Fazit
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Hinter der namhaften Konkurrenz muss Huawei sich schon lange nicht mehr verstecken, im Gegenteil. Mit Akribie - und viel Geld - wurde aus dem beinahe unbekannten chinesischen Hersteller einer der wichtigsten Smartphone-Hersteller. Das 2016 vorgestellte P9 gilt dabei als Wendepunkt, auch das wenige Monate später gestartete Mate 9 dürfte einen großen Anteil daran haben. Entsprechend groß sind die Erwartungen an das Mate 10 Pro. Leider gelingt es Huawei aber nicht, den alten Stärken neue hinzuzufügen und somit die Mitbewerber in Schach zu halten - oder ein Alleinstellungsmerkmal zu schaffen.
Denn ausgerechnet der Wechsel zum fast randlosen Display sorgt dafür, dass das Mate 10 Pro ein Stück weit beliebig ist. Schlimmer noch: Es kann nicht länger ignoriert werden, dass Huawei in bestimmten Bereichen nicht mithält. Schließlich wäre spätestens mit dem neuen Design und den daraus resultierenden notwendigen Änderungen am Display der Einsatz einer echten Oberklasse-Anzeige möglich gewesen. Full HD, oder genauer Full HD+, erwartet man inzwischen in der unteren Mittelklasse, nicht aber bei einem Smartphone für fast 800 Euro. Und auch die vielen Fragezeichen dürfte nicht sein: Warum schwankt die gemessene Helligkeit so stark? Warum werden keine HDR-Inhalte wiedergegeben? Warum setzt man die Always-on-Funktion so halbherzig um? Trost spenden hier lediglich die gute Farbdarstellung sowie die Tatsache, dass die Helligkeit in vielen Situationen ausreichend ist.
An anderer Stelle fragt man sich hingegen, warum ein Schritt nach vorn, aber direkt danach zwei nach hinten erfolgen. So ist es löblich, dass auch Huawei endlich einen rudimentären Schutz vor Wasser und Staub verspricht, gleichzeitig entfällt aber die Möglichkeit der Speichererweiterung. Zugegeben: 128 GB interner Speicher klingen gut, die Flexibilität einer microSD-Karte gleicht das aber nicht aus. Ähnliches gibt es auch in anderen Bereichen. So bietet das Mate 10 Pro tolle Telefonieeigenschaften und ein schnelles LTE-Modem, das zu den besten seiner Art gehören dürfte, gleichzeitig verzichtet man auf WLAN-MIMO und Bluetooth 5. Ein weiteres Beispiel: Es gibt nun eine gläserne Rückseite, aber kein drahtloses Laden. Und natürlich darf Kritik an der Software im Fazit nicht fehlen. Der Einsatz von Android 8 ist schön, das Entfernen oder verschlechtern von Funktionen durch die eigene Oberfläche hingegen ärgerlich. Zumal EMUI 8 optisch und funktionell kein echter Fortschritt ist. Tatsächlich dürfte dies die größte Baustelle sein, an der Huawei in den kommenden Monaten arbeiten muss.
Vielleicht aber steht auch die künstliche Intelligenz, bzw. die NPU oben auf der Liste. Wer erwartet hat, hier eine Mischung aus Google Assistant und Google Lens oder vielleicht etwas mit Samsung Bixby vergleichbares vorzufinden, dürfte enttäuscht sein. Wirklich sichtbar ist die KI nicht, weshalb auch ihre Qualität nicht wirklich bewertet werden kann. Klar ist aber, dass sie genau in dem Moment, in dem sie an die Oberfläche kommt, nur durchwachsen abschneidet. Die Idee, mittels KI die Nutzung der Kamera zu vereinfachen, ist unbestritten gut. Doch Erkennungsrate und Auswirkungen enttäuschen ein wenig. Allerdings ist durchaus vorstellbar, dass Huawei hier im Laufe der Zeit nachbessert und ähnlich wie HTC beim Sense Companion nach und nach mehr Funktionen und eine höhere Genauigkeit bietet.
Paradox mag das Urteil zu den Kameras wirken. In den letzten 18 Monaten hat Huawei hier mit sehr guten Leistungen immer wieder neue Maßstäbe gesetzt und damit auch die Erwartungen gesteigert. Doch inzwischen hat die Konkurrenz aufgeholt und überholt. Zwar ist die Abbildungsleistung ist in fast allen Modi nach wie vor vergleichsweise gut, der Pro-Modus nach wie vor der beste bei einem Smartphone und selbst Neulingen gelingen schnell beeindruckende Aufnahmen dank guter Hilfestellung. Doch unerwartete Schwächen wie beispielsweise im Modus Große Blende trüben das Bild.
Bei alle dem darf aber nicht vergessen werden, dass das Mate 10 Pro in Summe ein gutes Smartphone ist. Der Kirin 970 bietet mehr als genügend Leistung und ist auch im Bereich GPU-Performance, bislang eine Schwäche Huaweis, endlich konkurrenzfähig. Die Akkulaufzeiten sind in vielen Fällen gut, möglicherweise kann mit Software-Updates noch mehr herausgeholt werden. Dass die Audio-Buchse gestrichen wurde, ist vor allem für Musikfreunde mit hochwertigeren Kopfhörern ärgerlich, für andere ist es hingegen kaum mehr als eine Randnotiz. Ähnlich darf man Easy Projection einstufen. Der Versuch, das Smartphone als Desktop-Ersatz zu positionieren ist nicht neu, überzeugt hier aber ebenso wenig wie bei Samsung oder seinerzeit bei Motorola. Viele dürften den Modus aber ohne nicht testen, denn man spart am passenden Adapter.
Am Ende hat das aber keine Auswirkungen. Denn auch mit Adapter würde das Mate 10 Pro - anders als sein Vorgänger - keine uneingeschränkte Empfehlung erhalten. Technisch spielt das Huawei-Smartphone in der ersten Liga mit, doch für einen Platz ganz oben reicht es in kaum einem Bereich. Schnelle SoCs, gute Kameras und hohe Verarbeitungsqualität kombinieren auch andere Hersteller, ein relevantes Alleinstellungsmerkmal fehlt dem Mate 10 Pro.
Berücksichtigt man den Preis, rutscht das Mate 10 Pro noch weiter nach hinten. Denn mit unverbindlichen 799 Euro, von denen zum Start kein Händler abweicht, ist es teurer als fast alle direkten Konkurrenten. Das Samsung Galaxy S8 ist in vielen Belangen das bessere Smartphone und mit derzeit etwa 570 Euro deutlich günstiger, das mit mehr Ausstattung und Funktionen versehene Galaxy Note 8 ist mit ca. 850 Euro in Reichweite des Mate 10 Pro. Eine sehr interessante Alternative dürfte das HTC U11+ werden, das ebenfalls für 799 Euro an den Start gehen wird.
Positive Aspekte des Huawei Mate 10 Pro:
- hohe Verarbeitungsqualität
- Always-on-Display
- gute Telefonieeigenschaften
- hohe Systemleistung
- gute Kameras
- teils gute Akkulaufzeiten
Negative Aspekte des Huawei Mate 10 Pro:
- Akku fest verbaut undSpeicher nicht erweiterbar
- kein drahtloses Laden
- SoC wird gedrosselt
- unübersichtliches Einstellungs-Menü
- keine Audio-Buchse
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