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Enthusiast
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- 30.11.2013
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Hallo,
ich habe mir letzte Nacht mal die aktuellste Version von Windows 11 (Enterprise aus Business Editions 21H2.22000.318) in einer VM angetan und möchte hier kurz meine Sicht als Poweruser darlegen, der dem Thema bislang noch keine Beachtung geschenkt hat.
1. VM: 1/2 CPUs, 8192 MB RAM, 60 GB HDD
Die Installation schlug erstmal mit dem pauschalen Hinweis fehl, dass der PC ungeeignet wäre. Eine kurze Sinnsuche ergab, dass man mind. 64 GB HDD benötigt, die VM per Passwort verschlüsseln und ein TPM Modul hinzufügen sollte.
WTF.
Okay, alles erledigt und die Installation lief...
Die grundlegende Installation (von Windows 10) wurde beibehalten - es wurde lediglich etwas schöner gestaltet. Leider wird immer noch darauf gedrängelt, sich mit einem Netzwerk zu verbinden und ein Microsoft-Konto anzulegen. Nope, thanks. Dann noch die üblichen Datenschutz-widrigen Optionen weitgehend deaktiviert und siehe da... nach nur doppelt solanger Installationsdauer wie bei Windows 10 LTSC kann man sich direkt auch schon anmelden.
Wow...
Much...
Fancyness.
Zuerst fiel mir auf, dass die Taskleiste sehr spartanische Funktionen bietet und was bitte soll das Zeug in der Mitte? Sitze ich an nem Mac und zeichne Comics?
WTF²
Gut, das Ganze ließ sich schnell nach links verschieben, aber die Gruppierung ließ sich dennoch nicht einfach mal so deaktivieren. Ist ja nicht so, dass wir hier mit Windows irgendwie produktiv arbeiten wöllten. Hauptsache, die Ecken sind abgerundet. Darauf kommt es im Alltag an.
Wo kann ich hier eigentlich "Alle Symbole anzeigen" aktivieren? In den Untiefen der Personalisierungseinstellungen verborgen natürlich. Hier kann man dann aber immer noch nicht explizit jene Symbole auswählen, die man verstecken möchte und sämtliche Neuen per default anzeigen lassen, was schon eine Unsitte in Windows 10 gewesen ist. Es geht nur umgekehrt, um den Nutzer nicht mit solch unsinnigen Informationen zu belästigen, dass da evtl. eine neue Anwendung im Hintergrund läuft. Dazu muss man weiterhin permanent pauschal sämtliche Symbole aktivieren. Hurra!
Ein scheuer Blick ins Startmenü zeigte mir 2 Zeilen ausgegrauter Symbole, die mir nach einem Klick offenbarten, dass ich mich doch bitte mit dem Internet verbinden sollte. Nope... erstmal noch nicht. Wir übergehen hier auch mal großzügigerweise den Umstand, dass die untere Hälfte komplett der Platzverschwendung anheim fällt.
Dann fiel mir auf, dass Windows 11 immer noch gemischte System-Settings hat, d.h. es ist ihnen in all der Zeit und trotz Milliarden Budget immer noch nicht gelungen, die Ressources der Win32-Apps in ihre umworbene UWP-Oberfläche zu übernehmen. Doch nicht nur das, sind auch einige Einstellmöglichkeiten, die es in Windows 10 noch gab, einfach mal so gänzlich verschwunden. Najs.
Dann folgte ein knallharter Host-Freeze - ja: Host! Weil ich es doch tatsächlich wagte, in der VM die Auslagerungsdatei festzulegen. Da schmiert dir direkt der Host ab. Hut ab, so ein Feature, was an nostalgische Blue Screen-Zeiten erinnert, bieten nur internationale Großkonzerne.
Beim zweiten Versuch ging's dann und direkt nervte mich die schwerfällige Reaktionszeit, wenn ich umherklickte. Ein kurzer Blick auf den Task-Manager verriet mir, dass ein mehrmaliger Rechtsklick auf den Desktop die CPU-Auslastung auf 30% trieb. Nun gut, in Zeiten multipler Prozessorkerne werden Idle-Zeiten so gut unterbunden. Wo wäre wohl die Auslastung gelandet, wenn ich noch HDR aktiviert hätte? Aber da wäre ich wahrscheinlich durch das Rödeln der Graka- & Monitorlüfter abgelenkt gewesen.
Also riskierte ich einen näheren Blick auf eben dieses Kontextmenü.
