Festplattentests und -benchmarks gibt es wie Sand am Meer, aber die meisten davon beschränken sich auf Messungen von Dauerübertragungsrate und Zugriffszeiten. Wie schließt man von diesen eher theoretischen Messwerten auf die tatsächliche Leistung einer Platte? Was ist wichtiger: Übertragungsrate oder Zugriffszeit? In diesem Test soll dieser Frage im Hinblick auf die Leistung als Systemfestplatte nachgegangen und verschiedenen SATA-Platten auf den Zahn gefühlt werden. Die Testkandidaten sind:
Einführung
Die Leistung einer Festplatte kann im wesentlichen an zwei Parametern festgemacht werden: der Übertragungsrate und der Zugriffszeit. Die Übertragungsrate gibt an, wie viele MB/s die Festplatte lesen bzw. schreiben kann. Festplatten speichern Daten in einzelnen Spuren auf ihren Magnetscheiben, die sich unter den Schreib-/Leseköpfen drehen. Somit gibt es prinzipiell zwei Möglichkeiten, die Übertragungsleistung zu steigern: Entweder man erhöht die Anzahl der Umdrehungen pro Minute, oder man steigert die Datendichte. In beiden Fällen passieren mehr Daten pro Zeiteinheit die Köpfe und die Übertragungsrate steigt. An der Umdrehungszahl ändern Plattenhersteller jedoch in der Regel wenig: Bei Desktop-Platten sind schon seit einigen Jahren 7.200 U/min üblich. Die Datendichte steigt jedoch beständig: Die Hersteller sind ständig bemüht, immer mehr Daten auf einer Scheibe unterzubringen, und somit bietet jede neue Festplattengeneration neben der gestiegenen Speicherkapazität auch höhere Übertragungsraten. Zur Angabe der Speicherdichte nennt man üblicherweise die Kapazität einer beidseitig beschriebenen Magnetscheibe: Aktuelle Festplatten bringen 250 GB auf einer Scheibe unter.
Die Übertragungsrate allein genügt aber nicht, um die Leistung einer Festplatte zu charakterisieren. Im Praxisbetrieb werden Daten nicht unbedingt linear von der Platte gelesen; meist sind diese mehr oder weniger willkürlich über die Plattenoberfläche verteilt. Bei solchen wahlfreien Zugriffen kommt die Zugriffszeit der Platte ins Spiel: Die Festplatte muss den Schreib-/Lesekopf zunächst über der gewünschten Spur positionieren und dann solange warten, bis die Plattenoberfläche sich so weit gedreht hat, dass die Daten die Köpfe
passieren. Diese zusätzliche Wartezeit nach der Kopfpositionierung bezeichnet man als Latenzzeit. Im Durchschnitt muss eine halbe Umdrehung gewartet werden; somit beträgt diese Latenzzeit bei 7.200 U/min genau 4,16 ms. Hinzu kommt noch ein wenig Overhead-Zeit für die Übertragung des Lese- bzw. Schreibbefehls an die Platte. Die mit einem Benchmark-Programm gemessene Zugriffszeit ist die Summe aus allen drei Zeiten. Beim Vergleich der Messwerte mit den Angaben in den Datenblätternn der Hersteller muss man beachten, dass die Hersteller in der Regel die Zeiten für die Kopfpositionierung und die Latenzzeit getrennt angeben und den Overhead vernachlässigen.
Die ständig steigenden Datendichten wirken sich übrigens meist negativ auf die Zugriffszeiten aus, da auch die Spurdichte zunimmt und somit die Abstände zwischen den Spuren immer kleiner werden und die Köpfe immer genauer positioniert werden müssen. Die Platte kämpft hierbei mit der Physik der Massenträgheit, denn der Trägerarm und die daran befindlichen Köpfe besitzen eine Masse, die beschleunigt und abgebremst werden muss. Bis sich der Kopf exakt über einer Spur "eingependelt" hat, ist kein fehlerfreier Zugriff möglich, was beim Schreiben kritischer ist als beim Lesen: Bei einem Schreibzugriff kann die Platte, auch wenn die Positionierung noch nicht hundertprozentig stimmt, mit dem Lesevorgang beginnen; unterläuft ihr dabei ein Fehler, muss sie lediglich eine Umdrehung warten und kann dann einen neuen Versuch unternehmen. Beim Schreiben hingegen bestünde die Gefahr, in benachbarte Spuren zu geraten und die darin befindlichen Daten zu zerstören.
