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Das klassische Notebook ist tot, wenn man Herstellern und Werbung Glauben schenkt. Wer der Nachfolger wird, scheint bereits ausgemacht zu sein: Die eigentlich gar nicht so neue 2-in1-Lösung. Derartige Geräte werden bereits seit geraumer Zeit angeboten, populär sind sie spätestens seit dem Surface Pro - selbst Apple will mit seinem iPad Pro vom Interesse profitieren. Mit dem Dell XPS 12 (9250) und dem Samsung Galaxy TabPro S wird das Angebot dieser Tage weiter ausgebaut. Wie überraschend unterschiedlich beide sind, zeigt der Test.
Am Anfang steht der Blick auf die verfügbaren Konfigurationen, die schon früh deutlich machen, dass beide Hersteller zwei verschiedene Philosophien verfolgen. Samsung konzentiert sich vor allem auf den heimischen Alltag, Dell will auch höheren Ansprüchen genügen. Denn während sich die Südkoreaner in allen drei Varianten auf den Core m3-6Y30 beschränken, vertrauen die Texaner auf den höher positionierten Core m7-6Y75. Der wichtigste Unterschied: Letzterer unterstützt mit vPro und SIPP Funktionen, die im beruflichen Umfeld eine wichtige Rolle spielen können. Einzig in der Einstiegsversion muss das XPS 12 ebenfalls mit einem Core m3-6Y30 auskommen.
Dieser Unterschied wird noch deutlicher, wenn man sich die Speicherbestückungen anschaut. Samsung beschränkt sich auf 4 GB RAM und einen 128 GB fassenden Massenspeicher, bei Dell besteht die Wahl zwischen 4 und 8 sowie 128, 256 und 512 GB. Im Gegenzug bietet Samsung auf Wunsch ein LTE-Modul sowie Windows 10 Pro, das XPS 12 gibt es hingegen nur ohne Mobilfunkunterstützung und nur mit Windows 10 Home.
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Unter dem Strich bedeutet sieht es wie folgt aus. Für unverbindliche 999 Euro gibt es das Galaxy TabPro S mit Windows 10 Home und ohne LTE, für 1.099 Euro wird aus Home die Pro-Ausgabe, für 1.199 Euro dann auch das LTE-Modul. Komplizierter wird es bei Dell. Das Grundmodell des XPS 12 (9250) bietet für 1.249 Euro 4 GB RAM, eine 128 GB große SSD (SATA III) sowie ein Full-HD-Display. Wer 1.599 Euro ausgibt, erhält jeweils den doppelten Speicher sowie ein UHD-Panel. Das Topmodell für 1.799 Euro weicht davon nur im Punkt SSD ab. Die bietet dann 512 GB und verspricht dank NVMe deutlich mehr Tempo.
Für den Test standen das Einstiegsmodell des Galaxy TabPro S und die Topvariante des XPS 12 zur Verfügung. Eine hundertprozentige Vergleichbarkeit ist damit zwar nicht möglich, in weiten Teilen lassen sich die Werte und Erfahrungen des teurersten XPS 12 aber auch auf das günstigste übertragen.
IGZO vs. Super AMOLED
Beim Display gibt es eine große Gemeinsamkeit. Mit 12,5 und 12,0 Zoll (XPS 12/Galaxy TabPro S) heben sich beide Geräte klar von der typischen 10-Zoll-Tablet-Gemeinde ab. Das war es dann aber auch mit den Parallelen in diesem Bereich. Dell bietet mit 3.840 x 2.160 Pixeln die weit höhere Auflösung als Samsung mit seinen 2.160 x 1.440 Pixeln, auch die Helligkeit spricht für das XPS 12. Bei höchster Einstellung werden bis zu 452 cd/m² erreicht, die Homogenität liegt bei guten 88 %. Das Galaxy TabPro S erreicht mit bis zu 405 cd/m² zwar auch einen für den Außeneinsatz oftmals ausreichenden Wert, die Abweichungen zwischen hellster und dunkelster Stelle sind aber größer - knapp 80 % gibt die Messung für die Homogenität aus. Auffällig ist hier, dass der linke Rand des Displays sichtbar dunkler als der Rest ist.
Werden die beiden 2-in-1s mit den Werkseinstellungen betrieben, kann das IGZO-Panel des XPS 12 mehr Punkte sammeln. Die Farbtemperatur liegt im Schnitt bei nahezu optimalen 6.480 Kelvin, die Darstellung der Farben ist kräftig, aber nicht überzogen, das Kontrastverhältnis von 1.357:1 sehr gut. Beim letzten Punkt ist das Super-AMOLED-Panel des Galaxy TabPro S naturgemäß besser, dank echtem Schwarz ist der Kontrast nahezu unendlich. Allerdings wirkt die Farbdarstellung etwas blass, Weiß ist zudem mit einem unübersehbaren Blaustich versehen - im Schnitt liegt die Farbtemperatur bei über 7.600 Kelvin.
