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Traditionell legen viele Netzteilhersteller auch Wert auf die Verpackung ihrer High-End-Netzteile. be quiet! hat für die Dark Power Pro 12 eine ohne Frage hochwertige und charakteristische Verpackung entworfen.
Nach Entfernen der Banderole und dem Abheben des Deckels findet der Käufer auf der linken Seite das in Schaumstoff eingepasste Netzteil, auf der rechten Seite eine Box mit mehreren Ebenen, welche das Zubehör bzw. die benötigten Teile enthält.
Der Lieferumfang beim be quiet! Dark Power Pro 12 1200W ist erwartungsgemäß umfangreich. Neben den modularen Anschlusskabeln sind wie üblich ein Netzkabel, Einweg-Kabelbinder, Schrauben und ein Handbuch vorhanden. Darüber hinaus liegt der sogenannte Overclocking-Key bei, ein Slotblech mit Schalter zum Anschluss an das Netzteil, um von Multi- auf Quasi-Single-Rail-Betrieb umschalten zu können. Zuletzt ist noch eine Tüte mit kleinen "Kunststoffklammern" mit denen die einzelnen Adern der Anschlusskabel geordnet fixiert werden können.
Beim be quiet! Dark Power Pro 12 1200W fällt schon beim ersten Auspacken die Gehäusekonstruktion auf. Das Gehäuse besteht aus anthrazitfarben anodisiertem Aluminium, dessen komplette Oberseite mit einem Mesh-Gitter versehen ist. Dieses ist ein Mesh-Gitter, wie man es auch von PC-Gehäusen her kennt, also deutlich feiner ausgeführt als die sonst üblichen Varianten mit Wabengittern oder klassischen Lüftergittern.
Der Luftauslass auf der Außenseite besteht aus direkt aus dem Gehäuse herausgefrästen Schlitzen, welche auf der Innenseite noch mit einem Mesh-Gitter hinterlegt sind. Auf der Außenseite fallen der auch für Grobmotoriker geeignete Netzschalter und die Netzbuchse auf, welche nicht die "Standard-Kaltgerätekabel" mit C14-Stecker, sondern die für größere Leistungen ausgelegten C20-Stecker aufnimmt.
Einmal umgedreht gibt das be quiet! Dark Power Pro 12 1200W ebenfalls eine sehr gute Figur ab. Die glatte Bodenfläche des mehrteiligen Aluminium-Gehäuses, welches sich mit einer Länge von 200 mm in einem für diese Leistungsklasse üblichen Rahmen bewegt, wird an der Seite durch die Schriftzüge in silberner Hochglanz-Optik ergänzt.
Spätestens bei dem Anblick wird so mancher Käufer vergessen haben, über 300 Euro für das Netzteil ausgegeben zu haben.
Die komplette Innenseite des be quiet! Dark Power Pro 12 1200W wird von den Anschlussbuchsen des voll-modularen Kabelmanagements eingenommen. Diese sind allesamt vorbildlich beschriftet und entsprechend ihres Typs gruppiert, auch wenn man es bei netzteilseitig geteilten ATX-Kabeln gewohnt ist, dass die beiden Buchsen direkt nebeneinander und nicht etwas versetzt angeordnet sind. Die Lösung mit den fünfpoligen Steckverbindern für Peripheriegeräte ist auch praktisch, da sich der Verriegelungshaken gut zugänglich zur Außenseite hin befindet.
Ebenfalls etwas ungewohnt ist die Tatsache, dass es für 8-Pin-EPS- und PCI-Express-Kabel unterschiedliche Buchsen gibt, denn bei den meisten Marken teilen sich diese Kabel die Buchsen, da beide ausschließlich 12 V und Masse übertragen. Beim be quiet! Dark Power Pro 12 sind es zehnpolige Buchsen für 8-Pin-EPS und zwölfpolige für PCI-Express. Wobei, ist da nicht aktuell ein zwölfpoliger Versorgungsstecker für Grafikkarten in den Nachrichten? Ein derartiges Kabel liegt dem be quiet! Dark Power Pro 12 1200W (noch?) nicht bei, sondern es werden die üblichen Kabel in 8(6+2)-Pin-Variante mitgeliefert.
