Werbung
Seit einem Jahr vertreibt Honor Smartphones, die vor allem junge und junggebliebene Menschen ansprechen sollen. Entsprechend fallen Ansprache und Design, aber auch der Preis aus. Dass es sich aber lediglich um eine Marke von Huawei handelt, wissen die wenigsten. Mit dem Honor 7 ist das neuste Modell nun im Handel erhältlich, bei dem man sich ungeniert im Lager der Mutter bedient hat. Schlecht muss das aber nicht sein, wie der Test zeigt.
Dass ein bekannter Smartphone-Hersteller eine weitere Marke einführt, ist ungewöhnlich. In der Regel greift man nur auf eine neue Modellfamilie zurück, um zu unterscheiden – schließlich soll der etablierte Name auch auf günstige Geräte abstrahlen und den Verkauf so unterstützen. Doch bei Huawei und Honor dürfte es auch an der Positionierung liegen. Während die Mutter sich langsam mit allen Vor- und Nachteilen Richtung Oberklasse bewegt, soll die Tochter wohl nicht nur die günstigeren Gefilde bedienen, sondern auch eine Art Experimentierkasten darstellen. So lässt sich zumindest so manche Besonderheit des 349 Euro teuren Smartphones erklären.
{jphoto image=83772}
Bekanntes Display mit Abweichungen
Wie dicht Huawei und Honor am Ende tatsächlich nebeneinander platziert sind, zeigt schon das Display des Honor 7. Denn mit 5,2 Zoll und 1.920 x 1.080 Pixeln bietet es nicht nur die gleichen Eckdaten wie das des P8 – es dürfte sich sogar um das gleiche Panel handeln. Denn sieht man einmal von den üblichen Toleranzen ab, fallen auch die Messwerte fast alle sehr ähnlich aus. So liegt das Kontrastverhältnis bei 1.645:1, die ab Werk eingestellte Farbtemperatur bei etwa 6.900 Kelvin; beim P8 wurden 1.576:1 sowie rund 6.700 Kelvin ermittelt. Einzig in puncto Helligkeit gibt es einen größeren Unterschied. Denn mit 510 cd/m² erreicht das Honor 7 einen deutlich besseren Wert (P8: 416 cd/m²). Damit schlägt es sich im Freien sehr gut, auch direktes Sonnenlicht macht den Einsatz nicht unmöglich.
Im Gegenzug gibt es auch einen Aspekt, bei dem Testgerät schlechter als das vermeintliche Schwestermodell abschneidet. Denn während die Farbtemperatur beim P8 – ein Messgerät vorausgesetzt – problemlos auf das Optimum von 6.500 Kelvin eingestellt werden kann, ist die Grenze beim Honor 7 bei gut 6.700 Kelvin erreicht. Den daraus resultierenden Blaustich kann man nur im direkten Vergleich mit dem Auge erkennen, in der Praxis macht sich dieser Unterschied jedoch nicht wirklich bemerkbar. Hinsichtlich der generellen Darstellungsqualität gibt es aber nichts zu bemängeln. Farben werden natürlich dargestellt, die Blickwinkel fallen IPS-typisch aus.
SoC ohne Überraschungen
Ebenfalls bei der Mutter bedient Honor sich in Sachen SoC, wenn auch nicht beim P8. Denn den verbauten Chip kennt man bereits aus dem Huawei Mate S, dort feierte der Kirin 935 Premiere. Dabei handelt es sich prinzipiell um einen leicht beschleunigten Kirin 930: Es bleibt bei acht CPU-Kernen vom Typ Cortex A53, die die in zwei Cluster mit je vier Kernen aufgeteilt sind. Der für die weniger anspruchsvollen Aufgaben zuständige Part erreicht in der Spitze 1,5 GHz, der andere taktet mit bis zu 2,2 GHz. Bei der GPU handelt es sich um die altbewährte Mail-T628 MP4, die mit der aktuellen Garde nicht mehr in allen Belangen mithalten kann. Dies gilt aber auch für den SoC in Summe. Denn gefertigt wird der Kirin 935 wie auch schon sein Vorgänger in 28 nm, beim Arbeitsspeicher wird lediglich LPDDR3 unterstützt. Mit 3 GB bietet das Honor 7 aber eine höhere Kapazität als in diesem Preissegment üblich.
