TEST

ASUS ZenFone 4 im Test

We love Photo trifft es nicht ganz

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Gleich fünf neue Smartphones auf einen Schlag dürften selten vorgestellt worden sein. Dass ASUS zum Rundumschlag ansetzt, kommt aber nicht von ungefähr. Denn alle Vertreter der neuen ZenFone-4-Reihe verfügen über drei Kameras, entsprechend lautet das Motto We love Photo. Die Anordnung ist dabei aber so unterschiedlich wie auch die Ausstattung. Dennoch gibt es mit dem namensspendenden ZenFone 4 so etwas wie die goldene Mitte. Der Test zeigt, ob viel Speicher und ein vergleichsweise neuer SoC reichen, um gegen die inzwischen vielfältige Dual-Kamera-Konkurrenz zu bestehen.

Vor dem Kauf sollte allerdings sehr genau auf die Ausstattung geachtet werden. Denn nicht weniger als acht verschiedene Varianten des ZenFone 4 sind weltweit in Umlauf. In Deutschland selbst - das deuten zumindest die unterschiedlichen Händlerlistungen sowie Angaben auf der deutschen ASUS-Homepage an - werden nur zwei offiziell angeboten. Insgesamt betreffen die Unterschiede den SoC-Typ, die Größe des Arbeitsspeichers sowie die Frage, ob NFC geboten wird oder nicht. Für Deutschland ist nur letzteres wichtig, 4 GB RAM und ein Snapdragon 630 sollen hier immer verbaut sein. Das Testgerät musste ohne den Kurzstreckenfunk auskommen.

Eher unwahrscheinlich sind Verwechslungen mit einem Vorgänger. Denn unter dem Namen ZenFone 4 bot ASUS im Jahr 2014 einige Varianten der ersten ZenFone-Generation an. Allerdings fällt das dank 4-Zoll-Display deutlich kleiner aus.

Die unverbindliche Preisempfehlung liegt in beiden Fällen bei 499 Euro, Händler wichen davon zum Zeitpunkt des Tests (Ende September) noch nicht nennenswert ab.

Unverkennbar ASUS

Optisch orientiert sich das ZenFone 4 an seinem Vorgänger. Mit 155,4 x 75,2 x 7,5 mm fällt es zwar minimal länger, dafür aber auch etwas schmaler aus. Aber nicht nur die Größe ist sehr ähnlich, auch die Linienführung wirkt vertraut. Wieder verzichtet ASUS weitestgehend auf Schnörkel, was für ein zurückhaltendes, aber durchaus elegantes Erscheinungsbild sorgt. Änderungen im Detail sorgen dafür, dass das ZenFone 4 das ZenFone 3 in diesem Punkt noch übertrifft. Das liegt in erster Linie an der Neupositionierung von Kamera und Fingerabdrucksensor, was die Rückseite nicht mehr zerklüftet. Gleichzeitig hat man es geschafft, die Vorderseite ruhiger wirken zu lassen - obwohl der Fingerabdrucksensor nun unterhalb des Displays sitzt.

Die Hingucker sitzen allerdings klar auf der Rückseite. Hier erinnern konzentrische, unter Glas versteckte Kreise an das mit dem ersten ZenBook eingeführte und inzwischen für ASUS so typische Design. Und auch die beiden Kameras ziehen Blick auf sich. Nicht, weil sie so weit abstehen. Im Gegenteil: ASUS ist es gelungen, sie plan einzubetten.

Ebenso hat man es geschafft, ein tadelloses Gehäuse abzuliefern. Metall und Glas sind gut verarbeitet, ungleiche Spalte oder scharfe Kanten gibt es nicht. Der SIM-Kartenträger im linken Rand fügt sich nahtlos in den Rahmen ein, die drei Tasten für Lautstärke und Standby wackeln nicht und bieten einen satten Druckpunkt. Allerdings stehen sie vergleichsweise wenig vom Rahmen ab, was zumindest in den ersten Tagen gewöhnungsbedürftig ist und zu Fehlbedienungen führt.

Das führt ebenso zu einer schlechteren Ergonomie wie auch das Verhältnis von Display zu Front. Denn die Anzeige nimmt nur rund 71 % der Vorderseite ein. Auch das führt dazu, dass die Steuerung mit nur einer Hand nicht möglich ist - die Diagonale von 5,5 Zoll trägt ihren Teil aber auch dazu bei. Dafür liegt das ZenFone 4 gut in der Hand, trotz der glatten Rückseite. Denn der Rahmen passt sich dank der beidseitigen Fase beinahe schon der Hand an.

