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Corsair Hydro GFX im Test - Corsair kann auch Grafikkarten - Fazit

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Vom einstigen Speicherhersteller hat sich Corsair zu einer Marke entwickelt, die inzwischen fast den kompletten Aufbau eines PC-Systems ermöglicht. Einzig Mainboard, Prozessor und Monitor sind noch übrig, ansonsten können alle Komponenten von Corsair stammen, egal ob SSD, Gehäuse, Netzteil, Kühler, Lüfter oder eben die Grafikkarte. Allerdings will Corsair kein Hersteller für Grafikkarten werden, sondern stellt vielmehr seine Kühlung zur Verfügung, die dann in Zusammenarbeit mit MSI auf einer Karte verbaut und verkauft wird. Auch will man bei Corsair nicht eine breite Palette an verschiedenen Grafikkarten-Modellen zeigen, sondern konzentriert sich auf das High-End-Segment.

Als Basis für die Hydro GFX hat sich Corsair für die aktuell schnellste Karte aus dem Hause NVIDIA entschieden, die GeForce GTX 980 Ti. Die Wahl fiel auf NVIDIA, da man hier bereits in einer Zusammenarbeit für das Bulldog-Komplettsystem steckt. Denkbar wäre eine solche Karte aber natürlich auch mit AMD-GPU. Nun ist es die GeForce GTX 980 Ti geworden und Corsair hat damit sicherlich nicht die schlechteste Wahl getroffen. Bereits ohne Übertaktung liefert das Modell von NVIDIA eine ausreichende Leistung für hohe Auflösungen bei gleichzeitig hoher Bildwiederholungsrate (1440p bei 165 Hz) oder aber ermöglicht ein Spielen in UltraHD. Die von Corsair gewählten Taktraten von 1.190 bzw. 1.291 MHz entsprechen einer Übertaktung von etwa 20 Prozent - durchaus beachtlich ohne jedes Zutun durch den Käufer. Damit wird die GeForce GTX 980 Ti natürlich noch einmal deutlich schneller und kann dank der verbauten Kühlung ihr volles Potenzial ausspielen.

Corsair Hydro GFX

Corsair Hydro GFX

Hinsichtlich der Leistung gibt es also wenig auszusetzen. Einen Boost-Takt von 1.392 MHz erreichen die meisten luftgekühlten Karten nicht, allerdings muss sich die Corsair Hydro GFX in Konkurrenz zu anderen wassergekühlten Karten sehen und hat hier oft das Nachsehen. So ist die Inno3D iChill GeForce GTX 980 Ti Black Accelero Hybrid S mit ähnlicher Kühlung noch einmal ein gutes Stück schneller (1.443 MHz) und die Zotac GeForce GTX 980 Ti ArcticStorm legte mit der optionalen Wasserkühlung noch einmal mehr als 100 MHz (1.575 MHz) drauf - allerdings wurde letztgenannte Karte dazu in eine Custom-Wasserkühlung mit eingebunden. Kein Grund für die Corsair Hydro GFX sich zu verstecken. Die Leistung, welche von der Karte geboten wird, ist für alle aktuellen Titel mehr als ausreichend und wird auch noch einige Zeit ausreichen. Allerdings sollte man sich gerade im Hinblick auf den Preis darüber im Klaren sein, dass es ein kostspieliges Unterfangen ist sich ständig an der Leistungsspitze zu bewegen - vor dem Kauf ist bereits nach dem Kauf und zukünftige Generationen werfen bereits ihren Schatten.

Kommen wir aber zur Kühlung. Corsair verbaut auf der Hydro GFX die Hydro H55 AiO-Wasserkühlung mit einem geschlossenen und wartungsfreien Flüssigkeitskreislauf. Keine Auffälligkeiten konnten wir bei der Pumpe feststellen, die direkt auf der GPU montiert ist und damit direkt über den Wasserkühler sitzt. Das von Corsair bzw. MSI verbaute Gehäuse sorgt hier sicherlich auch für eine gewisse Dämpfung. Die Flüssigkeit wird über die Pumpe in einen kleinen Ausgleichsbehälter gepumpt, der direkt am Radiator befestigt ist. Dieser kann an einer beliebigen Position im Gehäuse untergebracht werden. Es empfiehlt sich meist eine Unterbringung im hinteren Bereich des Gehäuses, direkt über der Grafikkarte. Dann kann der Ausgleichsbehälter auch seinen Zweck erfüllen, was bei einer Positionierung unter dem Niveau der Grafikkarte nicht der Fall ist.

