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HTC U Ultra im Test (Update)

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Lückenfüller oder Alternative? Welche Rolle das U Ultra spielen soll, hat HTC ein Stück weit offengelassen. Der Nachfolger des HTC 10 kann und soll es nicht sein, dennoch bietet es neue Technologien, die es als solchen erscheinen lassen. Und dann ist da aber auch noch die Ankündigung, dass ein neues Topmodell nur noch wenige Monate entfernt ist. Was also bietet das U Ultra, das einen Kauf rechtfertigt und das Warten überflüssig macht?

Aus verschiedenen Aussagen seitens HTC kann man schließen, dass das U Ultra so eine Art Versuchsträger ist. Das Jahr 2017 soll dafür genutzt werden, um sich selbst ein Stück weit neu zu erfinden, was angesichts der eher durchwachsenen jüngeren Vergangenheit keine große Überraschung ist. Das Hauptaugenmerk soll nun zunächst darauf liegen, sich von den größeren Mitbewerbern stärker zu unterscheiden.

Zumindest beim Preis ist das noch nicht zu erkennen. Für das Standardmodell mit 64 GB großem internen Speicher verlangt man unverbindliche 749 Euro, die zum Testzeitpunkt - knapp eine Woche vor dem offiziellen Verkaufsstart - auch im Handel verlangt werden. Für 100 Euro mehr soll es eine Variante mit doppeltem internen Speicher sowie einer Front aus Saphir-Glas geben. Die wird derzeit aber weder von Händlern noch in HTCs eigenem Shop erwähnt.

Update: HTC hat sich inzwischen zur Takt-Problematik geäußert. Die Erklärung wurde dem dem Abschnitt zur Leistung hinzugefügt.

Viel Leistung, aber versprochen wird mehr

Verlangt ein Hersteller viel Geld für ein Smartphone, spielt die Aktualität der Hardware für viele eine große Rolle. Nicht immer ohne Grund, wie zuletzt der Sprung von Android 6 auf 7 gezeigt hat. Denn geänderte Anforderungen haben dazu geführt, dass selbst noch gar nicht so alte Modelle kein Update erhalten haben, bzw. auf bestimmte Funktionen verzichten müssen. Im Gegenzug versuchen aber auch die Unternehmen die hohen Preise mit der Aktualität der Technik zu rechtfertigen, mal zu Recht, mal nicht. Vor diesem Hintergrund war klar, dass HTC mit dem U Ultra Kritik provozieren würde.

Denn die Einführung eines Oberklasse-Smartphones mit einem SoC, der bereits zwei Monate später durch seinen Nachfolger ersetzt wird, ist nach Ansicht der ersten Gruppe ein Unding, das einen Kauf inakzeptabel oder das Gerät zumindest unattraktiver macht. Die zweite Gruppe ist hingegen nicht oder nur wenig an nackten technischen Daten interessiert, sondern legt Wert auf die Praxistauglichkeit. Rückblickend auf den Wechsel von Android 6 zu 7 muss man sagen, dass beide Seiten ein Stück weit richtigliegen.

Der von HTC verbaute Snapdragon 821 ist seit dem dritten Quartal 2016 erhältlich und wurde von Qualcomm bei seiner Vorstellung im Sommer als Ergänzung zum Snapdragon 820 bezeichnet. Verändert wurden im Wesentlichen lediglich die Taktraten von CPU und GPU, Aufbau inklusive Modem und Fertigungsprozess weichen nicht voneinander ab. Allerdings wurde zwischenzeitlich bekannt, dass es zwei verschiedene Versionen des Snapdragon 821 gibt. Das unter anderem im Google Pixel XL verbaute Modell MSM8996 Pro-AB erreicht mit seinem schnelleren Cluster in der Spitze 2,15 GHz, das Modell MSM8996 Pro-AC - unter anderem im ASUS ZenFone 3 Deluxe - schafft hingegen bis zu 2,35 GHz; zusätzlich ist die GPU mit 653 zu 624 MHz schneller.

