Leistung
Über zu wenig Leistung mussten sich Besitzer eines Samsung-Smartphones der Oberklasse in der Vergangenheit nie beschweren. Zumindest wenn es um die Werte auf dem Papier ging. Denn sowohl in der Galaxy-S- als auch der Galaxy-Note-Reihe haben die Südkoreaner immer darauf geachtet, möglichst aktuelle SoCs und Speicherbestückungen zu verwenden - auch wenn man sich in beiden Punkten nicht immer an der Spitze platzieren konnte. Beim Galaxy Note 4 sieht es da ein wenig anders aus. Mit dem bereits beschriebenen Snapdragon 805 setzt man auf die derzeit schnellste Lösung aus dem Hause Qualcomm, der 64-Bit-Nachfolger Snapdragon 810 ist noch nicht verfügbar.
Doch in den üblichen Benchmarks bleibt von der hohen Papierleistung nicht immer viel übrig. Im 3DMark (Ice Storm Unlimited) erreicht man beispielsweise zwar gute knapp 16.000 Punkte, die mit dem langsameren Snapdragon 801 ausgestatteten Galaxy S5 und Motorola Moto X erreichen mit rund 18.200 und 19.500 Punkten jedoch 14 und 22 Prozent mehr. Ähnlich sieht es in Linpack aus. Hier reicht es für das Galaxy Note 4 zu 784 Punkten, die beiden genannten Alternativen kommen auf 34 und 14 Prozent mehr. Einzig AnTuTu bescheinigt dem neuen Modell mit über 46.000 Punkten eine Bestleistung, in den Einzelwertungen reicht es immerhin noch jeweils für das obere Viertel.
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Die Tendenz ist aber eindeutig, vor allem, wenn man auch die Browser-lastigen Tests berücksichtigt: Das Galaxy Note 4 verfügt über viel Rohleistung, wird aber durch den Klotz TouchWiz mal mehr, mal weniger ausgebremst. Deutlich wird dies unter anderem am Speicherverbrauch. Schon unmittelbar nach dem Systemstart ist rund 1 GB des Arbeitsspeichers belegt, binnen weniger Minuten - und ohne zusätzlich gestartete Applikation - nehmen Betriebssystem und der Aufsatz annähernd 1,5 GB ein.
In der Praxis ist dieses Manko kaum anzutreffen. Auffällige Ladezeiten fielen im Test nicht auf, sieht man einmal von leichteren Problemen beim Aufruf sehr aufwändiger Seiten im Browser ab. Ruckler waren ebenfalls nicht zu beobachten, wohl aber so mache Gedenksekunde beim Wechsel zwischen Homescreen und App-Übersicht. Angesichts des bevorstehenden Starts von Android 5.0 dürfte für manchen Nutzer die Frage nach einem Update nicht unwichtig sein. Eine offizielle Ankündigung seitens Samsung gibt es dazu noch nicht, als wahrscheinlich dürfte eine Aktualisierung aber gelten.
Laufzeit
Schon zu Beginn stellte sich die Frage, ob ein nur geringfügig vergrößerter bei deutlich mehr Pixeln und einem schnellerer SoC nicht kürzere Laufzeiten zur Folge haben müsste. Doch im Test des Galaxy Note 3 zeigte sich, dass dies nicht der Fall sein muss, im Gegenteil. Mit 800 Minuten im Video-Test konnte das schon gute Ergebnis des Vorgängers weiter verbessert werden. Im Herbst 2014 stellt sich diese Frage nun erneut. Doch die Ausgangslage ist eine andere, wie der Blick auf das G2 und G3 zeigt. Beim Generationssprung wechselte LG von Full HD auf QHD, beließ es aber bei einer Akkukapazität von 3.000 mAh. Das Ergebnis: Bedingt durch den schnelleren - und „hungrigeren“ - SoC sowie das Wachsen des Displays verschlechterte sich die Laufzeit deutlich, im Test musste schon nach rund 6 Stunden wieder zum Ladegerät gegriffen werden; mittlerweile verteilte Updates sorgen für bessere, aber keine herausragenden Wert.
