Unsere Vorstellungskraft ist limitiert, weil sie von unserer Wahrnehmung abhängig ist. Dinge die wir wahrnehmen können prägen unseren Alltag bzw unseren Erfahrungshorizont. Wenn jetzt jmd irgendwas erzählt, was wir in gewisser Weise mit unserer Wahrnehmung vereinbaren können, dann können wir uns das auch recht gut vorstellen. Je mehr es in Bereiche geht, die man nicht mehr wahrnehmen kann, umso schwieriger wird es, sich das vorzustellen.
Jeder kann sich vorstellen wie ne Pizza aussieht und jeder kann sich vorstellen wie Wolken über das Land ziehen. Man kann sich vllt noch vorstellen, wie Planeten um eine Sonne kreisen oder was passiert, wenn man zu nah an den Rand der Erdscheibe kommt. Bei Atomen und ihrem Aufbau wirds schon schwierig. Da fängt man dann zB sich quasi analoge Bilder vorzustellen. Elektronen kreisen um den Kern wie Planeten, Ladungen stoßen sich ab oder ziehen sich an wie Magneten, Atombindungen werden gespalten wie eine Schnur zwischen zwei Kugeln - oder so ähnlich. Für alles, was wir nicht direkt wahrnehmen können, suchen wir Bilder die uns dann helfen, sich die nicht wahrnehmbare Welt besser vorstellen zu können. Aber irgendwann hört es auf. Was ist unendlich? Wie kann etwas einen Anfang haben, ohne dass davor etwas da war? Wie kann aus einer anorganischen, unbelebten Welt letzten Endes organisches Leben entstehen? Wieso kann sich das Universum ausdehnen? Wo hat es seinen "Rand" bzw wie kann es sein, dass es keinen hat? Wenn es einen "Rand" hat oder von einer Hülle umgeben ist, was ist dann außerhalb davon?
Es gibt teilweise Antworten auf diese Fragen, aber es sind nur Modelle oder Theorien. Erklärungsversuche, die bestimmte Zusammenhänge irgendwie darstellen und in konkreten Fällen auch gute Antworten liefern - in anderen Fällen aber noch mehr Fragen und Ungereimtheiten aufwerfen. Könnten wir noch andere Dimensionen wahrnehmen, so wäre unser Verständis bzgl mancher Dinge ein ganz anderes. Das was uns ausmacht, so wie wir sind, das limitiert uns. Wir sind also in gewisser Weise alle beschränkt - wenigstens eine Gemeinsamkeit, die für alle gilt.
Vllt gibt es einen Plan, warum alles so ist wie es ist. Das haben ja einst sehr viele Menschen geglaubt. Mit der Philosophie und den daraus entwachsenen Naturwissenschaften ist der Glaube größtenteils verloren gegangen. Ob das eine gute Entwicklung war? Ich denke schon. Aber vllt hätten wir heutzutage weniger oder ganz andere, vllt auch eher erträglichere Probleme, wenn wir immer noch Götter huldigen würden, anstatt das Geld. Vllt wären wir nicht frei und unser Geist wäre beschnitten, aber wenn man nicht weiß, wie es anders sein kann, dann würde es vermutlich auch gar nicht auffallen. Völker, die teils völlig abgeschieden von der Zivilisation leben, vermissen auch keine Smartphones.
Wer also Antworten sucht, der sollte glauben bzw sich einem Glauben bzw einer Religion anschließen. Dort werden Antworten geliefert. Die Naturwissenschaften indes liefern keine wirklichen Antworten, zumindest keine befriedigenden. Sie liefern vielmehr Fragen. Und wenn diese Fragen nahezu zufriedenstellend beantwortet wurden, tauchen noch mehr Fragen auf. Wer damit nicht klar kommen kann, wird mit den Naturwissenschaften keine glückliche Beziehung führen.
Wie hängt das alles zusammen? Vorstellungskraft und Erwartungen sind miteinander verknüpft, können einander weiter helfen oder Verzweiflung/Zweifel aufkommen lassen. Denn wer sucht, aber nicht findet, der wird nicht froh sein. Und wer zweifelt, auch nicht. Ein bisschen Glaube gehört bei den Naturwissenschaften auch dazu, kombiniert mit einer Vorstellungskraft, die einen gewissen Horizont überwinden muss. Die Naturwissenschaften stecken von sich aus diesen Bereich ab mit dem beobachtbaren Universum. Die Wahrnehmung wurde ergänzt mit Hilfe von diversen Messmethoden, die es uns ermöglichen, Dinge so darzustellen, dass wir sie erkennen können. All diese Dinge sind Teil der Realität. Und jetzt wird es eigentlich erst richtig kompliziert. Man muss sich einigen auf verschiedene Definitionen bezüglich verschiedener Dinge - vor allem wenn es um die Suche nach außerirdischem Leben geht.
