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LG hat sie, Huawei hat sie und selbst Apple vertraut auf die Dual-Kamera auf der Rückseite. Deshalb galt es als sehr wahrscheinlich, dass Samsung beim Galaxy S8 nachziehen würde. Schließlich gilt die Kamera nach wie vor als einer der wichtigsten Punkte bei der Kaufentscheidung. Deshalb verwundert es, dass das Flaggschiff mit konventioneller Hardware bestückt ist. Hinzu kommt: Selbst an den Details hat sich nichts verändert.
Dabei kommen mit Sonys IMX333 und LSIs S5K2L2 zwei neue Sensoren zum Einsatz, die allerdings technisch den Vorgängern IMX320 und S5K3H1 in allen Belangen entsprechen. Es bleibt bei einer Größe von 1/2,55“, insgesamt 12,2 Megapixeln, einer Pixel-Kantenlänge von 1,4 µm und dem bekannten Dual-Pixel-Ansatz; jedem gewöhnlichen Pixel ist ein Fokus-Pixel zugeordnet, um das Fokussieren per Phasenvergleich zu beschleunigen. Beibehalten hat man aber auch den optischen Bildstabilisator, den LED-Blitz mit einer einzelnen Diode sowie die Optik mit Blende f/1,7.
Bei der Kamera hält Samsung nicht Schritt
Am Ende ist es deshalb kein Wunder, dass die Qualität der Aufnahmen nur minimal von der des Galaxy S7 abweicht. Farben und Details hält die Kamera unabhängig von den Lichtverhältnissen weit überdurchschnittlich gut fest, vor allem bei gutem Licht bietet das Galaxy S8 mit die beste Smartphone-Kamera. Dass es nicht für die uneingeschränkte Spitzenposition reicht, liegt an der stellenweise übertriebenen Nachschärfung der Aufnahmen. Dazu kommt bei grauem Himmel und vergleichbaren Lichtverhältnissen früh ein lichtes Bildrauschen, das aber nur bei feinen Details auffällt. Allerdings hadert die Kamera in solchen Situationen auch etwas mit Farben, die dann leicht verblichen wirken.
Dass es Verbesserungen an der Software gegeben hat, zeigt sich bei Helligkeitsverläufen. Fehlten beim Galaxy S7 häufig feinere Schritte, vor allem bei Schatten, sind die beim Galaxy S8 vorhanden. Das belegen Aufnahmen vom bewölktem Himmel, wo selbst feinste Grauabstufungen gut festgehalten werden. Aber ausgerechnet am größten Manko hat Samsung kaum etwas geändert. Denn bei schlechten Lichtverhältnissen werden die Aufnahmen nach wie vor übertrieben stark im Nachhinein aufgehellt. Dadurch kann beispielsweise der Eindruck entstehen, dass eine Aufnahme bei einsetzender Dunkelheit stattdessen am helllichten Tag entstanden sei. Das mag stellenweise optisch attraktiver sein, verzerrt aber die Realität. Erneut schießt ein Samsung-Smartphone somit eher schöne als echte Fotos - wenn auch nicht so ausgeprägt wie vor einem Jahr.
Leichte Verbesserungen gibt es aber auch bei Selfies und Co. Der Sensor der Frontkamera ist von 5 auf 8 Megapixel gewachsen, wichtiger ist jedoch der Einsatz eines Autofokus‘. Der sorgt für schärfere Aufnahmen, kann Schwächen bei schlechten Lichtverhältnissen aber nicht kompensieren. Hier kommt es dann zu unübersehbarem Bildrauschen und blass wirkenden Farben. Dennoch landen die Ergebnisse klar über dem Durchschnitt.
Video-Modi | HDR | V-AF | Filter | FPS | Limit |
Auto (1080p30) | ja | ja | ja | 30 | nein |
Auto (1080p60) | nein | nein | nein | 60 | nein |
Auto (2160p30) | nein | nein | nein | 30 | 10 Min. |
Zeitraffer | nein | nein | nein | 30 | nein |
Zeitlupe | nein | nein | nein | 240 | nein |
Ähnliches gilt für Videos, die mit der Hauptkamera aufgezeichnet werden. Maximal sind Clips in 2160p möglich, allerdings nur mit 30 Bildern pro Sekunde und nur mit einer maximalen Länge von 10 Minuten. Wer die Auflösung auf 1080p reduziert, kann zwischen 30 und 60 Bildern pro Sekunde wählen, bei höherer Frequenz gab es im Test vereinzelt jedoch Probleme mit dem Fokussieren. Zur Wahl stehen aber auch Zeitlupen- und Zeitrafferaufnahmen, bei denen es jedoch Einschränkungen gibt. Erstere werden nur in 720p mit 240 Bildern pro Sekunde festgehalten. Zeitraffer-Videos entstehen hingegen immer in 1080p mit 30 Bildern pro Sekunde.
