Helles Display mit Schönheitsfehlern
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Ein ähnliches Bild wie im Punkt Leistung zeichnet sich auch beim Display ab. Gegenüber dem Ascend P7 hat das P8 in der Diagonale um 0,2 Zoll zugelegt und bringt es entsprechend auf 5,2 Zoll. In der Riege der aktuellen Topmodelle bietet Huawei somit das größte Gerät. In Sachen Auflösung sieht es hingegen anders aus. Denn während Samsung auf QHD setzt, bleibt man hier bei Full HD. Die Auseinandersetzung um die höchste Pixel-Dichte verliert man entsprechend: Das Galaxy S6 bietet 577 ppi, das P8 424. Damit liegt man auch hinter dem One M9 mit seinen 441 ppi.
Sind die technischen Daten nicht bekannt, würde ein Großteil der Nutzer die Unterschiede nicht erkennen. Denn in der Praxis lassen sich diese maximal erahnen, selbst bei Videos mit nativer Auflösung gibt es keine auffälligen Vor- oder Nachteile.
Sieht man vom vermeintlichen Nachteil der „geringen“ Auflösung und Pixel-Dichte ab, überzeugt die Anzeige. In der Spitze werden gute 416 cd/m² erreicht, was auch im Freien ausreichende Reserven bedeutet. Mit 1.576:1 bewegt sich auch der Kontrast auf einem hohen Niveau, gleiches gilt für die Darstellung. Dank IPS-Panel werden Farben kräftig dargestellt, eine Farbtemperatur bei weißen Flächen von rund 6.700 K verspricht zudem eine weitestgehende neutrale Anzeige. Kritik muss Huawei sich in diesem Punkt aber dennoch gefallen lassen. Denn der gute Wert kann nur nach Eingreifen des Nutzers erreicht werden, ab Werk bewegt sich die Temperatur bei weit mehr als 7.000 K. Allein ist das Unternehmen mit dieser fragwürdigen Entscheidung nicht, auch Samsung handhabt es so.
Ein weiteres, aber weitaus kleineres Manko betrifft die Helligkeitsregulierung. Denn wer sich nicht auf die automatische Justierung verlassen will, muss mit einer verwunderlichen Skala leben: Steht der Regler auf 50 Prozent, erreicht die Hintergrundbeleuchtung lediglich 80 cd/m². Auf dem restlichen Weg bis hin zum Maximum fallen die Schritt dann sehr groß aus. Dennoch gefällt das Display in Summe. Auch, weil der Touch-Sensor präzise arbeitet.
Solider Akku
Als kritisch erwiesen sich zuletzt die Entwicklungen hinsichtlich der Akkulaufzeiten. Weder Samsung noch HTC könnten hier überzeugen, selbst der Einsatz moderner SoCs brachte im Test keine echten Vorteile. Deshalb überrascht es nicht, dass auch das P8 keine Wunder vollbringt. Im Vergleich zum Vorgänger wurde die Akkukapazität leicht auf 2.680 mAh gesteigert, die Laufzeit im Video-Test ging jedoch um 15 Prozent zurück - am Ende musste nach gut 6 Stunden zum Ladegerät gegriffen werden; im PCMark-Test wurden sogar nur 5 Stunden erreicht.
Anders sieht es hingegen im alltäglichen Einsatz aus. Mit mehreren Telefonaten, dem Surfen per LTE und WLAN sowie dem automatischen Abgleich zweier E-Mail-Konten konnte das P8 rund 2 Tage durchhalten. Am Vormittag gegen 11 Uhr vom Netz getrennt, musste am übernächsten Tag gegen späten Mittag der Gang zum Ladegerät angetreten werden. Wer länger auf eine Energiequelle verzichten muss, kann auf den Ultra-Energiesparmodus zurückgreifen. In diesem werden zahlreiche Gerätefunktionen deaktiviert, was die Standby-Zeit mehr als verdoppelt. Auf einen Schnelllademodus wie beim Galaxy S6 oder das drahtlose Laden muss man verzichten.
Android 5.0 und Bedienung per Fingerknöchel
Dafür zeigt sich das P8 in Sachen Software auf der Höhe der Zeit. Als Basis kommt Android 5.0.2 zum Einsatz, das um die hauseigene Oberfläche EMUI in Version 3.1 erweitert wird. Letztere verändert in erste Linie das Aussehen, beinhaltet aber auch einige Applikationen. Dazu gehört unter anderem der Telefonmanager, der alle wichtigen Informationen rund um Speicherbelegung, Daten- und Akkuverbrauch sowie eventuell kompromittierende Software zusammenfasst.
