Sehr schöne Kühlerserie! Das lange Warten hat sich definitiv gelohnt
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Vom Design her gefällt mir der HK 4.0 recht gut und die Oberflächenveredelung scheint ohnehin über jeden Zweifel erhaben zu sein. Die Halterung wirkt auch sehr solide und die Ausschnitte im Edelstahlblech lockern die ansonsten durch die Kühlergröße bedingte Klobigkeit sehr angenehm auf. Allgemein macht der Kühler den Eindruck eines würdigen Nachfolgers für den HK 3.0 und könnte wieder für viele Jahre eine feste Größe in dem Segment darstellen.
Optik und Design machen imho ein insgesamt stimmiges Bild und man erkennt schön die Fortentwicklung der grundlegenden Designlinie der HK CPU-Kühler. Zwar hätte mir persönlich auch ebenfalls etwas gut gefallen können, was wieder wichtige HK 2.0-Designelemente aufnimmt, aber so ist das schon ganz OK und dürfte den Geschmack sehr vieler Wakü-Nutzer gut treffen. Eine cleane Plexi-Version könnte der Hit werden. Allerdings wäre es sehr zu bevorzugen, wenn der Deckel dann ab Werk getempert ist wäre.
Zwar bin ich schon auf Bilder vom Innenleben gespannt, aber mutmaßlich werden sie eher langweilig/standardmäßig ausfallen, wenn ich die gezeigte Ansicht der Plexiglas-Version richtig interpretiere. Demnach scheint ein breiter Verteilschlitz quer über die feine Microfinstruktur + umlaufendem Rücklaufsammelkanal im Deckel zum Einsatz zu kommen. Dieses kühltechnische Design ist zwar bewährt und sehr effektiv, aber es ist auch die inzwischen vorherrschende Allerweltstechnik, die auch die Konkurrenz von der obersten bis zur untersten Preiskategorie anbietet. Man muss fairer Weise aber sagen, dass das Streben nach der ominösen "Performancekrone" in dem Segment heut zu Tage ohnehin nicht mehr möglich bzw. nicht mehr relevant ist. Die Optimierungsspirale hat sich inzwischen über viele Jahre so weit gedreht, dass wirklich substantielle Verbesserungen, die sich auch sauber und signifikant in der Mehrheit der Messergebnisse auf der üblichen wenig bis gar nicht aussagekräftigen Hardwareplattformen abbilden lassen, offenbar nicht mehr möglich zu sein scheinen (zumindest unter den gegebenen Randbedingungen). Von daher kann man CPU-Wasserkühler kühltechnisch für die üblichen Wakü-Voraussetzungen einfach als ausentwickelt ansehen. Zwar wäre ein echter Coup mit einer neuen Kühltechnik beim HK 4.0 äußerst interessant gewesen, aber erstens hätte der Schuss performencemäßig möglicherweise messbar nach hinten los gehen können und zweitens war damit auch nicht zu rechnen.
Die Performance eine CPU-Wasserkühlers dieser hohen Kategorie hat heut zu Tage wie gesagt ohnehin keine große Bedeutung mehr, da so gut wie jeder CPU-Kühler für jede moderne CPU bis zum OC-Maximum vollkommen ausreicht und auch alle gute Temps zu bringen im Stande sind - vorausgesetzt der Hersteller hat seine Materialauswahl, Verarbeitung und Qualitätskontrolle im Griff, woran bei Watercool sicher kein Zweifel bestehen kann.
