Viel versprochen, wenig gehalten
Beide Hersteller positionieren ihr Gerät eindeutig als Notebook-Ersatz. Samsung geht dabei sogar soweit und unterstellt dem Galaxy TabPro S eine „hervorragende Leistung“ die ausreicht, um „jederzeit und überall leistungsintensive Aufgaben erledigen zu können“. Bei Kennern dürften angesichts solcher Aussagen leise Zweifel aufkommen, schließlich konnten die Core-m-Prozessoren in der Vergangenheit vor allem in einem Punkt nicht überzeugen: Leistung.
Sowohl im XPS 12 als auch im Galaxy TabPro S steckt ein Vertreter der Skylake-Generation, erkennbar an der „6“ in der vierstelligen Modellbezeichnung. Abgesehen von den archetektonischen Veränderungen an CPU und GPU halten sich die Abweichungen gegenüber der ersten Generation in Grenzen. DMI 3.0 sorgt gegenüber 2.0 für eine Verdoppelung der Bandbreite im CPU-PCH-Link, der Verzicht auf die Unterstützung von 1333er RAM zwing die Hersteller zum Einsatz etwas schnelleren Arbeitsspeichers. Es bleibt jedoch bei 14 nm, 256 KB L2-Cache pro CPU-Kern. 4 MB L3-Cache und einer TDP von 4,5 W. Dem Namen nach neu ist die integrierte GPU. Hier folgt auf die HD Graphics 5300 die HD Graphics 515, die Änderungen sind aber gering. Nach wie vor verfügt die GT2-Lösung über 24 Execution Units, unterstützt nun aber DirectX 12 und OpenGL 4.4. Eigenen Video-RAM verbaut Intel erneut nicht, an den Taktraten hat man hingegen in einigen Fällen geschraubt. Das Maximum liegt nun bei 1.000 MHz, wird aber nur vom Topmodell m7-6Y75 erreicht. Der minimale Takt liegt nun hingegen bei 300 MHz, einige Prozessoren der vorherigen Generation mussten hier mit 100 MHz auskommen.
Die beiden in den Testgeräten verbauten Prozessoren unterscheiden sich aber nicht nur hinsichtlich der in der Einleitung genannten Business-Funktionen. Der Core m3-6Y30 des Galaxy TabPro S bietet wie sein gegenüber zwei Kerne plus Hyper-Threading sowie Taktraten von 900 MHz nominal und maximal 2,2 GHz bei voller Ausschöpfung des Turbos. Der Core m7-6Y75 im XPS 12 erreicht hingegen 1,2 und 3,1 GHz, verspricht also eine leicht höhere Leistung. Auch, weil die GPU in der Spitze 1.000 statt nur 800 MHz schafft.
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Wie wenig Angaben auf Papier mit der Praxis zu tun haben können, zeigt sich hier aber wunderbar. Denn in fast allen Bereich ist Samsung Dell überlegen. Das Rennen im Cinebench entschieden die Südkoreaner mit 2,33 und 210 zu 2,13 und 191 Punkten (Cinebench 11/15) für sich, im PCMark liegt das Galaxy TabPro S ebenfalls vorne. Version 7 des Benchmarks spricht von gut 4.300 Punkten, das XPS 12 schafft knapp 3.800 Punkte - im neuen PCMark 8 geht es etwa 2.000 zu 1.800 aus. Vor allem der Office-nahe Test sollte Dell zu denken geben. Denn hier spielt das Tempo des Massenspeichers eine wichtige Rolle. Und genau in diesem Punkt sind die Texaner klar überlegen. Das NVMe-Laufwerk schafft in der Spitze 860 und 573 MB/s beim Lesen und Schreiben, die SATA-III-SSD im Konkurrenten bringt es nur auf 418 und 180 MB/s.
