Ich behaupte einfach mal ganz frech: Das größte Gift für die Gesellschaft und der Politik ist das Lohngefüge. Wäre es wieder möglich, dass einer allein eine Familie wieder finanzieren könnte, gäbe es viel weniger Krankheitsausfälle, psychische Diagnosen und Ausbeutung bei Gehältern seitens der Arbeitgeber.
Dabei will ich gar nicht von "Frauen an den Herd" reden oder dergleichen, ist doch egal wer von den beiden Elternteilen arbeiten gehen will/soll. Aber allein die Möglichkeit, dass eine Person ausreicht würde schon unglaublich viel Druck rausnehmen.
Ja, vor allem wenn ich in diesen Thread hier schaue verdeutlicht sich das wohl am Besten. Dabei mischen sich meiner Meinung nach grundsätzlich Äpfel mit Birnen und das nicht gerade wenig. Es verdienen "fast alle" anscheinend weit über den Durchschnitt 3k-Brutto pro Monat, oder nicht?
Ich stelle mir dazu mal die passende Frage, warum ich als Führungskraft dann nicht wenigstens 5k-Brutto habe? Bei 40 Wochenstunden, keine Wochenendarbeit, keine Schichten passe ich zwar in die Tariftabelle aber komisch ist das schon, dass einige monatlich sogar 3k netto haben, was selbst im öffentlichen Dienst schon min. eine Promotion abverlangt, damit E11.
Von welcher Region sprechen wir überhaupt? Ost / West / Nord / Süd? München, Berlin, Hamburg? Zittau? Normalschicht, Bereitschaft, Wochenendarbeit? ... etc. pp.
Alles über E7 bedarf nunmal eines Studiums, also ist def. bei 3,2k-Brutto Schluß, drüber kommt man nur mit Zuschlägen oder nach langer Betriebszugehörigheit wenn man ausnahmsweise eine Gruppe höher gestuft wird und einen "höheren" Posten übernimmt.
Ich sags mal so, selbst einen Posten mit E10 zu bekommen ist heute kein Zuckerschlecken, mal die innerbetrieblichen Bewerbungen und Prüfungen weggelassen. Wo kommt also das viele Geld her, was hier suggeriert wird?
Ich finde prinzipiell den Austausch zum Thema Gehalt nicht schlecht aber dass der Wartungsdienst auf dem Flughafen München mehr verdient als ein angestellter Geschäftsführer in Dresden, verdeutlicht denke ich ganz gut auf welcher Ebene man sich vergleichen sollte.
Ein Lockführer hat natürlich sehr viel Verantwortung aber was ist mit der Pflege? Die Leute dort gehen trotz Schicht- und Wochenendarbeit mit knapp 1,6k netto nach Hause. Je Region gern auch 2k netto. Drüber kenne ich persönlich keinen. Ist das nicht des Menschen Würde wert, dass diese 4k netto bekommen würden? 4k netto, was ÖT E9 entspricht (...Voraussetzung Studium)?
Bei solchen Diskussionen kommen dann die VW-Bandarbeiter hinter ihrem Fließband vor und können sich nichtmal vorstellen, "nur" 3k netto zu verdienen. Die "Ungerechtigkeit" liegt nicht am Staat - es sind die großen Tarifbetriebe in den wirtschaftsstarken Regionen und der öffentliche Dienst, wo ein Hausmeister fast doppelt so viel Brutto verdient als eine Krankenschwester. Die "Qualität" dieser Ungerechtigkeit erfährt jeder irgendwann - spätestens wenn man selbst oder ein naher Angehöriger ins Krankenhaus oder die Pflege muss. Da hilft dann vielleicht noch der persönliche Zuschlag zum Einzelzimmer, dem Rest muss man sich fügen und wird ernten was man indirekt mit sähte.
Ist Euch schonmal aufgefallen, warum in den Medien und Studien niemals die tatsächlichen Werte der Finanzämter verwendet werden? Wenn es Vergleiche gibt, dann basieren diese auf eigenen Gehaltsangaben von Stepstone oder auf den Tariftabellen der Länder und dort auch nur TVöD.
In Deutschland sind von 100% Einwohnern 54,9% (2018) erwerbstätig. Sprich 43,92 Millionen Einwohner. Im Öffentlichen Dienst (inkl. Bundeswehr) arbeiten aber nur 4,7 Millionen, daher ca. 8,6% der 54,9%. Wie viele fallen dann in die Gunst der IG Metall? 12% laut Branchenindex etwa?
In gewissem Maße sind solche Diskussionen Schall und Rauch, denn sie suggerieren in den meisten Fällen "Du gehörst nicht dazu". Immer wenn es um Gehälter geht verdient man selbst weniger. Egal ob das in den Nachrichten mal wieder ein Statistiker rausstrullert oder die BLÖD-Zeitung einen "offiziellen" "Was verdient Deutschland" Headliner druckt, dessen nachfolgender Textinhalt auf "eigenen Recherchen und Umfragen" beruht...
Fakt ist eins, sehr viele Angestellte verdienen schlecht, haben aber wichtige Jobs und zu viele verdienen zu viel - in weniger wichtigen Positionen. Da grinst vor allem der Admin, der mit seiner E11 der Else Müller dabei hilft weil ihr Word nur kursiv druckt.
Meine Meinung muss nicht für andere gelten.
EDIT: gerade bei GUV gefunden:
"Nach wie vor gibt es einen Unterschied zwischen den alten und den neuen Bundesländern: So lag 2018 das Durchschnittsgehalt für Fach- und Führungskräfte in den alten Bundesländern bei 4.858 Euro brutto und in den neuen Bundesländern bei 3.762 Euro brutto monatlich"