Aus diesem Grunde fallen die Schreibzugriffszeiten in der Regel etwas langsamer aus als Zugriffszeiten beim Lesen.
Testmethode
Im Testsystem kommt ein Athlon 64 X2 4200+ auf einem Asus A8N-SLI Premium zum Einsatz; die Platten wurden am in den nForce-4-Chipsatz integrierten SATA2-Hostadapter betrieben. Im Test werden zum einen die Low-Level-Werte abgefragt, d.h. Übertragungsraten und Zugriffszeiten, zum anderen wird eine High-Level-Messung durchgeführt.
Für die Low-Level-Messung der Übertragungsraten und Zugriffszeiten kam h2benchw der Zeitschrift c't zum Einsatz, wobei eine Besonderheit zu beachten ist: Moderne Festplatten verfügen über einen großen Cache-Speicher von 8 MB oder mehr. Die zur Messung der Zugriffszeit durchgeführten Schreibzugriffe werden in nicht unerheblichem Maße von diesem Cache abgefangen; ohne weitere Maßnahmen wäre die Messung der Schreibzugriffszeit also eher eine Messung der Cache-Effizienz, was bei einer Low-Level-Messung ausdrücklich nicht erwünscht ist. Zur Ermittelung der Zugriffszeiten wurde daher der Schreibcache der Platten abgeschaltet. Die gemessenen Zugriffszeiten fallen daher deutlich schlechter aus als bei Tests mit eingeschaltetem Cache; insbesondere sind die hier gemessenen Werte nicht mit den Ergebnissen in den Testberichten der c't ("Festplatten-Karussell") vergleichbar.
Bei der High-Level-Messung stellt sich die Frage nach dem passenden Benchmark: In diesem Test soll vor allem geklärt werden, wie gut sich die einzelnen Kandidaten als Systemplatten eignen. Als Praxistest wurde daher gemessen, wie lang die Boot-Zeiten von Windows-XP ausfallen. Diese können mit Microsoft Bootvis recht genau ermittelt werden und dürften so weit repräsentativ sein, dass man von der hierbei erzielten Leistung auf die Leistung bei anderen relevanten Aufgaben wie etwa das Starten von Anwendungsprogrammen schließen darf.
Zum Test wurde die Windows-XP-Installation aus dem Rechner des Autors verwendet; diese befindet sich seit einiger Zeit im Alltagsgebrauch mit den gängigen Treibern und Hilfsprogrammen wie z.B. Virenscannern und anderen Tools, die beim Start bzw. Einloggen gestartet werden und im Hintergrund ihren Dienst versehen.
Die Installation wurde mit dem Seagate Disc Wizard, einer OEM-Version von Acronis True Image auf die Testkandidaten geklont, so dass für alle Kandidaten die gleichen Ausgangsbedingungen gegeben waren. Gemessen wurde die für den Windows-Bootvorgang und das Einloggen eines Users benötigte Zeit; hierzu wurde die Autologon-Funktion mit Hilfe von TweakUI aus den PowerToys für XP verwendet. Das System bootet "in einem Rutsch" automatisch bis direkt in den Desktop, ohne dass manuell eingegriffen werden muss oder Benutzereingaben erforderlich sind. Als Messwert wird der Startzeitpunkt des letzten Prozesses herangezogen. Der Bootvorgang ist an dieser Stelle zwar noch nicht vollständig beendet (die Festplatte läuft noch ein paar Sekunden nach), eine anderer Zeitpunkt ließe sich jedoch nicht mehr derart eindeutig bestimmen. Um leichte Abweichungen auszugleichen, wurden jeweils zehn Bootvorgänge durchgeführt und der Mittelwert bestimmt.
