Mein Vater hat mir heute mitgeteilt, das er Prostatakrebs hat. Das hat mir völlig den Boden unter den Füßen weggerissen.
Ich bin 34 Jahre alt und habe das enorme Glück, das ich noch nie einen Menschen im Familien oder engen Freundeskreis verloren habe. Sogar meine 4 Großeltern leben noch.
Nie hatte jemand eine schwere Krankheit oder schwereren Unfall.
Ich bin mir bewusst das ich mich absolut glücklich schätzen kann das es bisher so war aber vlt. sitzt deswegen der Schock tief.
Das „gute“ ist, das mein Vater schon sehr sehr lange Beschwerden mit der Prostata hat und schon Jahre lang zum Arzt geht. Deswegen wurde es jetzt sehr früh erkannt, es hat wohl nix gestreut und die Ärzte sind ziemlich guter Dinge das er nach der OP Ruhe hat. Aber wie das halt immer so ist - eine Garantie gibt es dafür nicht.
Ich habe einfach enorme Angst und könnte jetzt schon wieder losheulen. Ich liebe meinen Vater ( und meine Mutter ) über alles, ich hatte eine unfassbar glückliche Kindheit und auch sonst sind meine Eltern immer für meinen Bruder und mich da.
so etwas zu erfahren ist schrecklich. Das wird dich wenig trösten, aber aus Erfahrung kann ich dir sagen, dass der Mensch einen inneren Schweinehund hat, der ihm durch alles mögliche hindurch hilft. Das mag jetzt hart klingen, aber anders könnte man Schicksalsschläge nicht verkraften.
Auch ich war wie du, einer der glücklichen, die jahrelang keinen Todesfall beklagen mussten. Dann ist vor 3 Jahren mein Vater verstorben, kurz darauf mein Lieblingsonkel. Beide noch nicht sehr alt. Das zieht einen erstmal runter. Aber man macht weiter, notgedrungen. irgendwann vergisst man die Gesichter und man muss sich mit Fotos behelfen, man macht sich Vorwürfe ob man denn alles getan hat, dass es nicht so weit kommt.
Mein Rat an dich
jetzt: Tu alles mögliche, damit dein Vater die bestmögliche Behandlung erhält, die man sich holen kann. Notfalls karrst du ihn in der Republik herum von Arzt zu Arzt, aber tu alles was du kannst. Ich habe das nicht getan, ich habe die Herzkrankheit meines Vaters auf die leichte Schulter genommen, ich war zu bequem, meine Arbeit und meine Meetings waren wichtiger. Diese Schuldgefühle zehren einen innerlich auf. Im Gegensatz zum Schicksalsschlag selbst, gewöhnt man sich an diese Schuldgefühle eben nicht. Du bist laut deiner Beschreibung gerade in einer "glücklichen" Situation rechtzeitig handeln zu können. Also mach was.
Meine Erfahrung bei meinem Vater (Herztod) und meinem Onkel (Krebstod):
Die Ärzte haben kein großes Interesse daran, diese Krankheiten zu heilen. Schon bei der Erstdiagnose scheint man irgendwo im Geheimen einen Totenschein auszustellen. Die Behandlung richtet sich auf das Begräbnis hin aus und nicht in Richtung Heilung. Ich hatte nie das Gefühl, dass man alles versucht, um den Patienten zu heilen. Das mag vielleicht an unserer Klinik hier in xxx liegen, und das mag auch vielleicht mein persönlicher Eindruck gewesen sein, aber den hatte ich nun mal, ich hatte den Eindruck, dass diese Menschen als Kostenfaktoren betrachtet werden. Versuche auf jeden Fall einen Sinn für solche Dinge zu entwickeln.