Überraschend durchschnittliche Kamera
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Zwar konnte Huawei bislang nicht die hochwertigsten Fotos liefern, die Resultate der Smartphone-Kameras konnten sich zuletzt aber immer sehen lassen. Deshalb überrascht es, dass Honor ausgerechnet bei dieser Komponente nicht auf die Mutter zurückgreift und die Hauptkamera des P8 oder Mate S verbaut. Stattdessen vertraut man beim Honor 7 auf einen Sensor mit 20,7 Megapixeln, der im Zusammenspiel mit der Software nur Durchschnittliches abliefert. Bei guten Lichtverhältnissen fallen Farben und Details zufriedenstellend aus, bei näherer Betrachtung fällt jedoch der fehlende Kontrast auf. Unübersehbare Probleme hat die Kamera dann, wenn nicht bei optimalen Bedingungen fotografiert wird. Bei leichtem Nebel geschossene Fotos wirkten im Test insgesamt matschig, feine Details wie einzelne Nebelschwaden fehlen fast völlig. Zudem stört das früh auftretende Bildrauschen.
Dabei sollte die weitere Ausstattung eigentlich für bessere Ergebnisse sorgen. Zwar fehlt ein optischer Bildstabilisator, von Blende f2.0 und einem Dual-LED-Blitz erwartet man jedoch mehr. Ähnlich sieht es bei Videos aus, die maximal in Full HD aufgezeichnet werden können. Mehr als den Durchschnitt darf man hier nicht erwarten.
Für Selfie-Freunde verbaut Honor einen Frontsensor mit 8 Megapixeln, den man wiederum so vom P8 und Mate S kennt. Von letzterem übernimmt man die LED, die bei schlechtem Licht für Verbesserungen sorgen soll, es aber auch hier nicht schafft. Die Ergebnisse hängen direkt von der Umgebungshelligkeit ab – im Freien am helllichten Tag gefallen die Aufnahmen, spätestens in der Dämmerung kann man jedoch nur noch von Schnappschüssen sprechen.
Bedient hat man sich aber auch in Sachen Kamera-Software. Dieser stimmt mit der von Huawei fast vollständig überein und bietet entsprechend eine übersichtliche Oberfläche, verliert aber auch hier aufgrund fehlender Optionen Punkte. Zwar stehen diverse Modi und Filter zur Auswahl, eine HDR-Automatik oder andere Funktionen, die bei der Konkurrenz selbstverständlich sind, fehlen aber auch hier.
Gehäuse mit Zusatztaste
An einer eigenen Linie versucht Honor sich beim Gehäuse. Zwar lassen sich aus der Frontalen leichte Parallelen zum P8 nicht übersehen, auf den ersten Blick könnte man das Honor 7 aus dieser Perspektiver aber auch für ein Mitglied der Samsung-Familie halten. Von einer gewissen Beliebigkeit beim Design kann also durchaus gesprochen werden. Dies ändert sich jedoch, wenn der Blick auf die anderen Seiten fällt. Hier setzt man zwar auf keine spektakulären Elemente, bietet dank der Fasen und des optisch abgesetzten Displays aber genügend Eigenständigkeit.
Auffällig sind vor allem die verchromte Einfassung der rückseitigen Kamera, der kleine, direkt darunterliegende Fingerabdrucksensor und die dritte Taste. Bei dieser handelt es sich um den sogenannten Smart Key, der von Nutzer mit insgesamt drei Befehlen – einfacher Druck, doppelter Druck, langer Druck – bestückt werden kann, beispielsweise mit dem Start der Kamera oder dem Aufrufen des Browsers. Der Smart Key ist dabei ebenso gut im Metallgehäuse untergebracht wie die am rechten Rand sitzende Lautstärkewippe und die Standby-Taste. Abgesehen vom minimal hervorstehenden SIM-Kartenträger fällt auch die restliche Verarbeitung des 143,2 x 71,9 x 8,5 mm großen Smartphones gut aus.
Abstriche gibt es hinsichtlich der Ergonomie. Zum einen fällt das Honor 7 mit 157 g etwas schwerer als die Konkurrenz aus, zum anderen stören die sehr glatte Rückseite des Gehäuses und die schlechte Ausnutzung der Front. Denn das Display nimmt hier nur gut 72 % ein, mit einer Hand lässt sich das Gerät nicht bedienen.