Das ZenFone 4 ist hell genug

Musste das erste ZenFone 4 im Jahr 2014 noch mit einem 4 Zoll großen Display und einer Auflösung von 800 x 480 Pixeln auskommen, spendierte ASUS allen Nachfolgern und somit auch dem aktuellen ZenFone 4 ein 5,5 Zoll großes IPS-Panel mit 1.920 x 1.080 Pixeln. Das sorgt für eine Pixel-Dichte von 401 ppi, was für eine mehr als ausreichende Schärfe sorgt.

Blickwinkelstabilität und Farbdarstellung entsprechen dem, was man von einem guten IPS-Panel erwarten darf, für ein optimales Ergebnis müssen Nutzer aber selbst Hand anlegen. Denn ab Werk liegt die Farbtemperatur bei kühlen 7.600 Kelvin, ein Blaustich ist nicht zu übersehen. Zwar bietet ASUS in den Display-Einstellungen mehrere vorgefertigte Profile, für das beste Ergebnis sollte der Regler aber einfach ganz nach rechts verschoben werden. Das Testgerät erstrahlte in dann deutlich neutraleren 6.600 Kelvin.

Für eine Überraschung sorgt das Display bei zwei anderen Messwerten. Denn eine maximale Helligkeit von 641 cd/m² ermöglicht den Einsatz des ZenFone 4 selbst in sehr hellen Umgebungen. Allerdings sollte zur automatischen Helligkeitsregulierung gegriffen werden, da die Akkulaufzeit spürbar unter derart hohen Einstellungen leidet. Zudem arbeitet die Automatik in den meisten Fällen zuverlässig. Die zweite Überraschung gibt es beim Kontrast. Zwar fällt der Schwarzwert mit 0,421 cd/m² nicht so gut wie bei den zuletzt getesteten Smartphones mit IPS-Panel aus, dank der hohen Helligkeit wird dennoch ein Verhältnis von 1.523:1 erreicht.

Die Lautsprecher sind die heimliche Stärke des ZenFone 4

Nimmt man die Ausstattungsliste als Positionierungshilfe, pendelt das ZenFone zwischen oberer Mittel- und Oberklasse.

Der im deutschen Modell 4 GB fassende Arbeitsspeicher ist vor allem dann hilfreich, wenn häufig zwischen laufenden Applikationen gewechselt wird, 64 GB interner Speicher sollten für zahlreiche Fotos, Videos, Lieder und andere Daten reichen. Falls nicht, lässt sich per microSD-Karte schnell nachlegen. Mit maximal 183 und 89 MB/s (laut Androbench) gehören die verbauten eMMC-Chips zu den schnelleren ihrer Art. Allerdings wird das Tempo nicht lange gehalten, das zeigt zumindest der PCMark-Storage-Test. Auch der attestiert hohe kurzfristige Transferraten, ein Storage Score von lediglich rund 3.500 Punkten ist deshalb nicht zu erwarten; in dieser Preisklasse sollten mindestens 1.000 mehr erreicht werden.

Bezüglich der Schnittstellen gibt es lediglich einen Ausreißer nach unten. Denn hinter der UBS-Typ-C-Buchse versteckt sich lediglich USB 2.0. LTE-Modem (bis zu 600 und 150 MBit/s im Down- und Upstream) und WLAN-Modul (802.11ac) bewegen sich hingegen auf der Höhe der Zeit, gleiches gilt für Bluetooth. Hardware-seitig wird Version 5 unterstützt, mangels Treiber ist man auf 4.2 begrenzt. Das Fehlen von NFC im Testgerät hat keine Auswirkungen, da der Kurzstreckenfunk in Deutschland vorhanden sein soll. Vorhanden sind dafür die üblichen Sensoren für Feststellung der Lage im Raum, Beschleunigung und Umgebungshelligkeit. Die Ortung per Satellit ist per GPS, GLONAS, Beidou und Galileo möglich. Der unterhalb des Displays verbaute Fingerabdrucksensor soll das einfache und sichere Entsperrend es ZenFone 4 per Finger ermöglichen. Im Test reagierte er aber nicht immer verzögerungsfrei auf den aufgelegten Finger. Zudem lässt sich der Sensor nicht für die Steuerung bestimmter Funktionen nutzen.

Keine Kritik gibt es hingegen für die Telefoniefunktion. Lautsprecher und Mikrofone arbeiteten im Test unauffällig, die Unterdrückung störender Nebengeräusche erfolgte zuverlässig. Überraschend gut schneiden die beiden Lautsprecher bei der Wiedergabe von Musik ab - wenn man denn Hand anlegt. Denn über die Audio-Optionen lässt sich ein Equalizer aufrufen, der hörbaren Einfluss hat. Für ein Smartphone bietet das ZenFone 4 mit den richtigen Einstellungen einen sehr voluminösen, auch in unteren und mittleren Bereichen kräftigen Klang, ab etwa 90 % der Maximallautstärke aber auch mit Verzerrungen versehen. Eine Stereo-Blase ist zumindest zu erahnen, für mehr müssten die Lautsprecher besser aufeinander abgestimmt sein. Denn der im unteren Rahmen verbaute Lautsprecher ist deutlich lauter als der oberhalb des Displays. Trotz des guten Klangs sollte aber dennoch zu Kopfhörern gegriffen werden. Eine entsprechende 3,5-mm-Buchse ist vorhanden.

