Wieso ist ein Konzern mit 3 Milliarden operativem Gewinn auf dem absteigenden Ast?
Weil der Gewinn kurzfristig ist. Durch die Preiserhöhung wird die Post ja noch unattraktiver. Zumindest rein für Deutschland kann die Post gar nicht gut dastehen. Im Ausland kann der Gewinn natürlich stark steigen, wenn sie guten Service zu niedrigen Preisen bieten können.
Was hat die deutsche Post in Indien oder anderen Ländern zu suchen?
Wenn Du aus dem Ausland was bestellst, geht das per DHL. Wenn Du was exportierst, kannst Du das auch mit DHL machen. Meinst Du etwa, die Franzosen schicken das zum Zoll und von da holt es DHL ab? Wir sind im 21. Jahrhundert! Keine globale Versorgung anzubieten, ist schlicht dumm, wenn man die Chance dazu bekommt. Wenn die das nicht getan hätten, wäre UPS hierzulande schon viel beliebter und langfristig könnten Sie deren Vorsprung auf dem Globus auch nicht attackieren.
Wann war die letzte Tariferhöhung der Post vor der Erhöhung von Briefporto auf 58 ct?
Soweit ich weiß noch vor Euro- Zeiten. Doch das Porto wurde auf 60 Cent erhöht und steht aktuell auf 62 Cent, innerhalb von 3 Jahren. Davor wäre es kaum genehmigt worden, weil die Post bis 2008 das Briefmonopol hatte und bis 2010 im Gegensatz zu Konkurrenten keine Umsatzsteuer zahlen musste. Die Privatisierung dauert natürlich ewig. Und bis die ganzen Regionalen Anbieter endlich eine lückenlose deutschlandweite Abdeckung erreichen, ist noch ein langer Weg. Aber ich bin mir sicher, dass der Tag kommt, wo ein Brief gegenüber heute, inflationsbereinigt im Schnitt nur noch 30 Cent kostet - Wenn auch nicht bei der Post. Und damit hätte sich das Wohl der Gesamten Bevölkerung durch die Privatisierung gesteigert. Edit: Und gleichzeitig holt die Post dann ausländisches Kapital durch Gewinne im Ausland ins Inland.
Was sich auf jeden Fall geändert hat ist, dass viele Postler Angestellte und keine Beamten mehr sind und daher streiken dürfen. Was sich auch geändert hat ist, dass die Post nicht mehr als Staatskonzern wirtschaftet, sondern als Privatunternehmen mit Shareholdern die Dividende haben wollen.
Und all das würde uns nicht die Bohne interessieren, gäbe es ca. 10 gleich große Logistikunternehmen, auf die wir problemlos ausweichen könnten. Das Streikrecht trifft normalerweise nur Arbeitgeber. Da die Konkurrenz aber gar nicht genug Kapazitäten hat, trifft es jetzt große Teile der Bevölkerung. Das ist das eigentliche Problem. Durch den Streik erkennen jetzt viele, wie wichtig es wäre, Alternativen zu unterstützen. Und so vernichten gerade die Streikenden zukünftige Arbeitsplätze bei der Post und schaffen neue bei Hermes, für 8,50€.
Das Privatisierung von Grundversorgung immer Murks ist, vor allem für Angestellte und Kunden, kann man bei der Telekom, der Bahn und der Post wunderbar nachvollziehen. Privatisierungsideologie oder das verscherbeln von Tafelsilber seitens der Bundesregierungen ist jedenfalls nicht positiv zu sehen. Im Gegenteil.
Bahn braucht Schienen, Telekommunikation Leitungen. Da Du die staatlich planen musst, ist die Privatisierung hier tatsächlich problematisch. Der Staat müsste zum Beispiel die Telekommunikationsleitungen halten und die Abschlüsse, sowie Traffic vermieten. Denn dann hättest Du überall volle Marktfreiheit. Jetzt gehört einem Unternehmen die Leitung und das muss sie vermieten oder darf sie exclusiv nutzen, je nachdem ob es Telekom heißt oder nicht. Das sind also alles extrem schlechte Beispiele, weil der Staat hier gnadenlos versagt hat. Bei der Post hingegen hätte er einfach dafür sorgen müssen, dass der Wettbewerb schneller kommt, sobald die meisten Beamten weg sind. Wenn man unkündbare Leute abstellen muss, kann man mit Wettbewerb natürlich nicht fertig werden. Ein gewisser Übergangsschutz war somit wichtig. Jetzt sollte aber mal langsam endlich ein richtiger Wettbewerb entstehen, damit man die Früchte ernten kann.
Post im Sinne von Briefkommunikation ist eine Grundversorgung. Die Privatisierung hat nur eines bewirkt, nämlich das die Arbeitsbedingungen jetzt den Interessen der Shareholder untergeordnet werden.
Die Grundversorgung ist momentan natürlich im Eimer, klar. Aber wie gesagt, wenn das eigentliche Ziel schon jetzt erreicht wäre, könnte man auch einfach auf andere Mitbewerber ausweichen, sodass die Grundversorgung im Fall der Post durch die Privatisierung überhaupt nicht gefährdet wäre. Bei Straßen, Strom, Gesundheit und Bahn sehe ich das auch anders. Ich verstehe hier immer nicht, wieso man den Unternehmensbesitz als Widerspruch zur Arbeitnehmerschaft sieht. Letztlich sorgen Unternehmensgewinne in der Regel zu mehr Arbeitsplätzen oder höheren Löhnen. Hierzulande muss die Post halt nicht mehr investieren, somit entstehen die zusätzlichen Arbeitsplätze eben zum Beispiel in Indien. Komischerweise macht man aber immer Unterschiede zwischen ausländischen Arbeitnehmerinteressen und inländischen.