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Verhaltene Bewertungen nach der Präsentation, schlechte Verkaufszahlen, Preissenkungen und am Ende das vermutlich beste Android-Smartphone, das man kaufen konnte: Kaum ein Handy hat eine derartige Berg- und Talfahrt erlebt wie das Moto X. Nun hat Motorola sein Topmodell überarbeitet und dabei kaum einen Punkt unangetastet gelassen. Ist das Modelljahr 2014 deshalb besser als der Vorgänger?
Um das bewerten zu können, lohnt zunächst ein Blick auf den Test des alten Modells. Auch uns konnte das Moto X im Februar überzeugen, wenn auch nicht in allen Punkten. Vor allem die schlechte Akkulaufzeit, aber auch Schwächen bei Display und Kamera fielen auf, im Gegenzug gefielen das kompakte Gehäuse, die Sprachsteuerung, das nahezu unveränderte Android sowie die hohe Leistung, die Motorola trotz der vermeintlich schwachen Hardware bieten konnte. Beim neuen Moto X könnte so manche Bewertung anders ausfallen.
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Hardware
Denn schon auf den ersten Blick offenbart sich einer der größten Veränderungen: Das Moto X ist gewachsen. Begnügte sich das Baujahr 2013 noch mit 129,3 x 65,3 x 10,4 mm, bringt es die Generation 2014 auf 140,8 x 72,4 x 10,0 mm; das Gewicht klettert von 130 auf 144 g. Der Grund hierfür ist das Display, bei dem Motorola nun auf 5,2 statt 4,7 Zoll setzt und damit dem allgemeinen Trend folgt. Eine ähnliche Entwicklung, die das Unternehmen mit Kundenwünschen begründet, gab es zuletzt auch bei Samsung, HTC und Apple.
Den Einsatz eines neuen Panels hat Motorola aber auch für eine Steigerung der Auflösung und Schärfe genutzt. Statt 1.280 x 720 Pixeln und 312 ppi stehen dem Nutzer nun 1.920 x 1.080 Pixel und 424 ppi zur Verfügung. Unangetastet geblieben ist hingegen die zugrunde liegende Technik, auch im neuen Moto X kommt ein AMOLED-Panel zum Einsatz. Einen Unterschied gibt es aber dennoch. Denn während im letzten Jahr noch eine RGB-Matrix genutzt wurde, setzt man nun auf die berüchtigte Pentile-Alternative. Anders als zuletzt beim Galaxy Alpha fällt dies beim Moto X aber nicht auf, hier kaschiert die höhere Auflösung den Einsatz der generell qualitätsmindernden Technik.
Und auch einen anderen Unterschied gibt es gegenüber Samsungs Smartphone: Denn während das Display dort über einen unübersehbaren Blaustich verfügt, hat Motorola mit 6.700 Kelvin eine beinahe optimale Abstimmung erreicht - Weiß wird weiß dargestellt. Beibehalten hat man hingegen eine andere Schwäche. Denn mit gerade einmal 273 cd/m2 erreicht das Gerät selbst bei maximaler Einstellung nur eine befriedigende Helligkeit. Damit wird das Display nicht nur bei direkter Sonneneinstrahlung unablesbar, auch in sehr hellen Räumen kann es zu Problemen kommen. Dass man mit einer Homogenität von gut 95 Prozent eine sehr gleichmäßige Ausleuchtung erreicht, verkommt dabei zur Nebensache. Versöhnlicher wirken da der AMOLED-bedingte sehr gute Kontrast sowie die großzügigen Betrachtungswinkel.
Der zweite große Unterschied im Vergleich zum Vorjahresmodell betrifft den SoC. Sorgte hier der Einsatz einer auf dem Papier schwachen Dual-Core-Lösung trotz einiger Anpassungen für Kopfschütteln, geht Motorola 2014 einen anderen Weg. Zwar spricht der Hersteller erneut von einem „Mobile Computing System“ aufgrund der erneut verbauten zwei Co-Prozessoren für die Verarbeitung von Sprache und konzeptuellen Eingaben, zugrunde liegt dem Chip jedoch der bewährte Snapdragon 801 aus dem Hause Qualcomm.
Konkret setzen die US-Amerikaner auf das Modell MSM 8974-AC mit vier bis zu 2,5 GHz schnellen Krait-400-Kernen, das so unter anderem auch im Samsung Galaxy S5 und Sony Xperia Z3 steckt. Fester Bestandteil des in 28 nm gefertigten SoCs ist somit auch die GPU vom Typ Adreno 330, die 578 MHz erreicht und über 32 ALUs verfügt. Damit zählt die Grafikeinheit zwar zu den schnellsten Modellen am Markt, Spitzenpositionen konnte sie zuletzt aber nicht mehr verteidigen. Abhilfe hätte hier unter anderem der Einsatz des Snapdragon 805 schaffen können, der auch Einfluss auf das Mobilfunkmodem gehabt hätte.