Die Testkandidaten
Hitachi HDT725025VLA380
Hitachi HDT725032VLA360
Getestet wurden zwei Platten stammen aus der Deskstar T7K500-Serie, die sich schon seit längerer Zeit auf dem Markt befindet: Das 250-GB-Modell mit 8 MB Cache und das 320-GB-Modell mit 16 MB Cache. Eigentlich sollte man erwarten, dass sich die einzelnen Modelle einer Serie nur in der Kapazität unterscheiden, ansonsten aber die gleichen Leistungsdaten haben. Ein Blick in das Datenblatt schürt aber erste Zweifel: Beide Modelle arbeiten laut Herstellerangabe mit 2 Magnetscheiben und 4 Köpfen. Damit gäbe es deutliche Unterschiede bei der Speicherdichte, die wie oben erläutert direkten Einfluss auf die Leistung hat. Die 250-GB-Version hätte demnach 125 GB pro Scheibe, die größere 320-GB-Platte 160 GB. Das ist ein deutlicher Unterschied, der sich auch direkt in den Messwerten bemerkbar macht. Die 320er Platte erreicht bis zu 77 MB/s im Lesebtrieb, die kleinere 250er nur 63,2 MB/s. Bei den Zugriffszeiten sind sie mit 12,9 ms zu 12,8 ms dagegen gleichauf. Die höhere Übertragungsrate - und vielleicht auch der größere Cache - verhelfen der 320er Platte zu einem deutlichen Vorsprung: Sie benötigt für den Boot-Vorgang nur 41,4 Sekunden statt 47,9 s.
Samsung HD250HJ
Relativ neu auf dem Markt teilt sich die Samsung-Platte mit der Seagate ST3250410AS den ersten Platz bei der Datendichte: Beide Platten kommen mit einer einzelnen Magnetscheibe aus um ihre 250 GB unterzubringen. Wie erwartet, wird diese Dichte auch mit den höchsten Übertragungsraten belohnt: Die Samsung liegt mit 100,5 MB/s im Lesebetrieb vor der 410AS, muss sich aber der neu getesteten 310NS geschlagen geben. Die Zugriffszeiten fallen hingegen etwas schlechter aus als bei den Hitachis: mit 13,9 ms lesend ist sie eine gute Millisekunde langsamer. Auf den Boot-Test hat dies anscheinend einen deutlichen Einfluss: Mit 44,8 s liegt sie ein gutes Stück hinter der 320er Hitachi.
Seagate ST3250310NS
Die Barracuda-ES.2-Serie wird von Seagate im Serversegment positioniert, wenn es vor allem auf hohe Speicherkapazität und geringe Kosten ankommt statt auf höchste Leistung, die weiterhin SAS-Platten vorbehalten ist. Die Leistung kann sich aber durchaus sehen lassen: Mit Spitzenübertragungsraten von 107,3 MB/s setzt sie sich in dieser Disziplin an die Spitze des Testfeldes. Bei den Zugriffszeiten merkt man deutlich, dass die Platte auf den Servermarkt zielt: Mit 12,43 ms lesend ist sie deutlich schneller als die Consumer-Platten aus dem gleichen Hause und überholt sogar die Hitachis. Die Gesamtleistung im Boot-Test bestätigt die Low-Level-Benchmarks: Mit 38,3 s ist sie nicht viel langsamer als die Raptor.
Seagate ST3250410AS
Diese Platte speichert ihre 250 GB wie die Samsung HD250HJ auf einer einzigen Magnetscheibe. Damit entspricht die Technik dieser Fesplatte eigentlich Seagates neuester SATA-Serie Barracuda 7200.11. Vermutlich hat sich Seagate aus Marketinggründen dazu entschieden, die kleinste Platte mit dieser Technik unter der Flagge der eigentlich älteren Serie 7200.10 segeln zu lassen. Der Leistung tut das keinen Abbruch: Mit 94,8 MB/s lesend liegt sie nur knapp hinter der Samsung. Bei der Zugriffszeit leistet sie sich aber einen richtigen Schnitzer: Mit 15,3 ms lesend stellt sie mit Abstand das Schlusslicht in diesem Test dar und beweist so eindrucksvoll, dass hohe Übertragungsraten für eine Systemplatte nicht ausschlaggebend sind: Obwohl sie eine 50% höhere Übertragungsrate als die 250er Hitachi hat, kann sie sich mit 47,6 s nur ganz knapp vor dieser positionieren.
