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Aber nicht nur die Leistung des U11 ist bemerkenswert, auch die Ausstattungsliste sorgt für Erstaunen. Denn HTC verbaut in seinem Topmodell nahezu alles, was derzeit üblich ist - und darüber hinaus einiges, was man so nicht unbedingt erwartet.
In Sachen Audio liegt das U11 weit vorn
Den Anfang machen die zum SoC gehörenden Schnittstellen. Das X16-LTE-Modem erreicht laut Qualcomm dank Cat 16 maximal 1 Gbit/s im Downstream, HTC spricht hingegen von Cat 15 und 800 Mbit/s. Welcher der beiden Werte stimmt, dürfte in Deutschland keine Rolle spielen - von derartigen Übertragungsraten ist man hierzulande noch weit entfernt. Und auf die Telefonie- und Verbindungsqualität hat das Tempo keine Auswirkungen. In beiden Punkten schneidet das U11 gut ab, Abbrüche oder auffällige Netzwechsel traten im Test nicht auf. Gleich vier über das Gehäuse verteilte Mikrofone filtern störende Nebengeräusche zuverlässig heraus, Gesprächspartner monierten mehrfach jedoch eine zu geringe Lautstärke - in anderen Fällen fiel diese jedoch völlig ausreichend aus.
Letzteres gilt auch für die Lautsprecher des U11. Das auf der Front verbaute Exemplare bietet darüber hinaus im Standardbetrieb ein sehr ausgewogenes Klangbild. Spätestens bei der Musikwiedergabe fällt jedoch auf, dass der Frontlautsprecher deutlich geringere Pegel als das Pendant im unteren Rahmen erreicht. Schade ist das vor allem, wenn der Theatermodus gewählt wird. In diesem soll das Smartphone eine Stereo-Blase erzeugen, die aufgrund der unterschiedlichen Lautstärken allerdings nicht in Gänze überzeugt. Alternativ steht der Musikmodus zur Auswahl. Der überträgt dem Frontlautsprecher die Rolle des Hochtöners, der untere Lautsprecher ist dann für die mittleren und tiefen Frequenzen zuständig. Die Verteilung der Aufgaben ist klar hörbar.
Qualitativ kann es das U11 in puncto Lautsprecher nicht ganz mit den älteren HTC-Modellen und deren BoomSound-Lösungen aufnehmen. Beschränkt man sich hingegen auf die aktuelle Konkurrenz, schneidet es klar als bestes Gerät ab. Zwar fehlt es auch im Musikmodus an Tiefen, diese sind anders als bei anderen Smartphones zumindest in gewissem Maße vorhanden. Nur die Lautstärke könnte höher ausfallen - für das Beschallen größerer Räume reicht es aber. Verzerrungen treten selbst bei maximalem Pegel nicht auf.
Wert legt man aber auch auf die Wiedergabe per Kopfhörer. Wie schon beim U Ultra gibt es keine 3,5-mm-Buchse, Nutzern von hochwertigen Kopfhörern mit Klinkenanschluss kommt man aber in Form eines Adapters von USB Typ-C auf 3,5 mm entgegen, in dessen Innern ein DAC stecken soll. Was genau der bringt, ließ sich im Test nicht überprüfen - für aussagekräftige Vergleiche wären identische Kopfhörer mit Typ-C- und Klinkenanschluss erforderlich. Eine vergleichsweise gute Alternative sind aber die dem U11 beigelegten In-Ear-Kopfhörer. Diese bieten ein sehr ausgewogenes Klangbild, schwächeln aber ein wenig bei den Tiefen. Daran ändert sich auch nichts, wenn die Innenohrvermessung USonic genutzt wird. Die bereits bekannte Technik analysiert binnen Sekunden das Innenohr des Trägers und passt das Klangbild entsprechend an. Ein Unterschied war im Test klar zu erhören.
