Hard Target (USA 1993) 8/10
Erzreaktionär, gewaltgeil und, trotz Entstehung in den 90ern, aus jeder Pore die seligen 80er Jahre atmend. *schnüff*
Ist es schon über 25 Jahre her, seitdem die belgische Springbohne, damals wohl unbestritten auf dem Zenit seiner Karriere angekommen, den fiesen Menschenjägern rund um einen sinistren Lance Henriksen und einem diabolisch aufspielenden Arnold Vosloo (vor seinem Durchbruch als Imhotep in den Mumie Filmen mit Brandon Fraser), die Scheiße aus dem Leib prügelte oder sie direkt zersiebte?
Ja, ist es. Kommt mir immer noch vor wie gestern, aber dies denke ich mir ja auch jedes Mal, wenn ich mich daran zurückerinnere, wie kurz wir damals vor Moskau gelegen haben... *mama, komm schnell, der opa wird schon wieder senil!*
Was John Woo hier nach seinem damaligen Rückzug aus der Kronkolonie auf die Beine stellte, war einfach zu brachial, weder zuvor noch danach wurde VD so wuchtig herüberkommend inszeniert - allein schon der Auftakt, in der ein paar nichtsnutzigen Handtaschenräubern erst mal ohne Betäubung ein Anatomiekurs in schönsten Zeitlupeneinstellungen verabreicht wird, dürfte auch heute noch zu den brachialsten Einführungen ever gehören... Danach wird Schritt für Schritt die Story um gelangweilte Reiche, welche gerne Penner, Obdachlose und sonstige Gestrauchelte zum Zeitvertreib hetzen, jagen und töten aufgebaut. Dabei kommen zwar hie und da durchaus sozialkritische Untertöne zum Vorschein, aber ganz ehrlich: Deswegen schaut niemand einen VD Film an.
Spätestens, wenn in einer der nach wie vor zynischsten Filmszenen aller Zeiten der Hebel umgelegt wird - und VD mitsamt seiner weiblichen Begleitung (Yancy Butler - hui!
) wechselnd den Spieß zwischen Jägern und Gejagten umdreht, beginnt die einsame Sternstunde in VDs Schaffen endgültig und kennt von da ab kein Halten mehr...
Was hier mit lächerlich anmutenden 18 Millionen Dollar Produktionskosten herausgeholt wurde, muss sich auch heute nicht verstecken, denn es sieht einfach wertig aus, kein Vergleich mit den später im Genre leider so typischen Ostblockstreifen...
Der Showdown in der verlassenen Fabrikruine voller bizarr anmutender Überbleibsel des Mardi Gras Festivals sollte jedem Action Aficionado auch heute noch die Schuhe ausziehen... So MUSS man Kauleisten-neu-arretieren und Luftlöcher-an-Stellen-an-denen-man-nicht-atmet-Verzierungen auf die Leinwand bringen. Hier hauen sich eben nicht zwei Vollidioten gegenseitig Brechstangen auf die Visage und machen ungerührt weiter, nein, hier hat alles Konsequenzen.
Tja, schön waren die Zeiten, ich trauere denen ja echt hinterher, aber dies werden auch nur diejenigen verstehen, die damals mit dabei waren...
In diesem Sinne: "Now take your pig-stick and your boyfriend, and find a bus to catch." (VDs radebrechendes Französenglisch im Originalton geht hier auf absolut keine Kuhhaut).