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HTC U Play im Test - Kamera, Gehäuse, Software, Fazit

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Die neue Mittelklasse-Referenz?

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Spätestens seit dem Honor 6X steht fest, dass auch mit Mittelklasse-Smartphones gute Fotos geschossen werden können und der Einsatz von Hardware abseits des Standards möglich ist. Erste Gehversuche diesbezüglich hatte Samsung schon mit dem Galaxy A5 (2016) unternommen, der dort eingesetzte optische Bildstabilisator fiel in der Neuauflage aber dem Budget zum Opfer. Somit kann sich das U Play in diesem Punkt schon einmal vom Mitbewerber absetzen, denn HTC hat nicht darauf verzichtet.

Das war es dann aber auch fast mit Ausreißern nach oben. Denn weder in Sachen Blende (f/2,0) noch mit Blick auf die Pixel-Größe (Kantenlänger 1 Mikrometer) bietet die Hauptkamera positive Überraschungen.

Mit 16 Megapixeln fällt die Auflösung höher als beim teureren U Ultra aus. Ansonsten stehen ein Dual-LED-Blitz sowie eine Brennweite von 28 mm auf der Habenseite, beim schnellen Fokussieren soll der Phasenvergleich helfen.

All das sorgt für - ausreichendes Umgebungslicht vorausgesetzt - gute bis sehr gute Aufnahmen, denen weder Details noch Schärfe fehlen. Auch Farben und feine Farbunterschiede werden überzeugend festgehalten. Qualitative Einschränkungen gibt es hingegen bei schlechten Lichtverhältnissen. Bildrauschen bleibt trotz der vergleichsweise geringen Kantenlänge der Pixel lange Zeit aus, allerdings offenbart das U Play Probleme mit Lichtquellen. Diese wirken auf den Aufnahmen zu grell, wodurch Details und Farben teilweise verloren gehen. Überdurchschnittlich schneiden Fotos und Videos dann aber immer noch ab.

Zumal der Nutzer im Pro-Modus noch gegensteuern kann, Einfluss kann hier auf die wichtigsten Parameter genommen werden. Und dank der möglichen Speicherung im RAW-Format stehen bei der nachträglichen Bearbeitung am PC mehr Möglichkeiten offen. Lobenswert ist darüber hinaus das Vorhandensein einer HDR-Automatik - eine Funktion, auf die noch immer bei zu vielen Smartphones verzichtet wird. Wie schon beim U Ultra arbeitet der HDR-Modus zügig, allerdings wird der Nutzer erst nach der Aufnahme über den eventuellen Einsatz des Modus‘ informiert.

Die Frontkamera entspricht der des U Ultra, bietet auch hier entsprechend 16 Megapixel sowie Blende f/2,0. Und auch der UltraPixel-Modus hat es in die Mittelklasse geschafft. Der sorgt auf Wunsch dafür, dass vier Pixel zu einem zusammengefasst werden, was die Bildqualität sichtbar verbessert. Nicht nur das sorgt dafür, dass Selfies und anderes überdurchschnittlich ausfallen.

Nicht ganz so überzeugend wirken Videos. Auch hier stimmen Farben, Details und Schärfe auf den ersten Blick, allerdings kommt es mitunter schnell zu Artefaktbildung. Mehr als Full HD bei 30 Bildern pro Sekunde sind zudem nicht möglich, bei Zeitraffer-Aufnahmen liegt das Limit bei 720p.

Die Kamera-Applikation wurde unverändert vom U Ultra übernommen, lediglich einige Funktionen und Optionen wurden hardware-bedingt entfernt. Hier wie dort wirkt das Programm zunächst übersichtlich, allerdings sind bestimmte Punkte unnötig versteckt.

Auch das U Play ist ein Augenschmeichler

Von der Konkurrenz abheben - so lautete das Credo bei der Vorstellung der beiden U-Modelle. Dem U Ultra gelingt das vor allem optisch und erfreulich ist, dass das U Play das Design fast unverändert übernimmt. Auch hier steht Glas im Mittelpunkt, das HTC nach eigenen Angaben aufwändig verarbeitet.

Mehrere miteinander verklebte Lagen sorgen dafür, dass sich das Licht aus jedem Winkel ein wenig anders auf der Rückseite spiegelt, was für eine sehr eindrucksvolle Erscheinung sorgt. Gleichzeitig soll aber auch sichergestellt sein, dass das eigentlich sehr empfindliche Material robust genug ist. Stürze dürfte das Smartphone ohne Hülle - eine solche liegt dem Gerät bei - aber dennoch nicht unbeschadet überstehen. Aber nicht nur die Spiegelungen sind ein Design-Highlight, auch die abgerundeten Kanten der Rückseite fallen auf. Die gibt es in dieser Form auch beim U Ultra, laut HTC ist diese dreidimensionale Gestaltung des Glases alles andere als trivial. Etwas weniger auffällig als beim teureren Modell fällt die Kamera aus. Die steht zwar auch hier deutlich ab, wirkt aber weniger klobig.

Ansonsten bleibt es bei sauber in den Aluminium-Rahmen eingefügten Tasten für Lautstärke und Standby, optisch gelungen integrierten Antennen-Isolatoren sowie einer eher nüchternen Front ohne jeden Verweis auf den Hersteller.

Die Verarbeitung ist insgesamt gut, leicht negativ fielen beim Testgerät lediglich die spürbaren Übergänge zwischen Rahmen und Karten-Träger sowie Rahmen und Isolatoren auf.

