TEST

Honor View 10 im Test

Der Preis verzeiht manche Schwäche - Kamera, Display, Gehäuse

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Kein Leica und kleinere Blende machen sich beim View 10 bemerkbar

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Sieht man vom fehlenden Leica-Branding und einer abweichenden Blende (f/1,8) ab, nutzt Honor für das View 10 den gleichen Kameraaufbau wie Huawei beim Mate 10 Pro. Der Primärsensor (RGB) auf der Rückseite löst mit 16 Megapixeln auf, der Sekundärsensor (Monochrom) mit 20 Megapixeln. In vielen Modi arbeiten beide Sensoren zusammen, dann sammelt der RGB-Sensor die Farbinformationen, der Monochrom-Sensor sichert Details und Tiefeninformationen. Letztere werden vor allem für den Modus Große Blende benötigt, in dem mit der Tiefenschärfe gespielt und auch nachträglich der Fixpunkt geändert werden kann. Zudem wird ein zweifacher optischer Zoom simuliert.

Qualitativ schneidet das Honor View 10 aber schlechter als das Schwestermodell ab. Das liegt vor allem an ein wenig fehlender Schärfe und teilweise sehr früh einsetzendem Bildrauschen. Auch feine Farbverläufe gehen mitunter verloren. Bei schlechten Lichtverhältnissen stört zudem eine etwas zu starke Aufhellung.

Die Frontkamera schneidet im direkten Vergleich ähnlich ab, hier stört - falls aktiviert - der übertrieben arbeitende Schönheitsfilter, der nichts anderes als ein Weichzeichner ist. Zudem fehlen trotz 13 Megapixeln häufig Details und auch Farben werden nicht immer zuverlässig festgehalten.

Videos können maximal in 2160p aufgezeichnet werden, im Zeitlupen-Modus steht 1080p120 zur Verfügung. Unabhängig vom gewählten Modus kommt es häufiger auch bei langsamen Bewegungen zur Bildung von Artefakten, für die allgemeine Bildqualität gilt das gleiche wie für Fotos.

Die Kamera-App kennt man von anderen Honor- und Huawei-Smartphones. Auf dem Hauptbildschirm stehen alle wichtigen Funktionen zur Verfügung, die Fenster für Modi und Einstellungen sind übersichtlich gestaltet. Für Foto- und Videoaufnahmen steht ein Pro-Modus zur Verfügung, die die Schwächen zumindest im Ansatz verringert.

Dank Kirin 970 und dessen NPU (Neural Processing Unit) erkennt die Kamera Objekte und optimiert die Kameraeinstellungen entsprechend. Wie schon beim Mate 10 Pro gelang das im Test meist nicht zuverlässig. Ein weiteres Manko: Eine HDR-Automatik bietet auch Honor weiterhin nicht.

IPS statt OLED ist keine schlechte Wahl

Auf den ersten Blick kommt im View 10 das gleiche Display wie im Mate 10 Pro zum Einsatz. Aber auch wenn Diagonale (5,99 Zoll), Auflösung (2.160 x 1.080 Pixel) und Seitenverhältnis (18:9 oder 2:1) übereinstimmen, handelt es sich dennoch um eine andere Anzeige. Denn während Huawei auf ein OLED-Panel setzt, vertraut Honor auf eine IPS-Lösung.

Dass das keine schlechte Entscheidung ist, zeigen die Messwerte. So liegt die maximale Helligkeit bei 485 cd/m², der Kontrast bei 1.996:1. Ab Werk stört einzig der Blaustich (rund 8.100 Kelvin), mit manueller Anpassung sind immerhin 6.900 Kelvin möglich. Davon abgesehen bietet das View 10 satte Farben und eine auch im Freien gute Ablesbarkeit. Einzig bei direkter Sonneneinstrahlung oder vergleichbaren Situationen gibt es Einschränkungen.

Auf eine Always-on-Funktion, die beim Mate 10 Pro zur Verfügung steht, muss verzichtet werden. Am IPS-Panel kann das nicht liegen, wie Smartphones anderer Hersteller zeigen.

Optisch unauffällig und spiegelend

Nichts zu bemängeln gibt es hinsichtlich der Verarbeitungsqualität des 172 g schweren Smartphones. Selbst der Kartenträger im linken Rand ist sauber eingefügt und weicht farblich nicht ab, die Tasten am rechten Rand bieten einen satten Druckpunkt. Angesichts der Größe fällt die Ergonomie nur durchschnittlich aus, mit einer Hand lässt sich das View 10 nicht bedienen - auch wenn das Display rund 78 % der Front einnimmt. Zudem ist die Rückseite sehr glatt.

Verpackt ist die Technik in einem Aluminiumgehäuse, das man unter anderem schon vom Honor 7X (Test) kennt - auch wenn das View 10 in einigen wenigen Punkten abweicht. Schlecht ist das nicht, wirkt das 157,0 x 75,0 x 7,0 mm große Smartphone so doch ein Stück weit dezent und unauffällig. Die optisch wichtigsten Details sind die abstehenden Kamera auf der Rückseite, die Antennenisolatoren sowie die beiden umlaufenden Fasen. Ebenfalls ein Hingucker ist der leicht spiegelnde Rand rund um das Display, der aber den ein oder anderen Nutzer stören könnte.