Mit wenigen Mausklicks lässt sich zumindest letzteres aber ändern. Ähnlich wie bei vielen seiner Smartphones bietet Samsung in einem kleinen Tool vier verschiedene Einstellungsmöglichkeiten für die Temperatur, im besten Fall sind so etwa 6.600 Kelvin möglich; ein guter Wert. Warum Samsung auch hier nicht ab Werk auf die bessere Einstellung setzt, ist nur eine der offenen Fragen. Die nächste dreht sich um den Punkt, wer am Ende das Sagen hat. Denn im kleinen Tool lassen sich auch andere Parameter festlegen, die die Windows-Einstellungen ignorieren. Eine Unsitte, von der sich andere PC-Hersteller Gott sei Dank nach und nach verabschieden.
Eine wichtige Rolle bei der Entscheidungsfindung könnte das Bildschirmformat spielen. Samsung setzt auf 3:2, Dell hingegen auf 16:9. Grundsätzlich gut oder schlecht ist keines von beiden, je nach Einsatzgebiet können beide Formate aber ihre individuellen Stärken ausspielen.
Die Anschlüsse machen den Unterschied
Ganz fair erscheint der Vergleich der beiden Testkonfigurationen nicht. Tatsächlich aber zeigt dieser, was benötigt wird, um ein 2-in-1 für mehr als Surfen, ein paar Mails und Videos zu verwenden.
Mit 4 GB RAM und der 128 GB fassenden SSD bewegt sich das Galaxy TabPro S am unteren Ende dessen, was für Windows 10 geeignet ist. Grundsätzlich lässt sich das Betriebssystem damit flüssig betreiben, schon ein paar geöffnete Browser-Tabs können aber reichen, um Gedenksekunden zu provozieren. Wer das Gerät wie von Samsung vorgeschlagen auch für Produktivzwecke nutzen will, dürfte aber nicht nur schnell am Arbeitsspeicher verzweifeln, auch der Massenspeicher dürfte mit nur wenigen Programmen viel zu früh gefüllt sein.
Was jedoch viel schwerer wiegt: Dem Galaxy TabPro S wird nur eine einzige physische Schnittstelle spendiert. Dabei wird über USB 3.1 Gen 1 Typ-C PD aber auch geladen, was zu echten Konflikten führen kann. Unterbreche ich das Laden, um schnell Daten von der externen Festplatte auf das Gerät zu schieben? Zwar bietet Samsung einen optionalen Adapter an, der unter anderem USB 3.0 und HDMI bietet, der Sinn eines derartigen Mobilgeräts liegt aber mit Sicherheit nicht im Mitschleppen von Adaptern.
Dass es bessergeht, zeigt Dell. Denn das XPS 12 hat man kurzerhand einfach mit zweimal Thunderbolt 3 ausgestattet. Während das 2-in-1 über einen geladen wird, kann der andere für Zubehör genutzt werden. Die weiteren Vorteile liegen auf der Hand. Samsung benötigt für den Anschluss eines externen Displays einen Adapter, zudem fallen die Transferraten deutlich höher aus.
Einen Schnitzer erlauben die Südkoreaner sich aber auch an anderer Stelle. Denn während Dell einen Speicherkartenleser integriert, fehlt die nur wenige Cent teure Komponente beim Galaxy TabPro S. Das bietet im Gegenzug zwar NFC, der Kurzstreckenfunk spielt im PC-Bereich aber keinerlei Rolle. In Sachen WLAN (802.11ac) und Bluetooth (4.1) spielen beide Geräte dann aber wieder in einer Liga.
Kleinere Unterschiede gibt es bei den Kameras und Lautsprechern. Das XPS 12 bietet auf der Vorder- und Rückseite Sensoren mit 5 und 8 Megapixeln, Samsung setzt in beiden Fällen auf 5 Megapixel. Qualitativ nehmen sich beide aber nichts. Für Video-Chats sind sie ausreichend, bei Kunstlicht wirken die Aufnahmen aber schnell verwaschen. Wer Fotos machen will, sollte mit Schnappschüssen zufrieden sein - fast jedes aktuelle Mittelklasse-Smartphone bietet hier mehr Qualität. Ähnliches gilt für die Lautsprecher. Beide erreichen eine ansehnliche Maximallautstärke, tiefe Frequenzen fehlen aber hier wie da. Im direkten Vergleich kann das XPS 12 etwas besser abschneiden, da es beim Galaxy TabPro S früher zu Verzerrungen kommt und der Klang etwas blechener wirkt.