So, ich hab meinen Urlaub auch hinter mich gebracht. In der ersten Woche wars nur zwei Tage trocken.
Trotzdem mit einmal 730 und einmal 750km ordentliche, schöne Tagestouren gefahren.
Für letzte Woche war eine Italien-Tour oder so mein Wunsch. Nach dem versuch Mitfahrer zu finden, blieb nur einer übrig. Der wollte sehr direkt bis ans Meer (also mehr oder weniger Autobahn) und da unten einfach 4 Tage im Hotel chillen. So hab ichs dann gelassen und gesagt ich mach wieder Tagestouren.
Montag gings dann gleich los. Ich hab mich ner Gruppe angeschlossen.
Ich kannte zwei da. Einer 73 Jährlig, Korpulent, kann nach über 30 Unfällen kaum noch gehen, kaputte Knie, kaputte Hüfte, ...
Auf dem Motorrad ist er 20. Und dann noch ein Kollege, der auf ner 1000er Ninja nen höheren Lenker und ne höhere Scheibe verbaut, damit er bequemer fahren kann. Somit waren wir schon drei kaputte Gesellen. Zwei Damen hatten sich erst angemeldet, der Treffpunkt war ihnen dann aber doch zu früh. Ein fremder war noch mit seiner GS dabei.
Ich bin im berner Seeland um 04:45 abgefahren, wir haben uns in Langnau im Emmental getroffen.
Ich wusste nur: Klausenpass & Ofenpass.
Sind dann also durchs Emmental / Entlebuch gekurvt und hoch auf den Klausenpass (1’948 m.ü.M.). So früh am Morgen unter der Woche war das ganze etwas mühsam, da man nicht überholen konnte. Es war schlichtweg niemand zum überholen da
Ein Platz für ein Kaffee war aber da
Aussicht war auch am Start
Danach ging es im Glarner Land richtung Walensee. Wir haben dann eine kurze Autobahnettappe bis ca. Landquart eingebaut, da der Teil hier nicht sonderlich interessant war und mir langsam dämmerte, dass das eine längere Tour gibt (ich kannte den Ofenpass noch nicht, begriff aber schnell, dass das etwas abgelegener ist).
Von der Autobah runter war ein erster Tankstopp geplant.
Unser Stammesältester und Road Captain merkte, dass etwas Luftdruck fehlte. Sauberes Loch eingefahren.
Gut, dass ich als authentischer Harley Fahrer nie ohne Werkzeug unterwegs bin - so hatte ich auch ein Reifenflickzeug dabei. Und auch die Xiaomi Luftpumpe hat sich bewährt.
Von da gings dann das Bündnerland hoch über den Wolfgangpass (1631 m.ü.M. ) nach Davos und im Anschluss gleich über den wunderschönen Flüelapass (2383 m.ü.M.)!
Den war ich davor noch nicht gefahren. Die sehr gleichmässigen Kurven in Kombination mit dem sehr guten Strassenzustand bereiteten uns allen sehr viel Spass!
Lange halt war nicht, von Zernez aus ging es gleich weiter durch den Nationalpark über den Ofenpass (2149 m.ü.M.) nach Santa Maria im Münstertal.
Die Atemberaubende Naturlandschaft war neben den Ampeln, welche es offenbar im Sonderangebot gab, der Hauptgrund, der das Fahrtempo hier etwas begrenzt hat. Verkehrsmässig war das immer noch sehr angenehm.
In Santa Maria haben wir uns dann ein kleines Mitagessen gegönnt. Die Bündner Nusstorte durfte natürlich nicht fehlen!
Leider waren wir relativ gut mit fahren beschäftigt, so dass es eigentlich kaum Photopausen gab. Als nächstes Stand der Umbrailpass auf der Reihe.
Der ist mit 2501 m.ü.M. scheinbar der höchste asphaltierte Strassenpass der Schweiz und wurde wohl auch als einer der letzten asphaltiert. Er sollte uns nach Italien bringen.
Als ich das mal abgecheckt habe, war mir klar, wo wir waren und ich habe vorgeschlagen, dass wir noch kurz aufs Stilfserjoch hochfahren sollten. Ich wollte da ja schon lange mal hin.
Dachte immer, dass es etwas Overhyped sein muss, aber scheinbar muss man da als Motorradfahrer mal gewesen sein. Wir sind aus der "anderen" Richtung gekommen und haben nicht die spektakuläre Seite mit den ganzen Harnadeln befahren. Unsere Seite war aber auch schön zu fahren und verkehrstechnisch eigentlich noch ganz in Ordnung.
Was da oben los war, ist aber nicht mehr normal. Wenn ich hier in die Stadt fahre, seh ich weniger Leute.
Das obligatorische Foto musste dann aber doch sein und es sieht halt schon nett aus:
Als ich aber sah, was da an Verkehr hochgefahren kommt, war mir klar, dass ich das nicht haben muss. Vielleicht auf ner 2-Tages Tour am Fusse des Passes übernachten um dann gleich morgens um 5 da hoch zu fahren. Ansonsten aber eher Nervenaufreibend.
