Q6 ist ja „south facing“ und dazu passen die Caps nicht optimal
Bist Du da nicht ein wenig auf Abwege geraten? south-facing heißt LED zum Tipper ausgerichtet und leaf von Dir abgewandt. Die "hohe" Seite des top housings zeigt also Richtung Norden und die eher "flache" Seite nach Süden. Die stark angeschrägte Südseite des Cherry-Profils hat daher den notwendigen Platz. Probleme gibt es, wenn north-facing Switches unter Cherry-Deckeln sitzen.
Material zum Basteln landete gestern auch bei mir, genau genommen in Form eines sehr schrägen Layouts: Die Keychron Q14 Pro in muschelweiß. Die flog laut Sendungsverfolgung einen Bogen über Lüttich und bekam irgendwo eine deutsche Absenderadresse aufs Paket geklebt. Somit Sendungsverfolgung per DHL und Umleitung an eine Packstation möglich, dies als Info für diejenigen, die von der Abholung in der Filiale genervt sind.
Die weiße Lackierung ist nicht ganz glatt, aber sauber und gleichmäßig. Auf Makrofotos ist eine leichte Orangenhaut zu sehen, mit bloßem Auge nicht. Der Lieferumfang ist halbgar, egal ob Schraubendreher, Inbusschlüssel oder switch puller, alles billig und unbrauchbar. Ein Bit-Set sollte man zur Hand haben. Das Type C-Kabel ist starr und kommt nicht ohne Mantelwellenfilter aus. Das Board ist riesig - um die 44 cm breit - und massiv, obwohl die Stahlplatte, die in der Q8 noch Standard war, durch PC ersetzt wurde. Ein Fortschritt für mich, erspart den Kauf einer weiteren plate und den Austausch.
Trotzdem müssen am Boden die Schrauben (die so breit sind, dass sie die Lackierung zerkratzen!) raus, denn die Stabis sind offensichtlich mit ungleichmäßiger Menge an lube versorgt worden und - mutmaßlich größter fail - nicht gleichmäßig festgeschraubt, teilweise überhaupt nicht. Mit in XHT-BDZ eingetauchten wires und festgedrehten Schrauben zeigen die Stabis zufriedenstellende Manieren etwas oberhalb von Durock, kbdfans & Co. Die verbliebenen leichten ticking-sounds gehen sowieso im Geklicke der Arctic Fox unter...
Die Q8 kam mit tape-mod, der durch PCB-foam ersetzt wurde, was wohl auch als Schutz vor Kurzschlüssen dient. tape-mod aus Kreppband wird durch die Form des PCB zu einer Sisyphusarbeit und hat bei clicky keinen Effekt. Das Bluetooth-Modul ist auf das eigentliche PCB aufgelötet und die Antenne, die an der Rückseite hinter einem Kunststoffeinsatz platziert ist, mit einem RP-SMA-Stecker verbunden. Eine externe Antenne für mehr Reichweite wäre also möglich. Der Akku ist gegen den Boden geklebt und mit einem Stecker verbunden, somit auch austauschbar. force break-mod wie bei der Q8 out of the box, case ping gibt es deshalb keinen.
Die Ausschnitte in der plate sind passend, Switches lassen sich gut stecken, aber nicht mit dem keycap puller ziehen. Die Schalter fallen mit sehr wenig, fast gar keinem pre-travel auf, der bump kommt früh, der Klick ebenfalls. scratchy feel / sound sucht man auf dem gesamten Laufweg vergeblich. Die Federn fühlen sich sehr leicht an, bottom-out ist relativ leicht zu verhindern, wie gemacht für langes Tippen. Das Klickgeräusch ist satt und hell, vor allem aber überall gleich, insgesamt ein sehr schöner Schalter, der wirklich Spaß macht. Als Keycaps kommen vorerst NP 1950's zum Einsatz, denen - abgesehen von einer einzelnen 3u - leider die short bars fehlen. Weißes XDA v2 von AliExpress füllt diese Lücken. Liegen NP und XDA nebeneinander, sieht der Unterschied unkomfortabel groß aus, was sich durch verhältnismäßig kurze Kreuzaufnahmen bei XDA relativiert.
Noch immer werden Keychron-Boards nicht automatisch von VIA erkannt. Ich zweifle, ob der Tag jemals kommen wird. Mit *.json-sideload stehen aber alle Möglichkeiten offen, selbst der encoder (der sehr leise klickt!) kann dreifach belegt werden; Drehen gegen und im Uhrzeigersinn sowie Klick, alles separat - und es funktioniert auch so wie eingestellt. Die Freude darüber währt für Windows-User wie immer nur kurz, denn Layer 0 und 1 sind dem Mac-Layout vorbehalten. Wer Windows nutzt, muss seine Standard-Tastenbelegung auf Layer 2 unterbringen und Fn auf L3. Einen Einsatzzweck für einen Fn-Layer konnte ich bei 104 Switches bisher nicht finden, es fehlt ja nur eine einzige Taste zu Fullsize-ISO. Auf
Insert
kann ich sehr gut verzichten.
Zum Tippgefühl ziehe ich noch einmal die Q8 heran, die 9 cm schmäler ist als die Q14, dennoch sind beide Boards mit sieben gaskets ausgestattet. Bedingt durch diese geringe Dichte an gaskets ist der mount auf der großen Alice - unabhängig von den Switches - ein gutes Stück mehr bouncy, flexy oder soft, wie auch immer, insbesondere am Rand und einmal mehr in den Ecken, Kommen noch die Switches (Arctic Fox) mit dazu, verstärkt sich der Eindruck. Zwischen den nur 52-53 Gramm der Clickies von Chosfox und dem schweren Mischmasch von Kailh BOX Dark Yellow (70g) und BOX Ancient Grey (95g) auf der Q8 liegt eine kleine Welt. Trotzdem ist die Q8 über die gesamte Fläche relativ gleichmäßig straff, während die Q14 federt. Es kam, was kommen musste; die Switches mussten mal ihren Platz untereinander tauschen, was sich komplett falsch anfühlt. Nur gut 50g auf der Q8 machen dem gasket-mount den Garaus, während die schweren Schalter auf der Q14 sozusagen in ein tiefes Loch fallen. Schnell wieder auf Anfang und zurück tauschen.
Die BT-Verbindung ist stabil und vor allem schnell, einschalten und nach nicht zwei Sekunden kann es los gehen. Eine Vortex TAB60 braucht da erheblich länger. Die Akkulaufzeit wird mit Spannung erwartet. RGB blieb bisher außen vor, noch keine Muße gehabt, mich mit den Effekten zu befassen. Ein Blaustich bedingt durch die Schalter ist aber so gut wie sicher. Auf der Waage stand der Prügel aber bereits, die zeigte 2.420 Gramm, eine Zahl mit der ich so nicht gerechnet hätte. 😲