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HTC U Play im Test

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Einmal Oberklasse, einmal Mittelklasse: Die neue U-Reihe soll für HTC ein Neuanfang sein, trotz einer wichtigen Hürde. Dennoch konnte das U Ultra im Test überzeugen, auch wenn es am Ende nicht ganz für einen Platz auf dem Treppchen gereicht hat. Fällt das Ergebnis beim günstigeren U Play besser aus? Einiges deutet darauf hin, immerhin übernimmt das gleich zwei der beworbenen Stärken des teureren Modells.

Das ist zum einen das mit viel Glas versehene Gehäuse, zum anderen der Sense Companion, der auch Nutzern des U Play unter die Arme greifen soll. Doch an einigen Stellen zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen beiden Smartphones - kein Wunder, liegen doch 300 Euro zwischen U Play und U Ultra. Die Frage ist nur, wo HTC gespart hat. An den Farben zumindest nicht, wie schon der erste Blick zeigt. Beschränkt man sich beim U Ultra in Deutschland zumindest vorerst auf Blau und Schwarz, gibt es beim U Play mit Weiß eine dritte Option. Für den Test stand das schwarze Modell zur Verfügung.

Dass unsere Einschätzung zum Mittelklasse-Smartphone erst mehrere Wochen nach der des U Ultra und dem Verkaufsstart erscheint, hat einen einfachen Grund. Denn hier sollte der Sense Companion, der erst Mitte März nachgereicht wurde, von Anfang berücksichtigt werden. Doch auch nach mehr als einer Woche reichen die Eindrücke nicht aus, um die KI abschließend bewerten zu können. Deshalb wird der entsprechende Part wie auch beim U Ultra nachgereicht.

Beim Preis musste das U Play bereits ein paar Federn lassen. Zum Testzeitpunkt unterboten die ersten Händler die unverbindliche Preisempfehlung in Höhe von 449 Euro bereits. Das günstigste Angebot lag bei rund 420 Euro.

Die Konkurrenz läuft schneller

Der Punkt, an dem HTC den Rotstift vermutlich besonders eingesetzt hat, ist zunächst gar nicht erkennbar. Nach der Einrichtung und dem ersten Ausprobieren wird er dann aber unübersehbar. Denn MediaTeks Helio P10 ist alles andere als ein Leistungsgarant.

Der Ende 2015 vorgestellte SoC folgt beim grundsätzlichen Aufbau zwar seinen direkten Mitbewerbern, die Kombination aus acht Cortex-A53-Kernen sowie einer Mali-T860 MP2 wirkt hier aber irgendwie gehemmt. Zwar kann das U Play in puncto CPU-Leistung anfangs - sprich in der Einzelkern-Betrachtung - mit den Mitbewerbern mithalten, spätestens bei der Multi-Core-Performance hat es aber nur noch wenig entgegenzusetzen. Der vermutlich wichtigste Konkurrent, Samsungs Galaxy A5 (2017), erreicht hier in Geekbench 3 und 4 um etwa 40 % höhere Wertungen.

Ähnlich sieht es auch mit Blick auf die GPU aus. Zwar ist die Mali-T860 nominell über der in der Mittelklasse weitverbreiteten Mali-T830 angesiedelt, MediaTek zieht daraus im Helio P10 aber keinen Nutzen. Denn dafür müssten mehr als nur zwei Cluster (MP2) zum Einsatz kommen, so bleibt die Mali-T830 MP2 schneller. Das äußert sich sowohl in 3DMark als auch in AnTuTu - aber ebenso in reinen GPU-Benchmarks.

Am Ende platziert sich das U Play nur im Mittefeld, teilweise ein gutes Stück hinter der direkten Konkurrenz. Im Alltag äußert sich dies durch eine nicht immer ganz flüssig dargestellte Benutzeroberfläche, aber auch durch Ruckler in technisch anspruchsvolleren Applikationen oder beim Öffnen sehr aufwendiger Webseiten. Zum Teil liegt das auch am langsamen internen Speicher, der in der Spitze gerade einmal etwa 70 und 43 MB/s beim Lesen und Schreiben erreicht. Da helfen auch 3 GB Arbeitsspeicher nicht.

Wer das Smartphone nur oder überwiegend für die üblichen Messenger, Facebook, Mails und ähnliches nutzt, wird mit der gebotenen Leistung am Ende aber dennoch auskommen.

Alles wichtige steckt im U Play

Am Klassenstandard orientiert sich HTC hingegen bei der weiteren Ausstattung. Das Mobilfunkmodem unterstützt in LTE-Netzen Cat 6 und erreicht somit bis zu 300 und 50 Mbit/s im Down- und Upstream, im Test entpuppten sich die Verbindungseigenschaften als gut; auffällige Abbrüche oder Netzwechsel waren nicht zu beobachten. Störende Nebengeräusche werden beim Telefonieren dank zweier Mikrofone weitestgehend unterdrückt, die Audio-Qualität überzeugt.

