Gerade aus dem Kurzurlaub zurückgekommen und vor der Wohnungstür liegt das nächste Bastelopfer - eine Alcatel Lucent 4059, zu der (auf der!) ich ein paar Worte schreiben muss. Das Brett, ehemals ein Teil einer Telefonanlage, ist ein echtes battleship, 52 cm breit, an der oberen Reihe über 6 cm hoch und mehr als 1.800 Gramm schwer, obwohl keine Platte drin ist. Daneben sieht sogar eine G80-3000 zierlich aus.
In den zehn Jahren, die seit der Produktion ins Land gezogen sind, muss ununterbrochen jemand getippt haben. Und mit Sicherheit nicht die gleiche Person, denn nicht nur die Alphas sind wirklich extrem glatt poliert, auch die spacebar glänzt in voller Breite. 😲 Entsprechend gut broken-in sind die Blacks, die sich butterweich tippen. Fast schon poliert, null scratch übrig. Zwischen den Tasten und dem PCB findet sich von Brot- bis Zuckerkrümel eine Masse an Dreck. Das riesige Gehäuse würde einen hohlen Klang, pingy sound erklären, den es aber gar nicht gibt. Die hohe Oberkante bringt einen steilen Tippwinkel mit sich, das Schreibgefühl hat was. Die Stabis (clip-ins) sind total ausgeleiert, luben lohnt nicht mehr, die müss(t)en raus und neu.
Die Kappen sind ein bunter Mix fast aller erdenklicher Produktionsverfahren. Die dunkelgrauen Telefontasten sind mal dye-subbed und mal pad-printed, mal sind es windowed keys und mal nicht. Unter Windows hat leider keine davon eine Funktion. Ein paar andere Tasten weichen vom gewohnten Layout ab,
Scroll Lock
gibt R-
Win
aus und das Numpad hat je zwei
Enter
- und
x
-Tasten. Die windowed keys sind sehr dünnwandig und klingen auch so, die F-row macht da keine Ausnahme.
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G von der G80 ... | ... und L von der Alcatel Lucent | 4 Alcatel-Tasten auf der G80 ... | ... und 4 Cherry-Tasten auf der Lucent |
Auf dem Alpha-Feld, das selbst nicht weiß, ob es nun ein WK- oder WKL-Layout sein will, ist fast ohne Ausnahme mit double-shots besetzt, mutmaßlich GMK mit richtig schönem Klang. Nur die
Windows
-Tasten sind dye-subs sowie die
CapsLk
. Dazu ist das Ganze um 0.25u schmäler als ein gewohntes 60%-Layout. Diese "Ersparnis" sorgt für ein paar kuriose Tasten, unter anderem eine schmalere ISO-
Enter
und eine 1.5u breite R-
Shift
. Zu alten Cherry-Boards in black on beige wollen die Kappen farblich nicht so richtig passen - man wollte wohl den Unterschied zu den dye-subs möglichst gering halten und so wurden die Alcatel double-shots eben dark grey on grey.
Für 26.- € inkl. Versand war das kein Fehlkauf, auch wenn ich noch nicht weiß, was genau ich damit anstellen soll. Vielleicht entlöten und die Alphas benutzen. Vielleicht aber auch mit einem kleinen Extra-PCB die Zusatztasten zum Leben erwecken. QMK-/VIA-/VIAL-kompatibel wäre da dann aber ein Muss ...