Software mit Déjà-vu
Auch wenn vor allem beim Display und SoC auf die enge Beziehung zwischen Honor und Huawei hingewiesen wurde: Beim Blick auf die Software wird sie noch deutlicher. Denn auf dem Honor 7 kommt mit EMUI 3.1 die gleiche Oberfläche wie zuletzt beim P8 und Mate S zum Einsatz. Entsprechend ähnelt das Design in kaum einem Punkt dem Original-Android, aber auch der Aufbau weicht deutlich ab. Installierte Applikationen werden beispielsweise nicht in einem eigenen Drawer, sondern rechts des Homescreens angezeigt. Für Nutzer anderer Android-Hersteller mag dies zunächst verwirrend sein, ausgerechnet iOS-Nutzer dürften sich jedoch schnell wie zuhause fühlen.
Zur Oberfläche gehören aber auch einige ab Werk vorinstallierte Programme wie der Telefonmanager, mit dem sich alle wichtigen Geräteinformationen zentral anzeigen lassen. Entspricht das Design der Oberfläche nicht den eigenen Vorlieben, kann aus einer Vielzahl von Vorlagen gewählt werden. In erster Linie werden allerdings lediglich die Icons hinsichtlich Form und Farbe verändert.
In EMUI integriert sind aber auch der bereits erwähnte Smart Key mit den dazugehörigen Steuerbefehlen sowie der Fingerabdrucksensor. Letzterer lässt sich nicht nur für das Entsperren des Honor 7 verwenden, sondern auch zur rudimentären Steuerung des Smartphones. Ähnlich wie beim Mate S kann beispielsweise per Wisch die Benachrichtigungszentrale ein- und ausgeblendet werden, ebenso kann er als Auslöser der Kamera dienen. Die Erkennungsrate ist hoch, ebenso die Geschwindigkeit des Sensors. Anders als bei Samsung oder Apple kann das Entsperren selbst bei ausgeschaltetem Display erfolgen.
Unter der Oberfläche kommt das nicht mehr ganz frische Android 5.0 zum Einsatz, womit man den Schwestermodellen hinterherhinkt.
Fazit
Ob es eine gute Idee war und ist, mit Honor eine zweite Marke für eher preissensible Käuferschichten einzuführen, kann und soll an dieser Stelle nicht bewertet werden. Dass das Konzept im Falle des Honor 7 nicht völlig aufgeht, muss hingegen klar und deutlich gesagt werden. Denn an so mancher Stelle wäre der Griff ins Teilelager der Mutter die bessere Wahl gewesen, wie beispielsweise der Blick auf die Hauptkamera zeigt. So hat man sich im Wesentlichen auf Display, SoC und Software beschränkt, auch wenn es in diesen drei Punkten leichtere Abweichungen von den bekannten Ergebnissen gibt.
Dennoch ist es Honor aber auch gelungen, sich ein Stück weit abzusetzen. Der Smart Key ist eine gute Idee, die Ausstattung in einigen Punkten zudem – unverständlicher Weise – besser als beim teureren P8 oder Mate S. Dass am Ende NFC und die ein oder andere Akkutechnologie fehlen, schmälert den Eindruck wiederum etwas. Wägt man Pro – unter anderem gute Laufzeiten, helles Display und der gute Fingerabdrucksensor – und Contra – beispielsweise die Schwächen ausgerechnet beim Telefonieren und Surfen – ab, kommt am Ende ein gutes, jedoch kein vollständig überzeugendes Smartphone heraus.
Mit 349 Euro macht man sich das Leben zudem selber schwer. Denn für ähnliche Beträge erhält man die Oberklassemodelle des vergangenen Jahres, die in beinahe allen Punkten mehr bieten – darunter das LG G3 oder das Samsung Galaxy S5. Die direkte aktuelle Konkurrenz bietet hingegen ein mit dem Honor 7 vergleichbares Paket für weniger Geld. So ist das ASUS ZenFone 2 für weniger als 300 Euro erhältlich, gleiches gilt für das Sony Xperia C4.
Deshalb lohnt der Griff zum Honor 7 nur dann, wenn viel Wert auf die positiven Eigenheiten des Geräts gelegt wird.
Positive Eindrücke des Honor 7:
- teilweise gute Akkulaufzeiten
- helles Display
- insgesamt gut verarbeitet
- Dual-SIM
- Speicher erweiterbar
- präziser Fingerabdrucksensor
- Zusatztaste für leichtere Bedienung
Negative Eindrücke des Honor 7:
- Akku fest verbaut
- Farbtemperatur des Displays muss manuell optimiert werden
- Schwächen bei der Telefonie
- keine aktuelle Android-Version
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