Ähnlich sieht es beim Galaxy Note 4 aus. Auch hier entpuppen sich die höhere Auflösung sowie der SoC-Wechsel in Kombination mit dem nahezu gleichgroß gebliebenen Akku als nachteilig. Im standardisierten Video-Test schafft das Smartphone 567 Minuten und damit fast 4 Stunden weniger als der Vorgänger. Insgesamt erreicht man damit einen durchschnittlichen Wert, an das Schwestermodell Galaxy S5 mit seinen 830 Minuten kommt aber eindeutig nicht heran; an die mehr als 1.000 Minuten des momentan bestplatzierten iPhone 6 Plus ebenfalls nicht.
Unverändert auf den Alltag übertragen werden können die eher theoretischen Werte wie üblich aber nicht. Bei gewöhnlicher Nutzung mit mehreren kurzen Telefonaten pro Tag, dem Abgleich zweier E-Mail-Konten sowie dem Surfen per WLAN und LTE konnten im Test problemlos zwei Tage ohne Ladegerät erreicht werden. Am Morgen vom Netz getrennt, musste die Verbindung zur Steckdose erst am Vormittag des übernächsten Tages wieder hergestellt werden. Damit bewegt sich das Galaxy Note 4 am Ende doch auf einem guten Niveau.
Wie schon beim G3 gilt jedoch: Die Display-Aktivität hat einen deutlich größeren Einfluss auf die Laufzeiten als dies bei Full-HD-Geräten der Fall ist. Unter voller Last, beispielsweise bei in puncto Leistung anspruchsvollen Spielen in Kombination mit maximaler Bildschirmhelligkeit, lässt sich der Akku auch problemlos binnen vier Stunden leeren.
Im Fall der Fälle lässt sich das Galaxy Note 4 aber deutlich schneller als seine Vorgänger wieder einsatzbereit machen. Denn dank Fast Charging soll bereits nach 30 Minuten ein Akkustand von 50 Prozent erreicht werden, eine volle Ladung wird nach 100 Minuten versprochen - falls das mitgelieferte Ladegarät mit 9 Volt verwendet wird. Im Test konnten die Zeiten aber nicht ganz erreicht werden: Für 50 Prozent wurden gut 40 Minuten benötigt, für 100 Prozent etwas mehr als 2 Stunden.
Sollten kein Ladegerät oder keine Steckdose in Reichweite sein, kann der bereits bekannte Ultra-Energiesparmodus aktiviert werden. In diesem verlängern sich die Laufzeiten um ein Vielfaches, allerdings stehen zahlreiche Funktionen nicht mehr zur Verfügung.
Fazit
War der Sprung vom Galaxy S4 zum Galaxy S5 noch eher klein und deshalb mit berechtigter Kritik verbunden, hat Samsung sich beim Galaxy Note 4 mehr getraut. Statt den Vorgänger nur leicht zu überarbeiten und auf einen aktuellen Stand der Dinge zu bringen, wurden Mängel konsequent angegangen und bereits gute Eigenschaften weiter verbessert. Zu erkennen ist dies vor allem am Eingabestift S Pen. Schon vor einem Jahr hat dieser auf Wunsch die Nutzung des Smartphones deutlich erleichtert und einen echten Mehrwert geliefert. Nun arbeitet der Stift noch präziser, durch umfangreiche Veränderungen der Software erfolgt der Griff zum S Pen noch häufiger als vor zwölf Monaten, wenn es um das festhalten von Notizen oder das Verteilen von Text, Fotos und anderem geht.
