Dual-Kameras können andere besser
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Bezüglich der Kamera-Anordnung gehört das ZenFone 4 zu den traditionellen Ablegern der 4er-Generation. Zwei Sensoren befinden sich auf der Rückseite, der dritte auf der Front; bei den Selfie-Modellen ist es andersherum.
Das Hardware-Prinzip stimmt unter anderem mit dem OnePlus 5 und Huawei nova 2 überein: zwei RGB-Sensoren unterschiedlicher Auflösung auf der Rückseite, die mit Tele- und Weitwinkeloptik versehen sind. Im Falle des ZenFone 4 sind das 12 Megapixel (Sony IMX362, 1,4 µm) für die Primärkamera mit einer Teleoptik (f/1,8, Brennweite 25 mm, 83° Blickwinkel) sowie 8 Megapixel mit Weitwinkeloptik (f/2,2, Brennweite 12 mm, 120° Blickwinkel) für die Sekundärkamera. Hinzu kommen ein optischer Bildstabilisator für die Primärkamera, ein LED-Blitz sowie ein Phasenvergleichsfokus. Letzterer gleicht dem des Samsung Galaxy Note 8: Jedem Bild-Pixel des Sensors ist ein Fokus-Pixel zugeordnet, was schnelles Scharfstellen ermöglichen soll. ASUS spricht diesbezüglich von 0,03 s unter optimalen Bedingungen, im Test konnte lediglich ein sehr schnelles Fokussieren bestätigt werden. Allerdings gilt dies nur für den Primärsensor, die zweite Kamera benötigt etwas mehr Zeit.
Allerdings positioniert ASUS die Dual-Kamera anders als Samsung, Huawei oder auch Apple. Denn nicht einen optischen Zoom stellt man in den Vordergrund, sondern die Weitwinkel-Funktion. Das irritiert zunächst, da die auf der technisch schlechteren Sekundärkamera aufbaut. Vereinfacht gesagt fallen die Aufnahmen der Weitwinkel-Kamera lediglich breiter als die der Primärkamera aus.
In der Praxis sind die Unterschiede aber deutlich größer. Das liegt aber in erster Linie an der Bildqualität, bei der es deutliche Schwankungen gibt. Zunächst einmal gilt, dass die Primärkamera die deutlich schärferen und farbintensiveren Aufnahmen liefert. Die Sekundärkamera liefert hingegen meist blassere Aufnahmen, die mitunter unter einem leichten Blaustich leiden. Störender ist allerdings, dass Schärfe fehlt. Das wird vor allem dann unübersehbar, wenn nicht mehr von optimalen oder zumindest guten Lichtverhältnissen gesprochen werden kann.
Abhilfe schafft der Wechsel in den Pro-Modus, der wie üblich Zugriff auf die wichtigsten Parameter wie ISO, Belichtungszeit und anderes gewährt. Auch das Sichern der Fotos im RAW-Format ist dann möglich. Ein Problem kann aber auch der Pro-Modus nicht beseitigen: Auf vielen Aufnahmen ist selbst bei strahlend blauem Himmel Bildrauschen nicht zu übersehen. Dennoch sollte die Automatik so selten wie möglich zum Einsatz kommen.
Darüber hinaus stehen verschiedene andere Aufnahme-Modi zur Verfügung. Dazu gehört das Erstellen von Panoramen, animierten GIFs und die Verschönerung mit Weichzeichnern. Aber auch an das Spiel mit der Tiefenschärfe hat ASUS gedacht. Im aktivierten Portrait-Modus wird ein Bokeh simuliert. Qualitativ reicht das aber nicht an das iPhone 7 Plus, Galaxy Note 8 oder P10 heran. Das dürfte vor allem an der Datengrundlage liegen. Denn während die Konkurrenz für derartige Aufnahmen beide Sensoren verwendet, beschränkt sich das ZenFone 4 auf einen. Darauf lässt zumindest der Test schließen, bei dem das Verdecken des jeweils nicht aktiven Sensoren keinerlei Auswirkungen auf das Bokeh hatte.
Zumal der Effekt auch bei Verwendung der Frontkamera genutzt werden kann und dort ähnlich schwach ausfällt. Hier setzt ASUS auf einen 8-Megapixel-Sensor mit einer durchschnittlichen Optik (f/2,0, 24 mm Brennweite, 84° Blickwinkel). Einen Autofokus gibt es ebenso wenig wie einen LED-Blitz, dennoch können sich die Aufnahmen meist sehen lassen. Zwar wirken Farben mitunter etwas blass, Details und Schärfe gehen aber für eine Frontkamera in Ordnung.
Wer sich mehr für Videos begeistert, kann auf Zeitraffer- und Zeitlupen-Modus zurückgreifen. Für ersteren können beide rückseitigen Kameras genutzt werden, es gibt aber Unterschiede bezüglich der Auflösung: Bei Verwendung des primären Sensors liegt das Limit bei UHD (2160p30), beim sekündären ist Full HD (1080p30) das Maximum. Zur Zeitlupen-Aufnahmen wird immer die Primärkamera genutzt. Hier kann zwischen Full HD (1080p120) und HD (720p240) gewählt werden. In allen Fällen - auch im Standard-Modus - ist die Qualität mit der der Fotos vergleichbar. Bei Aufnahmen in UHD und 1080p60 kommt aber eine leichte Artefaktbildung schon bei langsamen Bewegungen hinzu.