Western Digital WD1500ADFD
Die Raptor von Western Digital ist schon eine geraume Zeit auf dem Markt, aber immer noch einzigartig: Als einzige SATA-Platte arbeitet sie mit 10.000 U/min. Diese verhelfen ihr immer noch zu konkurrenzfähigen Übertragungsraten von über 80 MB/s, obwohl sie im Punkt Datendichte mittlerweile eigentlich abgeschlagen sein dürfte. Überragend fallen hingegen die Zugriffszeiten aus: Mit 8,3 ms liegt sie deutlich vor der Konkurrenz, und was sich beim Test der ST3250814AS angedeutet hat - die Zugriffszeit ist für eine Systemplatte wichtiger als die Übertragungsrate - wird hier eindrucksvoll bestätigt: mit 33,8 s steht sie einsam an der Spitze.
Testergebnisse im Detail
h2benchw
<TABLE><TR><TD></TD><TD>Lesen (MB/s)<br/>min/mittel/max</TD><TD>Schreiben (MB/s)<br/>min/mittel/max</TD><TD>Zugriff (ms)<br/>lesend</TD><TD>Zugriff (ms)<br/>schreibend</TD><TD>Windows<br/>Boot (s)</TD></TR>
<TR><TD>HDT725025VLA380</TD><TD>33,1/50,0/63,2</TD><TD>32,8/49,8/63,2</TD><TD>12,9</TD><TD>13,6</TD><TD>47,9</TD></TR>
<TR><TD>mit AAM</TD><TD></TD><TD></TD><TD>17,8</TD><TD>18,0</TD><TD>53,9</TD></TR>
<TR><TD>HDT725032VLA360</TD><TD>34,9/60,8/77,0</TD><TD>35,1/60,7/77,8</TD><TD>12,8</TD><TD>13,4</TD><TD>41,4</TD></TR>
<TR><TD>mit AAM</TD><TD></TD><TD></TD><TD>17,6</TD><TD>17,8</TD><TD>44,4</TD></TR>
<TR><TD>HD250HJ</TD><TD>50,0/79,7/100,5</TD><TD>49,7/78,1/96,8</TD><TD>13,9</TD><TD>14,5</TD><TD>44,8</TD></TR>
<TR><TD>mit AAM</TD><TD></TD><TD></TD><TD>16,0</TD><TD>16,9</TD><TD>46,1</TD></TR>
<TR><TD>ST3250410AS</TD><TD>51,3/77,2/94,8</TD><TD>50,9/77,2/96,8</TD><TD>15,3</TD><TD>16,1</TD><TD>47,6</TD></TR>
<TR><TD>WD1500ADFD</TD><TD>50,3/70,5/83,3</TD><TD>48,1/69,5/89,9</TD><TD>8,3</TD><TD>9,2</TD><TD>33,8</TD></TR>
</TABLE>
Zusammenfassung
Die Messergebnisse zeigen deutlich, dass eine gute Systemplatte nicht unbedingt die höchsten Übertragungsraten braucht, um eine gute Leistung zu erbringen: Je langsamer die Zugriffszeit ausfällt, desto länger dauert der Boot-Vorgang. Das zeigen insbesondere die Vergleichsmessungen der Platten bei aktiviertem Akustik-Management. Lange Zugriffszeiten auszugleichen fällt schwer wie man am Beispiel der Seagate ST3250410AS sieht, die trotz der zweithöchsten Übertragungsrate nur knapp am letzten Platz im Boot-Test vorbeischrammt.
Insgesamt präsentiert die Raptor von Western Digital die mit Abstand beste Leistung in diesem Test. Ihre Speicherkapazität ist aber nicht mehr unbedingt zeitgemäß, und auch der hohe Preis mag so manchen User abschrecken. Die Barracuda ES.2 von Seagate bietet ein weit besseres Preis-/Leistungsverhältnis, und auch im direkten Vergleich mit der Raptor macht sie keine wirklich schlechte Figur. Auch die 320 GB Hitachi dürfte für viele einen annehmbaren Kompromiss darstellen, wenn es an die Frage der Systemplatte geht.
Leistungsmäßig abgeschlagen sind dagegen die aktuellen Kapazitätswunder: Die aktuellen Consumer-Serien von Seagate und Samsung mit 250 GB pro Scheibe eignen sich eher als Datengräber und für die Speicherung von Daten, mit denen man nicht unbedingt ständig arbeitet.
