@khorne
Ich bin in beiden Systemen zur Schule gegangen. Die Unterschiede waren damals schon enorm, heute noch viel extremer.
Geh mal in eine Schule, geh mal in eine Berufsschule, usw.
Da fehlt es an deiner vielzitierten Methodenkompetenz (die einhergeht mit "traegem" Wissen).
Man kann es nicht verallgemeinern, der Trend ist aber da.
Edit:
Falls noch nicht mitbekommen. Ich heisse nicht das Gesamtsystem gut, das waere dann die "darkwonder" Gehirnwaesche. Sondern den Teil der Schule, der fuer (Aus)Bildung relevant war.
Stichwort Differenzierung. Und genau da versagt das aktuelle Schulsystem gnadenlos.
Wie gesagt, schau dir die Schueler an. Red mal mit Firmen bezueglich Nachwuchs....
Ich war nach dem Abitur mehrfach in Schulen, sowohl in Gesamtschulen (integrierativ und kooperativ) als auch dem klassischen, humanistischen Gymnasium. Methodenkompetenz geht einher mit trägem Wissen, aber vor allem deutlich darüber hinaus, weil es komplexer ist. Wie später im Studium legt man lediglich Wissensinseln an und gibt eine Schaufel an die Hand um die Strände zu erweitern, Fokus auf der Schaufel, nicht auf der Insel. Prosaisch ausgedrückt.
Dass du nicht das Gesamtsystem gutheißt, habe ich schon mitbekommen. Du kannst die politische Komponente aber nicht einfach von der Bildungskonzeption abtrennen, weil sie übergeordnet und maßgeblich ausschlaggebend für die konkrete Umsetzung des Ganzen war: Das Schulssystem hatte einen primär politisch-ideologischen Auftrag im Sinne des Marxismus-Leninismus, der alles andere beeinflusst hat, period. Es gab keinen Teil, der nur für Bildung zuständig war, weil Bildung der Erziehung diente.
Ganz so ideal war die Differenzierung auch nicht, weil die Studienquoten fix waren. Studiert haben die absolut besten (Allrounder), unabhängig besserer fachlicher Eignung von Schülern mit insgesamt schlechterem Notenschnitt. So pauschal nicht besser als heute, erst recht bei quasi ausschließlichem Frontalunterricht und dem angestrebten Erziehungsziel (Homogenisierung). Einheit für Alle heißt in diesem Fall auch, dass alle anderen zu den Verlieren des Systems gehören. Differenzierung zielt außerdem prinzipiell auf die Chancengleichheit des Einzelnen, die das System trotz Ankündigung (Schulgesetze) nicht verwirklichen konnte. Ausgegangen wurde zwar nicht vom Durchschnittsschüler, aber der Durchschnittsmensch war lange das Ziel, ergo fehlte Begabtenförderung. Die wurde dann irgendwann außerschulisch eingeführt, weil man das System nicht verändern dufte, als politische Korrekte Notlösung aus Mangel an Leistungsträgern.
Da kann man sich lediglich auf die Einheitsschulen mit den daraus resultierenden, positiven Nebeneffekten versteifen, aber das erscheint zu selektiv, weil das Konzept eben doch mehr als das war und sich eine generell positive Wirkung des Systemganzen nicht belegen lässt - es ist nicht gerade an seinem Erfolg zugrunde gegangen. Ansonsten landet man, auf die Spitze getrieben, bei Eva Hermann und erklärt, dass im [hier beliebige Diktatur einsetzen] doch nicht alles ... okay, Nazivergleiche stinken, streichen wir den, weils dann zu schnell reflexartig unsachlich wird.
Das "mangelnde" oder eher falsche Wissen ist weniger in der (speziell weiterführenden) Schule zu suchen, sondern viel früher im Elternhaus (siehe Lesesozialisation). Da fangen Bildungsweg und Chancengleichheit an, danach folgt nur im schlimmsten Fall nur Notstandsmanagement, je weiter man in der Schulform nach unten geht. Da fehlt es dann aber an Sozialpädagogen, um etwas zu bewirken und führt dann dazu, dass Hauptschüler illiterat sind und bleiben. Dazu muss ich mit keinem Unternehmen sprechen, die sind sowieso unzuverlässig in diesen Belangen (Fachkräftemangel, haha). Aber nochmal: Das war in den 1950er Jahren anders und hat allgemeine gesellschaftliche, nicht primär systemische Ursachen. Etwa zum Teil auch die digitalisierung, Schrift in klassischer Form wird unwichtiger, mit dieser "Umwertung aller Werte" kämpft insbesondere der klassische Deutschunterricht.
Wer von einem starren Wissens- und Intelligenzbegriff ausgeht, sieht natürlich einen Negativtrend.
Oder optimistisch aus der Sonnenscheinpädagogik: Jeder Mensch hat Kompetenzen und Fähigkeiten, die man nur finden muss. Glaube daran wer will
Wirr argumentiert oder themenbezogen? Wein am Abend hat Nebenwirkungen
Prinzipiell scheinen wir vielleicht ein wenig aneinander vorbeizureden, einmal auf eher theoretischer und einmal auf praktischerer/exemplarischer Ebene?
Manchmal ist die Richtungsvorgabe besser als das Umherirren.
Nochmal hierzu, weils mich erschrecken tat. Umherirren ist leider auch ein Merkmal menschlicher Gesellschaften, weil es keine Musterlösungen gibt. Entwicklung ist Try and Error. Mit der Offenheit abseits von Patentrezepten muss man leider leben können, ohne sich in einfache Strukturen zu wünschen. Komplexität darf nicht simplifiziert werden, sondern muss zwingend in ihrer Komplexität dekonstruiert und akzeptiert werden. Vielleicht auch an deiner Aussage vorbei, aber so habsch das verstanden.
Dennoch neugierig: Welche extremen Unterschiede hast du erlebt, Beispiele, Ankedoten?