Die Kamera-Applikation ist übersichtlich aufgebaut und wie bei vielen Mitbewerbern auf insgesamt vier Bildschirme verteilt. In der Hauptansicht kann schnell zwischen den drei Kameras gewechselt werden, zudem sind Blitz-Steuerung, HDR, Funktionalität und Portrait-Modus von hier aus erreichbar. Ein Wisch nach rechts, bzw. oben blendet die verfügbaren Modi ein, ein Wisch nach links, bzw. unten die Filter. Über das obligatorische Zahnrad-Icon können die Kamera-Einstellungen aufgerufen werden. Neulinge finden sich hier schnell zurecht, allerdings gelten die eingeblendeten Optionen immer nur für die gerade aktivierte Kamera.
Das ZenFone 4 ist ausdauernd
Mit 3.300 mAh bietet der Akku des ZenFone 4 eine Kapazität, die im Bereich dessen liegt, was derzeit bei Smartphones dieser Größenordnung üblich ist; im Vergleich zum minimal größeren Vorgänger bietet das neue Modell sogar 10 % mehr.
Entsprechend fallen die Laufzeiten aus. Die Video-Schleife mit lokal hinterlegtem Full-HD-.Material und einer Display-Helligkeit von 200 cd/m² musste nach zwölf Stunden abgebrochen werden, um das Ladegerät anzuschließen. Damit landet das ZenFone 4 in dieser Kategorie leicht über dem langjährigen Durchschnitt (knapp zehn Stunden). Dass mehr möglich wäre, zeigt der aktuelle Spitzenreiter. Denn die Kombination aus 3.300 mAh großem Akku, OLED-Display und sparsamen SoC lässt das OnePlus 5 fast 60 % länger durchhalten. Welchen Einfluss das Display haben kann, zeigt aber auch das Samsung Galaxy A5 (2017). Trotz kleineren Akkus läuft es 40 % länger.
Ein etwas anderes Bild zeichnet sich ab, wenn mehr Leistung abgerufen wird. Im PCMark hielt das ZenFone 4 zehn Stunden durch. Das reicht zwar nicht für das Treppchen, wohl aber für einen guten vierten Platz in der Tabelle. Ein Grund für das gute Abschneiden ist der SoC, der dank 14 nm vergleichsweise effizient arbeitet.
Im simulierten Alltag mit Telefonaten, Browsen per LTE und WLAN sowie den üblichen Messengern hielt das Smartphone rund zwei Tage durch - erst 52 Stunden nach dem Trennen vom Ladegerät musste letzteres wieder angeschlossen werden. Allerdings war es - wie üblich - möglich, den Akku auch binnen eines Tages zu leeren.
Gerade dann dürfte es ärgerlich sein, dass ASUS das vom Snapdragon 630 gebotene Quick Charge 4.0 nicht unterstützt. Mehr als 10 W werden nicht akzeptiert, mehr liefert auch das Ladegerät nicht. Drahtloses Laden bietet das ZenFone 4 ebenfalls nicht, obwohl dies dank der gläsernern Rückseite kein Problem wäre.
ZenUI 4 und Android 7.1.1 mit Oreo in Aussicht
Mit dem ZenFone 4 startet ASUS auch eine neue Version seiner eigenen Android-Oberfläche. ZenUI 4.0 soll nicht nur aufgeräumter wirken, sondern auch weniger Ballast als in der Vergangenheit bieten. Vor allem die Zahl der vorinstallierten Applikationen wurde spürbar verringert. An Funktionen wurde hingegen nicht gespart.
So lassen sich Fotos innerhalb der Galerie dank Gesichtserkennung automatisch in Ordnern sortieren, was im Test aber nicht immer zuverlässig gelang. Mehr eine Spielerei sind dynamische Themes, die sich optisch der Tageszeit anpassen sollen. Spieler dürften sich über Game Genie freuen. Das Tool soll das Aufnahmen von Spiel-Videos oder Live-Streaming ermöglichen und das Erstellen von Makros ermöglichen. Zusätzlich verspricht ASUS einen Performance-Schub. Letzterer fällt meist jedoch verschwindend gering aus.
Weitaus praktischer ist Twin Apps. Vor allem bei Nutzung von zwei SIM-Karten ist das Klonen von Applikationen hilfreich. So lässt sich beispielsweise für jede der Karten eine eigene WhatsApp-Instanz anlegen. Aber auch Programme, die account-basiert arbeiten und entweder keine Mehrfach-Accounts zulassen oder den Wechsel zwischen mehreren erschweren, lassen sich einfach duplizieren und somit leichter nutzen.
Etwas sperrig klingt zunächst ZenUI-Schutz. Hinter der im englischen Safeguard genannte Funktion verbirgt sich eine Notfall-App, mit der sich - der Name lässt es erahnen - schnell und einfach Notfall-Anrufe oder -SMS starten lassen. Zusätzlich lässt sich der eigene Standort an ausgewählte Kontakte senden.
Andere hilfreiche Änderungen sind der Blaulichtfilter, der enspannteres Lesen erlaubt, und der Mobile Manager, der übersichtlich den aktuellen Gerätestatus präsentiert.
Optisch wirkt ZenUI 4.0 teils sehr verspielt, teils aber auch aufgrund großer Schaltflächen und anderer Elemente unübersichtlich und wenig modern. In weiten Teilen lässt sich die Oberfläche durch den Einsatz von Themes anpassen. Neulinge nimmt die Oberfläche vor allem bei der Ersteinrichtung gut an die Hand.
Als Basis nutzt ASUS Android 7.1.1 mit einem nicht ganz aktuellen Sicherheits-Level. Ein Update auf Android 8 wurde bereits angekündigt, einen konkreten Termin gibt es aber noch nicht.