Auch als bekennender nicht HAM-Fan ist das unterm Strich eine starke Leistung, die er da über die Jahre abgerufen hat. Hätte nicht gedacht, dass Schumachers Titelrekorde so schnell fallen.
Natürlich wurden die Titel von HAM durch div. Umstände begünstigt, allen voran sicherlich die Dominanz von Mercedes - bedingt durch das Gesamtpaket (Viele sagen ja auch, dass es für ihn total easy war, die Titel so einzufahren). Ich glaube, dass kein einziger Titel, der in der F1 je eingefahren wurde, leicht zu erringen gewesen ist. Es gibt sicherlich mehr Probleme im F1-Zirkus, als jene, die man während des Rennens sieht und da muss man sich als Fahrer in allen Belangen/Themen durchsetzen. Das kostet sicherlich Kraft. Was mich an HAM tatsächlich so "fasziniert", ist seine fahrerische Perfektion: Immer dann, wenn es drauf ankommt, ist er da und liefert ab (Stichwort: Hammer-Time). Das konnte damals schon Schumacher sehr gut (z. B. bei den 1-Runden-Qualifyings).
Ich finde, dass HAM sich positiv entwickelt hat und ich meine hier nicht das fahrerische Können, sondern sein Umgang mit div. Themen - insbesondere wenn er unter Druck gerät.
Man mag von der "BLM"-Bewegung halten was man will aber er engagiert sich auf seine Weise und erzeugt dadurch Aufmerksamkeit. Das alles könnte ihm ja auch am A*sch vorbeigehen (er hat ja seine Schäfchen im Trockenen). Damit startet er abseits der Rennstrecke ja auch eine Diskussion darüber, ob sich Sportler über politische Themen so auslassen sollten. Er zeigt hier wenigstens Profil und in wesentlich höherem Maße als seine Fahrerkollegen. Das macht ihn, zumindest aus meiner Sicht, sympathisch.
Schaut man sich die vergangenen Saison-Verläufe an, so gab es lediglich einen Fahrer, der HAM geschlagen hat und das war ROS. Damals fand ich die Entscheidung von ROS, sich zurück zu ziehen, absolut bescheuert ... ich meine: Wer steigt schon in so jungem Alter auf dem Zenit des Erfolgs aus? Man erwartet (von sich selbst) weitere Leistungssteigerung, d.h. mehr Siege und Titel. Wir leben in einer Zeit, die durch "Höher, schneller, weiter" geprägt wird - egal wo man hinschaut. Die wenigsten denken in dem Moment ans Aufhören, imo. Respekt vor der Entscheidung von ROS, nach einer (auch mental) so schwierigen Saison mit glücklichem Ausgang die Reißleine so konsequent zu ziehen. Er ist bis dato der einzige Fahrer, der HAM in seiner Höchstform geschlagen hat. ROS hat in div. Dokus und Talk-Shows (z. B. bei Markus Lanz) darüber gesprochen und somit Einblicke gegeben, wie er HAM geschlagen hat. Das ist teils total verrückt. Nur ein Bruchteil der Fahrer würde wahrscheinlich solch eine insbesondere psychische Belastung auf sich nehmen und seinen Gegner mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln bezwingen wollen (die meisten glauben wahrscheinlich nur, dass sie das tun). ROS hat da wohl wirklich alles dem Ziel des WM untergeordnet. Da gehört so unfassbar viel Motivation und Disziplin zu.
Das alles macht ihn - trotz "nur" eines WM-Titels - dennoch zu einem absoluten Ausnahme-Rennfahrer in dieser Epoche der F1-Geschichte, imo.