Der Blick auf die Temperaturen verrät uns, dass die Karte durch die niedrigen GPU-Temperaturen von 64 °C ständig ihren maximalen Boost-Takt halten kann. Das Overclocking-Ergebnis veranschaulicht auch noch weiteres Potenzial der Karte bzw. der Kühlung. Ebenfalls wenig auszusetzen haben wir bei bei der Lautstärke. Im Idle-Betrieb sind natürlich solche Karten, die ihren Lüfter abschalten, im Vorteil. Spätestens unter Last aber kann die Kühlung dann ihre Vorteile ausspielen, was zum einen damit zusammenhängt, dass der große 120-mm-Lüfter auf dem Radiator recht langsam drehen kann, um die notwenige Kühlleistung zu erreichen und zum anderen ein Kompliment an den zusätzlichen Radiallüfter ist, der am hinteren Ende der Karte für die Kühlung der sonstigen Komponenten verantwortlich ist. Dieser dreht nur sehr langsam, sodass er kaum hörbar ist, was die Messungen der Last-Lautstärke verdeutlichen.

Corsair Hydro GFX

Corsair Hydro GFX

Zur gebotenen Leistung der Corsair Hydro GFX gehört allerdings auch, dass der Stromverbrauch durch die recht hohe Übertaktung stark ansteigt. Allerdings sehen wir dies noch in einem guten Verhältnis zur Leistungssteigerung. Da die Karte mit 849 Euro nicht ganz billig ist, sollten hier ein paar Watt Mehrverbrauch auch nicht mehr ins Gewicht fallen. Preislich muss sich die Corsair Hydro GFX gegen andere Modelle der GeForce GTX 980 Ti mit AiO-Kühlung vergleichen lassen. Mit etwa 780 Euro ist die bereits von uns getestete Inno3D iChill GeForce GTX 980 Ti Accelero Hybrid S schon einmal günstiger und zudem auch noch schneller. Noch nicht auf den Zahn fühlen konnten wir der EVGA GeForce GTX 980 Ti Hybrid, die ebenfalls etwa 780 Euro kostet. Selbst die baugleiche MSI GeForce GTX 980 Ti SeaHawk ist für 799 Euro zu haben. Insofern sollte Corsair seine Positionierung mit 849 Euro im eigenen Webshop noch einmal überdenken, denn nur dort ist die Karte aktuell zu bekommen.

Positive Aspekte der Corsair Hydro GFX:

  • sehr gute Leistung in hohen Auflösungen
  • Anti Aliasing und anisotropische Filterung durchgehend möglich
  • UltraHD/4K mit einigen Abstrichen möglich
  • 6 GB Grafikspeicher
  • DirectX 12
  • Dynamic Super Resolution (DSR)
  • HDMI 2.0
  • hohe werksseitige Übertaktung
  • vormontierte Wasserkühlung
  • leise unter Last

Negative Aspekte der Corsair Hydro GFX:

  • relativ hohe Leistungsaufnahme
  • etwas laut im Idle-Betrieb / kein semipassiver Betrieb möglich
  • hoher Preis

Persönliche Meinung

Mit verbauter Wasserkühlung wird einmal mehr deutlich, was die GM200-GPU von NVIDIA zu leisten im Stande ist. Sicherlich, erkauft wird dies mit einer AiO-Wasserkühlung, die ihren Aufpreis hat und auch der Stromverbrauch ist nicht zu verachten. Aber wer ein Leistungsplus von 20 Prozent ohne Gegenleistung erwartet, sollte sich im High-End-Bereich besser nicht genauer umschauen. Ich bin gespannt, ob sich NVIDIA wie auch schon AMD bei der nächsten GPU-Generation, für eine Referenzkühlung mit Hilfe einer Flüssigkeit entscheidet. Bisher konnte und wollte man immer darauf verzichten. Die zunehmende Abhängigkeit von niedrigen GPU-Temperaturen macht diesen Schritt aber immer wahrscheinlicher. (Andreas Schilling)

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