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Keine Qual der Wahl trotz zweier Optionen haben Käufer in Sachen SoC. Zwar verbaut Samsung sowohl Qualcomms Snapdragon 835 sowie den eigenen Exynos 8895, in Europa kommt allerdings nur letzterer zum Einsatz. Vorgestellt wurde der bereits Mitte Februar, bis heute macht man aus einigen technischen Details aber ein Geheimnis.
Das gilt unter anderem für den Exynos M2 genannten CPU-Kern, den Samsung selbst entwickelt hat. Verraten wird lediglich, dass man im Vergleich zum M1 die Effizienz und auch die Leistung - plus 27 % - gesteigert hat, Hinweise zum konkreten Taktverhalten und anderes behält man aber für sich. Entsprechend lassen sich bestimmte Dinge nur ableiten, beispielsweise in Hinblick auf die Taktung.
Der Exynos 8895 liefert mehr Leistung als benötigt
Offiziell erreichen die vier Exynos-M2-Kerne im Galaxy S8 in der Spitze 2,31 GHz, die vier Cortex-A53-Kerne immerhin noch 1,69 GHz. Das schnellere Cluster bleibt damit unterhalb der für den Exynos 8895 genannten 2,49 GHz. Ähnliches war auch schon beim Exynos 8890 zu beobachten, dort konnte der Takt für zwei der vier M1-Kerne kurzzeitig aber über das eigentliche Limit gehoben werden. Es gibt aber nicht nur keinen Boost, auch der Betrieb mit zwei verschiedenen Taktungen innerhalb des Performance-Clusters scheint generell nicht mehr möglich zu sein. Darauf deuten zumindest die Messungen hin, die unabhängig von der Last für die Kerne fünf bis acht immer die gleiche Taktung auswiesen. Anders sieht es hingegen im zweiten Cluster aus. Zwar gibt es auch hier keine Überschreitung des genannten Maximaltaktes, wohl aber den Betrieb mit zwei unterschiedlichen Geschwindigkeiten; Kern eins und zwei können anders als drei und vier arbeiten.
Offen bleibt, was genau hinter dem Exynos M2 steckt. Aufgrund der Leistungsdaten dürfte es sich in der Basis um ARMs Cortex-A73 handeln, der unter anderem in Huaweis Kirin 960 seine Arbeit verrichtet. Dann hätten sich die Anpassungen gelohnt: Je nach Benchmark erreicht der Exynos M2 um bis zu 8 % höhere Wertungen. Jeweils etwa 2.000 Punkte im Geekbench-4.0- und -4.1-Single-Thread-Test sind neue Bestwerte. Das Plus gegenüber dem Exynos 8890 und damit gegenüber dem Galaxy S7 liegt bei etwa 5 %. Etwas anders sieht es in der Gesamt-CPU-Wertung aus. Mit etwa 6.300 und 6.600 Punkten erreicht der neue SoC ebenfalls hervorragende Wertungen, am Kirin 960 kann er aber nicht vorbeiziehen; man könnte von einem klassischen Patt sprechen. Denn den Vorteil des gegenüber dem Cortex-A73 schnelleren Exynos M2 verspielt Samsung mit den langsamer getakteten Cortex-A53-Kernen, die bei Huawei nicht nur 100 MHz mehr erreichen, sondern - so der Eindruck nach dem Test - länger am Maximum arbeiten.
