Kamera mit größeren Pixeln
Dass die Kamera kaufentscheidend sein kann, hat auch Samsung in der Vergangenheit zu spüren bekommen. Nicht ohne Grund wurde beim Galaxy S6 viel Aufwand betrieben, um die Qualität gegenüber früheren Modellen deutlich zu steigern. Das Ergebnis war eine Lösung, die gute bis sehr gute Ergebnisse lieferte und liefert, bei schwierigen Lichtverhältnissen aber nicht jeden überzeugen konnte. Im Test bemängelten wir diesbezüglich vor allem die Verfälschung von Helligkeitsunterschieden. Unter anderem das dürfte dazu geführt haben, dass man für das Galaxy S7 wieder eine komplett neue Lösung erarbeitet hat. Und diese könnte den ein oder anderen zunächst irritieren, denn aus 16 Megapixeln sind 12 geworden.
Warum das ein Vorteil sein kann, offenbart der zweite Blick. Denn Samsung hat an der Sensorgröße - 1/2,6 Zoll - festgehalten, womit die einzelnen Pixel des Sensors größer ausfallen - diese messen nun 1,4 statt 1,12 Mikrometer. Damit werden diese lichtempfindlicher und versprechen mehr Qualität bei weniger Helligkeit. In die gleiche Richtung geht die neue Linse. Denn mit Blende f1.7 ist diese lichtstärker als noch beim Galaxy S6 (f1.9). Das bedeutet, dass die Öffnung größer ist und damit mehr Licht passieren kann, die Belichtungszeit kann also verringert werden. Die Gefahr von Verwacklern wird verringert, zudem ergeben sich zumindest in der Theorie mehr Möglichkeiten, den Effekt der Schärfentiefe einzusetzen.
Ein großes Thema war für Samsung aber auch die Zeit zwischen Auslösen und Aufnehmen, also das Fokussieren. Grundsätzlich bleibt man beim Phasenvergleichsfokus, der auch schon im Galaxy S6 zum Einsatz kam und setzt damit nicht auf einen Laser-Fokus wie unter anderem LG. Allerdings hat man die Anzahl der entsprechenden Pixel im Sensor drastisch auf 100 % erhöht. Das bedeutet: Jedem gewöhnlichen Pixel ist ein Fokus-Pixel zugeordnet, was man für einen Seitenhieb in Richtung Apple nutzt. Denn das aktuelle iPhone nutzt laut Samsung nur 5 % der Sensoren für das Fokussieren, was aber immer noch weitaus mehr als beim Galaxy S6 ist. Dass dies nur auf gerade einmal 0,78 % kommt, verrät das Unternehmen nur in einem Test-Begleittext; vor einem Jahr bezeichnete Samsung das noch als überzeugende Lösung.
Wie schnell die Kamera scharfstellt, verrät man nicht, auch exakte Messungen waren im Test nicht möglich. Der Begriff „in Bruchteilen einer Sekunde“ trifft es aber recht gut, im Vergleich mit anderen Smartphones waren das Galaxy S7 und Galaxy S7 edge merklich schneller. Gegenüber dem G5 dürfte man aber unter Umständen schlechter abschneiden. Denn der Phasenvergleichsfokus ist für eine korrekte und schnelle Scharfstellung auf eine gewisse Helligkeit angewiesen, der Laser-Fokus arbeitet hingegen auch bei fast völliger Dunkelheit noch zuverlässig, da es sich um kein passives Fokussieren handelt.
Licht ist aber auch vor einem anderen Hintergrund ein gutes Stichwort. Denn erneut setzt man auf nur eine einzelne LED als Blitz-Ersatz, eine True-Tone-Lösung für weniger Farbverfälschungen gibt es nicht. Dafür ist ein optischer Bildstabilisator wieder mit an Bord.
Zweimal gut, einmal Durchschnitt
Dass dieser hilfreich ist, zeigen die Aufnahmen, für deren Bewertung man zwischen drei Szenarien unterscheiden muss: Gutes Licht, schwierige Lichtverhältnisse und Dunkelheit. Ist es hell genug, gehören die Aufnahmen zu den besten, die man derzeit mit einem Smartphone anfertigen kann. Farben und Helligkeitsverläufe werden sehr gut festhalten, Detailgrad und Schärfe stimmen ebenfalls.
