TEST

Motorola Moto G (2014) im Test

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Blickt man auf das Smartphone-Jahr 2013 zurück, stechen mehrere Neuerscheinungen aus der Masse hervor. Doch nur bei einem Gerät darf man getrost behaupten, dass es den Markt nicht nur nachhaltig verändert hat, sondern auch knapp zwölf Monate nach seinem Start noch immer eine Empfehlung verdient hat: das Moto G. Nun schickt Motorola den Nachfolger ins Rennen, um den Erfolg zu wiederholen.

Doch schon das zweite Moto X hat jüngst gezeigt, dass neuer nicht zwangsläufig gleichbedeutend mit besser ist. Denn nicht ohne Grund haben sich das erste Moto X und Moto G am Ende so gut verkauft und etliche Auszeichnungen eingeheimst. Am Ende stimmte bei beiden Erstauflagen das Gesamtpaket aus Technik und Preis. Das bedeutet letztlich, dass schon das Drehen an nur einem winzigen Rädchen die Balance empfindlich stören kann.

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Hardware

Warum dies so betont wird? Motorola hat sich vom Konzept eines kompakten Smartphones ein gutes Stück weit verabschiedet. Vor allem, da man - wie auch schon beim Moto X das Display vergrößert und das Preis-Leistungsgefüge verändert hat. Auch beim neuen Moto G fällt die Anzeige 0,5 Zoll größer aus, was in Summe 5 Zoll bedeutet. Analog zum Moto X lautet die Begründung des Herstellers, dass sich Kunden einen größeren Bildschirm gewünscht hätten. Wie repräsentativ solche Befragungen sind, kann nicht nachvollzogen werden. Wohl aber kann eindeutig festgestellt werden, dass Motorola durch diesen Schritt beinahe so etwas wie ein Alleinstellungsmerkmal aufgibt.

Nicht zuletzt um den Preispunkt nicht zu gefährden, wurde die Auflösung jedoch nicht an das gewachsene Display angepasst. Auch im Jahr 2014 beträgt diese 1.280 x 720 Pixel, womit die Pixel-Dichte binnen eines Jahres von guten 326 auf nun nur noch ausreichende 294 ppi rutscht. In puncto Helligkeit hat sich hingegen kaum etwas getan. Mit 354 cd/m2 in der Spitze liegt die Beleuchtung bei maximaler Einstellung auf dem gleichen Niveau wie beim Vorgänger, mit 92 Prozent fällt die Homogenität jedoch etwas besser aus (85 Prozent). Zugelegt hat man auch beim Kontrast, der nun bei 1.106:1 liegt, sowie bei der Farbdarstellung, die beim Modelljahr 2014 besser gefällt. Mit durchschnittlich 7.000 Kelvin wird vor allem Weiß annähernd neutral dargestellt. Verbesserungswürdig ist aber nach wie vor die Blickwinkelstabilität, die die Erwartungen an ein IPS-Panel nicht erfüllen kann.

Größeres Display, ähnliche Optik: Das Moto G 2014

Größeres Display, ähnliche Optik: Das Moto G 2014

Weniger wagemutig als beim Display war man hingegen beim Antrieb, der in identischer Form schon im ersten Moto G zum Einsatz gekommen ist. Das heißt: Erneut sorgt Qualcomms Snapdragon 400 mit seinen vier Cortex-A7-Kernen für die benötigte Leistung, im maximalen Fall mit 1,2 GHz. Dass das für eine flüssige Bedienung und alltägliche Aufgaben ausreichen kann, hat zuletzt das LG G3 s gezeigt - vor allem die integrierte GPU vom Typ Adreno 305 trägt großen Anteil daran. Unangetastet gelassen hat man Arbeitsspeicher - 1 GB - und internen Speicher, der eine Kapazität von entweder 8 oder 16 GB bietet. Immerhin hat man jedoch den microSD-Slot der letztjährigen LTE-Variante übernommen und damit einen der größten Kritikpunkte des ersten Moto G beseitigt.