Die Funktion "Einfügen" ist nun auf ein winziges Symbol geschrumpft worden. Der restliche Platz daneben ist einfach leer. Neben Taskleiste, Startmenü, Explorer-Auflistung wollte man hier wohl konsequent sein, denn mit Platz geht Windows 11 wahrlich großzügig um. Doch was erblicken meine Äugelein denn da? "Weitere Optionen"? Was mag sich dahinter nur verbergen? Die Spannung ist schier unerträglich ... und was kommt zum Vorschein: das alte Kontextmenü. Natürlich... und es bietet sämtliche Funktionen des vorherigen grafisch überladenen UWP-Menüs. Fantastisch!
Gut, schauen wir mal, was hier überhaupt so drauf ist und läuft:
- 38 Apps, wovon ich 36 nicht brauche...
- über 120 Prozesse mit über 1200 Threads...
- statt 7 Windows Update-Tasks gibt es nun derlei 13...
- die Diensteverwaltung wird auch immer "übersichtlicher"...
2. VM: 2/2 CPUs, 16384 MB RAM, 80 GB HDD
Hierfür habe ich versucht, mit NTLite eine abgespeckte Variante der gerade genutzten Windows 11-Version zu erstellen, die sich auch problemlos installieren ließ. Die Anzahl der Prozesse schrumpfte auf 88 mit etwas über 770 Threads. Auch die meisten Apps waren Geschichte und aus irgendeinem Grund auch die UWP-Funktionalität, was zwar einerseits der Reaktionszeit angenehm förderlich war (klar, wenn man auch die VM-Ressourcen verdoppelt), mir dafür aber wesentliche Funktionen verwehrt blieben, bspw. die Taskleiste oder eben die ganzen Settings im UWP-Style. So war es leider unbrauchbar.
Noch ein kurzer Blick auf den notwendigen Speicherplatz: 16,5 GB inkl. 8 GB Auslagerungsdatei... da frag' ich mich doch, wieso Windows 11 eine 64 GB-Partition verlangt. Womöglich für das nächste Edge-Update.
Fazit: Bitte weitergehen, es gibt hier nichts zu sehen. Eine einzige Katastrophe.
Glücklicherweise kam kürzlich Windows 10 LTSC 21H2.19044.1288 raus. Ein Lichtblick ohne TPM, Verschlüsselung, Wahnsinns-Bloat und endlosem Datenabgriffs- & Zwangsupdate-Irrsinn.
ich habe mir letzte Nacht mal die aktuellste Version von Windows 11 (Enterprise aus Business Editions 21H2.22000.318) in einer VM angetan und möchte hier kurz meine Sicht als Poweruser darlegen, der dem Thema bislang noch keine Beachtung geschenkt hat.
1. VM: 1/2 CPUs, 8192 MB RAM, 60 GB HDD
Die Installation schlug erstmal mit dem pauschalen Hinweis fehl, dass der PC ungeeignet wäre. Eine kurze Sinnsuche ergab, dass man mind. 64 GB HDD benötigt, die VM per Passwort verschlüsseln und ein TPM Modul hinzufügen sollte.
WTF.
Okay, alles erledigt und die Installation lief...
Die grundlegende Installation (von Windows 10) wurde beibehalten - es wurde lediglich etwas schöner gestaltet. Leider wird immer noch darauf gedrängelt, sich mit einem Netzwerk zu verbinden und ein Microsoft-Konto anzulegen. Nope, thanks. Dann noch die üblichen Datenschutz-widrigen Optionen weitgehend deaktiviert und siehe da... nach nur doppelt solanger Installationsdauer wie bei Windows 10 LTSC kann man sich direkt auch schon anmelden.
Wow...
Much...
Fancyness.
Zuerst fiel mir auf, dass die Taskleiste sehr spartanische Funktionen bietet und was bitte soll das Zeug in der Mitte? Sitze ich an nem Mac und zeichne Comics?
WTF²
Gut, das Ganze ließ sich schnell nach links verschieben, aber die Gruppierung ließ sich dennoch nicht einfach mal so deaktivieren. Ist ja nicht so, dass wir hier mit Windows irgendwie produktiv arbeiten wöllten. Hauptsache, die Ecken sind abgerundet. Darauf kommt es im Alltag an.
Wo kann ich hier eigentlich "Alle Symbole anzeigen" aktivieren? In den Untiefen der Personalisierungseinstellungen verborgen natürlich. Hier kann man dann aber immer noch nicht explizit jene Symbole auswählen, die man verstecken möchte und sämtliche Neuen per default anzeigen lassen, was schon eine Unsitte in Windows 10 gewesen ist. Es geht nur umgekehrt, um den Nutzer nicht mit solch unsinnigen Informationen zu belästigen, dass da evtl. eine neue Anwendung im Hintergrund läuft. Dazu muss man weiterhin permanent pauschal sämtliche Symbole aktivieren. Hurra!
