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Sony Xperia Z3+ im Test

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Zu wenig Neues oder doch allein auf weiter Flur? Mit dem Xperia Z3+ frischt Sony sein Konzept für die Oberklasse erneut auf und agiert damit ähnlich wie HTC mit seinem One M9. Und ebenso wie der Mitbewerber aus Taiwan ist man dringend auf einen Erfolg angewiesen. Kann das neue Oberklassemodell dabei helfen?

Ein Grund für Sonys Verlust an Marktanteilen dürfte direkt mit der Xperia-Z-Reihe verbunden sein. Denn ein Blick auf den Stammbaum zeigt, dass mit dem aktuellen Modell bereits die vierte Generation binnen zweieinhalb Jahren angeboten wird. Statt den Käufer an die Hand zu nehmen und ihm zumindest für ein Jahr lang das Gefühl zu geben, ein modernes Smartphone zu nutzen, winkte zuletzt nach wenigen Monaten die Ablösung.

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Neues SoC mit bekanntem Problem

Wie überflüssig der Sprung vom Xperia Z3 zum Xperia Z3+ ist, zeigt das Datenblatt. Oder besser: Es zeigt es so gut wie gar nicht. Denn im direkten Vergleich fallen lediglich drei Änderungen auf. Der Akku ist etwas kleiner als noch beim Vorgänger, 32 GB interner Speicher sind nun immer fest verbaut und der SoC ist neu. Bei letzterem handelt es sich um den umstrittenen Snapdragon 810 mit seinen jeweils vier Cortex-A53- und -A57-Kernen, die maximal 1,5 und 2,0 GHz erreichen. Laut Software kommt hier bereits die Revision 2.1 des Chips zum Einsatz, die eigentlich die Problematik rund um zu hohe Temperaturen beenden sollte. Da Sony jedoch nach wenigen Tagen mit einem Update auf Beschwerden reagieren musste, haben die Änderungen zumindest anfangs nicht ausgereicht.

Dass aber auch die nachträgliche Software-Korrektur nicht alle Fehler ausmerzt, zeigen die Benchmarks. Zwar bewegt sich das Xperia Z3+ auf einem hohen, mit der Konkurrenz vergleichbaren Niveau, bei längeren Volllastphasen bricht die Leistung aber immer mal wieder ein. Im Alltag dürfte dies jedoch nur bei sehr aufwendigen Spielen und ähnlichem auffallen, die üblichen Aufgaben meistert das Gerät ohne Auffälligkeiten. Insgesamt bietet der Snapdragon 810 auch hier genügend Reserven für die Zukunft.

Die Leistung schwankt wie schon bei anderen Smartphones mit einem Snapdragon 810

Die Leistung schwankt wie schon bei anderen Smartphones mit einem Snapdragon 810

Mit dem Wechsel des SoCs einhergehen auch Veränderungen hinsichtlich Mobilfunkmodem und Bluetooth. Der Kurzstreckenfunk wird nun in Version 4.1 unterstützt, in LTE-Netzen werden dank Cat 6 Download-Raten von bis zu 300 MBit pro Sekunde erreicht. Ob das für den Nutzer einen handfesten Vorteil gegenüber dem Xperia Z3 mit Bluetooth 4.0 und 150 Mbit pro Sekunde bedeutet, darf bezweifelt werden; beim WLAN nach 802.11ac bleibt es, auch NFC ist wieder mit dabei. Hinsichtlich der Verbindungsqualitäten agiert das Smartphone völlig unauffällig, bei Telefonaten profitiert man von der guten Unterdrückung störender Nebengeräusch. Einzig der Lautsprecher produziert einen leicht blechernen Klang.

Geblieben ist es bei 3 GB Arbeitsspeicher. Dass es in dieser Hinsicht dennoch eine Änderung gibt, liegt am genutzten Standard. Hier punktet der Snapdragon 810 mit LPDDR4. Der bereits erwähnten Aufrüstung des internen Speichers auf 32 GB ist der microSD-Slot löblicherweise nicht zum Opfer gefallen.

Hitzeempfindliches Display

Unangetastet gelassen hat Sony das Display. Auch im Xperia Z3+ misst es in der Diagonalen 5,2 Zoll, die Auflösung liegt bei 1.920 x 1.080 Pixeln. Zwar reichen die daraus resultierenden 424 ppi völlig aus, auf dem Papier muss man sich einigen Konkurrenten wie dem Galaxy S6 oder G4 aber geschlagen geben. Und auch das Panel ist ein altbekanntes. Was die Japaner als Triluminos-Display bezeichnen, heißt bei LG beispielsweise die Quantum-Dot-Technik. Dahinter steckt ein gewöhnliches IPS-Panel, das jedoch mit einer zusätzlichen Schicht von Nano-Partikeln überzogen ist. Dadurch wirken Farben kräftiger und Schwarz dunkler.