Fazit
"Mit kleinen Zahlen lässt sich schlecht werben." So oder ähnlich könnte das Fazit dieses Tests lauten. Während die immer größeren Festplattenkapazitäten und die damit steigenden Übertragungsraten große Beachtung finden, scheinen die Festplattenhersteller die Übertragungszeit zu vernachlässigen. Dabei ist es genau dieser Parameter, der flottes Arbeiten ermöglicht. Es wäre wünschenswert, dass noch mehr Hersteller auf den Zug aufspringen, den Western Digital mit der Raptor fährt, um etwas Vielfalt und belebende Konkurrenz in den Markt der schnellen Desktop-Platten zu bringen. Auch WD selbst dürfte ruhig einmal nachlegen und einen Nachfolger der Raptor präsentieren, mit zeitgemäßer Kapazität und dadurch noch einmal gesteigerter Leistung.
- Hitachi T7K500 250 GB (HDT725025VLA380)
- Hitachi T7K500 320 GB (HDT725032VLA360)
- Samsung HD250HJ 250 GB
- Seagate Barracuda ES.2 250 GB (ST3250310NS) neu
- Seagate Barracuda 7200.10 250 GB (ST3250410AS)
- Western Digital Raptor 150 GB (WD1500ADFD)
Einführung
Die Leistung einer Festplatte kann im wesentlichen an zwei Parametern festgemacht werden: der Übertragungsrate und der Zugriffszeit. Die Übertragungsrate gibt an, wie viele MB/s die Festplatte lesen bzw. schreiben kann. Festplatten speichern Daten in einzelnen Spuren auf ihren Magnetscheiben, die sich unter den Schreib-/Leseköpfen drehen. Somit gibt es prinzipiell zwei Möglichkeiten, die Übertragungsleistung zu steigern: Entweder man erhöht die Anzahl der Umdrehungen pro Minute, oder man steigert die Datendichte. In beiden Fällen passieren mehr Daten pro Zeiteinheit die Köpfe und die Übertragungsrate steigt. An der Umdrehungszahl ändern Plattenhersteller jedoch in der Regel wenig: Bei Desktop-Platten sind schon seit einigen Jahren 7.200 U/min üblich. Die Datendichte steigt jedoch beständig: Die Hersteller sind ständig bemüht, immer mehr Daten auf einer Scheibe unterzubringen, und somit bietet jede neue Festplattengeneration neben der gestiegenen Speicherkapazität auch höhere Übertragungsraten. Zur Angabe der Speicherdichte nennt man üblicherweise die Kapazität einer beidseitig beschriebenen Magnetscheibe: Aktuelle Festplatten bringen 250 GB auf einer Scheibe unter.
Die Übertragungsrate allein genügt aber nicht, um die Leistung einer Festplatte zu charakterisieren. Im Praxisbetrieb werden Daten nicht unbedingt linear von der Platte gelesen; meist sind diese mehr oder weniger willkürlich über die Plattenoberfläche verteilt. Bei solchen wahlfreien Zugriffen kommt die Zugriffszeit der Platte ins Spiel: Die Festplatte muss den Schreib-/Lesekopf zunächst über der gewünschten Spur positionieren und dann solange warten, bis die Plattenoberfläche sich so weit gedreht hat, dass die Daten die Köpfe
passieren. Diese zusätzliche Wartezeit nach der Kopfpositionierung bezeichnet man als Latenzzeit. Im Durchschnitt muss eine halbe Umdrehung gewartet werden; somit beträgt diese Latenzzeit bei 7.200 U/min genau 4,16 ms. Hinzu kommt noch ein wenig Overhead-Zeit für die Übertragung des Lese- bzw. Schreibbefehls an die Platte. Die mit einem Benchmark-Programm gemessene Zugriffszeit ist die Summe aus allen drei Zeiten. Beim Vergleich der Messwerte mit den Angaben in den Datenblätternn der Hersteller muss man beachten, dass die Hersteller in der Regel die Zeiten für die Kopfpositionierung und die Latenzzeit getrennt angeben und den Overhead vernachlässigen.
