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Im Bereich Netzteile hat es sich, wenn es um das Thema einer möglichst geringen Betriebslautstärke geht, ohne Frage be quiet! als Platzhirsch recht bequem gemacht. Wobei sicher für 95 % der User in der Praxis kaum ein Unterschied in der Lautstärke von modernen Netzteilen besteht, zumindest wenn man vernünftig dimensioniert gewählte Modelle der üblichen Premium-Marken betrachtet. So sind auch die normalen PRIME-Modelle von Seasonic nicht gerade als laut zu bezeichnen. Dank semi-passiven Modus bleibt der Lüfter im niedrigen Lastbereich ausgeschaltet und das Thema Spulenfiepen gehört zumindest auf Netzteilseite schon lange der Vergangenheit an.
Ob die Kooperation von Seasonic mit Noctua jetzt nur eine Marketing-Aktion ist, oder ob sich das Projekt für einen oder beide Partner wirklich rechnet, können wir nicht beurteilen. Aus Marketing-Sicht ist diese Kooperation aber durchaus interessant, denn im Bereich der "Leistungselektronik" bei PC-Netzteilen ist Seasonic sicher mit einer der Marktführer, zumal Seasonic die komplette Wertschöpfungskette vom Basis-Design bis hin zu Fertigung und Vertrieb beherrscht. Noctua ist als Premium-Marke im Bereich Lüfter und Kühler etabliert und sowohl in Sachen Preis wie auch Performance auf hohem Niveau. Und so manches Mod-Projekt im IT-Bereich bestand und besteht immer noch darin, den lauten Standard-Lüfter gegen ein Modell von Noctua zu tauschen. Von daher liegt eine Kooperation von Seasonic und Noctua auf der Hand.
Die Wahl des PRIME TX-1600 als Ausgangsbasis ist interessant: Das TX-1600 ist das Flaggschiff unter Seasonics PC-Netzteilen und deckt mit Leistung und Preis sicher eine spezielle Kundengruppe ab, d.h. die Stückzahlen sind sicher überschaubar, was aber vielleicht gewollt ist. Eine 1.000-W-Variante würde deutlich mehr User ansprechen. Die Wahl eines Netzteils mit Titanium-Effizienz ist logisch, denn durch die hohe Effizienz wird die Abwärme-Entwicklung in Vergleich zu weniger effizienten Netzteilen reduziert. Und der Abtransport von Abwärme ist die einzige Aufgabe eines Lüfters in einem PC-Netzteil.
Andererseits sorgt die besonders hohe Leistungsfähigkeit des TX-1600 auch für potenziell mehr Abwärme, denn bei Volllast muss auch ein TX-1600 W noch gute 100 W Verlustleistung abführen. Der entscheidende Punkt wird sein, dass sicher kaum ein User ein TX-1600 bei Volllast betreiben wird. Bei einem Leistungsbedarf von 1.000 W des Systems arbeitet ein TX-1600 noch im Wirkungsgradmaximum bzw. Teillastbetrieb und es müssen "nur" 50 W Verlustleistung abgeführt werden. Von daher macht das TX-1600 als Basis für die Noctua Edition Sinn.
Kern der Noctua Edition des PRIME TX-1600 ist der hauseigene NF-A12x25-Lüfter in der High-Speed-PWM-Variante. Der 120-mm-Lüfter verfügt über eine sogenannte "SSO2"-Lagerung (Self-Stabilising Oil-Pressure) von Noctua, welche im Prinzip einer FDB/HDB-Lagerung entspricht. Hier wird also eine Gleitlagerung eingesetzt, bei dem die Rotation und spezielle Geometrien für einen stabilen Ölfilm sorgen. Die Lüfterachse wird zusätzlich durch einen rückseitigen Magneten stabilisiert, was Vorteile bei Präzision und Lebensdauer bieten soll. Der NF-A12x25 HS-PWM kann mit bis zu 2.400 U/min bei 0,19 A betrieben werden.
In unserem Test hat das PRIME TX-1600 Noctua Edition auch einen wirklich leisen Betrieb zeigen können. Der direkte Vergleich zum TX-1600 ist schwierig und nur subjektiv möglich, aber leiser ist die Noctua Edition in jedem Fall.
Die Unterschiede zwischen beiden Modi der Lüftersteuerung beschränken sich dabei auf den unteren Lastbereich bis 40 %, darüber sind beide Kennlinien gleich. Im aktiven Modus betrug die Basis-Drehzahl ca. 475 U/min, wobei der Lüfter extrem leise blieb und auch mit fast schon aufgelegtem Ohr nicht mehr wahrzunehmen war. Im semi-passiven Modus ließ das TX-1600 Noctua Edition bis zu einer Last von 30 % den Lüfter dauerhaft ausgeschaltet. Am 40-%-Lastpunkt aktivierte sich der Lüfter nach wenigen Minuten. Der Lüfter erreicht dann bei 60-%-Last 500 U/min, wobei er aber weiterhin extrem leise und fast unhörbar bleibt.
Last | 10 % | 20 % | 30 % | 40 % | 50 % | 60 % | 80 % | 100 % |
Hybrid-Mode an (semi-passiv) Lüfterdrehzahl (in U/min) | 0 | 0 | 0 | 0 -> 475 | 500 | 500 | 800 | 1300 |
Hybrid-Mode aus (aktiv) Lüfterdrehzahl (in U/min) | 475 | 475 | 475 | 475 | 500 | 500 | 800 | 1300 |
Das TX-1600 Noctua Edition erreicht bei 80 % Last dann knapp 800 U/min, wobei es ebenfalls sehr leise bleibt. Die Maximaldrehzahl von knapp 1.300 U/min erreicht das Noctua Edition bei Volllast und bleibt dabei immer noch recht leise.