Doch der erste Blick vieler Interessenten dürfte zunächst dem Display gelten. Hier zieht Samsung mit LG gleich und bietet erstmals in einem Handy die QHD-Auflösung an. Gegenüber dem G3 sinkt aufgrund der größeren Fläche zwar die Schärfe, dank Super-AMOLED-Technik zieht das Galaxy Note 4 in den Punkten Kontrast, Energiebedarf und Farbdarstellung aber klar vorbei. Dass die vielgescholtene Pentile-Matrix verwendet wird, fällt nicht auf - eine Premiere für Samsung. Unabhängig davon, ob der Sprung von 1.920 x 1.080 auf 2.560 x 1.440 Pixel im Alltag einen echten Vorteil bietet: Rein technisch liefert man hier in Summe das derzeit wohl beste Display, das bislang in einem Smartphone verbaut wurde.
Vorhalten muss man Samsung in diesem Zusammenhang aber den nahezu unveränderten Akku. Denn durch die hohe Zahl an Pixeln sowie die dadurch bedingt leistungsstarke Hintergrundbeleuchtung und den schnelleren SoC zeigt sich das Galaxy Note 4 alles andere als genügsam - wenn man es lediglich mit dem Vorgänger vergleicht. Zwar reicht es am Ende immer noch für konkurrenzfähige Laufzeiten, das Display kostet in diesem Punkt aber viel Potential.
Es gibt aber auch handfeste Kritik. Denn mit TouchWiz hat Samsung mittlerweile einen Punkt erreicht, an dem eine Abwertung des gesamten Smartphones erfolgen muss. Der eigene Android-Aufsatz ist so unübersichtlich und ressourcenfordernd wie nie, was sich nicht nur in Benchmarks, sondern mitunter auch im praktischen Einsatz zeigt. Dadurch entsteht das Gefühl, dass schnelle SoCs nicht verbaut werden, weil man es kann, sondern weil man es zwingend muss. An keiner anderen Stelle passt der Vergleich mit dem iPhone 6 (Plus) deshalb so gut: In Sachen Optimierung und Effizienz bleibt Apple für Samsung (aktuell) unerreichbar.
Für das Galaxy Note 4 als Ganzes gilt dies aber nicht. Auch, weil man in Hinblick auf das Äußere große Fortschritte gemacht hat. Das Gerät wirkt deutlich hochwertiger als sein Vorgänger und das Galaxy S5, auch, weil man die bisherige Note-Linie mit Aspekten des Galaxy Alpha vermischt hat. Am Ende kommt dabei nicht nur das optisch schönste, sondern insgesamt das bislang beste Samsung-Smartphone heraus.
Allerdings lässt man sich die Qualität in diesem Jahr so gut wie noch nie bezahlen. Zwar wird die unverbindliche Preisempfehlung von 769 Euro schon unterboten, mit knapp 700 Euro, die Händler mindestens verlangen, gehört das Gerät aber zu den derzeit teuersten. Konkurrenzlos ist das Galaxy Note 4 aber in gewisser Weise dennoch. Denn die Kombination aus hochauflösendem Display, aktueller Technik und Eingabestift bietet derzeit kein anderer Hersteller. Sieht man vom S Pen ab, heißen die Mitbewerber G3 und Nexus 6. Während Googles Neuling sich mit 649 Euro aber ebenfalls auf einem hohen Niveau bewegt, kann LG für die 32-GB-Version seines Aushängeschilds attraktive 450 Euro aufrufen - technisch liegt das G3 jedoch leicht hinter beiden Konkurrenten.
Positive Aspekte des Samsung Galaxy Note 4:
- aktuelles Android
- sehr gutes Verarbeitungsniveau
- scharfes Display mit guter Farbdarstellung und exzellentem Kontrast
- Speicher erweiterbar
- Akku austauschbar
- umfangreiche und aktuelle Ausstattung
- verbesserter S Pen
- neue und verbesserte Nutzungsmöglichkeiten bei Stiftbenutzung
- überzeugende Kamera
- Schnelllade-Funktion
- gute Akkulaufzeiten
Negative Aspekte des Samsung Galaxy Note 4:
- teils unübersichtliche Software
- TouchWiz bremst das System aus
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