Ein scheuer Blick ins Startmenü zeigte mir 2 Zeilen ausgegrauter Symbole, die mir nach einem Klick offenbarten, dass ich mich doch bitte mit dem Internet verbinden sollte. Nope... erstmal noch nicht. Wir übergehen hier auch mal großzügigerweise den Umstand, dass die untere Hälfte komplett der Platzverschwendung anheim fällt.
Dann fiel mir auf, dass Windows 11 immer noch gemischte System-Settings hat, d.h. es ist ihnen in all der Zeit und trotz Milliarden Budget immer noch nicht gelungen, die Ressources der Win32-Apps in ihre umworbene UWP-Oberfläche zu übernehmen. Doch nicht nur das, sind auch einige Einstellmöglichkeiten, die es in Windows 10 noch gab, einfach mal so gänzlich verschwunden. Najs.
Dann folgte ein knallharter Host-Freeze - ja: Host! Weil ich es doch tatsächlich wagte, in der VM die Auslagerungsdatei festzulegen. Da schmiert dir direkt der Host ab. Hut ab, so ein Feature, was an nostalgische Blue Screen-Zeiten erinnert, bieten nur internationale Großkonzerne.
Beim zweiten Versuch ging's dann und direkt nervte mich die schwerfällige Reaktionszeit, wenn ich umherklickte. Ein kurzer Blick auf den Task-Manager verriet mir, dass ein mehrmaliger Rechtsklick auf den Desktop die CPU-Auslastung auf 30% trieb. Nun gut, in Zeiten multipler Prozessorkerne werden Idle-Zeiten so gut unterbunden. Wo wäre wohl die Auslastung gelandet, wenn ich noch HDR aktiviert hätte? Aber da wäre ich wahrscheinlich durch das Rödeln der Graka- & Monitorlüfter abgelenkt gewesen.
Also riskierte ich einen näheren Blick auf eben dieses Kontextmenü.
Die Funktion "Einfügen" ist nun auf ein winziges Symbol geschrumpft worden. Der restliche Platz daneben ist einfach leer. Neben Taskleiste, Startmenü, Explorer-Auflistung wollte man hier wohl konsequent sein, denn mit Platz geht Windows 11 wahrlich großzügig um. Doch was erblicken meine Äugelein denn da? "Weitere Optionen"? Was mag sich dahinter nur verbergen? Die Spannung ist schier unerträglich ... und was kommt zum Vorschein: das alte Kontextmenü. Natürlich... und es bietet sämtliche Funktionen des vorherigen grafisch überladenen UWP-Menüs. Fantastisch!
Gut, schauen wir mal, was hier überhaupt so drauf ist und läuft:
- 38 Apps, wovon ich 36 nicht brauche...
- über 120 Prozesse mit über 1200 Threads...
- statt 7 Windows Update-Tasks gibt es nun derlei 13...
- die Diensteverwaltung wird auch immer "übersichtlicher"...
2. VM: 2/2 CPUs, 16384 MB RAM, 80 GB HDD
Hierfür habe ich versucht, mit NTLite eine abgespeckte Variante der gerade genutzten Windows 11-Version zu erstellen, die sich auch problemlos installieren ließ. Die Anzahl der Prozesse schrumpfte auf 88 mit etwas über 770 Threads. Auch die meisten Apps waren Geschichte und aus irgendeinem Grund auch die UWP-Funktionalität, was zwar einerseits der Reaktionszeit angenehm förderlich war (klar, wenn man auch die VM-Ressourcen verdoppelt), mir dafür aber wesentliche Funktionen verwehrt blieben, bspw. die Taskleiste oder eben die ganzen Settings im UWP-Style. So war es leider unbrauchbar.
Noch ein kurzer Blick auf den notwendigen Speicherplatz: 16,5 GB inkl. 8 GB Auslagerungsdatei... da frag' ich mich doch, wieso Windows 11 eine 64 GB-Partition verlangt. Womöglich für das nächste Edge-Update.
Fazit: Bitte weitergehen, es gibt hier nichts zu sehen. Eine einzige Katastrophe.
Glücklicherweise kam kürzlich Windows 10 LTSC 21H2.19044.1288 raus. Ein Lichtblick ohne TPM, Verschlüsselung, Wahnsinns-Bloat und endlosem Datenabgriffs- & Zwangsupdate-Irrsinn.
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