Warum man jedoch nicht auch dessen Mobilfunkmodem gewählt hat, dürfte Motorolas Geheimnis bleiben. Denn den schnellen Datenfunk unterstützt das neue Moto G nicht, mehr als HSPA+ mit 21 Mbit pro Sekunde sind nicht möglich. Dies verwundert nicht nur aufgrund der Tatsache, dass LTE auch in unteren Preisregionen verstärkt geboten wird, sondern auch beim Blick auf den Preis. Denn mit 199 Euro fällt die unverbindliche Preisempfehlung des Moto G (2014) genauso hoch aus wie beim Moto G LTE.

Bewährte Technik im Innern: SoC und Speicher hat Motorola nicht verändert

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Stillstand herrscht jedoch auch bei den übrigen Übertragungswegen. Neben Single-Band-WLAN nach n-Standard stehen Bluetooth 4.0 und der obligatorische Micro-USB-Port zur Verfügung - NFC fehlt. Zumindest bietet das neue Moto G eine erfreulich hohe Telefoniequalität. Zwar erzeugt der Lautsprechern einen etwas blechernen klang, Geräuschunterdrückung und Mikrofon arbeiten jedoch zuverlässig. Und die zweite Überraschung: Vom Start weg wird das Moto G in der Neuauflage als Dual-SIM-Smartphone angeboten. Motorola verspricht beim Einsatz zweier SIM-Karten eine komfortable Bedienung durch eine adaptive Software. Im Laufe der Zeit soll diese bestimmte Nutzungsmuster erkennen und entsprechend die entsprechende Karte automatisch wählen; im Test konnten wir derartiges nicht feststellen.

Trotz gewachsenem Gehäuse unverändert gelassen hat man den Akku. Dieser ist erneut fest verbaut und bietet eine Kapazität von 2.070 mAh - wie im ersten Moto G. Angesichts des größeren Displays und daraus resultierend „hungrigeren“ Hintergrundbeleuchtung dürften die Laufzeiten im Bereich des Letztjahresmodells liegen, dazu jedoch später mehr.

Der Jahrgang 2014 bietet Platz für zwei SIM-Karten und eine microSD-Karte

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Nur minimal etwas getan hat man am Gehäuse. Mit 141,5 x 70,7 x 11,0 mm fällt es vor allem länger als vor einem Jahr (129,9 x 65,9 x 11,6 mm) aus, während Breite und Dicke ähnlich ausfallen. In Sachen Optik und Material herrscht jedoch Stillstand. Erneut kommt lediglich Kunststoff zum Einsatz, angesichts des Preises verständlich. Beim Design setzt man auf die bewährte Linie. Auf der insgesamt schlichten Rückseite locken erneut lediglich Kamera und Herstellerlogo Blicke, von der Seite wirkt das neue Moto G ebenso wie schon der Vorgänger etwas dicklich.

Neu ist die Frontgestaltung. Wie auch beim neuen Moto X setzt Motorola hier auf zwei optisch hervorgehobene Lautsprecher, anders als dort handelt es sich aber um eine Stereo-Lösung. Da es beim Moto G nicht die Möglichkeiten des Moto Maker gibt, beschränken sich die Individualisierungsmöglichkeiten auf die beiden Grundfarben Weiß und Schwarz sowie den Einsatz diverser Rückschalen. In Sachen Verarbeitung leistet sich Motorola keine groben Schnitzer. Einzig die am rechten Rand untergebrachte Lautstärkewippe weist zuviel Spiel auf, unterschiedliche Spaltmaße oder Verformungen gibt es nicht.

Gut verarbeitet, aber unhandlicher als vor einem Jahr - das größere Display hat klare Nachteile

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Dass die Ergonomie unter dem größeren Display leidet, ist keine Überraschung. Konnte man schon das erste Moto G nur mit langen Fingern einhändig bedienen, ist dies beim neuen Modell nicht mehr möglich; lediglich die rechts untergebrachten Tasten für Lautstärke und Standby sind gut zu erreichen. Dafür liegt das Gerät sicher in der Hand, vor allem aufgrund des sich zu den Seiten hin verjüngenden Gehäuses, das aufgrund der leichten Texturierung, die durchaus wertig wirkt, auch eine gewisse Rutschsicherheit bietet. Verbessern konnte man hingegen die Ausnutzung der Frontfläche. Nahm das Display beim ersten Moto G hier nur rund 65 Prozent ein, sind es nun immerhin schon knapp 69 Prozent.

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