Beim Blick auf die Leistung bleiben Überraschungen zunächst aus. Mit gut 12.000 und 51.000 Punkten in 3DMark (Ice Storm Unlimited) und AnTuTu erreicht das Gerät das gleiche Niveau wie das Mate S. Einen nennenswerten Unterschied gibt im in PCMark, hier beträgt der Unterschied 8 %. Für die Praxis ist das Honor 7 insgesamt gut gerüstet, Auffälligkeiten gab es weder bei der Darstellung der Benutzeroberfläche noch bei anspruchsvolleren Applikationen.
Allerdings neigt das Smartphone in bestimmten Situationen zur Drosselung des SoCs. So fielen die Benchmark-Ergebnisse teils deutlich geringer aus, wenn das Ladegerät angeschlossen war, beim alltagsnahen Einsatz des Geräts konnte dies jedoch nicht reproduziert werden.
Großer Akku mit Überraschung
Was ein guter Millimeter ausmachen kann, zeigt der Blick auf die Kapazität des Akkus. Denn mit 3.100 mAh fällt dieser deutlich größer als beim Mate S aus, obwohl dieses aufgrund des größeren Displays mehr Grundfläche bietet. Dennoch kann sich das Honor 7 nur teilweise absetzen. Die Video-Schleife konnte im Test bei einer Display-Helligkeit von 200 cd/m² knapp 9,5 Stunden lang wiedergegeben werden, beim Mate S waren es nur elf Minuten mehr; das Huawei-Smartphone profitiert hier klar vom AMOLED-Bildschirm. Anders sieht es beim Vergleich mit dem P8 aus, das mit 2.680 mAh ebenfalls einen kleineren Akku bietet. Dieser hielt nur gut sechs Stunden durch. Im PCMark-Dauertest erreichte das Honor 7 sieben Stunden, das bislang zweibeste Ergebnis.
Während des praxisnahen Einsatzes im Alltag zeigte sich, dass nur ein großer Akku nicht ausreicht. Beschränkt man sich auf Telefonate, den Abgleich von E-Mails und das Surfen per WLAN und LTE, können mit einer Ladung knapp zwei Tage erreicht werden. Schon das häufigere Aufrufen der Facebook-App oder anderer, vermeintlich anspruchsloser Programme führte jedoch zu einer deutlichen Verringerung der Laufzeiten – mitunter musste nach gut 30 Stunden wieder geladen werden; in dieser Ausprägung ein selten zu beobachtendes Verhalten.
Einen Minuspunkt handelt sich das Smartphone für das Fehlen aktueller Lademechanismen ein. Weder kann der fest verbaute Akku drahtlos noch schnell per Quick Charge wieder befüllt werden, mehr als 10 W sind nicht möglich.
Uneinheitliche Ausstattung
Hinsichtlich der Schnittstellen kann das Honor 7 getrost als bunte Mischung bezeichnet werden. Denn so uneinheitlich wie das neue Modell war zuletzt kaum ein Smartphone bestückt. Auf der Pro-Seite stehen dabei schnelles LTE und WLAN (Cat6 respektive 802.11ac), Bluetooth 4.1, ein Fingerabdrucksensor sowie ein Infrarot-Sender, in der Contra-Spalte müssen hingegen das fehlende NFC sowie ein zuverlässig arbeitendes Mobilfunkmodem und die allenfalls durchschnittliche Gesprächsqualität aufgeführt werden. Letztere ist auf einen zu leisen Lautsprecher zurückzuführen, der sich darüber hinaus weitestgehend auf hohe Frequenzen beschränkt. Das Modem fiel im Test hingegen durch den frühen Wechsel von LTE zu HSPA sowie kürzere Aussetzer beim Telefonieren auf.
Im Vergleich mit der Schwestermarke entpuppt sich die Ausstattung insgesamt als überraschend. LTE und WLAN arbeiten schneller als im Mate S, obwohl dieses intern in weiten Teilen identisch ausgestattet ist, im Gegenzug vertraut man dort aber auf NFC.
Eine Parallele gibt es aber: Denn wie dieses kann auch das Honor 7 mit zwei SIM-Karten betrieben werden; in beiden Fällen ist LTE in voller Geschwindigkeit nutzbar. Allerdings verzichtet man dann auch hier auf die Möglichkeit den internern Speicher zu erweitern, die 16 fest verbauten GB müssen dann reichen.