Vergleiche mit dem Kirin 960 bieten sich aber auch in puncto GPU an. Denn auch Samsung verlässt sich auf ARMs Mali-G71, nutzt anders als Huawei aber 20 Cluster (MP20); im Kirin 960 sind es nur acht. Auch im Exynos 8895 stehen Vulkan, Open CL 2.0 und andere aktuelle Schnittstellen für Entwickler bereit. Überraschend niedrig hat Samsung den Maximaltakt angesetzt, schon bei 546 MHz ist das Limit erreicht. Zum Vergleich: Im Kirin 960 darf die GPU mit bis zu 1.037 MHz arbeiten. Im Honor 8 Pro reichte das immerhin für den ersten Platz im GFXBench (Manhattan Offscreen und T-Rex Offscreen). Lange gehalten wurde die Position aber nicht. Denn mit 64 und 120 fps in besagten Durchläufen erobern Exynos 8895 und Galaxy S8 die Spitze, der Vorsprung beträgt immerhin 30 und 26 %. Hier macht das Mehr an Clustern den geringeren Takt mehr als wett. Die Vermutung, dass Samsung mit dem eine Drosselung wie im Kirin 960 vermeidet, bewahrheitet sich aber nicht. Denn schon nach kurzer Zeit verringerte sich im Test die Leistung um etwa 20 %. Hier dürfte die Temperatur eine Rolle spielen, auf der Rückseite des Smartphones wurden rund 41 °C gemessen - Werte für den SoC konnten mangels kompatibler Tools nicht ausgelesen werden. Allerdings macht sich dieses Manko in der Praxis nicht bemerkbar, selbst gedrosselt arbeitet der Exynos 8895 immer noch leicht schneller als der Kirin 960 unter besten Voraussetzungen.
In der Gesamtbetrachtung landet Samsungs im 10-nm-LPE-Verfahren gefertigte SoC ebenfalls weit oben. Mit rund 172.000 Punkten erreicht er einen neuen Bestwert für AnTuTu 6, was vor allem an der GPU liegt. Gleiches gilt für 3DMark im Setting Slingshot: 3.900 Punkte sind ebenfalls eindrucksvoll. Nur im PCMark kann das Galaxy S8 nicht ganz mithalten. Zwar landet das Smartphone rund 30 % vor seinem Vorgänger, 6.100 Punkte reichen aber gerade einmal für eine Platzierung in den Top Ten, die von Snapdragon- und Kirin-SoCs dominiert werden.
Zurück zur Praxis: Im Test gelang es keiner Applikation, die das Galaxy S8 an den Rand der Leistungsfähigkeit zu bringen. Damit dürfte das neue Modell auch in zwei oder drei Jahren mehr als genügend Leistung für alle Anwendungsfälle bieten, sofern sich der Arbeitsspeicher nicht als Flaschenhals entpuppt. Der entspricht zwar dem LPDDR4-Standard, umfasst aber nur 4 GB.
Schade ist, dass Daydream nicht unterstützt wird. Soll das Smartphone für VR-Einsätze genutzt werden, bleibt nur der Griff zu einem gewöhnlichen Cardboard oder Samsungs eigener Lösung Gear VR.
Dem Galaxy S8 fehlt es an kaum etwas
Aber nicht nur in Sachen CPU- und GPU-Performance soll der Exynos 8895 überzeugen, auch bei der Datenübertragung legt Samsung gegenüber dem Galaxy S7 nach. Das integrierte LTE-Modem unterstützt Cat 16 und 13 und damit deutlich höhere Übertragungsraten, als die europäischen und vor allem deutschen Mobilfunknetze derzeit überhaupt ermöglichen. Denn das Galaxy S8 schafft im Downstream (Cat 16) ein Gigabit pro Sekunde, im Upstream (Cat 13) immerhin noch 150 Megabit pro Sekunde. Selbst mittelfristig sind also genügend Reserven für den Einsatz in LTE-Netzen vorhanden. Gut also, dass auch die Verbindungseigenschaften überzeugen können. Im Test fiel das Galaxy S8 weder durch ungewöhnliche Verbindungsabbrüche, noch durch überraschende Netzwechsel auf.
Davon profitiert man auch beim Telefonieren, auch wenn die Gesprächsqualität hierbei wichtiger ist. Dank gut arbeitender Mikrofone - zwei sind insgesamt verbaut - und zuverlässiger Unterdrückung störender Nebengeräusche ist man auch am anderen Ende der Leitung gut zu verstehen, der Frontlautsprecher erreicht ausreichende Pegel und deckt die wichtigsten Frequenzbereiche ab. Für die Freisprechfunktion - oder die Wiedergabe von Musik und anderes - wechselt das Galaxy S8 zum zweiten, im unteren Rahmen platzierten Lautsprecher. Der überzeugt ebenfalls in puncto Lautstärke, ihm fehlt es allerdings im mittleren und tiefen Bereich eindeutig an Stärke. Eine Stereo-Funktion wie beispielsweise beim HTC U Ultra oder Huawei P10 Plus ist nicht vorgesehen.