Noch ohne Motorrad:
Wir sind dann auf der selben Seite wieder runtergefahren in richtung Livigno.
Ein ziemlich touristisches Feriengebiet und der Sprit ist günstig. Also haben wir da nachgefüllt. War ganz schön mit den kleinen Seen, den Wegen und all der Berglandschaft.
Aber das war so dermassen überfüllt, dass das echt keinen Spass mehr machte.
Auch zum fahren war das ziemlich mieses Stop and Go.
Leider habe ich ja für meine Electra Glide noch immer keine funktionierende Wasserpumpe erhalten und wenn der Fahrtwind fehlt, wirds ziemlich unangenehm. Mit dem Ständigen an- und ausschalten hab ich wohl auch den Anlasser ziemlich geschändet.
Es ging dan über die schöne Strasse "Passo Forcola di Livigno" leider mit immer noch relativ viel Verkehr weiter zum Berninapass, welcher uns wieder in die Schweiz führen sollte.
Der Verkehr war wieder etwas weniger geworden, der Berninapass sehr gut ausgebaut mit schnellen Kurven. Ein Willkommener Tapetenwechsel, waren die letzten Abschnitte doch etwas anstrengend und Kräfteraubend (und die brauchte ich noch, der Rückweg war lang).
Wieder im Engadin angekomen (St. Moritz) war der nächste logische Schritt mein absoluter Lieblingspass.
Ich fahre immer wieder neue Strecken und denke mir "Ok, das könnte den Julierpass toppen". Da ich den nicht so oft fahre (weit weg) ist die Erinnerung manchmal etwas wässerig. Hab mir dann aber die Bestätigung geholt. Ist einfach Bombe.
Wie gesagt, gab es nicht viele Pausen und wir haben so nach 3 Pässen wieder angehalten und deshalb fehlen die schönen Fotos.
Danach gabs einen kurzen Kaffeestopp und wir haben den weiteren Rückweg besprochen. Da die Zeit schon etwas fortgeschritten war - es war gegen 18:30 Uhr - haben wir beschlossen, keine grösseren Umwege zu fahren, damit die beiden älteren Mitfahrer noch möglichst bei Tageslicht zurückkehren konnten. Die fahrt durchs Bündnerland nach Disentis / Muster zog sich dann ca. eine Stunde, der Verkehr war hier etwas mühsam.
Der Operalppass im Anschluss war aber wieder sehr angenehm zu fahren, die Temperaturen zum Sonnenuntergang super. Für nen Stopp hats natürlich nicht gereicht. Wir sind gleich runter nach Amsteg in Richtung Wassen. Hier kommt der ganze Zirkuss aus dem Tessin vom Gotthard runter, entsprechend mühsam war die Fahrt ins Tal.
Morgens - wenn keine Autos auf den Strassen sind - kann man gefühlt 2000km ohne Ermüdung fahren. Kaum muss man nach jeder Kurve überholen wirds dreimal so anstrengend.
Keine Ahnung, wo genau dieses Bild entstanden ist, ich lass es mal hier
Der Sustenpass - sowieso immer schön - sollte dann eines der Highlights werden. Von ganz unten bis ganz oben war da einfach niemand sonst auf den Strassen. Das Tempo war hoch, so auch der Spassfaktor. Auch hier reichte es leider nicht für eine Pause, sondern wir fuhren gleich runter nach Innertkirchen und Meiringen, wo es nochmal einen Tankstopp gab. Es war nun schon dunkel, weshalb der Brünigpass und die Panoramastrasse keine Alternativen mehr waren. Entlang der Ufer des Brienzer- und Thunersees wollten wir die Tour ausklingen lassen. Alle vier sehr dicht beinander gefahren, damit alle vom Licht der GS profitieren konnten ging es also bis Thun, wo wir uns voneinander verabschiedeten.
Zwei waren quasi zu hause, der GS Treiber hatte noch ca. 30 min Rückweg, für mich ne knappe Stunde Autobahn.
Ich muss sagen, ich war etwas Kilometergeil und wollte noch einen kleinen Umweg machen. Weil: Mein bisheriger Tagesrekord stammte noch aus Zeiten in denen ich mit der Ninja 250r unterwegs war und das gefiel mir nicht so ganz.
Also habe ich den Kollegen mit seiner GS noch bis nach hause begleitet in die Gantrischregion. Von da an dann alleine mit 60 bei totaler Dunkelheit im Slalom zwischen Füchsen und Rehen noch über Haupt- und Landstrassen nach Hause an den Bielersee.
Das Navi zeigte etwas über 15h reiner Fahrzeit. Ich bin um 04:45 los und kam um 00:15 zurück.
Ich hatte den Tagesrekord geknackt. Falls sich wer den ganzen Text durchgelesen hat, können wir hier ja mal ein Ratespiel draus machen