geben scheint - und ich zu faul war auf der Seite weiter zu suchen - habe ich mir die Treiber flugs vom
Chiphersteller Tehuti besorgt.
Nachdem man den Treiber für die Windows 10 Preview installiert hat (was aktuelleres gibt es nicht), sieht das Ganze schon besser aus. Ich bin die Treiber-Optionen jetzt nicht im Einzelnen durchgegangen, aber ich bin grundsätzlich positiv angetan: Die unterstützten Features sind offenbar vielfältig und die Karte unterstützt zum Beispiel sogar
16k Jumbo Frames. Zum Vergleich: Die (schon ältere) Intel AT2 und auch die aktuelle Intel x540-T2 können nur bis 9k (jedenfalls laut Optionen in Windows 10 / Server2016). Für mich persönlich also kein Mehrgewinn, da meine restliche Infrastruktur (Switch 9216 und die Intels eben 9014) da nicht mithalten kann...
Hier einige Bilder mit den Detailoptionen:
Stellt sich jetzt also noch die (alles entscheidende) Frage nach der Performance!
Testsetup Hardware:
Client1 mit Tehuti TN4010: Intel i7-3770K, 32GB RAM (20GB Ramdisk), Windows 10 Pro
Client2 mit Tehuti TN4010: Intel E8500, 4GB RAM, Ubuntu, Solaris, ESXi (abgebrochen)
Server mit Intel x540-T2: Xeon E3-1225, 32GB RAM (20GB Ramdisk), Ubuntu 15.04 LiveCD
Switch: D-Link DXS-1210-TS10
Benchmarks
Ich habe irgendwie noch kein 100% vernünftiges Tool zum Messen der Netzwerk-Performance für Windows gefunden. Iperf hat so seine Eigenheiten und bei Filetransfers limitiert ja häufig die Storageseite (so auch grds. bei mir). Um also Storage als limitierenden Faktor auszuschließen, habe ich auf beiden Kisten eine Ramdisk angelegt. Unter Windows mit
Softperfect Ramdisk und unter Ubuntu mit "sudo mount -t tmpfs -o size=20g non /mnt/ramdsk/".
Die ersten Tests habe ich also mit CrystalDiskMark und dem Windows Fileexplorer durchgeführt. Kopiert habe ich ein vhdx-file, Größe ca. 14GB.
Wenn jemand die Ergebnisse eines bestimmten Tests/Szenarios sehen möchte, kann ich gerne versuchen, das nachzuliefern.
Erster Test als Ausgangsbasis und Vergleich mit Intel AT2
Client noch mit Intel AT2 lesend/schreibend auf Server: Der Client liest schneller als er schreibt:
Mit Interrupt Drosselung "Deaktiviert" sind's AT2 "sendend" / X540 "empfangend" immerhin nochmal knapp 100MB/s mehr (in die andere Richtung kein Unterschied, da eh max):
Tehuti-Test 1
Der erste Versuch mit der Tehuti sah irgendwie nicht so überzeugend aus:
270MB/s bzw. 370MB/s sind nun nicht wirklich berauschend. Nun hatte ich aber hoffend/testweise/bewusst die Tehuti in den letzten freien PCIe-Slot meines Boards gesteckt, von dem ich schon ahnte, dass der irgendwie lahmt.
Tehuti-Test 2
Also mal umgestöpselt das Ganze in einen x8er Slot, in dem vorher die AT2 steckte:
Na also. Einzige "Tuningmaßnahme" war die Einstellung von 9k Jumbo Frames im Treiber der Tehuti-Karte. Übrigens hier kein nennenswerter Unterschied zwischen "senden" und "empfangen". Sehr schön! Außerdem muss ich jetzt nix am Server rumschrauben, da es ja offenbar an der AT2 liegt...
Exkurs: PCIe-Speed Auswirkungen Der 3. PCIEx16-Slot auf meinem Board (Board P8Z77-V PRO) läuft elektrisch maximal mit x4 und teilt sich laut Handbuch die Bandbreite mit dem onboard-SATA-Kontroller, USB und einigen PCIex1-Slots. Ich hab nur eine einzige SSD angeschlossen und halt ein paar Eingabegeräte über USB. Die PCIex1-Slots sind leer. Offenbar reicht das aber schon, um die Karte, die selbst auch nur einen PCIex4 v2.0 Anschluss hat, gehörig auszubremsen.
Einen detaillierten Performance-Test - z.B. wie sich die CPU-Auslastung im Vergleich zu anderen Karten verhält, Virtualisierungsfeatures (hab jedenfalls nichts wie SR-IOV, RDMA o.ä. im Treiber gesehen) usw. - muss ich wahrscheinlich den Profis (mit vor allem mehr Zeit
) überlassen. Aber das ist wohl auch gar nicht der Haupteinsatzzweck der Karte. Ich behaupte mal, dass die Karte für den Einsatz im klassischen Desktop/Client/Workstation gedacht ist und dabei wenn überhaupt die CPU-Last vielleicht ein Thema ist (Stichwort: Bild-/Videobearbeitung).
Was mich noch interessierte war aber die Kompatibilität mit den üblichen Verdächtigen: ESXi, Ubuntu, Server2016 und Solarish. Also flugs die Karte in meine Testkiste umgebaut...
Ubuntu 15.04 (Desktop): Schnell mal die LiveCD gestartet und auch Ubuntu erkennt die Karte nicht auf Anhieb. Also flugs den Treiber gezogen, kompiliert (make, make install, insmod tn40xx.ko) und fertig ist die Laube.
Von Linux zu Linux kann man ja prima iperf für die Link-Performancetests nutzen, hier also Screenshots in beide Richtungen:
Da will ich nicht meckern und die letzten bits/s habe ich jetzt nicht mehr versucht heraus zu kitzeln. Die Karte hat m.E. gezeigt, dass sie die Speed bringt.
Solaris 11.3: Auch hier habe ich mein Glück mit der LiveCD versucht und wurde auch leider mit einem "missing Driver" Popup begrüßt. Die automatische Suche nach einem Treiber war leider auch erfolglos. Und nach ein bißchen Google war's das eigentlich auch schon, denn laut
Tehuti FAQ zu Solaris/FreeBSD Support: "Additional drivers can be developed if business justifies it." Heisst also im Klartext: "zurzeit nicht supported". Doof. Mit den anderen Solaris-Derivaten hab ich es dann auch nicht weiter versucht.
ESXi 6: Der zickte leider etwas, da er gleich beide NICS (mein onboard ist ein Atheros oder so ähnlich) nicht erkannte. Und ohne NIC will er sich gar nicht installieren lassen. Da ESXi auch meine eingesteckte Realtek nicht erkannte und für die i350-T4 mit ihrem PCIex4er Anschluss kein Platz mehr ist, müsste ich die Tehuti nochmal in eine andere Kiste umbauen (worauf ich heute keine Lust mehr habe). Ich erwarte aber, dass sich der Treiber unter ESXi wie unter Ubuntu nachinstallieren lässt - wird ja auch offiziell von Tehuti unterstützt.
Fazit: Die Karte kann man m.E. nehmen, wenn man bei den Betriebssystemen bei Windows oder Linux bleibt und keine Lust hat, was Gebrauchtes zu kaufen. Muss man aber natürlich nicht...