Für den Betrieb im WLAN ist ein ac-taugliches Modul vorgesehen, dass dank MU-MIMO (VHT80 und 1024QAM) nicht nur hohe, sondern vor allem auch stabile Übertragungsraten auch bei vergleichsweise vielen Geräten im gleichen Netz ermöglichen soll. Deutlich langsamer, aber nicht minder wichtig ist der Bluetooth-Chip. Der arbeitet erstmals in einem Smartphone gemäß Version 5 und bietet damit nicht nur eine höhere Reichweise als der Vorgänger 4.2, sondern mit bis zu 2 Mbit/s auch höhere Übertragungsraten. Gleichzeitig wurde nach Angaben der Bluetooth SIG die Effizienz weiter gesteigert. Dank vollständiger Abwärtskompatibilität soll es keine Probleme im Betrieb mit älterem Zubehör geben.
Nicht fehlen darf darüber hinaus NFC. Mit ANT+ bietet das Galaxy S8 zudem ein Protokoll, das vor allem bei Pulsmessern und anderem Sport-Equipment verbreitet ist. Für Deutschland noch irrelevant ist MST. Diese Technik, die per Magnetfeld den Magnetstreifen von Kredit- und anderen Karten simulieren kann, nutzt Samsung für seinen eigenen, hierzulande noch nicht gestarteten Bezahldienst Samsung Pay. Ebenfalls noch in Wartestellung ist die Galileo-Berücksichtigung des Ortungs-Chips, der zusätzlich aber auch mit GPS, Beidou und Glonass umgehen kann.
Zu guter Letzt verbaut Samsung aber auch zwei physische Anschlüsse: Eine 3,5-mm-Buchse für Headsets sowie einen USB-Typ-C-Port, über den auch ein DisplayPort-Signal ausgegeben wird. Dahinter steckt USB 3.1 Gen 1, hohe Übertragungsraten sind also möglich. Allerdings arbeitet der interne Speicher des Galaxy S8 nicht ganz so schnell, wie man das im Vorfeld gedacht hat. Der per UFS-2.1-Speicher fasst 64 GB und erreicht laut Androbench maximal 411 und 68 MB/s beim Lesen und Schreiben. Ein etwas höheres Tempo attestiert PCMark: Der Benchmark gibt 628 und 126 MB/s aus. Es handelt sich in allen Fällen zwar um gute Werte, stellenweise bleibt man aber hinter der Konkurrenz zurück. Deutlich langsamer wird es, wenn auf eine Speicherkarte zurückgegriffen wird. Per microSD-Karte können bis zu 256 GB nachgerüstet werden. Bedenken, dass dies zulasten der Dual-SIM-Funktion geht, muss man im Übrigen nicht haben. Denn die ist von Samsung für den deutschen Markt nicht vorgesehen.
Dafür liegt dem Smartphone ein Headset mit AKG-Logo bei. Die inzwischen zu Samsung gehörende Marke soll bei der Abstimmung mitgewirkt haben, im kurzen Test wurde dies zumindest angedeutet. Im Vergleich mit den üblicherweise Smartphones beigelegten Lösungen wirkt der Klang harmonischer und kräftiger.
Fingerabdrucksensor und Iris-Scanner sind keine echte Hilfe
Keine regionalen Unterschiede gibt es bei den Sensoren. Mit dabei sind die üblichen wie Lage- und Beschleunigungsmesser, aber auch ein Barometer, Annäherungs- und Umgebungslichtsensor. Erneut unterhalb des LED-Blitzes steckt ein Pulsmesser, der auch die Blutsauerstoffsättigung messen kann.
Gleich zwei Sensoren sollen die Gerätesicherheit gewährleisten: ein Fingerabdrucksensor und ein Iris-Scanner. Ersterer musste im Zuge der Umgestaltung der Front auf die Rückseite wechseln und sitzt dort neben der Kamera, letzterer wurde oberhalb des Displays verbaut. Im Test konnten beiden nicht überzeugen und dürften dazu führen, dass Nutzer schnell auf PIN oder Muster wechseln, um ihr Galaxy S8 und die darauf hinterlegten Daten zu schützen.