Mit Blick auf die Ergonomie gefällt die zu den Seiten hin abgerundete Rückseite, dank der das Smartphone gut in der Hand liegt. Unter dem optisch schönen Glas leidet allerdings die Haftung. Die rechts platzierten Tasten sind gut zu erreichen, die Bedienung mit nur einer Hand ist aber trotz der Display-Diagonalen nicht möglich. Das liegt vor allem daran, dass die Anzeige nur 70 % der Front einnimmt. Mit 146,0 x 72,9 x 8,0 mm und 145 g bietet das U Play angesichts des Displays kein ungewöhnlich kleines oder leichtes Gehäuse.

HTC kann nur Android 6 bieten

Gleichzeitig vorgestellt und auf den Markt gebracht und dennoch mit unterschiedlichen Android-Versionen ausgestattet: Beim U Play zeigt sich wieder einmal, wie viele Abhängigkeiten es bei Googles Betriebssystem gibt. Denn während das U Ultra mit Android 7 erschienen ist, muss das Mittelklassemodell mit Version 6 auskommen. Begründet wird dies mit einem Treiber für MediaTeks SoC, der nicht rechtzeitig bereitgestellt werden konnte. Ein Update soll aber folgen.

Damit fehlen dem U Play einige Funktionen, unter anderem das verbesserte Energiemanagement. Der Nutzer spürt von der nicht ganz frischen Android-Version sonst aber wenig, da HTC wie üblich auf seine eigene Oberfläche Sense setzt. Die verändert rein optisch zwar nur sehr wenig, bietet an wichtigen Stellen aber mehr als „Vanilla“-Android. Entsprechend verzichten die Taiwaner darauf, für bestimmte Funktionen doppelt oder gar dreifach Applikationen zu installieren, es gibt beispielsweise ab Werk nur einen Browser und einen Mail-Client. Das spart nicht nur Speicher, sondern ist auch ein ehrlicher Umgang mit den Nutzern. Denn auch beim U Play gilt HTCs klare Ansage: Wo wir besser sind, liefern wir eigene Lösungen, in allen anderen Fällen verlässt man sich auf Google. Aus der Feder der Taiwaner stammen so beispielsweise die Telefonie- und Kamera-App, vom Internet-Konzern hingegen die Galerie in Form von Google Fotos.

Erneut gilt jedoch: Wo HTC selbst Hand angelegt hat, kommen Android-Neulinge leichter zurecht.

Eigentlich sollte im Kapitel Software auch geschildert werden, wie gut oder schlecht sich der Sense Companion im Alltag schlägt. Doch mehr als einige wenige erste Eindrücke können auch nach mehr als einer Woche Nutzung nicht geteilt werden. Ob dies daran liegt, dass die KI tatsächlich einige Tage zur Analyse des Nutzerverhaltens benötigt oder ob die Software noch nicht fehlerfrei arbeitet, kann nicht beurteilt werden. Zwar fragt die App regelmäßig, ob bestimmte Tipps erwünscht sind oder nicht, konkrete Hilfestellung gab es bislang aber lediglich mit Blick auf installierte, aber zuletzt nicht mehr genutzte Programme. Deshalb heißt es auch beim U Play: Ein Fazit zum Sense Companion gibt es zu einem späteren Zeitpunkt.

Fazit

Das U Ultra sorgt optisch für frischen Wind in der Oberklasse, das U Play wiederholt das ganz eine Stufe weiter unten. Den Mittelklasse-Vertreter auf sein Äußeres zu reduzieren, würde ihm nicht gerecht werden. Denn hinter dem vielen Glas sind durchaus auch andere Qualitäten vorhanden.

Das gilt natürlich für die Kamera, die in diesem Preisbereich sicherlich zu den besten gehört, aber auch für die Ausstattung, die auf einem insgesamt guten Niveau liegt. In Teilen weiß auch das Display zu gefallen, hier fehlt am Ende nur etwas Helligkeit. Ärgerlich ist hingegen, dass das U Play für seinen Preis aufgrund des nicht ganz frischen SoCs zu wenig Leistung bietet und der letztlich auch eine Mitschuld an den teils schwachen Akkulaufzeiten hat. Wer sein Smartphone mitunter zum Überbrücken von längeren Zugfahrten oder Flügen nutzt, sollte die Powerbank nicht vergessen. Kritik verdient ebenso der Einsatz von Android 6, auch wenn HTC dafür einen nachvollziehbaren Grund genannt hat. So lohnt sich der Kauf des U Play in erster Linie für diejenigen, die Wert auf ein eher ungewöhnliches Gehäuse und eine gute Kamera legen.

Ist nur einer von beiden Punkten wichtig, gibt es diverse Alternativen, die günstiger sind - das Honor 6X wurde bereits genannt. Aber auch in der Gesamtbetrachtung drängt sich HTCs neues Mittelklasse-Smartphone nicht auf. Samsungs Galaxy A5 (2017) schneidet insgesamt besser ab und fällt mit etwa 350 Euro auch spürbar günstiger aus. Zu einem ähnlichen Preis steht auch das Honor 8 bereit, unmittelbar vor dem Verkaufsstart steht das Huawei P10 lite. Und zieht man die Grenze im Bereich der UVP des U Play, heißen potentielle Mitbewerber auch Huawei P9 (430 Euro) und Samsung Galaxy S7 (450 Euro).

Am Ende ist das U Play trotz aller Kritikpunkt dank Design und Kamera eine Belebung für die Smartphone-Mittelklasse.

Positive Eindrücke des HTC U Play:

  • Speicher erweiterbar
  • gute Telefonieeigenschaften
  • alle aktuellen Schnittstellen vorhanden
  • insgesamt gute Kamera

Negative Eindrücke des HTC U Play:

  • Akku fest verbaut
  • unterdurchschnittliche Systemleistung
  • veraltete Android-Version
  • teils schwache Akkulaufzeiten

Preise und Verfügbarkeit
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