Positiv ist noch anzumerken, dass be quiet! die Verteilung der 12-V-Rails auch direkt neben den Buchsen angibt. Dass manche zwölfpolige Buchsen zwei verschiedene Rails führen, mag etwas verwirren, aber auf den letzten Seiten des Handbuchs hat be quiet! noch zusätzliche Infos zu dem Thema abgedruckt, wie z.B. empfohlene Bestückungen.
Die kleine 3-Pin-Buchse dient zum Anschluss des beiliegenden "Overclocking-Key"-Slotblechs. Mit diesem lässt sich das be quiet! Dark Power Pro 12 1200W vom standardmäßigen Multi-Rail-Betrieb in den Single-Rail-Modus umschalten, d.h. bei extremem Overclocking bzw. Leistungsbedarf können die OCP-Schwellen der einzelnen 12-V-Rails umgangen werden. Dieses Feature hatten auch bereits frühere Dark-Power-Pro-Serien an Bord.
Die Theorie dahinter ist, dass ein Nachteil von Multi-Rail-Netzteilen im Allgemeinen darin besteht, dass die Höhe der Schaltschwellen der OCPs auf den 12-V-Schienen und deren Zuordnung auf die Anschlusskabel teilweise so niedrig bzw. unglücklich war, dass sich Systeme zusammenbauen ließen, bei denen das Netzteil viel zu früh abgeschaltet hat, weil eine einzelne Spannungsschiene überlastet wurde, obwohl die Gesamtleistungsfähigkeit noch nicht erreicht wurde. Single-Rail-Netzteile haben dieses Problem nicht, da bei ihnen prinzipiell auf jedem 12-V-Anschluss die volle 12-V-Leistung des Netzteils zur Verfügung steht, aber dafür werden diesen dann - unser Ansicht nach nur theoretisch existierende - potentielle Risiken wie z.B. Brandgefahr nachgesagt.
Soweit die Theorie: In der Praxis ist es so, dass Multi-Rail-Systeme zumindest bei den Premium-Marken so konstruiert sind, dass sich eigentlich nur mit explizitem Vorsatz einzelne 12-V-Rails "vorzeitig" überlasten lassen. Ist das Netzteil insgesamt vernünftig dimensioniert, sind auch Overclocking & Co kein Problem. Beim be quiet! Dark Power Pro 12 1200W liegt die nominale Leistungsfähigkeit einer 12V-Schiene bei 35 bzw. 40 A, mit tatsächlichen OCP-Schaltschwellen laut unserem Test von 55 bzw. 61 A. Zusammen mit der Tatsache, dass für die PCI-Express-Anschlüsse allein satte vier 12V-Rails zur Verfügung stehen, dann muss sich ein User auch mit High-End-Hardware schon sehr anstrengen, die OCP einer 12V-Schiene auszulösen, was die Umschaltung auf den "Overclocking-Modus" nötig macht.
Der Overclocking- bzw. Single-Rail-Modus lässt sich entweder über den eingesteckten "Key" mit betätigtem Schalter oder einem im Netzteil eingesteckten kleinen "Jumper" dauerhaft aktivieren. Ohne aktivierten Schalter bzw. eingesteckten Kurzschluss-Stecker läuft das Dark Power Pro 12 im normalen Multi-Rail-Modus.
Die Leistungswerte des be quiet! Dark Power Pro 12 1200W entsprechen den in dieser Klasse üblichen Werten. Die Nebenspannungen 3,3 V und 5 V sind mit je 25 A belastbar, wobei die 150 W kombinierter Belastbarkeit schon ein gutes Stück höher liegen, was übliche Mittelklasse-Netzteile bieten. Auf 12-V-Seite beeindruckt das be quiet! Dark Power Pro 12 1200W dann mit satten sechs 12-V-Rails, deren Leistungsfähigkeit mit 35 A (12V1 bis 12V4) und 40 A (12V5 und 12V6) angegeben werden. Für den Betrieb mit aktiviertem OC-Key gibt be quiet! keinen Wert an, aber eine einfache Überschlagsrechnung ergibt bei einer offiziellen Gesamtleistung von 1.200 W dann einen "Single-Rail-Betrieb" mit 100 A.