Die ständig steigenden Datendichten wirken sich übrigens meist negativ auf die Zugriffszeiten aus, da auch die Spurdichte zunimmt und somit die Abstände zwischen den Spuren immer kleiner werden und die Köpfe immer genauer positioniert werden müssen. Die Platte kämpft hierbei mit der Physik der Massenträgheit, denn der Trägerarm und die daran befindlichen Köpfe besitzen eine Masse, die beschleunigt und abgebremst werden muss. Bis sich der Kopf exakt über einer Spur "eingependelt" hat, ist kein fehlerfreier Zugriff möglich, was beim Schreiben kritischer ist als beim Lesen: Bei einem Schreibzugriff kann die Platte, auch wenn die Positionierung noch nicht hundertprozentig stimmt, mit dem Lesevorgang beginnen; unterläuft ihr dabei ein Fehler, muss sie lediglich eine Umdrehung warten und kann dann einen neuen Versuch unternehmen. Beim Schreiben hingegen bestünde die Gefahr, in benachbarte Spuren zu geraten und die darin befindlichen Daten zu zerstören.
Aus diesem Grunde fallen die Schreibzugriffszeiten in der Regel etwas langsamer aus als Zugriffszeiten beim Lesen.
Testmethode
Im Testsystem kommt ein Athlon 64 X2 4200+ auf einem Asus A8N-SLI Premium zum Einsatz; die Platten wurden am in den nForce-4-Chipsatz integrierten SATA2-Hostadapter betrieben. Im Test werden zum einen die Low-Level-Werte abgefragt, d.h. Übertragungsraten und Zugriffszeiten, zum anderen wird eine High-Level-Messung durchgeführt.
Für die Low-Level-Messung der Übertragungsraten und Zugriffszeiten kam h2benchw der Zeitschrift c't zum Einsatz, wobei eine Besonderheit zu beachten ist: Moderne Festplatten verfügen über einen großen Cache-Speicher von 8 MB oder mehr. Die zur Messung der Zugriffszeit durchgeführten Schreibzugriffe werden in nicht unerheblichem Maße von diesem Cache abgefangen; ohne weitere Maßnahmen wäre die Messung der Schreibzugriffszeit also eher eine Messung der Cache-Effizienz, was bei einer Low-Level-Messung ausdrücklich nicht erwünscht ist. Zur Ermittelung der Zugriffszeiten wurde daher der Schreibcache der Platten abgeschaltet. Die gemessenen Zugriffszeiten fallen daher deutlich schlechter aus als bei Tests mit eingeschaltetem Cache; insbesondere sind die hier gemessenen Werte nicht mit den Ergebnissen in den Testberichten der c't ("Festplatten-Karussell") vergleichbar.
Bei der High-Level-Messung stellt sich die Frage nach dem passenden Benchmark: In diesem Test soll vor allem geklärt werden, wie gut sich die einzelnen Kandidaten als Systemplatten eignen. Als Praxistest wurde daher gemessen, wie lang die Boot-Zeiten von Windows-XP ausfallen. Diese können mit Microsoft Bootvis recht genau ermittelt werden und dürften so weit repräsentativ sein, dass man von der hierbei erzielten Leistung auf die Leistung bei anderen relevanten Aufgaben wie etwa das Starten von Anwendungsprogrammen schließen darf.
Zum Test wurde die Windows-XP-Installation aus dem Rechner des Autors verwendet; diese befindet sich seit einiger Zeit im Alltagsgebrauch mit den gängigen Treibern und Hilfsprogrammen wie z.B. Virenscannern und anderen Tools, die beim Start bzw. Einloggen gestartet werden und im Hintergrund ihren Dienst versehen.
Die Installation wurde mit dem Seagate Disc Wizard, einer OEM-Version von Acronis True Image auf die Testkandidaten geklont, so dass für alle Kandidaten die gleichen Ausgangsbedingungen gegeben waren. Gemessen wurde die für den Windows-Bootvorgang und das Einloggen eines Users benötigte Zeit; hierzu wurde die Autologon-Funktion mit Hilfe von TweakUI aus den PowerToys für XP verwendet. Das System bootet "in einem Rutsch" automatisch bis direkt in den Desktop, ohne dass manuell eingegriffen werden muss oder Benutzereingaben erforderlich sind. Als Messwert wird der Startzeitpunkt des letzten Prozesses herangezogen. Der Bootvorgang ist an dieser Stelle zwar noch nicht vollständig beendet (die Festplatte läuft noch ein paar Sekunden nach), eine anderer Zeitpunkt ließe sich jedoch nicht mehr derart eindeutig bestimmen. Um leichte Abweichungen auszugleichen, wurden jeweils zehn Bootvorgänge durchgeführt und der Mittelwert bestimmt.
