„Natürlichkeit“ vegetarischer Ernährung
Seit den Anfängen der modernen vegetarischen Bewegung argumentieren manche Vegetarier, die vegetarische Ernährung sei naturgemäß.
[22] Unter anderem wird angeführt, der Mensch sei nach der Beschaffenheit seines Gebisses und der Länge seines Darms nicht als Raubtier anzusehen, sondern für pflanzliche Kost eingerichtet.
[23]
Biologisch gesehen ist der Mensch jedoch weder ein reiner Pflanzen- noch ein reiner Fleischfresser. Als
Omnivor (Allesfresser) hat er die Fähigkeit, sich sowohl von pflanzlicher als auch von tierischer Kost zu ernähren. Die
Evolution seiner Vorfahren verlief anscheinend von Pflanzenfressern über omnivore Pflanzen- und Aasfresser
[24] (
Homo habilis) zu jagenden
Homo-Arten (
Homo erectus,
Homo heidelbergensis,
Neandertaler). Zu letzteren gehörte
Homo sapiens offenbar von Anfang an, denn zahlreiche Funde aus verschiedenen Regionen bezeugen, dass die steinzeitlichen Vorfahren der heutigen Menschen
Jäger und Sammler waren.
[25] Ein zusätzliches Indiz liefert die Existenz des
Rinderfinnenbandwurmes und des
Schweinefinnenbandwurmes. Diese zwei
Parasiten haben sich
evolutionär auf den (fleischfressenden) Menschen als einzig möglichen
Endwirt spezialisiert. Sie sind auf ihn zur Fortpflanzung angewiesen und können ihn nur durch den Konsum von Fleisch befallen.
Der Anteil der Fleischnahrung ist – in der Vergangenheit noch stärker als heute – immer vom Nahrungsangebot des jeweiligen Lebensraumes abhängig gewesen. So ernähren sich die
Inuit beinahe ausschließlich von Fleisch, während in anderen Regionen pflanzliche Kost vorherrscht