Hören ist dabei ein gutes Stichwort. Denn auf Wunsch hören Nutzer des U11 weniger als üblich. Das liegt am Active Noise Cancelling, das HTC erstmals in einem seiner Smartphones anbietet. Die für den Gegenschall benötigten Informationen sammeln in den Kopfhörern verbaute Mikrofone, die Berechnungen finden hingegen im Smartphone statt. Nennenswerte Auswirkungen auf die Laufzeit hatte dies nicht, prinzipiell hält das U11 mit aktiviertem Noise Cancelling ebenso lange durch wie bei der gewöhnlichen Musikwiedergabe per Kopfhörer. Die Qualität der Geräuschunterdrückung reicht nicht an das heran, was man von dedizierten Lösungen etablierter Marken wie Sennheiser oder Bose kennt, einen Mehrwert stellt sie aber dennoch ganz klar dar. Ein kleines Manko: Wie schon beim U Ultra können die mitgelieferten Kopfhörer lediglich an HTC-Smartphones mit USB-Typ-C-Buchse genutzt werden. An anderen Geräten mit der passenden Schnittstelle verweigern sie den Dienst.
Edge Sense ist keine Revolution, aber ein Mehrwert
Mit Blick auf USB Typ-C ist lobenswert, dass HTC auch beim U11 wieder auf USB 3.1 Gen 1 mitsamt DisplayPort-Durchschleifung setzt und damit beim Übertragen von Daten per Kabel hohe Übertragungsraten möglich sind. Wer drahtlose Verbindungen bevorzugt, wird fast in Gänze zufriedengestellt. Schnelles WLAN (802.11 a/b/g/n/ac) ist ebenso vorhanden wie NFC wie die - bei den Taiwanesen übliche - Möglichkeit, ab Werk Medien auch per AirPlay, Chromecast, Miracast oder DLNA wiederzugeben. Dass Bluetooth 5 hingegen fehlt und das Datenblatt lediglich Version 4.2 nennt, liegt nicht an HTC. Denn wie auch beim Galaxy S8 fehlen die notwendigen Treiber, die Android 7 nicht beinhaltet.
Mit an Bord sind die üblichen Sensoren für Erkennung von Lage, Beschleunigung, Umgebungslicht und anderes, die Standorterkennung ist per GPS, GLONASS und Beidou möglich - Galileo fehlt. Schutz vor unbefugtem Zugriff auf das U11 soll neben der üblichen PIN- oder Mustereingabe der Fingerabdrucksensor unterhalb des Displays bieten, der auch als Home-Button fungiert. Erkennungsrate- und geschwindigkeit fielen im Test sehr gut aus. Schade nur, dass der Sensor nicht auch für andere Arten der Steuerung, beispielsweise das Ein- und Ausblenden der Benachrichtigungszentrale, genutzt werden kann. Dafür beherrscht das U11 eine Abwandlung von „Double Tap to Wake Up", dafür muss es allerdings in die Hand genommen werden.
Doch in puncto Bedienung bietet das U11 noch etwas ganz anderes. Edge Sense soll den Einsatz in bestimmten Situationen einfach machen, ohne dabei jedoch umständlich zu sein - ein Druck auf den Rahmen, und die zuvor hinterlegte Aktion wird ausgeführt. Was in der Theorie einfach klingt, ist es auch in der Praxis.
Unterschieden werden kann zwischen dem kurzen und langen Drücken des seitlichen Rahmens in der unteren Hälfte des Smartphones. Für welche Befehle dies steht, kann der Nutzer in den Einstellungen wählen. Ab Werk aktiviert ein kurzer Druck die Kamera-Applikation, ein weiterer löst die Kamera aus. Ein langer Druck startet hingegen den vorinstallierten Google Assistant. Es lassen sich aber auch beliebe Applikationen per Druck starten, die WLAN-Funktion ein- und ausschalten oder einfach Screenshots anfertigen. Später im Jahr soll eine Art Makro-Rekorder per Update nachgereicht werden. Mit dem lassen sich per simplen Druck ganze Befehlsketten starten, denkbar ist hier beispielsweise das Verknüpfen mit bestimmten Smart-Home-Funktionen. Bei all dem hat HTC auch daran gedacht, dass jeder Nutzer das U11 anders drückt. Entsprechend wird in einer kurzen Einrichtungsprozedur gemessen, was ein kurzer und ein langer Druck jeweils ist. Tatsächlich gewöhnt man sich schnell an die Nutzung von Edge Sense. Gerade Selfies lassen sich so weniger verkrampft schießen, gleiches gilt für Screenshots. Insgesamt ist Edge Sense eine gute Ergänzung zur sonst üblichen Steuerung per Finger oder Sprache.