Die Testkandidaten
Hitachi HDT725025VLA380
Hitachi HDT725032VLA360
Getestet wurden zwei Platten stammen aus der Deskstar T7K500-Serie, die sich schon seit längerer Zeit auf dem Markt befindet: Das 250-GB-Modell mit 8 MB Cache und das 320-GB-Modell mit 16 MB Cache. Eigentlich sollte man erwarten, dass sich die einzelnen Modelle einer Serie nur in der Kapazität unterscheiden, ansonsten aber die gleichen Leistungsdaten haben. Ein Blick in das Datenblatt schürt aber erste Zweifel: Beide Modelle arbeiten laut Herstellerangabe mit 2 Magnetscheiben und 4 Köpfen. Damit gäbe es deutliche Unterschiede bei der Speicherdichte, die wie oben erläutert direkten Einfluss auf die Leistung hat. Die 250-GB-Version hätte demnach 125 GB pro Scheibe, die größere 320-GB-Platte 160 GB. Das ist ein deutlicher Unterschied, der sich auch direkt in den Messwerten bemerkbar macht. Die 320er Platte erreicht bis zu 77 MB/s im Lesebtrieb, die kleinere 250er nur 63,2 MB/s. Bei den Zugriffszeiten sind sie mit 12,9 ms zu 12,8 ms dagegen gleichauf. Die höhere Übertragungsrate - und vielleicht auch der größere Cache - verhelfen der 320er Platte zu einem deutlichen Vorsprung: Sie benötigt für den Boot-Vorgang nur 41,4 Sekunden statt 47,9 s.
Samsung HD250HJ
Relativ neu auf dem Markt teilt sich die Samsung-Platte mit der Seagate ST3250410AS den ersten Platz bei der Datendichte: Beide Platten kommen mit einer einzelnen Magnetscheibe aus um ihre 250 GB unterzubringen. Wie erwartet, wird diese Dichte auch mit den höchsten Übertragungsraten belohnt: Die Samsung liegt mit 100,5 MB/s im Lesebetrieb vor der 410AS, muss sich aber der neu getesteten 310NS geschlagen geben. Die Zugriffszeiten fallen hingegen etwas schlechter aus als bei den Hitachis: mit 13,9 ms lesend ist sie eine gute Millisekunde langsamer. Auf den Boot-Test hat dies anscheinend einen deutlichen Einfluss: Mit 44,8 s liegt sie ein gutes Stück hinter der 320er Hitachi.
Seagate ST3250310NS
Die Barracuda-ES.2-Serie wird von Seagate im Serversegment positioniert, wenn es vor allem auf hohe Speicherkapazität und geringe Kosten ankommt statt auf höchste Leistung, die weiterhin SAS-Platten vorbehalten ist. Die Leistung kann sich aber durchaus sehen lassen: Mit Spitzenübertragungsraten von 107,3 MB/s setzt sie sich in dieser Disziplin an die Spitze des Testfeldes. Bei den Zugriffszeiten merkt man deutlich, dass die Platte auf den Servermarkt zielt: Mit 12,43 ms lesend ist sie deutlich schneller als die Consumer-Platten aus dem gleichen Hause und überholt sogar die Hitachis. Die Gesamtleistung im Boot-Test bestätigt die Low-Level-Benchmarks: Mit 38,3 s ist sie nicht viel langsamer als die Raptor.
Seagate ST3250410AS
Diese Platte speichert ihre 250 GB wie die Samsung HD250HJ auf einer einzigen Magnetscheibe. Damit entspricht die Technik dieser Fesplatte eigentlich Seagates neuester SATA-Serie Barracuda 7200.11. Vermutlich hat sich Seagate aus Marketinggründen dazu entschieden, die kleinste Platte mit dieser Technik unter der Flagge der eigentlich älteren Serie 7200.10 segeln zu lassen. Der Leistung tut das keinen Abbruch: Mit 94,8 MB/s lesend liegt sie nur knapp hinter der Samsung. Bei der Zugriffszeit leistet sie sich aber einen richtigen Schnitzer: Mit 15,3 ms lesend stellt sie mit Abstand das Schlusslicht in diesem Test dar und beweist so eindrucksvoll, dass hohe Übertragungsraten für eine Systemplatte nicht ausschlaggebend sind: Obwohl sie eine 50% höhere Übertragungsrate als die 250er Hitachi hat, kann sie sich mit 47,6 s nur ganz knapp vor dieser positionieren.