Etwas anders sieht es aus, wenn die Bedingungen weniger optimal ausfallen, beispielsweise bei bedecktem Himmel oder starken Helligkeitsunterschieden. Ersterer sorgt häufig für leicht blass wirkende Fotos, stellenweise fallen die Aufnahmen auch zu dunkel aus; der HDR-Modus, der auf Wunsch automatisch unterstützt, sorgt dann für nur wenig Verbesserung.
Besser sieht es wiederum bei Dämmerung oder Dunkelheit aus. Farb- und Helligkeitsunterschiede bleiben weitestgehend erhalten, auch Gegenlicht stellt kein Problem für die Kamera dar. Allerdings fällt bei näherer Betrachtung auf, dass Bildrauschen früh auftritt - allerdings in begrenztem Maße.
Nicht alles klappt mit allem
Wer das Galaxy S7 und Galaxy S7 edge eher für das Aufzeichnen von Videos nutzen will, sollte sich zunächst viel Zeit für das Studium der Optionen nehmen. Denn nicht nur, dass es sechs verschiedene Auflösungen und drei Bildwiederholraten gibt, auch die möglichen Kombinationen aus eben diesen und den kleinen Helfern (siehe Tabelle) stehen zunächst im Wege.
Auflösung/ Modus | VST | V-AF | HDR |
480p30 | nein | ja (nicht mit VST) | ja |
720p30 | ja | ja (nicht mit VST) | ja |
1080p30 | ja | ja (nicht mit VST) | ja |
1080p60 | ja | ja (nicht mit VST) | nein |
1440p30 | ja | ja (nicht mit VST) | nein |
2160p30 | nein | ja (nicht mit VST) | nein |
Zeitlupe (240 fps) | nein | nein | nein |
Hyperlapse (30fps) | nein | nein | nein |
VST: Videostabilisierung; V-AF: Verfolgungs-Autofokus |
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Es gibt aber noch weitere Einschränkungen, beispielsweise die fehlende Möglichkeit bei 1080p-Aufzeichnungen mit 60 Bildern pro Sekunde gleichzeitig Fotos aufzunehmen. Die wichtigsten nicht möglichen Kombinationen nennt die Kamera-Applikation selbst, manch wichtiges Detail hingegen nicht. So wird unter anderem verschwiegen, dass es sich beim Videostabilisator (VST) nicht um den optischen Stabilisator (OIS) handelt. Das kann durchaus Auswirkungen auf die Qualität der Aufnahmen haben. Denn mit aktiviertem VST kommt es schon bei langsamen Schwenkbewegungen zu Rucklern, mitunter scheint dann auch der Autofokus Probleme zu haben. Letzteres gilt auch bei Full HD mit 60 Bilder pro Sekunden, das Ergebnis sind häufig unscharfe Aufnahmen respektive wechseln scharfgestellten Objekten.
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Unabhängig von diesen Mankos gefallen die Bewegtbilder, vor allem im 4K-Modus. Beeindrucken kann man aber auch mit den Zeitlupen-Filmen, die von den 240 Bildern pro Sekunde profitieren; mehr als 720p ist aber leider nicht möglich. Überraschend durchschnittlich fällt die Frontkamera aus. Hier bietet Samsung 5 Megapixel ohne jedes extra, als Blitz muss das Display herhalten, was in der Regel nicht ausreicht. Hinzu kommen die üblichen Funktionen wie ein automatischer Auslöser oder für Gruppenaufnahmen, für Selfies gibt es in jedem Fall bessere Smartphones.
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Bei all den Funktionen verwundert es am Ende nicht, dass die dazugehörige Applikation etwas unübersichtlich ausfällt. In der Hauptansicht stehen nur die wichtigsten Optionen zur Verfügung, der Rest versteckt in zwei verschiedenen Menüs (Funktionen und Modi). Hervorzuheben ist dabei vor allem der Pro-Modus, der nach ein wenig Einarbeitung nochmals deutlich bessere Fotos ermöglicht. Zudem ist es nur dann möglich, Aufnahmen im RAW-Format zu sichern.