Gemessen am derzeitigen Budget wäre das wohl eine Kostensteigerung pro Nase um das 20-fache. Ein gewisser Vorteil eines Solidarmodells, in dem alle für alles bezahlen. Jemand, der alle ÖR-Sender haben will, bezahlt nämlich nach euren Modellen utopisch viel Geld dafür, wenn die Sender mit ähnlichen Budgets weitermachen.
Zumal ich TV-Programm doch ganz gerne auch im Fernsehen und nicht im Internet sehe.
Mir ist nicht so klar wie du so argumentieren kannst - vllt kannst du kurz aufklären, woher du deine Informationen beziehst?
Dass die Infrastruktur nicht von Heute auf Morgen geändert werden kann ist mir klar. Die Umrüstung wird auch etwas kosten und Zeit in Anspruch nehmen. Aber inwiefern sollen denn so krasse Mehrkosten entstehen? Die Programmvielfalt, so wie sie jetzt existiert, kann doch vorerst erhalten bleiben. Sie wird quasi nur umstrukturiert und nur pro individuellen Bedarf frei geschaltet. Ich sehe darin keinen Verlust an Programmvielfalt durch Abos -
vorausgesetzt die Preise sind bezahlbar. Und das könnten sie durchaus sein, wenn man wollte. SKY hat doch schon so ein ähnliches Konzept. Inwiefern ist das nicht machbar?
Sky Welt + Bundesliga-Abo mit kostenlosem Receiver derzeit für 30 Euro im Monat. Wo ist das Problem ein ähnliches Angebot zu liefern bzw es zumindest ähnlich zu strukturieren? Was spricht denn gegen Sender-Pakete, die man ganz individuell abonnieren kann?
Wir können ja leider kaum über Zahlen reden, denn die GEZ macht ja keine Angaben zu ihren Ausgaben. Ich kann mir aber vorstellen, dass manche Ausgaben für sinnvollere Dinge ausgegeben werden könnten. Mir ist es unter anderem ein Rätsel, warum man zB so viel Kohle für Fussball-Rechte ausgeben soll - mich interessiert das nicht die Bohne. Trotzdem soll ichs mitbezahlen. Mit welchem Argument?
Ich fordere ein System nach Interessen, was ist daran nicht fair? Wenn jmd sich nur einseitig besabbeln lassen will, warum darf man das nicht respektieren? Wenn jmd 24/7 nur WII-Dokus schauen will, soll er das. Aber mMn muss er dann nicht für die Fussball-Rechte mitbezahlen. Das sollen nur jene, die es auch wirklich brauchen. Genauso sollte der Fussball-Gucker, der sich einen Scheiß für Geschichte interessiert, diese Dokus nicht mitfinanzieren. Warum auch?
Natürlich wird das in manchen Bereichen dazu führen, dass Geld fehlt. Aber dann macht man sich vllt mal mehr Gedanken darüber, worüber man berichtet und wie man die Ressourcen einsetzt. Ich will nicht Quantität bezahlen sondern Qualität. Was hab ich davon, wenn pro Woche 20 Dokus auf diversen Sendern ausgestrahlt werden, ich davon nur maximal 4 sehen kann (wenn überhaupt) und davon 3 auch noch nichts taugen? Geht es hier eigentlich nur um Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen die irgendwie bezahlt werden sollen?
Dann gibt es ja noch die Problematik, dass das Geld aus der GEZ-Kasse verteilt wird nach Prioritäten bzw nach Quoten. Finde ich nicht fair. Jeder Bereich soll sich da selbst das nötige Geld verdienen. Wenn es an Geld fehlt sollte man sich fragen, woran es liegen könnte, dass die Inhalte nicht gut ankommen.
Dann gibts noch so Sachen wie hulu bzw Finanzierung auf freiwilliger Basis durch
Spenden. Ich sag nicht, dass die USA das perfekte System haben. Aber man sieht doch: es gibt Mittel und Wege es fairer zu gestalten. Warum geht das bei uns nicht? Warum muss man alles überregulieren und von jedem Geld einziehen, egal ob der sich das leisten kann oder ob er das Angebot nutzt oder nicht?
Bei den Print-Medien klappts doch auch gewissermaßen. Leute kaufen täglich Zeitungen, holen sich Abos, lesen digital. Manche Inhalte sind für alle frei zugänglich, andere nicht. Es gibt (mittlerweile) auch Möglichkeiten, für kostenlose Online-Artikel
Geld zu hinterlassen oder
größere Beträge zu spenden. Wie kam es dazu? Geld hat gefehlt, also wird man innovativ und sucht nach fairen Optionen einer Finanzierung. Und es klappt auch bisher ziemlich gut. Und warum? Weil das Niveau stimmt und den Leuten es wichtig ist, dass es so bleibt. Wäre in diesem Fall die taz irgendein Schundblatt, das keiner lesen will, würde es wohl nicht klappen. Qualität wird bezahlt, so einfach ist es. Und damit werden die Journalisten bei diesem Blatt auch motiviert, stets ihre Arbeit richtig zu machen. Wieso sollte das beim TV nicht auch klappen?
