Beim Akku macht Microsoft nicht alles richtig
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Die Gewichtung der beiden Nutzungskonzepte wird an keiner Stelle so deutlich wie beim Akku. Mit insgesamt 68,9 Wh bietet das Surface Book eine überraschend hohe Kapazität für ein Gerät dieser Größenordnung, die Aufteilung des Energiespeichers kann aber zu gravierenden Einschränkungen führen. Denn nur etwa ein Viertel steckt in der Tablet-Einheit, der Rest unterhalb der Tastatur. Wer das Surface Book häufiger als Tablet nutzen will, muss sich entweder kurzfassen oder aber das Display andersrum mit dem Scharnier verbinden – was aber den Gewichtsvorteil zunichtemacht. Eine weitere Einschränkung: Das Netzteil kann nur mit der Tastatur-Einheit verbunden werden, ein separates Laden des Tablets ist nicht möglich. Erschwerend kommt hinzu, dass letzteres aber auch nicht auf einfachem Wege durch das Aufstecken auf die Tastatur geladen werden kann. Wirklich durchdacht wirkt das nicht
Mehr Gedanken hat man sich dafür beim Akkuhandling im Betrieb gemacht. Im gekoppelten Zustand wird zunächst der sekundäre Akku in der Tastatur-Einheit genutzt, ab einem Füllungsgrad von etwa 40 % wird dann der primäre Akku im Display hinzugeschaltet. In der Regel dürfte das die beste Lösung sein, mitunter dürfte es aber wünschenswert sein, wenn die primäre Energiequelle erst im äußersten Fall genutzt würde.
Wichtiger ist aber, wie lange das Surface Book überhaupt ohne Verbindung zur Steckdose aushält. Bei geringer Last (Battery Eater Reader’s Test) konnten im Test knapp 13,5 Stunden gemessen werden, im Tablet-Modus blieben davon knapp 4,5 übrig. Im PCMark 8 wurde der Akku im gekoppelten Zustand ebenfalls innerhalb von rund 4,5 Stunden geleert, das Tablet alleine schaffte eine Stunde. Zu guter Letzt: Bei hoher Last (Battery Eater Classic) musste nach rund vier Stunden respektive rund einer Stunde zum Ladegerät gegriffen werden.
Im Vergleich landet das Surface Book als Einheit klar im oberen Drittel, im Tablet-Modus enttäuscht es hingegen. Der Blick auf den Energiebedarf zeigt, dass Microsoft insgesamt aber gute Arbeit geleistet hat. Im Leerlauf bei einer Display-Helligkeit von 120 cd/m² begnügt sich das Notebook mit gut 7 W, unter Volllast sind es knapp 52 W, davon dürften etwa 30 bis 35 auf die GeForce 940M entfallen.
Etwas mehr hätte es aber beim Netzteil sein dürfen. Dies gefällt zunächst aufgrund des zusätzlichen USB-Ports, liefert aber maximal nur 65 W. Das bedeutet: Bei hoher Last und Display-Helligkeit wird der Akku nur sehr langsam geladen.
Fazit
Wo andere Hersteller sich bei der Differenzierung zwischen Tablet mit Tastatur-Dock und Notebook mit abnehmbarem Display schwertun, hat Microsoft eine klare Grenze gezogen. Vergleich man Surface Book und Surface Pro 4 direkt miteinander, sind die Unterschiede unübersehbar. Für die Positionierung beider Produkte ist das wichtig, schließlich können Kannibalisierungseffekte somit minimiert werden. Ob man deshalb viele Käufer für sich gewinnen kann, bleibt aber abzuwarten.
Denn vom „ultimativen Laptop“ – so Microsoft – ist man ein gutes Stück entfernt. Zwar bietet man vergleichsweise viel Leistung, gute Laufzeiten, ein überzeugendes Display sowie eine tadellose Verarbeitung, das insgesamt unausgegorene Akkukonzept und die Drosselung der dedizierten GPU trotz des separaten Kühlsystems sprechen aber gegen eine uneingeschränkte Empfehlung. Hinzu kommen im aktuellen Zustand mehrere Software-Fehler, die vor allem das korrekte Erkennen des Betriebszustandes (gekoppelt/ungekoppelt), das Umschalten zwischen den Akkus sowie die Leistung der SSD betreffen. Dass bei einem so teuren Notebook USB Typ-C oder Thunderbolt 3 mit an Bord sein sollte, ist ein ganz anderer Punkt.
Und auch wenn es keinen direkten Konkurrenten gibt, fallen die Mitglieder des erweiterten Kandidatenumfelds weitaus günstiger aus. Kann auf die dedizierte GPU verzichtet werden, ist das Surface Pro 4 vermutlich die bessere Wahl, die mit gleicher Speicherbestückung und Tastatur rund 400 Euro unterhalb des Surface Book landet. Und für den beruflichen Einsatz dürfte sich das neue Lenovo ThinkPad X1 Tablet empfehlen.
Ein schlechtes Notebook ist das Surface Book am Ende nicht. In weiten Teilen gehört es zu den besten Vertretern seiner Art, ähnlich wie beim ersten Surface Pro leidet es aber unter zu vielen Schwächen, die teils auf mangelnde Erfahrung, teils aber auch auf eine gewisse Schlampigkeit seitens Microsoft zurückzuführen sind.
Positive Aspekte des Microsoft Surface Book:
- solider Kopplungsmechanismus
- hoher Verarbeitungsqualität
- Tastatur und Touchpad überzeugen
- Surface Pen
- helles Display mit gutem Kontrast und guter Farbdarstellung
- vergleichsweise hohe Leistung
- gute Laufzeiten
Negative Aspekte des Microsoft Surface Book:
- dem Preis unangemesse Schnittstellenbestückung
- gewöhnungsbedürftiges Display-Format
- Treiber-Probleme
- dedizierte GPU wird unter hoher Last gedrosselt
- insgesamt undurchdachtes Akkukonzept
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