Nach ein paar Tagen mit dem Violectric wollte ich noch ein paar Worte dazu schreiben. Beide Hörer, der Expanse und der Atrium Closed profitieren deutlich vom Violectric und skalieren sehr schön. Der Expanse blüht richtig auf und spielt freier, transparenter und wesentlich kontrollierter im Bass. Ich würde den Expanse nicht als wirklich "dunkel" oder "warm" bezeichnen, aber beim Wechsel auf den Vio fällt mir auf, auf welch technisch hohem Niveau er spielen kann. Aber auch der Atrium spielt freier durch. Gerade der Bass hat deutlich an "Kontur" gewonnen und ist wesentlich präziser. Das harmoniert mit den Caldera Thin Pads wirklich hervorragend. Das ist auch der allgemeine Tenor, den ich dem V590 zuschreiben würde - eine sehr transparente, klare und kontrollierte Wiedergabe.
Was heißt das jetzt genau? Im Vergleich zum Soloist wirkt die Wiedergabe transparenter und hochauflösender. Zwischen den Instrumenten scheint - ACHTUNG audiophiler Ausdruck - mehr Platz zu sein und gerade im Bassbereich merkt man die Kontrolle im reinen Tiefbass. Hier scheint es eine klarere Struktur und eine bessere Abgrenzung zum Oberbass zu geben. Lässt sich schwer beschreiben, aber fällt beim Expanse ganz besonders deutlich auf. Wer den HQPlayer kennt und vielleicht schon mal den Sinc-L Filter beim PCM Upsampling ausprobiert hat, weiß vielleicht was ich meine. Zumindest wirkt dieser Filter für mein Hörempfinden recht ähnlich bzw. hat einen ähnlichen Charakter.
Trotz der sehr transparenten und hochauflösenden Wiedergabe wirkt der V590 aber nicht nervig oder hell. Er hat einen ganz leichten Touch Wärme oder "Schmelz" im Klang. Auch das lässt sich schlecht beschreiben, funktioniert aber ganz wunderbar. Laut Fried Reim spielt Violectric hier wohl mit dem Klirrfaktor und sorgt damit für den nötigen Schmelz. Bei Modellen wie dem V222 oder V281 mehr, bei manchen Modellen wie dem V550/V590 etwas weniger.
Die Lautstärken-Regelung wird beim Pro Modell des V590 über ein 256-stufiges Relais-Netzwerk realisiert und ist wirklich sehr fein regelbar. Schon ab dem ersten "Klick" ist die Kanalgleichheit vorhanden und man muss sich keine Sorgen mehr machen. Überhaupt ist die Regelung der Lautstärke, auch bei unterschiedlichen Hörern und Impedanzen, wirklich gut gelöst. Das hat den Effekt, dass ich den AC und den Expanse fast auf den gleichen Lautstärken-Einstellungen laufen lassen kann. Die Anpassung und das Verhältnis von Leistung und Spannung ist hier sehr gut gelöst. Beim drehen am massiven Regler gibt es immer ein kleines "klicken" im Gerät, was aber keinesfalls laut oder wirklich störend ist. In Sachen Leistung ist der V590 aber sowieso gut aufgestellt. Den Expanse kann ich bequem, wie auch den AC, im 0db Gain Betrieb ansteuern und habe immer genug Lautstärke zur Verfügung.
Die Verarbeitung ist absolut über jeden Zweifel erhaben. Das Gerät ist sack schwer und super verarbeitet. Die Drehregler sind butterweich zu bedienen, die Knöpfe haben haptisch und optisch ein gutes Feedback und ganz allgemein bekommt man hier ziemlich viel Material für sein Geld. Auch die Fernbedienung ist aus dem vollen gefräst und qualitativ wirklich top. Was nicht ganz so schön ist, dass die Fernbedienung des MKII tatsächlich noch Upsampling-Knöpfe des V1 besitzt, die aber gar nicht mehr benutzt werden können.
Noch kurz ein paar Worte zum DAC... Den DAC lässt sich Violectric mit 600€ zwar recht gut bezahlen, aber dementsprechend gut performt er auch. Die so oft angesprochene „ESS Härte“ kann ich hier absolut nicht wahrnehmen, aber das konnte ich auch schon beim Composer 3XP nicht. Hier merke ich, für mich ganz persönlich, dass der DAC bedeutend mehr ist als der reine Chip - nämlich Stromversorgung, Ausgangsstufe und generelles Layout-Design. Kurzum - der interne DAC braucht sich vor dem Composer nicht zu verstecken und liefert in einem All-In-One Gerät eine tolle Performance ab.
Alles in allem hat sich der Wechsel für mich definitiv gelohnt und der V590 deckt alles ab, was ich mir gewünscht habe. 3,8k€ sind zwar kein Pappenstiel, aber so gehe ich für mich keine Kompromisse ein und habe hoffentlich „Ruhe“. Mit den zwei 32“ Samsung M8 Monitoren passt eh nichts anderes mehr auf den Schreibtisch 😅