Wer den zweiten, im unteren Rand untergebrachten Lautsprecher nutzen will, muss hingegen mit allenfalls durchschnittlichem Klang auskommen. Die maximale Lautstärke reicht hingegen völlig aus. Leider verzichtet HTC jedoch darauf, beide Lautsprecher gemeinsam für die Wiedergabe von Musik zu verwenden - auch wenn dies zuletzt beim U Ultra nicht so überzeugend wie in der Vergangenheit umgesetzt war. Dafür ist mit USonic die Vermessung der Ohren dabei, die allerdings nur mit dem beigelegten Headset genutzt werden kann. Wie auch schon beim U Ultra hat das hörbaren Einfluss auf die Audio-Qualität.

Mit ac-WLAN, Bluetooth 4.2 und NFC zeigt sich das U Play hinsichtlich der weiteren Datenübertragungswege auf der Höhe der Zeit. Nur USB 2.0 für die Nutzung von Kabeln will da nicht so recht ins Bild passen, auch wenn HTC dabei auf eine Typ-C-Buchse setzt. Auf eine Audio-Buchse verzichtet man. Ebenso auf die Möglichkeit, Inhalte direkt ab Werk via AirPlay abzuspielen. Die fehlt anders als beim Schwestermodell leider.

Der interne Speicher fasst 32 GB und kann mittels microSD-Karte um bis zu 2 TB erweitert werden. Da HTC auf Adoptable Storage - die Taiwaner sprechen von Flex Storage - setzt, kann somit der fest verbaute Speicher auf zwei Arten vergrößert werden.

Und zu guter Letzt übernimmt das U Play den Fingerabdrucksensor des U Ultra. Der sitzt auch hier unterhalb des Displays und konnte im Test mit einer hohen Erkennungsrate überzeugen. Zur weiteren Bedienung kann der Sensor abgesehen von seiner Funktion als Home-Taste - anders als beispielsweise bei Huawei - nicht genutzt werden.

Es könnte heller sein

Während das U Play dem U Ultra in Sachen Leistung ganz klar unterlegen ist, könnte es aufgrund des Displays für so manchen aber dennoch die erste Wahl sein. Denn mit 5,2 Zoll fällt das kleiner aus, was letztlich auch kompaktere Ausmaße des gesamten Smartphones zur Folge hat.

Allerdings hat HTC auch an der Auflösung geschraubt. Das IPS-Panel bietet 1.920 x 1.080 Pixel, die daraus resultierenden 424 ppi sind im Alltag mehr als ausreichend. Mit 462 cd/m² in der Spitze reicht die Helligkeit in den meisten Fällen aus, einen Boost-Modus wie beim U Ultra gibt es hier nicht. Wer das U Play im direkten Sonnenlicht nutzen will, muss dementsprechend mit einer schlechten Ablesbarkeit leben. Dafür bietet das Display ein gutes Kontrastverhältnis (1.550:1) sowie eine insgesamt gute Farbdarstellung - auch wenn die Farbtemperatur nicht besser als auf rund 6.800 Kelvin eingestellt werden kann.

Nicht uninteressant ist der direkte Vergleich mit dem Galaxy A5 (2017). Das bietet die gleiche Diagonale und Auflösung, schneidet bei den Messwerten aber nur in puncto Kontrast eindeutig besser ab. Denn eine höhere Helligkeit bietet das Samsung-Smartphone nur im Automatik-Modus und dann auch nur kurzfristig. Und mit mehr als 7.800 Kelvin bietet das Display einen unübersehbaren Blaustich.

Auf ein zweites Display, das beim U Ultra für Verknüpfungen zu Apps und Kontakten sowie einige andere Dinge genutzt werden kann, hat HTC beim U Play verzichtet.

Das U Play knausert beim Akku

Als Problem entpuppt sich der verbaute SoC nicht nur wenn viel Leistung benötigt oder gewünscht wird, sondern auch beim Thema Laufzeit. Denn der Helio P10 wird im inzwischen nicht mehr ganz frischen 28-nm-Prozess gefertigt - ein echter Nachteil gegenüber modernere Chips. Hinzu kommt, dass HTC auch beim Akku spart. Gerade einmal 2.500 mAh fasst der fest verbaute Energiespeicher - ein Wert, den man in einem Mittelklasse-Smartphone der 5-Zoll-Klasse so nicht mehr erwartet.

Kein Wunder also, dass die Ausdauer in den Benchmarks nicht die beste ist. Im PCMark hielt das U Play fast genau sechs Stunden durch, in der Video-Schleife sogar nur rund vier Stunden; der schlechteste bislang von uns gemessene Wert. Warum das Smartphone im PCMark länger durchhielt, konnte im Test nicht geklärt werden, in der Regel ist es genau andersherum. Auch mehrmalige Wiederholungen änderten nichts an den Laufzeiten.

Etwas besser schnitt das U Play allerdings im Praxistest ab. Mit mehreren Telefonaten pro Tag, Surfen per WLAN und LTE sowie Mail-Abgleich und den üblichen Messengern konnte etwas mehr als eineinhalb Tage mit einer Ladung überbrückt werden. Am Morgen vom Ladegerät getrennt, musste es am Abend des Folgetages wieder angeschlossen werden. Für Power-User bedeutet dies, dass um das tägliche Laden kein Weg vorbeiführt - trotz verschiedener Energiesparmodi.

Die dürfte es am Ende auch stören, dass sich das U Play beim Wiederbefüllen einiges an Zeit lässt. Denn mehr als 10 W akzeptiert der Akku nicht.

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