Ausfalltest: Sharkoon 5-Bay RAID Box (JMicron JMB394)
Ich habe mir nicht alle 624 Beitraege durchgelesen, um zu sehen, was schon alles zum Thema Ausfall geschrieben wurde.
Nachdem ich aber bereits mehrere dieser Sharkoon 5-Bay RAID-Boxen gekauft habe, hier mal eine Kopie meiner Amazon-Rezension die ich zu dem Geraet geschrieben habe. Vielleicht interessiert es ja jemanden.
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Hier mal ein paar Erkenntnisse bezueglich Datensicherheit/Ausfallszenario, vielleicht interessiert es den ein oder anderen.
Ziel der Aktion: Herausfinden, wie die Box mit defekten Platten umgeht.
2 solche RAID-Boxen mit identischen 3T-Platten gefuellt (also 10 HDDs), beide auf RAID5 gestellt und sicherheitshalber softwareseitig gespiegelt (RAID1; mit ZFS, um zu sehen, ob die Daten korrekt sind). Laeuft soweit problemlos, es werden grosse Datenmengen auf das Volume kopiert, um Last zu erzeugen.
Waehrend ununterbrochen hoher Traffic erzeugt wird, wird eine Platte herausgezogen. Ein Piepton ertoent (Set-Button sorgt fuer Ruhe). Festplatte wieder reingeschoben, Piepton geht aus, das Resilvering der Platte beginnt. In dieser Zeit blinkt die Lampe an dem Slot. Sobald fertig hoert das Blinken auf. Der Computer hat nichts gemerkt, soweit in Ordnung.
Naechster Versuch, eine Festplatte durch eine andere, zu kleine getauscht. Einige Sekunden nach dem Einsetzen faengt es wieder an zu piepen, passende Platte eingesetzt, Rest siehe oben. Soweit auch wie erwartet.
Dritter Versuch. Neue Festplatte gekauft - identisch mit den anderen Platten, allerdings ist die gelieferte Platte defekt (sie wird durchaus erkannt, hat aber sehr schlechte SMART-Werte und liefert bereits schlechte Daten). Laeuft anfangs sogar einige Tage. Ploetzlich meldet ZFS Fehler: Die RAID-Box, in der sich die defekte HDD befindet, liefert falsche Daten. In diesem Fall hat die zweite RAID-Box im Spiegel noch funktioniert, wodurch der Pool lediglich degraded war, aber die Daten noch in Ordnung waren. Ohne den Spiegel (also einfach nur 1 RAID5-Box) waeren Daten beschaedigt worden. Also defekte Platte noch nicht getauscht, zur Sicherheit das RAID5-Volume auf der betroffenen Box geloescht/formatiert (Set-Button waehrend Einschalten der Box), diese anders angeschlossen (USB statt ESATA) ZFS informiert, sodass das Resilvering vom Spiegel (von der anderen RAID-Box auf diese) begonnen hat. Lief nicht sehr lange (Stunde), bis die Box wieder falsche Daten geliefert hat (es hat nichts gepiept oder geblinkt). Also wieder die funktionierende Festplatte eingesetzt, die zuvor drin war, Resilver abgewartet und es sind keine Fehler mehr aufgetreten.
Hinweis: Von Anfang (erster Versuch) bis Ende (dritter Versuch) liefen ununterbrochen Prozesse, die Last auf dem System erzeugt haben und Daten hin- und herkopiert haben. Die verwendeten Volumes wurden waehrend der gesamten Zeit nicht unmounted und durch das Spiegel-Setup ist auch bei Versuch 3 kein Datenverlust entstanden. Die ganze Sache lief etwa 3 Wochen.
Eigene Schlussfolgerung: Wenn eine Platte ploetzlich stirbt (Versuch 1 und 2), einfach austauschen, hoffen, dass waehrend dem Resilver keine zweite Platte stirbt und das System arbeitet wie erwartet. Wenn eine Festplatte jedoch (vor dem Sterben) Daten zerstoert, sich aber noch ansprechen laesst, kann es passieren, dass das gesamte RAID5-Volume beschaedigt wird.
Sinnlos: Support angeschrieben, nach direktem Nachfragen, ob bei den Tests (als das Geraet entwickelt wurde) Probleme mit schlechten Platten festgestellt wurden, ein "ja" als Antwort auf diese Frage erhalten (kein Kommentar zu den Testergebnissen, also wohl kein Problem aufgetreten). Aber Sharkoon baut ja auch nur das Gehaeuse, der Controller ist ja von JMicron (angeblich JMicron JMB394).
Controller: Keine Suche nach der Spezifikation vom Controller. Wahrscheinlich liefert er eben (solange alle Platten online sind) einfach die Daten, ohne sie mit der Paritaet zu vergleichen. Was will man gross erwarten, es ist halt nur ein einfacher RAID5 Controller.
Disclaimer: Ich habe nicht probiert, die defekte Platte in die andere RAID-Box einzusetzen. Ich habe die Ausfallszenarien somit effektiv mit *einer* RAID-Box getestet. Falls der Controller in dieser einen Box (im RAID5-Modus, Clear-Modus verwende ich seitdem ohne Probleme) eine Macke hat, ist alles oben geschriebene wertlos.
Ich rate *nicht* vom Kauf dieser Harkoon RAID-Box ab!
Wer unbedingt wissen will, ob eine einzige schlechte Festplatte Daten im RAID5-Volume beschaedigen kann, soll es selbst probieren, seine Ergebnisse mit dem hier geschriebenen vergleichen und am besten eine Rezension schreiben.
Ich finde die Box durch ihre kompakte Bauform (Temperatur hin oder her) sehr praktisch. Im Clear-Modus sieht das System alle Festplatten in der Box einzeln. Somit laesst sich beispielsweise mit einfachen Mitteln (diese Box, paar HDDs und softwareseitige Einrichtung) ein RAID6 aufsetzen. Weiterhin kann man im Clear-Modus die SMART-Werte der Platten einsehen (vielleicht gibt es ja Software, die den Controller, wenn er im RAID-Modus laeuft, nach den Werten der Festplatten fragt - nicht getestet).
Ausserdem ist die Box relativ leise, was im professionellen Umfeld natuerlich irrelevant waere (aber jemand, der professionell RAID-Systeme einrichtet, wird sich wahrscheinlich sowieso keine Amazon-Rezensionen ueber Home User USB-RAID-Boxen durchlesen).
Hoffe, diese Infos helfen dem ein oder anderen bei der Meinungsbildung.
Feedback ist willkommen (speziell natuerlich wenn jemand andere Erfahrungen gemacht hat).