Meiner Einschätzung nach dürfte sich der HK 4.0 performancemäßig weder von der Konkurrenz der höchsten Kategorie absetzen, noch hinter ihr zurückfallen. Er dürfte unter diesem Aspekt einer unter vielen werden, sofern meine o. g. Mutmaßungen über das Inneneleben stimmen. Also das gleiche Bild wie es seit Jahren bei allen neuen Kühler zu beobachten ist. Etwas anderes wäre ausgehend von der am Markt vorherrschenden Kühltechnik auch nicht erwartbar. Wer einen signifikanten Performance-Sprung gegenüber dem seit Jahren dahin dümpelnden Niveau erwartet, könnte demnach enttäuscht werden, sollte ich mich nicht irren was das Innenelben betrifft (wobei das Bild der Plexiglasvariante da schon sehr eindeutig ist). Eine minimale Verbesserung gegenüber dem HK 3.0 sollte aber drin sein, so dass der HK 4.0 die marginalen Verbesserungen die die Konkurrenz inzwischen zum HK 3.0 geschaffen hat, einstellt. Vermutlich lässt sich das aber ohnehin nur auf einem echten Prüfstand sauber heraus messen, und dürfte im Wesentlichen ein Effekt der nochmals verfeinerten Struktur in der Bodenplatte sein. Dieses Métier beherrschen andere Hersteller zwischenzeitlich jedoch ähnlich gut wie Watercool.
Was mir bei der inneren Struktur, so weit man sie im Bild der Plexiglasversion sehen kann, jedoch gar nicht gefällt, ist die Tatsache, dass offenbar keine Fräser mit kleinen Eckradien (sog. Torusfräser) zum Einsatz kommen, sondern normale Schaftfräser mit scharfen Ecken. Speziell bei der Plexiglasversion hätten entschärfte Kanten grundsätzlich Vorteile, selbst wenn das Material getempert ist (wobei eine Antwort auf die Frage ob das der Fall ist ja auch für die GPU-Kühler mit Plexiglas noch aussteht). Wenn man schon einen Radiusfräser für den Einlass nimmt, wären Trousfräser mit Eckradien für die weiteren Strukturen im Inneren sicher auch möglich gewesen. Besonders bei den PMMA und POM Versionen wäre da auch nicht mit erhöhtem Werkzeugverschleiß zu rechnen.
Was mich ebenfalls etwas stört ist, dass imho trotz der exorbitanten Entwicklungszeit etwas die Detailverliebtheit beim Befestigungssystem fehlt. Warum haben z.B. die Federn, mal ganz unabhängig von den in den Bildern fehlenden, aber ja offenbar zugehörigen A2-U-Scheiben, keine plangeschliffenen Federenden? Das ist bei vielen anderen Befestigungssystemen für Kühler in der zu erwartenden Preisklasse (aber auch darunter) inzwischen fast Standard. Ich meine mich zu erinnern früher auch schon mal plangeschliffene Federenden bei Watercool gesehen zu haben (oder irre ich mich da?). Nachteil der Federn mit unversäuberten Enden, wie sie in den Bildern zu sehen sind: Sie verkanten unweigerlich und liegen nie ganz koaxial um die Schraubenschäfte. Der Funktion tut es in der Regel keinen Abbruch, aber die Optik leidet und die steht bei CPU-Kühlern der höchsten Qualitätsklasse schließlich mit im Vordergrund.
Die bereits zur Sprache gekommene Problematik mit der Schriftzug-Ausrichtung auf dem Edelstahlplättchen für den Deckel finde ich ebenfalls nicht optimal gelöst. Zwar ist es in der Tat in vielen Setups nett anzusehen, wenn der Auslass unten statt oben ist, aber für alle die z. B. mit schwachen Pumpen bzw. sehr restriktiven Kreisläufen agieren, wird die Entlüftung so zur Qual. Eine flexiblere Lösung bezüglich der Beschriftung wäre wünschenswert gewesen - zumal dieses Thema ja schon beim HK 3.0 ein wenig Wellen geschlagen hatte.
Aber genug der Kritik! Das ist alles Jammern auf hohem bis höchstem Niveau. Insgesamt finde ich den HK 4.0 auch so wie er jetzt ist schon sehr überzeugend. Ein relativ bald folgende Version 4.1 oder ein Facelift ohne Versionsnummern-Sprung, welches sich oben stehender Problematiken noch annimmt, wäre dennoch ein feiner Schachzug mit dem man denke ich auch die Sofort-Käufer nicht übermäßig vergrämen würde, weil es ja wirklich nur Details sind (teilweise sogar leicht nachrüstbar - siehe Federthematik). Beim HK 3.0 wurden ja schließlich auch noch Detail-Verbesserungen nachgeschoben, als er bereits im Umlauf war (vgl. Befestigung der Düsenplatte etc.).