Ungewöhnliche Verbindungsabbrüche oder Netzwechsel waren während des Tests nicht zu beobachten. Im Zuge des Entfalls der Roaming-Gebühren innerhalb der Europäischen Union sind zwei Plätze für SIM-Karten weit weniger wichtig als zuvor, dennoch bietet das ZenFone 4 dies. Allerdings kann nur eine von beiden Karten im LTE-Netz arbeiten. Zudem blockiert die zweite Karte den Platz für eine Speichererweiterung.

Ein wenig mehr Leistung dürfte es sein

Zumindest eine kleinere Besonderheit ist der verbaute Snapdragon 630. Denn das ZenFone 4 gehört zu den ersten Smartphones, in denen der im Mai vorgestellte Chip zum Einsatz kommt. Offiziell folgt er auf den Snapdragon 626, er löst damit aber auch den Snapdragon 625 ab. Aber während der zeitgleich präsentierte Snapdragon 660 auf den eigenen Kryo-260-CPU-Kernen basiert, beschränkt Qualcomm sich beim Snapdragon 630 auf handelsübliche Cortex-A53-Kerne.

Wie bei den beiden Vorgängern kommen gleich acht zum Einsatz, verteilt auf zwei Cluster. Das langsamere erreicht maximal 1,8 GHz, das schnellere immerhin 2,2 GHz. Dass Qualcomm sich zu CPU-Performance-Steigerungen nicht geäußert hat, dürfte einen Grund gehabt haben. Denn im Vergleich mit Snapdragon-625- und -626-Smartphones positioniert sich das ZenFone 4 in fast allen Fällen sehr ähnlich. In Geekbench 3, 4.0 und 4.1 - jeweils in der Single-Thread-Wertung - liegen die Geräte mit maximalen Abweichungen von 5 % sehr dicht beieinander. Etwas anders sieht es bei der Multi-Thread-Leistung aus. Hier erreicht das ZenFone teils rund 30 % höhere Wertungen, in einigen anderen CPU-Tests fallen die Unterschiede hingegen wieder deutlich geringer aus. Letztlich spielen diese Differenzen aber nur eine untergeordnete Rolle. Denn im Gesamtvergleich landet das ZenFone 4 nur im Mittelfeld - mal mit Tendenzen nach oben, mal ein Stück weiter unten.

Das gilt aber nicht nur für die CPU, sondern auch für GPU- und Gesamtleistung. Die ursprüngliche Annahme, Qualcomm würde den Snapdragon 630 ein Stück dichter an der 800er-Reihe positionieren, beschränkt sich somit auf die weitere SoC-Ausstattung wie Modem, Quick Charge und Co. Zwar bietet die GPU vom Typ Adreno 508 teils 40 % höhere Leistungen als die im Snapdragon 625 und Snapdragon 626 eingesetzte Adreno 506, angesichts der Ausgangswerte würden aber auch Steigerungen von 100 oder 150 % nicht ausreichen, um aus dem ZenFone 4 eine portable Spielekonsole zu machen. Zum Vergleich: Im 3DMark Ice Storm Unlimited erreicht das ASUS-Smartphone eine mit dem inzwischen vier Jahre alten iPhone 5s vergleichbare Wertung.

Dass der Snapdragon 630 Dual-Channel-LPDDR4 unterstützt, geht dabei ebenso unter wie der Einsatz des neuen DSPs Hexagon 642 oder die Fertigung im 14-nm-LPP-Verfahren, das einen im Vergleich mit dem Snapdragon 626 geringen Energiebedarf verspricht.

Was bedeutet all das für den Alltag? Grundsätzlich gibt sich das ZenFone 4 bei den ganz alltäglichen Aufgaben keine Blöße. Ungewöhnliche Ladezeiten konnten nicht beobachtet werden, auch umfangreiche Web-Seiten oder der Einsatz der üblichen Messenger stellen kein Problem dar. Anders sieht es bei technisch anspruchsvolleren Spielen aus, hier muss man sich auf eine eher ruckelnde Wiedergabe einstellen. Schlimmer jedoch: Im Laufe des Tests kam es mehrfach zu Hängern auf dem Home- und Lockscreen. Nach einem ersten Software-Update besserte sich die Lage zwar, gänzlich beseitigt wurde das Problem aber nicht.

Quellen und weitere Links

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