In der Praxis offenbart die Anzeige aber ein Problem: Denn wer das Gerät mit den Werkseinstellungen betreibt, muss mit einem unübersehbaren Blaustich rechnen – Weiß wird mit einer Farbtemperatur von über 10.000 Kelvin dargestellt. In den Optionen kann hier gegengesteuert werden, vorgefertigte Profile wie beispielsweise bei Samsung gibt es aber nicht. Das Optimum von 6.500 Kelvin kann aber auch per Hand nicht annähernd erreicht werden.

Mehr als 600 Candela erreicht das Display nur unter optimalen Bedingungen

Mehr als 600 Candela erreicht das Display nur unter optimalen Bedingungen

Alles richtig macht das Xperia Z3+ hingegen in Sachen Helligkeit, zumindest auf den ersten Blick. Bei optimalen Bedingungen erreicht das Smartphone eine Spitzenhelligkeit von 618 cd/m², was für den Außeneinsatz mehr als ausreichend ist. Allerdings kann es ausgerechnet im Freien zu einer fatalen Verkettung der Umstände kommen. Denn die Kombination aus höherer Rechenlast und sommerlichen Temperaturen führt schnell dazu, dass das System die Helligkeit auf rund 300 cd/m² begrenzt. Eine entsprechende Mitteilung erhält der Nutzer nicht, dieser wird einfach mit einem immer dunkler werdenden Display konfrontiert. Immerhin wird ein ordentlicher Kontrast – 1.200:1 – geboten.

Geschützt und mit Makel

Warum es eine kluge Entscheidung war, außerhalb Japans einfach ein „+“ an die Bezeichnung des Vorgängers anzuhängen, zeigt das Gehäuse. Denn wer Xperia Z3 und Xperia Z3+ nebeneinander legt, wird erst mit dem dritten oder vierten Blick Unterschiede erkennen. Denn Sony hat das Gehäuse nahezu unverändert übernommen, mit 146,0 x 72,0 mm stimmen Höhe und Breite mit dem Vorgänger überein, mit 6,9 mm hat man die Dicke jedoch leicht um 0,4 mm verringert.

Bekannte Linie: Das Design wurde nur punktuell verändert

Bekannte Linie: Das Design wurde nur punktuell verändert

Am einfachsten zu erkennen ist noch das Überarbeiten einiger Anschlüsse. So sind die Schächte für Nano-SIM und microSD-Karte vom rechten in den linken Rand gewandert, der Micro-USB-Port ist nun am unteren Rand untergebracht und kommt ohne Schutzklappe aus und der Docking-Anschluss wurde ersatzlos gestrichen. Kennern dürfte zudem Auffallen, dass Frontkamera und Helligkeitssensor auf der Vorderseite des Smartphones die Plätze getauscht haben und Mikrofon sowie Lautsprecher weiter unten und oben platziert wurden.

Beim Design ist hingegen alles beim Alten geblieben. Der Aluminium-Rahmen ist auch hier leicht gerundet, die Rückseite besteht aus Glas. Insgesamt wirkt das Xperia Z3+ schnörkellos. Mit der Beibehaltung der IP-Zertifizierung bietet Sony nun ein Alleinstellungsmerkmal in dieser Klasse. Wie gehabt ist das Gerät vor dem Eindringen von Staub und Wasser geschützt, der Fall ins Wasch- oder Schwimmbecken endet entsprechend nicht mit einem Totalausfall. Die Verarbeitung geht insgesamt in Ordnung, störend wirken an einigen Stellen leicht uneinheitliche Spaltmaße. Dafür sind alle Tasten – Standby, Lautstärke, Kamera – sauber eingefügt und bieten kein überflüssiges Spiel.

Der Rahmen besteht aus Aluminium, die Rückseite aus Glas

Der Rahmen besteht aus Aluminium, die Rückseite aus Glas

Durch die Form des Rahmens passt sich das Smartphone gut der Hand an, die Rückseite bietet jedoch zu wenig Halt. Wer von einem Gerät eines anderen Herstellers zum Xperia Z3+ wechselt, muss sich an die Platzierung der Tasten gewöhnen. Denn Lautstärkewippe und Standby-Taste sind – im Vergleich zu den meisten anderen Smartphones – vertauscht, sind aber gut erreichbar. Angesichts der Größe des Displays sowie des Verhältnisses zur Frontfläche (gut 70 Prozent) muss die Bedienung meist mit zwei Händen erfolgen. Mit 144 g fällt das Smartphone in der Tasche nicht störend auf.

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