Im Vergleich zum normalen TX-1600 sind die Lüfterdrehzahlen bei dem Noctua Edition geringfügig höher, was aber die geringere Lüftergröße und vor allem der optimierte Lüfter mehr als nur ausgleichen kann. Das TX-1600 Noctua Edition ist hörbar leiser als die normale Version, wobei diese schon bis weit in den mittleren Lastbereich hinein auch schon sehr leise war. Ob Seasonic mit der Noctua Edition jetzt be quiet!s Dark-Power-Serie vom Lautstärke-Thron stoßen können, können wir mangels direkter Vergleichsmöglichkeit nicht sagen. Auf Augenhöhe ist das Noctua Edition aber in jedem Fall.
Das voll-modulare Kabelmanagement des Seasonic PRIME TX-1600 Noctua Edition entspricht dem der normalen Version und bietet eine entsprechend umfangreiche Auswahl an anschließbaren modularen Kabeln. Neben dem 24-Pin-ATX-Kabel sind insgesamt drei Kabel mit je einem 8(4+4)-Pin-EPS-Stecker vorhanden. Für "klassische" PCI-Express-Geräte stehen bei den ATX-3.1-Versionen des TX-1600 insgesamt noch sechs 8(6+2)-Pin-Stecker an sechs Kabeln zur Verfügung, d.h. jeder Stecker ist optimal über seinen eigenen Kabelstrang versorgt. Seasonic nutzt den Platz der zwei eingesparten 8-Pin-Buchsen, um zwei 12V-2x6-Buchsen unterzubringen, über die jeweils eine entsprechendes 12V-2x6-Kabel angeschlossen werden kann.
Für Peripheriegeräte stehen insgesamt achtzehn SATA- und drei 4-Pin-Molex-Stecker bereit, welche sich "sortenrein" auf sechs Kabelstränge verteilen. Vier SATA-Kabel tragen dabei je vier "normale" SATA-Abgriffe, wobei das fünfte Kabel mit zwei SATA-Abgriffen noch ein Label "SATA 3.3" angeklebt hat. Bei diesem speziellen Kabel ist die Versorgung mit 3,3 V entfernt, welche von aktuellen SATA-Geräten auch nicht mehr benötigt wird und die bei manchen neuen Festplatten sogar einen Start verhindert.
Vor einigen Jahren wurde in einer neuen SATA-Norm definiert, dass über Pin 3, welcher normalerweise 3,3 V des Netzteils trägt, ein sogenanntes "Power Disable Feature" (PWDIS) implementiert wird, mit dem Host-seitig das Anlaufen der Festplatte unterbunden werden kann. Wird eine entsprechende Festplatte - meist aus dem professionellen Bereich - an ein "altes" SATA-Stromkabel gehängt, läuft sie nicht an, weil die Festplatte die anliegenden 3,3 V als "high", d.h. als Auslösung des Power Disable Features interpretiert. Mit der Unterbrechung der 3,3-V-Versorgung am Stecker kann das unterbunden werden, weshalb u.a. auch 4-Pin-Molex-auf-SATA-Adapter eine Lösung sein können, da der 4-Pin-Molex-Stecker nur 5 und 12 V mitführt.
Das "Gruppenfoto" mit allen angeschlossenen Kabeln ist beim PRIME TX-1600 recht eindrucksvoll. An Verarbeitung und Kabellängen gibt es wie bei Seasonic gewohnt nichts auszusetzen. Es liegen sogar mehr Anschlusskabel bei, als gleichzeitig angeschlossen werden können. Wie erwähnt sind netzteilseitig insgesamt neun Buchsen für 12V-Verbraucher vorhanden, die je nach Bedarf von den drei Anschlusskabeln mit 8-Pin-EPS- bzw. sechs Kabeln mit 8(6+2)-Pin-PCI-Express-Steckern genutzt werden können.
Positiv ist weiterhin, dass Seasonic alle Anschlusskabel über Einzellitzen realisiert hat, d.h. sie es sind weder Flachbandkabel, wo die Litzen fest verbunden sind, noch sind sie über einen umliegenden "Netzsleeve" bzw. Kabelschlauch fixiert. Die einzelnen Litzen sind zwar nicht noch jeweils einzeln mit einem Sleeve ummanteln, wie es z.B. bei CableMod-Kabeln der Fall ist, aber jeder einzelnen Litze ist eine Struktur auf dem Mantel aufgeprägt, die von der Struktur an feine Netz-Sleeves erinnert. Auf den ersten Blick fällt das fast gar nicht auf. Die Lösung mit der Prägung wirkt zwar etwas günstiger als bei wirklichen Einzelsleeves, aber dürfte dabei deutlich robuster sein und bringt dennoch einen optischen Mehrwert.
Im Unterschied zum normalen TX-1600 sind bei der Noctua Edition sind die Einzellitzen an den Anschlusskabeln abwechseln in Schwarz und Braun ausgeführt.
Um die einzelnen Litzen der Kabelstränge auch "schön parallel" fixieren zu können, liegt eine Tüte mit kleinen kamm-artigen Clips bei. Leider sind diese Clips aus transparentem Plastik, wodurch sie als Fremdkörper am Kabelstrang wirken, d.h. sie sollte vermutlich am besten versteckt montiert werden.