HTC setzt im U Ultra auf die langsamere der beiden Versionen. Die verfügt über zwei Cluster mit jeweils zwei Kryo-Kernen sowie eine Adreno 530 und wird im 14-nm-FinFET-LPP-Prozess gefertigt. Der Funktionsumfang entspricht dem des Snapdragon 820, geboten werden somit unter anderem die Unterstützung vom Quick Charge 3.0, das Kodieren und Enkodieren von 4K-H.265-Material mit 30, bzw. 60 Bildern pro Sekunde sowie Vulkan 1.0 sowie OpenGL ES 3.2. In Benchmarks resultiert das in durchgängig sehr guten Leistungen. Geekbench 3 und 4 attestieren eine Multi-Thread-Leistung von etwa 5.300 und 3.800 Punkten, AnTuTu 6 vergibt für die CPU-Leistung fast 29.900 Punkte. Schneller sind hier lediglich Huaweis Kirin 955 und Kirin 960 sowie Samsungs Exynos 8890 - was letztlich aber lediglich an der insgesamt höheren Anzahl an CPU-Kernen liegt.

Auch in Sachen GPU-Performance landet das U Ultra weit oben, muss aber einige andere Oberklasse-Smartphones vorbeiziehen lassen. Hier irritiert vor allem, dass das mit dem gleichen SoC ausgestattete Pixel XL teils deutlich schneller ist, aber auch das Moto Z mit dem eigentlich langsameren Snapdragon 820 schafft leicht bessere Ergebnisse.

In der Gesamtbetrachtung, bei der Arbeitsspeicher (4 GB LPDDR4) und teilweise auch der interner Speicher eine Rolle spielen, sieht es für HTC dann aber wieder besser aus. Knapp 136.000 Punkte in AnTuTu 6 sind der bislang zweithöchste Wert in unserer Übersicht, 30.100 und 2.800 Punkte im 3DMark (Ice Storm Unlimited/Slingshot) sind jeweils neue Bestmarken. Nicht zuletzt das zeigt, dass das neue HTC-Smartphone für sämtliche Aufgaben mehr als genügend Leistung bietet. Zumindest gab es im Test keine Applikation, die das Gerät überfordert hätte - auch wenn es hier und da zu Leistungseinbußen durch Takteinbrüche kam.

Denn wie schon beim HTC 10 zeigt sich auch beim U Ultra, dass die Wärmeentwicklung des SoCs nicht unterschätzt werden darf. Das sowie die Tatsache, dass der maximale CPU-Takt zumindest laut Analyse-Tools grundsätzlich knapp nicht erreicht wird und diese teilweise nur von einem grundsätzlich lediglich 2,0 GHz schnellen Chip sprechen, dürfte letztlich auch erklären, warum das Pixel XL und andere Mitbewerber teils schneller sind. Nicht zu klären ist bislang, ob auch die GPU ihre theoretische Maximalgeschwindigkeit nicht erreicht.

Hierzu heißt es inzwischen seitens HTC, dass es sich einzig und allein um ein Problem der Tools handelt. Der im U Ultra verbaute Snapdragon 821 soll wie versprochen mit bis zu 2,15 GHz arbeiten, es gebe jedoch Probleme mit dem Auslesen der Taktraten - insbesondere nach Leerlaufphasen. Eine Erklärung für die geringere Leistung gegenüber anderen Geräten ist das aber nicht.

Zu guter Letzt reicht es aber auch beim internen Speicher für einen Platz weit oben, in der Spitze konnte Androbench rund 220 und 154 MB/s beim Lesen und Schreiben ermitteln. Mehr schaffen fast ausschließlich aktuelle Samsung-Smartphones, die mit UFS-Speicher ausgestattet sind.

Es fehlt kaum etwas

Der Blick auf die weitere Ausstattung zeigt, dass HTC sich hier treu bleibt - die selbst auferlegte Neuerfindung findet nicht statt. Muss sie aber auch nicht zwangsläufig, da kaum etwas fehlt.

Fester Bestandteil des SoCs ist das X12-Modem. Im U Ultra erreicht das aber nicht ganz die Übertragungsraten, die Qualcomm eigentlich als Maximum - Cat 12 im Downstream, Cat 13 im Upstream - nennt. Mit Cat 11 ist man in Deutschland aber immer noch mehr ausreichend schnell unterwegs, 600 und 50 Mbit/s im Down- und Upstream dürften auch auf mittlere Sicht genügen. Mit VoLTE, Wi-Fi Calling und der Unterstützung aller wichtigen Frequenzbänder ist man ebenfalls zukunftssicher unterwegs.