Es geht mir nicht um eine totale Radikalkur. Ich wollte nur aufzeigen, dass es zig Möglichkeiten gibt. Aber stattdessen ist man überzeugt, dass das bisherige Modell das beste ist. Wieso? Hat man es schon mal anders probiert? Ich seh da nur eine Sorge: Profitverlust. Darum gehts doch. Dann soll mans auch offiziell zugeben, anstatt scheinheilig mit dem Bildungsargument herum zu wedeln und die Leute einzulullen.
ich bin FÜR die Öffentlich-Rechtlichen!
Meine Frau wollte letztens unbedingt Independence Day auf SAT1 schauen. Also gut, gefügt...
Beschissener Film, war mir vorher klar. Aber: Alle gefühlte 20 Minuten 10 Minuten Pause! Ich hätte abgeschaltet, weil es einfach nur nervte - wurde aber überstimmt (jaja, die Frauenquote - sitzen gleich viele Männer und Frauen im Entscheidungsgremium, zählt die Stimme der Frauen doppelt...)
Ich persönlich schaue ausschließlich (abgesehen von F1 am Saisonanfang bzw. -Ende auf RTL) die ÖR - erstens habe ich dafür bezahlt, zweitens gibt es da vereinzelt noch so etwas wie Niveau, und drittens nicht diese lästigen Unterbrechungen. Überwiegend bleibe ich bei Phoenix, WDR und NDR hängen, die bringen recht interessante Reportagen.
Aber Fernsehen bringt mir immer weniger. Ich höre lieber Musik oder Radiosendungen. Tip: Unter der Woche mal Bayern3 einschalten, von 20:00 bis 22:00 kommt Matuschke; anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, aber sehr abwechslungsreiche Musik, auch mal abseits des Mainstreams, aber immer unterhaltsam und nicht zu vergleichen mit dem üblichen Gedudel.
Dennoch bin ich gegen die ständigen Erhöhungen bzw. Ausweitungen der GEZ. Ich sehe auch keinen keinen Bedarf für mehr Spartenkanäle à la EINSlive, EINSfestival, ZDFneo usw. weiter, und auch die Regionalsender Nord1, 2, 3, 4 usw. könnten ohne Probleme und ohne Informationsverlust eingespart werden.
Ich sehe keinen Mehrwert darin, wenn Bonn und Düsseldorf eigene Lokalnachrichten bekommen... Da sollte eindeutig gespart werden.
Und allen anderslautenden Posts zum Trotz: Die ÖR bringen durchaus politikkritische Beiträge und beißen auch mal die Hand, die sie füttert. PlusMinus, Frontal, Monitor, Die Reportage - bei den Privaten gibt es nichts vergleichbares. Wenn ich schon sehe, was bei den RTL2 TopNews um 20:00 kommt - Weltgeschehen oder auch nur im entferntesten relevantes kommt dort nicht vor. Allenfalls bis zu 14-jährige werden sich mit den dort gebotenen "News" als ausreichend informiert fühlen.
Man könnte sagen: Für jeden Anspruch ein passendes Angebot. Aber ich zahle lieber, statt mich vom Privatfernsehen verdummen zu lassen. Manches Programm kommt mir so vor, als ob es gemacht wird, das Hirn des Zuschauers weichzuspülen und für die Aufnahme von Werbung vorzubereiten. Da kommt einem die Werbung dann schon fast intelligent und (be-)merkenswert vor.
Danke für deine ehrliche und auch erklärende Antwort. Ich respektiere deine Ansicht total und würde auch schon mal eine Kostenreduzierung begrüßen, zB durch Einschränken diverser Sender ohne Mehrwert.
Was aber die kritische Auseinandersetzung mit diversen Themen angeht, so kann ich nur bedingt zustimmen. Ich bin kein regelmäßiger TV-Zuschauer, da ich wie gesagt nur in den "Genuss" komme, wenn ich bei anderen Privatpersonen mitschaue. Deswegen sehe ich auch nicht jede Doku oder jede Reportage und auch nicht jeden Polit-Talk. Aber mehr als die Hälfte dessen, was ich bisher gesehen habe ist größtenteils immer einseitig gewesen. Viel zu oft fließen da Meinungen hinein, die da nichts zu suchen haben. Das Problem Objektivität ist aber ein generelles in der gesamten Medienlandschaft. Es ist nur so: während andere Sender oder Blätter sich nicht damit brüsten, einem Bildungsauftrag gerecht zu werden, tun dies die öffentlich-rechtlichen schon. Ein Bildungsauftrag sollte so neutral wie möglich sein. Kritisch, aber neutral. Das geht. Und wenn es schon subjektiv wird und die Kritik einseitig ausfällt, dann erwarte ich vom selben Sender auch mal die andere Sicht der Dinge, die unter Umständen relativierend ist.