Auch wenn die Kamera-Applikation auf den ersten Blick neu wirkt, entspricht sie in puncto Funktionsumfang doch fast vollständig der des Galaxy S7. Die neue Oberfläche kennt man allerdings auch schon: Zum Einsatz kommt sie im Galaxy A3 (2017) und Galaxy A5 (2017). Von aufgeräumten Hauptansicht gelingt man per Wisch nach links und rechts zu Filtern und verfügbaren Modi, die Einstellungen erreicht man schnell über das dazugehörige Symbol. Zwar wirkt die Liste an Optionen lang und zunächst unübersichtlich, dafür erlaubt Samsung den Zugriff auf alle Einstellungen unabhängig vom gerade gewählten Modus. Ein anderer Pluspunkt: Wahlweise kann der virtuelle Auslöser beliebig auf dem Bildschirm positioniert werden. Alternativ kann aber auch per Sprachbefehl oder Druck auf die Lauter-Taste ausgelöst werden.
Die Liste der verfügbaren Modi umfasst neben der Foto-Automatik (Auto) auch die Punkte Panorama, Zeitlupe, Zeitraffer (Hyperlapse), Essen, Selektiver Fokus, Virtual Shot und Pro. Letzterer steht für Fotos und Videos zur Verfügung und erlaubt neben dem Anpassen der wichtigsten Parameter auch das Speicher von Bildern im RAW-Format. Virtual Shot erstellt eine Art 360°-Ansicht, Selektiver Fokus soll dem Portrait-Modus des iPhone 7 Plus entsprechen und ein Bokeh simulieren. Qualitativ erreicht das Galaxy S8 aber nicht das Apple-Smartphone, vom Huawei P10 ganz zu schweigen; das Fehlen der zweiten Kamera auf der Rückseite macht sich besonders bemerkbar.
Eine Randnotiz: Im Testgerät war der LSI-Sensor verbaut. Inwiefern Modell mit Sony-Sensor abweichende Resultate bei Fotos und Videos liefern, kann noch nicht eingeschätzt werden. Ebenso ist unklar, nach welchem Schema die beiden Sensoren verteilt werden.
Schönes Gehäuse mit Nachteilen
Das wohl wichtigste Ergebnis der zahlreichen Bemühungen rund um das Infinity Display dürfte das neue Design sein. Auch wenn es durch das gebogene Glas einige Parallelen zum Galaxy S7 edge gibt, ist die Formensprache doch radikal anders.
Beginnt man auf der Front, sticht zunächst der schmale Rand ober- und unterhalb der Anzeige ins Auge. In beiden Fällen sind es etwa 7 mm. Auswirkungen hat das vor allem auf den bislang traditionell unter dem Display verbauten physischen Home-Button. Den hier integrierten Fingerabdrucksensor hat Samsung auf die Rückseite verbannt, aber auch die Sensortasten wurden gestrichen. Stattdessen vertraut man komplett auf On-Screen-Elemente, der Home-Taste hat man dabei analog zu Apples Taptic Engine ein haptisches Feedback spendiert. Allerdings muss die Eingabe nicht sonderlich genau erfolgen, auch etwas neben dem Symbol wird der Druck registriert. Oberhalb des Displays hat sich hingegen kaum etwas verändert. Trotz neuem Display gibt es genügend Platz für Lautsprecher, Frontkamera, Sensoren und Iris-Scanner.