Wer auf lokaler Ebene drahtlos Daten übertragen will, kann dies per ac-WLAN oder Bluetooth 4.2 tun, NFC steht ebenfalls bereit. HTC hat aber auch erneut an diejenigen gedacht, die auf dem Smartphone gespeicherte Daten auf anderen Geräten abspielen wollen. Möglich ist das ab Werk per Chromecast, DLNA, AirPlay und Miracast. Wer stattdessen auf ein Kabel zurückgreifen will oder muss, darf sich über USB Typ-C freuen - wie schon beim HTC 10 kommt im Hintergrund USB 3.1 Gen 1 zum Einsatz; der Anschluss an externe Displays ist dank DisplayPort-Bereitstellung ebenfalls möglich.

Mit 64 GB bietet schon die Standardversion des U Ultra viel Platz, aber selbst das 128-GB-Modell könnte dem ein oder anderen Nutzer irgendwann zu klein werden. Abhilfe schafft hier der microSD-Slot, der mit bis zu 2 TB großen Karten umgehen kann. Ein Vorteil: Auf Wunsch kann die Karte als Adoptable Storage - HTC spricht von Flex Storage - genutzt werden.

In puncto Sensoren wird nahezu alles unterstützt, was derzeit in Smartphones üblich ist. Dazu gehören natürlich Gyroskop und Magnetometer, aber auch Sensoren zur Erkennung des Umgebungslichts und der Beschleunigung. Die Ortung per Satellit ist per GPS, GLONASS und Beidou möglich, das europäische Pendant Galileo fehlt. Aber auch auf Barometer und Pulsmesser verzichtet HTC, dafür gibt es den obligatorischen Fingerabdrucksensor, der unterhalb des Displays sitzt und auch als Home-Button fungiert. Die Erkennungsrate fiel im Test deutlich besser als zuletzt beim Samsung Galaxy A3 (2017) und Galaxy A5 (2017) aus, wie dort kann der Sensor aber auch hier nicht als Bedienungshilfe genutzt werden. Das Scrollen durch die Galerie oder das Ein- und Ausblenden der Benachrichtigungszentrale per Fingerabdrucksensor wie bei Huawei ist beim U Ultra nicht möglich.

Das U Ultra schaut ins Ohr

Entschädigt wird man durch die guten Telefonieeigenschaften. Mikrofone und Lautsprecher sorgen bei Gesprächen für eine gute und ausgewogene Klangerfassung und -wiedergabe, störende Nebengeräusche wurden zuverlässig herausgefiltert. Im Test konnten zudem keine Auffälligkeiten bezüglich Verbindungsabbrüchen oder Netzwechseln festgestellt werden.

Wie schon beim HTC 10 kommt auch hier wieder eine BoomSound-Lösung zum Einsatz, die die Rollen der beiden Lautsprecher je nach Situation verteilt. Der Frontlautsprecher agiert beim gewöhnlichen Telefonieren wie üblich, in allen anderen Fällen wird die Lautstärke deutlich erhöht. Während der Musikwiedergabe und in vergleichbaren Situationen arbeiten beiden hingegen als reguläre Lautsprecher. Allerdings wirkte es nicht so, als ob es Unterschiede zwischen Portrait- und Landscape-Modus gibt - in beiden Ausrichtungen waren im Test beide Lautsprecher für alle Frequenzbereiche zuständig.

Die Klangqualität kann als überdurchschnittlich bezeichnet werden, vor allem im unteren Bereich fehlt es jedoch an Druck, ein typisches Smartphone-Problem. Störender ist da schon, dass der Frontlautsprecher unabhängig von der Pegeleinstellung leiser als der untere ist. Das trübt vor allem den Stereo-Effekt, der im Landscape-Modus erreicht werden soll.

Der Griff zum Kopfhörer sollte aber nicht nur deshalb die erste Wahl sein. Denn HTC setzt wieder auf USonic, einer einfachen Art von Innenohrvermessung. Mit wenigen Schritten soll der Klang dann dem Ohr des Nutzers so gut wie möglich angepasst werden, was auch hörbar gelang. Voraussetzung hierfür ist jedoch die Nutzung des mitgelieferten Headsets. Das wird übrigens per USB Typ-C angeschlossen, den klassischen Klinkenanschluss hat HTC eingespart - aus Gründen der Bauhöhe, wie das Unternehmen im Rahmen der Vorstellung mitteilte. Leider hat HTC dafür gesorgt, dass das Headset nicht an anderen Geräten mit USB-Typ-C-Anschluss genutzt werden kann.

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