Denn während letzterer LTE nach Cat 6 und somit 300 Mbit pro Sekunde ermöglicht, ist das Moto X durch die Wahl des Snapdragon 801 auf Cat 4 und 150 Mbit pro Sekunde begrenzt. Aus Sicht deutscher Nutzer dürfte dies jedoch keinen Unterschied machen, da selbst Cat 4 noch weit von einer flächendeckenden Versorgung entfernt ist. Wichtiger ist da schon schnelles WLAN, das in Form des ac-Standards unterstützt wird. Hinzu kommen Bluetooth 4.0, NFC und Micro-USB 2.0. Seine Übertragungsaufgaben erfüllt das Moto X ohne negativ aufzufallen. Beim Telefonieren profitiert man vom guten Lautsprecher, die Geräuschunterdrückung arbeitet zudem zuverlässig. Verbindungsabbrüche waren weder bei Gesprächen noch bei Datenübertragungen zu beobachten, mitunter ließ sich das Smartphone im Test jedoch erst im dritten oder vierten Versuch mit einem neuen Gerät per Bluetooth verbinden.
Auf das Nötigste beschränkt und somit einen weiteren Schwachpunkt beibehalten hat Motorola beim Speicher. Wie schon im vergangenen Jahr kann der interne Speicher auch im neuen Moto X nicht erweitert werden, womit der Nutzer im Grundmodell auf 16 GB beschränkt ist. Auf den ersten Blick zumindest halbwegs fair wirkt der Aufpreis für diejenigen, die der 32-GB-Variante den Vorzug geben wollen. Denn zwischen beiden Versionen liegen 50 Euro. Allerdings bietet der Hersteller den größeren Speicher nur über das erneut vorhandene Individualisierungs-Tool Moto Maker an, das eine Vielzahl an Farben und Materialien bieten. Dies lässt man sich allerdings bezahlen: Denn das Moto X mit 16 GB kostet hier 529 Euro, was 30 Euro mehr als die UVP sind; insgesamt beträgt der Mehrpreis somit mindestens 80 Euro, niedrigere Straßenpreise nicht berücksichtigt. Unverändert bleibt aber auch der Arbeitsspeicher, hier stehen erneut 2 GB zur Verfügung.
Überarbeitet hat man hingegen den erneut festverbauten Akku. Bot der Energiespeicher im alten Moto X 2.200 mAh, sind es nun 2.300 mAh. Angesichts des etwa 14 Prozent größeren Gehäuses enttäuscht die Kapazitätssteigerung von knapp 5 Prozent jedoch - deutlich bessere Laufzeiten als beim Vorgänger erscheinen somit unwahrscheinlich.
Grundsätzlich unangetastet gelassen hat man das Design des Moto X. Trotz der veränderten Maße ähneln sich beide Generationen, vor allem aufgrund der sich zu den Rändern hin verjüngenden Rückseite. Während diese mit Ringblitz und Herstellerlogo zwei Hingucker bietet, bleibt die Front erneut eher nüchtern. Auffällig sind hier allenfalls die Verkleidungen der beiden Lautsprecher ober- und unterhalb des Displays. Dabei handelt es sich allerdings nicht um eine Stereo-Lösung im Stile des HTC One (M8). Das Highlight des nano-versiegelten Gehäuses ist aber der massive Aluminiumrahmen. Dieser sorgt nicht nur für eine hohe Stabilität, sondern trägt auch einen großen Teil zum hochwertigen Eindruck bei, den das neue Moto X hinterlässt.
Denn nicht nur dass das Smartphone in Sachen Haptik überzeugt, auch die Verarbeitung kann als sehr gut bezeichnet werden. Noch gut schneidet das Gerät im Punkt Ergonomie ab. Zwar ist die Bedienung mit einer Hand aufgrund des großen Displays nicht möglich, obwohl es rund 73 Prozent der Front einnimmt, Motorola hat aber diverse Hilfestellungen integriert. Dazu gehören nicht nur günstig platzierte Tasten am rechten Gehäuserand, sondern auch eine präzise arbeitende Gestensteuerung. Diese setzt nicht nur auf die üblichen im Smartphone verbauten Sensoren, sondern auch auf Infrarot. Mittels dreier Sender und einem Empfänger erkennt das Moto X Bewegungen in einer Entfernung von etwa 20 cm oberhalb des Displays. Mit einer Winkbewegung kann so beispielsweise das Klingeln des Handys abgeschaltet oder die Uhrzeit auf dem abgeschalteten Bildschirm angezeigt werden. Darüber hinaus erkennt das Gerät auf Wunsch aber auch das Hochheben und Umdrehen.
Aber auch die im letzten Jahr eingeführte Sprachsteuerung ist wieder vorhanden. Hier hat Motorola aber nicht nur den Umfang vergrößert, sondern auch am Startvorgang gearbeitet. Jeder Nutzer kann nun ein individuelles Kommando festlegen, das das Gerät aus dem Standby erweckt. Anschließend können nicht nur die üblichen Suchvorgänge oder die Navigation zu einem bestimmten Ziel per Sprache gestartet werden, auch einige Funktionen des Smartphones lassen sich mit dem gesprochenen Wort ausführen. So lässt sich per „Selfie machen“ die Frontkamera starten, „Gute Nacht“ sorgt hingegen dafür, dass der Nachtmodus aktiviert wird. Per „Guten Morgen“ wird dieser beendet und die Ansage von bevorstehenden Terminen gestartet. Im Test konnte diese Art der Bedienung überzeugen, lediglich die Einrichtung des Startkommandos erwies sich aufgrund von Fehlerkennungen als aufwendig.