Wenig Neues gibt es auf der Rückseite. Das wesentliche Design-Merkmal ist hier erneut die Kamera, die nun aber von zwei Blöcken flankiert wird. LED-Blitz und Pulsmesser sind von rechts nach links gewandert und haben damit Platz für den Fingerabdrucksensor gemacht. Dazu gibt es ein Stück weiter unten den Samsung-Schriftzug, andere Eye-Catcher fehlen. Allerdings kann man nur hier erkennen, um welche Farbvariante es sich handelt. Angeboten werden in Deutschland zumindest vorerst lediglich Midnight Black, Arctic Silver und Orchid Grey. Auf mutigere Töne wie Rot oder Blau verzichtet man.
Nahezu unverändert gelassen hat man den Aluminiumrahmen. Deckt der am unteren und oberen Rand das Gehäuse noch in voller Höhe ab, verkommt er rechts und links zu einem schmalen Streifen. Das sieht gut aus, erschwert aber die Handhabung. Denn an dieser Stelle ist er lediglich 3 mm breit und bietet so nur wenig Kontaktfläche - das Smartphone hat dadurch wenig Halt in der Hand. Hinzu kommt, dass auch die gläserne Rückseite des Gehäuses nur wenig Grip bietet. Der so geformte Rahmen sorgt allerdings dafür, dass die Biegungen auf der Vorder- und Rückseite fast ineinander übergehen.
Aber auch an allen anderen Stelle des Gehäuses hat Samsung dafür gesorgt, dass es keine Ecken, sondern nur Rundungen gibt. Das Galaxy S8 wirkt deshalb optisch sehr harmonisch.
Sehr gut schneidet das Smartphone hinsichtlich der Verarbeitung ab. Zwischen Rahmen und Antennen-Isolatoren gibt es keinen spürbaren Übergang, einzig die Farbwahl hätte man überdenken sollen. Helles Grau auf Metallgrau wirkt etwas unglücklich, ein Kontrastton wäre die bessere Wahl gewesen. Die insgesamt vier Tasten - rechts für Lautstärke und den Assistenten Bixby, Links für Standby - sind sauber eingefasst und bieten satte Druckpunkte, der am oberen Ende platzierte Kartenträger schließt bündig mit dem Rahmen ab. Leider stimmt die Färbung nicht vollständig überein, letztlich ist das aber kein echtes Manko.
Wichtiger ist da schon das Thema Ergonomie. Mit 148,9 x 68,1 x 8,0 mm macht sich das Galaxy S8 trotz 5,8 Zoll großem Display erstaunlich klein. Zum Vergleich: Das Huawei P10 bringt es 145,3 x 69,3 x 7,0 mm bei 5,1 Zoll, das Galaxy S7 edge mit 5,5 Zoll misst schon 150,9 x 72,6 x 7,7 mm. Das ungewöhnliche Display-Format sowie die schmalen Ränder zeigen diesbezüglich Wirkung.
Gerade das Format bringt aber ein Problem mit sich. Denn mit 18,5:9 fällt das Display länger als bei 16:9 aus, was die Bedienung mit nur einer Hand unmöglich macht - obwohl das Galaxy S8 insgesamt nicht größer als Gerät mit 5,0 oder 5,1 Zoll ausfällt. Und bei näherer Betrachtung fällt zudem auf, dass das Display weniger Fläche als erwartet einnimmt. Offiziell und unter Berücksichtigung der nicht planen Bereiche sind es 83,3 %. Das Honor 8 Pro erreicht mit Standard-Panel auf 79 %, beim Xiaomi Mi MIX sind es dank sehr schmaler Ränder 91,3 %. Und während die Tasten am rechten und linken Rand problemlos erreichbar sind, stört die Platzierung des Fingerabdrucksensors. Beim Galaxy S8+ ist letzteres noch schlimmer, wie der erste kurze Test zeigte.
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Immerhin fällt das Galaxy S8 mit 155 g nicht durch sein Gewicht negativ auf. Und Samsung hat trotz des Design-Wechsels am Schutz vor Wasser und Schmutz festgehalten. Dank IP68-Zertifizierung soll das Galaxy S8 30 Minuten lang Wasser in einer Tiefe von bis zu 1,5 m widerstehen können, zusätzlich soll das Eindringen von Staub nicht möglich sein. Wie schon in der Vergangenheit - und anderen Herstellern - ist aber gerade die Wasserdichtigkeit mit etlichen Fußnoten versehen. Die wichtigste Einschränkung: Die Rede ist nur vom Schutz gegenüber Frischwasser.