Ein ganz simples Beispiel, das hier jeder kennt: Frontal21 vs Games. Wann kam da mal ein Bericht, der gewisse Dinge wieder richtig gestellt hat? Nie! Wann kam mal ein Bericht, der es aus einer anderen Perspektive erläutert hat? Nie! Warum? Wenn jmd sich nur über TV informiert, stößt er sicher nicht auf die Kritiken der Sendung durch PC-Magazine oder Diskussionen in Foren. Dh das Bild des Zuschauers ist einseitig geprägt, weil er nur Zugang zur angeblich objektiven Berichterstattung von Frontal21 hat. Das ist nicht Bildung, sondern Meinungsbildung und die hat sich der Zuschauer nicht selbst gebildet sondern sie wurde bereits für ihn gebildet. Das ist nicht richtig. Natürlich könnte der Zuschauer sich noch zusätzlich informieren und sich die Gegenseite anhören - macht er aber in der Regel nicht. Warum auch? Frontal21 hat ja schon alles berichtet, was man wissen muss. Und wieso denkt man das? Weil es so behauptet wird.
Ich hab kein Problem mit kritischer Berichterstattung, die vllt auch mal Dinge sagt, die die eigene Meinung hinterfragen oder eigenes Verhalten direkt kritisieren. Manche Dinge will man einfach nicht hören, auch wenn man vllt irgendwie weiß, dass die Kritik ihre Berechtigung hat. Aber falsche Fakten oder eine Verzerrung der Realität, nur weil man denkt man müsse jetzt aufklären, ist nicht korrekt. Was für Menschen machen denn solche Berichte? Sind die objektiv genug? Haben die vllt selber Kinder die nur zocken und wollen dann entsprechend ihre Vorurteile an andere Leute weitergeben, nur weil sie selbst nicht kapieren, warum das für Jugendliche zB interessant sein kann? Meinetwegen, aber dann bitte auch Gegenmeinungen aussenden, die auch mal darstellen, was für Menschen hinter den Berichten stecken und wieso sie eventuell zu dieser Darstellung neigen.
Von RTL und Co ist das nicht zu erwarten, aber sehr wohl von einem solchen Medium, welches einen Bildungsauftrag offiziell ausführt. In der Schule wird auch nicht immer differenziert gebildet. Alle wissen zB dass der Kommunismus nicht so toll ist. Aber zumindest hat man uns nicht eingebleut, dass es einfach nur schlecht ist, sondern hat auch die positiven Aspekte erläutert und diskutiert. Manche Leuten sind dann zum Schluss gekommen, dass es Mist ist - andere nicht. Und das ist sollte auch beim TV so sein.
Wenn das jetzt nur bei Games so wäre, wärs mir egal. Es ist aber auch bei wichtigen Themen so, Themen die relevant für die Wähler sind bzw für den Bürger selbst, der ja irgendwie begreifen soll, was dahinter steckt, damit er sich ein Gesamtbild machen kann. Inwiefern werden politische Themen ausdiskutiert? Ja, die Themen werden aufgegriffen. Ja, es wird darüber gesprochen. Ja, es werden Probleme diskutiert. Aber Alternativen werden immer schnell wegdiskutiert, es kommen keine Debatten mehr auf, inwiefern bestimmte Dinge sinnvoll sind. Es wird nicht ehrlich genug diskutiert. Man gibt nicht zu, wer von einer bestimmten Politik profitiert und wer nicht (ist auch nicht anders zu erwarten, was sehr traurig ist). Aber wenn, dann sollte es angesprochen werden. Ein Moderator sollte einen Politiker schon mal in Schwierigkeiten bringen mit hinterfragenden, kritischen Äußerungen. Stattdessen wird selektiert, wer was wie lang sagen darf. Wenn ein Punkt uninteressant oder zu kontrovers erscheint, wird einfach übersprungen. Das ist Affentheater und keine Volksbildung. Wer bitte soll mir denn ein unverzerrtes und unzensiertes Bild liefern, wenn nicht das TV? Im Netz kann jeder Dummbatz irgendetwas behaupten. Also brauche ich professionelle Journalisten und Redakteure, aber auch Moderatoren, die vor Systemkritik nicht zurück schrecken. Es gibt so manche Momente in denen klar ist, was alle denken, aber niemand sagt es. Es ist, als wolle man einen höheren Gott nicht beleidigen mit eigenen Gedanken. Das ist doch alles ein Witz. Die Politiker wissen genau wo der Hund begraben ist, aber sie werden dazu gezwungen eine Politik zu machen, die die Geldgeber zufriedenstellt.
Ich erfahre von den öffentlich-rechtlichen zB seltenst, welche Lobby irgendwo dahinter steckt, wie viel Kohle da fließt und wer den größten Reihbach macht. Das wäre mal investigativ, das wäre mal kritisch und bildend. Dann weiß ich nämlich, wen ich noch wählen darf.
Politikverdrossenheit der Jugend? Ihr fragt euch noch warum? Genau wegen diesen Spielchen. Die haben sich alle gegenseitig an den Eiern und lächeln breit in die Kamera. Und anstatt dass die Medien da mal endlich klar Schiff machen, spielen die auch noch mit und liefern für diese Märchen eine Plattform. Für diese "Bildung" soll ich also zahlen? Da kann ich mir auch gleich ein BILD-Abo holen, da kann ich wenigstens die Zeitung noch verbrennen um Heizkosten zu sparen.