Es gilt also zu klären: was ist Leben? Das, wie wir es kennen? Geht es auch anders? Was ist "etwas anderes"? Was ist Intelligenz? Wie lässt sich diese erkennen? Inwiefern ist Technologie ein Indiz dafür?
Jedes Mal wenn wir versuchen diese Fragen zu beantworten, gehen wir immer von uns selbst aus. Leben ohne Wasser schwer vorstellbar, Nahrungsaufnahme muss gegeben sein, Sauerstoff zum Atmen, Intelligenz macht sich durch Interaktion mit der Umwelt bemerkbar, fortschrittliche Technologien sprechen für eine weit fortgeschrittene Spezies, etc pp.
Das macht alles Sinn, aber wodurch sind diese Vorstellungen geprägt? Doch nur durch unsere Beschränktheit.
Es ist sinnvoll, nach erdähnlichen Planeten zu suchen und ich persönlich vermute, dass ähnliche Bedingungen andernorts auch existieren und dass es dort auch recht wahrscheinlich organische Lebensformen geben wird. Inwiefern aber jetzt die Sauerstoffkonzentration oder Temperatur oder Vegetation der unsrigen entsprechen muss, das ist damit nicht gesagt. Das Leben hier hat sich den Bedingungen angepasst. Unsere Enzyme denaturieren, sobald wir 40°C Körpertemperatur erreichen. Das bedeutet aber nicht, dass auf einem anderen, erdähnlichen Planeten 40°C für Erfrierungen sorgen und Enzyme dort gern bei 90°C Körpertemperatur am leistungsfähigsten sind. Evolution, könnte man salopp sagen, funktioniert wie ein Kasten mit Legosteinen: die Zsmsetzung ist in der Regel nicht so wichtig. Viel wichtiger ist, dass Teile aufeinander abgestimmt sind und das Konstrukt, dass daraus ensteht energetisch aufrecht zu erhalten ist - entsprechend der jeweiligen Umgebungsbedingungen. Wenn also nur drei Sorten Legosteine vorhanden sind, dann entstehen aus diesen drei Sorten alle möglichen Kombinationen. Aber nur jene Kombination, die sich am besten anpassen konnte, wird auf lange Sicht erhalten bleiben. Alle anderen Kombinationen werden kurz oder lang von der Bildfläche verschwinden. Je mehr Legosteine, desto vielfältiger, aber auch desto höher die Fehlerquote.
Je Komplexer die Systeme im Laufe der Evolution werden, desto mehr kommt es darauf an, sich Veränderungen besser anpassen zu können - auch bezüglich Fehlern. Komplexe Organismen haben im Laufe der Evolution eine Fehlerkorrektur entwickelt, damit nicht jeder Schaden in der RNA/DNA oder ein falsches Auslesen zu einem fatalen Problem wird. Manche werden es doch, weswegen bestimmte Erbkrankheiten früher ein Problem waren. Mittlerweile gibts dagegen Abhilfe.
Wieso sollte das selbe Spiel nicht auch Andernorts statt finden? Und wieso sollten dafür nicht andere Bausteine genutzt worden sein. Leben, basierend auf Silicium - warum nicht? Es gibt diverse Parameter, die bestimmten die Spielregeln in einem System. Dinge die machbar sind und Dinge die nicht realisierbar sind. Dann kommt quasi der Startschuss und die Evolution "legt los". Vllt passiert auch gar nichts. Es gibt keine Garantie dafür. Insofern ist Leben, egal wie man es definieren mag, vllt ein krasser Zufall. Aber es gibt durchaus Wahrscheinlichkeiten. Und bei der bisher bekannten Größe des Universums, scheint es ziemlich wahrscheinlich zu sein, dass es irgendwo anders ähnlich gelaufen sein könnte - und zwar in Bezug auf das: hier sind deine Legosteine, bau dir mal was schönes!