Bei der Technik hat be quiet! gegenüber der vorherigen Dark Power Pro Generation deutlich aufgerüstet. Die Dark Power Pro 12 verwenden nun in allen Kernbereichen des Netzteils eine digitale Regelung, angefangen von der PFC-Stufe im Eingang, über die LLC-Steuerung der Hauptspannungswandlung bis hin zur Synchronous Rectification, welche die finale 12-V-Ausgangsspannung bereitstellt. Für die Steuerung auf Primär- und Sekundärseite werden dazu zwei Microcontroller eingesetzt, die im Zusammenspiel dann für eine insgesamt "bessere" Regelung sorgen, was in der Theorie in stabileren Ausgangsspannungen und einer etwas höheren Effizienz resultieren kann. Auch der Lüfter wird über die digitale Regelung mit gesteuert, ebenso wie die Schutzschaltungen des Netzteils auch durch die Mikrocontroller-Steuerung realisiert wird.
Der innere Aufbau der be quiet! Dark Power Pro 12 unterscheidet sich ebenfalls von der Vorgängerserie bzw. auch anderen bisher von uns getesteten Netzteilen. Nach dem Entfernen der Abdeckung der modularen Anschlüsse und des Lüftergitters fällt der Blick auf den Lüfter, welcher ohne eigenen Rahmen direkt mit dem Netzteil verschraubt ist. Anstelle des üblichen Lüfterrahmens sind daneben zwei Plastik-Formteile eingesetzt, welche die Luftführung übernehmen.
Nach Entfernen des Lüfters, welcher mit drei Schrauben über Distanzstifte in der Hauptplatine verschraubt sind, wird ein Blick auf die Platine frei. Auf die Demontage des zweiten "Luftleit-Einsatz" auf der linken Seite haben wir verzichtet, da dieser nicht so einfach zu entfernen ist und wir das Netzteil noch für den eigentlichen Test an der Chroma-Teststation brauchten.
be quiet! setzt beim Dark Power Pro 12 1200W wieder Kondensatoren japanischer Marken ein. Primär sind es drei Stück von Nippon Chemicon mit 2x 470 uF und einmal 690 uF, sekundärseitig kommen Elektrolytkondensatoren von Nippon Chemicon sowie Nichicon zum Einsatz, plus natürlich eine hohe Zahl von Feststoffkondensatoren.
Bei den Schutzschaltungen kann das Dark Power Pro 12 1200W ebenfalls voll punkten. Zuerst einmal verspricht die direkte Integration in die digitale Regelung einen Vorteil. Alle wesentlichen Funktionen inklusive Temperaturschutz (OTP) werden ebenfalls als vorhanden angegeben.
In unserem Test konnten wir die OCP auf den Nebenspannungen bei 39 A (3,3 V) und 36 A (5 V) auslösen. Im normalen Multirail-Modus haben wir exemplarisch an 12V2 (nominal 35 A) eine OCP-Schwelle bei 55 A bestimmt und bei 12V6 (40 A) lag diese bei 61 A. Da bewegen wir uns in einem Leistungsbereich, den auch ein Single-Rail-Netzteil mit 650 Watt bietet, aber insgesamt. Durch die Verteilung der Rails, der Anschlussmöglichkeiten und der Leistungsfähigkeit unserer Testumgebung sind wir etwas begrenzt, aber mit aktiviertem OC-Key waren 66 A auf 12V2 und 77 A auf 12V6 problemlos möglich, d.h. der OC-Key aktiviert anscheinend tatsächlich einen Single-Rail-Modus. Im Normalbetrieb bei gleichzeitiger Belastung aller 12-V-Schienen erfolgte die Abschaltung bei ca. 121 A. Bei gleichmäßiger Last auf allen Spannungen, also auch mit hoher Last auf den Nebenspannungen, hat die OPP bei ca. 1.630 W ausgelöst.
Insgesamt präsentiert sich das be quiet! Dark Power Pro 12 1200W als ausgesprochen leistungsfähig.