Nicht nur, dass der Fingerabdrucksensor ungünstig zu erreichen ist und nicht nur einmal der Finger versehentlich auf der Kamera platziert wurde, er arbeitete im Test auch nicht zuverlässig. Gleiches gilt für den Iris-Scanner. Brillenträger müssen selbige für die Einrichtung des Scanners absetzen, sollen sie für die Entsperrung aber aufbehalten können. Schon das kommt der Erkennungsrate nicht zugute, aber selbst ohne Brille arbeitete er alles andere als zuverlässig.
Keine Alternative ist darüber hinaus die Gesichtserkennung. Die wurde schon unmittelbar nach der Vorstellung der beiden Smartphones mit einem Foto einfach ausgetrickst.
Das Galaxy S8 läuft länger die Vorgänger
Geschrumpft oder gleichgeblieben? Die Kapazität des fest verbauten Akkus wurde schon kurz nach der Vorstellung des Galaxy S8 zum Streitthema. Mit 3.000 mAh fällt die genauso wie beim Galaxy S7 aus, das zumindest vom Namen her der direkte Vorgänger ist. Orientiert man sich hingegen an der Größe von Display und Gehäuse, folgt das Galaxy S8 eher dem Galaxy S7 edge. Dann betrüge das Kapazitätsminus immerhin 17 %.
Doch das Fassungsvermögen ist nur eine Seite, auch Hard- und Software, bzw. die Änderungen daran müssen berücksichtigt werden. Zunächst einmal ist da Android 7 mit der verbesserten Doze-Funktionalität und diversen anderen Neuerungen. Zusätzlich verspricht der im moderneren Verfahren produzierte SoC einen genügsameren Umgang mit der gespeicherten Energie. Gleichzeitig verlangt die gewachsene Auflösung mehr.
Die gute Nachricht: Schlechter als das Galaxy S7 und Galaxy S7 edge schneidet das Galaxy S8 in keinem der drei Akkutests ab.
In unserer Video-Schleife hielt das Smartphone rund 14,5 Stunden durch, womit es auch auf längeren Fahrten oder Flügen als Entertainer fungieren kann. Gegenüber dem Galaxy S7 und Galaxy S7 edge beträgt das Plus etwa 27 und 7 %. Auf gut neun Stunden brachte es das Galaxy S8 im PCMark-Test. Der Zuwachs beträgt hier 21 und 7 %.
Im praxisnahen Einsatz fiel das Plus allerdings deutlich geringer aus. Mit mehreren kurzen Telefonaten pro Tag, dem Surfen per WLAN und LTE sowie dem Einsatz der üblichen Messenger und Abgleich von Mail-Konten musste nach nicht ganz 53 Stunden wieder zum Ladegerät gegriffen werden. Das Always-on-Display war dabei eingeschaltet, ein zweiter Durchlauf bescheinigte der nützlichen Funktionen erwartungsgemäß keinen gravierenden Einfluss auf die Laufzeit. Die Differenz lag zwischen ein und zwei Stunden.
Für längere Laufzeiten sollten deshalb eher andere Leistungsstufen oder Auflösungen in den Systemeinstellungen gewählt werden - aber auch dedizierte Energiesparmodi sind wieder auswählbar. Verzichten sollte man auf derartiges jedoch, wenn die Zeit mit dem ein oder anderen Spiel überbrückt werden soll. Dann gilt jedoch: Je näher an einer Lademöglichkeit, desto besser. Denn im Dauerbetrieb von technisch anspruchsvollen Applikationen wird mitunter schon nach fünf Stunden eine Wiederbefüllung nötig.
Die kann erfreulicherweise drahtlos (Qi und PMA) oder drahtgebunden stattfinden - in beiden Fällen auch mit vergleichsweise hohem Tempo. Das mitgelieferte Netzteil bietet ausgangsseitig maximal 15 W, ein vollständige Ladung per Kabel benötigte im Test etwas mehr als 130 Minuten.