Im Vergleich zur vorherigen EMUI-Version sind vor allem drei Neuerungen interessant. So soll der integrierte Viren-Scanner weitaus benutzerfreundlicher reagieren, die Kamera-App beinhaltet einige neue Funktionen und per Doppel-Tap mit einem Fingerknöchel können schnell Screenshots angefertigt werden. Zieht man mit dem Knöchel einen Kreis, wird hingegen nur der ausgewählte Bereich aufgenommen - vor dem Speichern kann der Ausschnitt jedoch angepasst werden. Im Test entpuppten sich diese beiden Funktion als äußerst zuverlässig und praktisch, die Software konnte zuverlässig zwischen Finger und Knöchel - oder anderen Eingabemedien - unterscheiden.
Am grundsätzlich hinter EMUI steckenden Konzept hat Huawei hingegen nichts geändert. Einen klassischen App Drawer gibt es erneut nicht, statt dessen werden alle installierten Anwendungen rechts neben dem zentralen Homescreen abgelegt. Damit erinnert die Oberfläche an eine Mischung aus Android und iOS. Hinsichtlich der Farb- und Formgebung lässt sich das Erscheinungsbild in weiten Teilen den eigenen Wünschen entsprechend anpassen.
Ebenfalls auf das Konto der neuen Software geht zumindest zu einem gewissen Teil die Verbesserung der Empfangs- und Sendeeigenschaften. Denn mit WLAN+ und Signal+ soll das P8 vom Nutzer unbemerkt verschiedene Änderungen an den Parametern vornehmen, um beispielsweise eine schlechte Telefonverbindung zu verbessern. Aber auch schwache Datenübertragungen sollen davon profitieren, vor allem bei der Nutzung eines WLANs. Hier kann zusätzlich eine Verbindung per Mobilfunknetz aufgebaut werden, um höhere Raten zu ermöglichen.
Wie zuletzt auch schon Samsung und HTC muss sich aber auch Huawei den Vorwurf gefallen lassen, nicht alle Möglichkeiten von Android 5.0 auszunutzen - unter anderem ist es auch beim P8 nicht möglich, Fotos im RAW-Format für eine leichtere spätere Bearbeitung zu sichern.
Neues Design
Den Größenzuwachs beim Display hat Huawei zum Anlass für ein neues Design genommen. Nachdem der Vorgänger die gleiche Doppel-C-Optik wie schon das Ascend P6 aufwies, bietet das P8 nun ein völlig neues Äußeres. Im Mittelpunkt steht dabei der Metallrahmen mit seinen beiden 60-Grad-Fasen. Was zunächst nach einer Kopie des iPhone 6 oder Galaxy S6 klingt, wirkt tatsächlich aber sehr eigenständig. Auch, weil Huawei bei der Platzierung und Gestaltung von Tasten und Anschlüssen eigene Wege geht. So sitzen am unteren Ende die Stereo-Lautsprecher sowie der Micro-USB-Port, die Audio-Buchse ist hingegen am oberen Rand untergebracht. Die Tasten für Lautstärke und Standby befinden sich einfach erreichbar in der oberen Hälfte der rechten Seite; im unteren Bereich lassen sich Nano-SIM und microSD-Karte unterbringen.
Dass das Design eigenständig wirkt, liegt aber auch an der Rückseite des Unibodys. Die Antennenabdeckung im oberen Bereich wirkt als Kontrast zur ansonsten schlichten Gestaltung, gleiches gilt für die Gestaltung von Kamera und Dual-LED-Blitz. Im Zusammenspiel mit der zurückhaltend gestalteten Front ergibt sich eine durchaus ansprechende Formensprache, die je nach Perspektive zwischen gradlinig und kurvig wechselt.
Trotz der neuen Optik ist es jedoch gelungen, das hohe Verarbeitungsniveau der Vergangenheit zu halten. Die Übergänge zwischen Gehäuse und Antennenisolierungen sind nicht spürbar und auch im Bereich der Karteneinschübe gibt es keine Auffälligkeiten - gleiches gilt für die Tasten, über kein überflüssiges Spiel verfügen.
Trotz seiner 144,9 x 71,8 x 6,4 mm liegt das Smartphone gut in der Hand, was auch an der Form des Rahmens sowie der leicht angerauten Rückseite liegt. Aus Sicht der Ergonomie ebenfalls gut: Das Display nimmt etwa 78 Prozent der Front, was deutlich mehr als beim Galaxy S6 oder One M9 ist. Mit einer Hand kann das P8 aber dennoch nicht bedient werden, je nach Position in der Hand bleiben entweder die oberen oder die unteren Ecken unerreichbar. Mit 144 g bewegt man sich hinsichtlich des Gewichts im Mittelfeld.