Werbung
Neue Techniken sorgen mitunter für interessante Entwicklungen. Folgten Notebooks in den vergangenen Jahren bis auf wenige Ausnahmen in der Regel der gleichen grundsätzlichen Formensprache, konnten sich Designer und Ingenieure zuletzt regelrecht austoben. Denn durch den seit Monaten stetig wachsenden Einsatz von Touchscreens offenbaren sich neue Anwendungsmodelle, die ihrerseits neue Ideen hinsichtlich der Variabilität der Mobil-PCs erfordern. Das derzeit hinsichtlich dieser Entwicklung wohl interessanteste Gerät dürfte dabei das Acer Aspire R7 sein.
Grundsätzlich neu ist das Prinzip, das die Taiwaner mit dem in der Testkonfiguration 979 Euro teuren Kandidaten dabei verfolgen, nicht. Ob nun Dells XPS 12 mit seinem im Rahmen drehbaren Display oder Lenovos Yoga 11s: In Tablets verwandelbare Notebooks gibt es schon länger. Allerdings ist Acer mindestens einen Schritt weiter als alle anderen gegangen und hat nicht einfach nur auf neue Scharniere gesetzt, sondern das gesamte Konstrukt hinterfragt. Herausgekommen ist dabei ein Rechner, den viele auf den ersten Blick gar nicht richtig einschätzen können. Ist das ein ungewöhnlich gestalteter All-in-One oder doch ein Notebook ist dabei eine der meistgestellten Fragen. Direkt dahinter landet die Befürchtung, ob man mit dem Gerät überhaupt sinnvoll arbeiten könne.
{jphoto image=44995}
Notebook? Tablet? All-in-One? Alles!
Beide Fragen basieren dabei auf dem gleichen Auslöser, dem Gehäuse. Denn Acer bricht hier mit zahlreichen Traditionen, was auf den ersten Blick für viel Verwirrung sorgt. Zunächst einmal sind hier Tastatur und Touchpad zu nennen, die beim Aspire R7 die Plätze getauscht haben. Wo bislang das beinahe schon eherne Gesetz „Touchpad vorne, Tastatur dahinter!“ galt, heißt es nun „Wer braucht das Touchpad?“. Denn genau dieses soll das vom Ezel-Scharniere getragene Display überflüssig machen. Ob der Touchscreen mit der Unterkante nun auf der Basiseinheit abgestellt ist oder darüber zu schweben scheint: Der berührungsempfindliche Bildschirm ist problemlos für den Nutzer zu erreichen. Denn durch die ungewohnte Anordnung der Eingabegeräte kann die Anzeige dichter an die Person vor dem Gerät gerückt werden.
Dass das Touchpad, das im übrigen Eingaben präzise erkennt, aber eine etwas zu stumpfe Oberfläche bietet, dabei schwer oder gar nicht zu bedienen ist, stört dabei wenig. Denn schließlich soll die Steuerung von Windows 8 per Touchscreen erfolgen, auch wenn dies an einigen Stellen bedingt durch zu kleine Elemente nicht immer einfacher als per Cursor ist. Klar ist aber auch: Muss oder soll auf das Touchpad zurückgegriffen werden, ist die Position hinter der Tastatur ein klarer Nachteil. Als ein solcher entpuppt sich zumindest in der Anfangszeit aber auch die fehlende Handballenablage. Die vordere Tastenreihe sitzt nur knapp einen Zentimeter vom Gehäuserand entfernt, der Handballen befindet sich somit auf der klar tiefer liegenden Tischplatte oder anderen entsprechenden Stellflächen, auf denen sich das Aspire R7 befindet. Nach einigen Stunden hat man sich an die ungewohnte Position zwar gewöhnt, langfristig dürfte es jedoch ergonomisch Nachteile haben, auch wenn die beleuchtete Tastatur selbst gefällt.
Acer hat hier anders als beim Gehäuse keine Experimente gewagt und auf eine klassische Optik und Anordnung gesetzt. Die Beschriftung der einzelnen Tasten fällt klar und deutlich aus, der Hub angenehm kurz. Nur der Druckpunkt kann qualitativ nicht ganz mithalten, da er nicht einheitlich ausfällt. Bei Leertaste, Return und Backspace ist dieser spürbar weicher als bei allen anderen Elementen. Hier sollte Acer in der bevorstehenden Überarbeitung - dazu später mehr - ebenso nachbessern wie im Punkt Konnektivität.
Viel Platz, aber wenige Anschlüsse
Denn trotz des großen 15-Zoll-Gehäuses hat man dem Aspire R7 lediglich sieben physische Schnittstellen (2x USB 3.0, je 1x USB 2.0, HDMI, Audio, Converter Port, Kartenleser) spendiert. Während diese Anzahl vor allem in Hinblick auf die USB-Ports für ein Ultrabook ausreichen würde, ist es beim einem weit weniger mobilen Gerät, das in der Praxis wohl häufiger als Desktop-Ersatz genutzt wird, zu wenig. Immerhin unterstützt man mit Dual-Band-WLAN nach n-Standard und Bluetooth 4.0 die beiden wichtigsten drahtlosen Übertragungsstandards. In puncto restlicher Ausstattung ein Highlight stellen die Stereo-Lautsprecher dar. Diese sind am rechten und linken Rand auf der Unterseite verbaut und erzeugen eine „Blase“, in dessen Mitte sich bei gewöhnlicher Sitzposition vor dem Gerät der Kopf des Nutzers befindet. Dadurch wird ein guter Stereo-Effekt erzeugt, aber auch Frequenzbandbreite und Maximallautstärke wissen zu gefallen. Die im Display verbaute Webcam kann hingegen als Standardmodell bezeichnet werden, hier reicht die Leistung für Videos bei guten Lichtverhältnissen aus, in anderen Fällen leidet die Bildqualität schnell.
Verbaut ist all die Technik in einem 377,0x 254,5x 28,5 mm großen und 2,5 kg schweren, aus Aluminium und Magnesium bestehenden Gehäuse. Acer setzt bei diesem auf ein sehr schlichtes Design und verzichtet auf optische Spielereien. Im klassischen Notebook-Betrieb wirkt das Aspire R7 so wenig spektakulär, spätestens mit nach vorne verschobenem Display ändert sich dies aber. Dann kann das elegant geformte Ezel-Scharnier für Hingucker sorgen, das Display wird dabei in allen Positionen sicher an Ort und Stelle gehalten; auch, wenn der Touchscreen genutzt wird. Keine Probleme gibt es ebenfalls bei der Verarbeitung des Notebooks. Alle Elemente sind sauber eingefasst, ungleiche Spaltmaße gibt es ebenso wenig wie scharfe Kanten. Einzig für die Verwindungssteife muss Acer sich etwas Kritik gefallen lassen. Denn die Bodengruppe ist mit moderatem Krafteinsatz verformbar, allerdings in einem noch vertretbaren Maß.