Western Digital WD1500ADFD
Die Raptor von Western Digital ist schon eine geraume Zeit auf dem Markt, aber immer noch einzigartig: Als einzige SATA-Platte arbeitet sie mit 10.000 U/min. Diese verhelfen ihr immer noch zu konkurrenzfähigen Übertragungsraten von über 80 MB/s, obwohl sie im Punkt Datendichte mittlerweile eigentlich abgeschlagen sein dürfte. Überragend fallen hingegen die Zugriffszeiten aus: Mit 8,3 ms liegt sie deutlich vor der Konkurrenz, und was sich beim Test der ST3250814AS angedeutet hat - die Zugriffszeit ist für eine Systemplatte wichtiger als die Übertragungsrate - wird hier eindrucksvoll bestätigt: mit 33,8 s steht sie einsam an der Spitze.
Testergebnisse im Detail
h2benchw
<TABLE><TR><TD></TD><TD>Lesen (MB/s)<br/>min/mittel/max</TD><TD>Schreiben (MB/s)<br/>min/mittel/max</TD><TD>Zugriff (ms)<br/>lesend</TD><TD>Zugriff (ms)<br/>schreibend</TD><TD>Windows<br/>Boot (s)</TD></TR>
<TR><TD>HDT725025VLA380</TD><TD>33,1/50,0/63,2</TD><TD>32,8/49,8/63,2</TD><TD>12,9</TD><TD>13,6</TD><TD>47,9</TD></TR>
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Zusammenfassung
Die Messergebnisse zeigen deutlich, dass eine gute Systemplatte nicht unbedingt die höchsten Übertragungsraten braucht, um eine gute Leistung zu erbringen: Je langsamer die Zugriffszeit ausfällt, desto länger dauert der Boot-Vorgang. Das zeigen insbesondere die Vergleichsmessungen der Platten bei aktiviertem Akustik-Management. Lange Zugriffszeiten auszugleichen fällt schwer wie man am Beispiel der Seagate ST3250410AS sieht, die trotz der zweithöchsten Übertragungsrate nur knapp am letzten Platz im Boot-Test vorbeischrammt.
Insgesamt präsentiert die Raptor von Western Digital die mit Abstand beste Leistung in diesem Test. Ihre Speicherkapazität ist aber nicht mehr unbedingt zeitgemäß, und auch der hohe Preis mag so manchen User abschrecken. Die Barracuda ES.2 von Seagate bietet ein weit besseres Preis-/Leistungsverhältnis, und auch im direkten Vergleich mit der Raptor macht sie keine wirklich schlechte Figur. Auch die 320 GB Hitachi dürfte für viele einen annehmbaren Kompromiss darstellen, wenn es an die Frage der Systemplatte geht.
Leistungsmäßig abgeschlagen sind dagegen die aktuellen Kapazitätswunder: Die aktuellen Consumer-Serien von Seagate und Samsung mit 250 GB pro Scheibe eignen sich eher als Datengräber und für die Speicherung von Daten, mit denen man nicht unbedingt ständig arbeitet.
Fazit
"Mit kleinen Zahlen lässt sich schlecht werben." So oder ähnlich könnte das Fazit dieses Tests lauten. Während die immer größeren Festplattenkapazitäten und die damit steigenden Übertragungsraten große Beachtung finden, scheinen die Festplattenhersteller die Übertragungszeit zu vernachlässigen. Dabei ist es genau dieser Parameter, der flottes Arbeiten ermöglicht. Es wäre wünschenswert, dass noch mehr Hersteller auf den Zug aufspringen, den Western Digital mit der Raptor fährt, um etwas Vielfalt und belebende Konkurrenz in den Markt der schnellen Desktop-Platten zu bringen. Auch WD selbst dürfte ruhig einmal nachlegen und einen Nachfolger der Raptor präsentieren, mit zeitgemäßer Kapazität und dadurch noch einmal gesteigerter Leistung.
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