Aber auch an anderer Stelle kann sich das XPS 12 den ersten Platz sichern: In den 3DMark-Settings Cloud Gate und Fire Strike zieht man vorbei - angesichts der absoluten Zahlen ist das jedoch ein Erfolg ohne jeglichen Wert. Schließlich sind beide Geräte nicht für Spiele konzipiert oder geeignet.
Es lohnt aber auch ein Blick auf das erweiterte Feld der Wettbewerber. Die CPU-Leistung liegt klar unterhalb der der aktuellen Core-i-Fraktion, ähnlich sieht es bei der GPU-Performance aus. Für Office und ähnliches reichen die Core-M-Chips mehr als aus, prinzipiell lassen sich auf beiden Geräten auch Videos schneiden oder Bilder bearbeiten. Derartige Aufgaben erfordern jedoch eine Menge Geduld, dank des größeren Arbeitsspeichers ist das XPS 12 leicht im Vorteil. In puncto Leistung gilt: Wer nicht mehr als den üblichen Büroalltag auf beiden Kandidaten erledigen will, dürfte zufrieden sein. Soll es mehr sein, führt an anderen Geräten kaum ein Weg vorbei.
Passiv und trotzdem kühl
Aber nicht nur hinsichtlich der Leistung erfüllen die beiden Core M (leider) die Erwartungen, auch beim Thema Kühlung schneiden sie wie erwartet ab. Denn eine der großen Stärken der Prozessorfamilie ist die passive Kühlbarkeit - es wird kein Lüfter benötigt. Daraus ergibt sich, dass beide Geräte ohne akustische Emissionen auskommen. Auf die Temperaturen hat der Verzicht auf einen Lüfter keine negativen Auswirkungen.
Im Leerlauf erwärmten sich die Gehäuse auf durchschnittlich etwa 35 und 29 °C (Dell/Samsung), nach längeren Volllastphasen auf circa 37 und 35 °C. An den wärmsten Stellen konnten dabei rund 42 und 45 °C gemessen werden. Die Prozessoren erreichten dabei 73 und 56 °C, blieben also deutlich unter der von Intel spezifizierten Grenze von 100 °C.
Throtteling ist ein Problem
Dennoch werden sowohl der Core m3-6Y30 als auch der Core m7-6Y75 gedrosselt. Beim gleichzeitigen Betrieb von Prime95 und Furmark wurden die CPUs nach wenigen Augenblicken deutlich unter den Nominaltakt gebremst. Der Core m7-6Y75 im XPS 12 rechnete dann mit 600 bis 1.000 MHz, der Core m3-6Y30 des Galaxy TabPro S mit 500 bis 600 MHz. Die GPU-Taktraten bewegten sich mit 300 und 350 MHz zwar innerhalb des üblichen, allerdings auch nur am unteren Ende. Der Grund für die Bremse ist klar. Unter voller Last genehmigten sich beide Chips knapp 6 und 4,5 W und lagen damit am Anschlag.
Für die Drosselung ist aber nicht zwangsläufig eine derart praxisferne Aufgabenstellung notwendig. Schon mehrere Browser-Tabs mit etwas rechenintensiveren Inhalten sowie ein, zwei geöffnete Programme wie Word reichten im Test aus, um den Takt unter den Nominalwert zu drücken.
Samsung hält länger durch
Das Thema Energie spielt aber auch im letzten Punkt eine Rolle. Schließlich gelten die Core-M-Prozessoren nicht nur als einfach zu kühlen, sondern auch als effizient und sparsam. Eine Garantie für überragende Laufzeiten ist das aber nicht, wie vor allem Dell zeigt. Denn das XPS 12 muss mit einem nur 28,5 Wh großen Akku auskommen, das Galaxy TabPro S kommt trotz kleineren Gehäuses immerhin auf 39,5 Wh. Bedenkt man, dass Samsungs Super-AMOLED-Panel in vielen Fällen mit weniger Energie auskommt, steht das Ergebnis fest. Dass die Unterschiede derart gravierend ausfallen, dürften viele aber nicht erwarten.
Bei geringer Last - simuliert mit Battery Eater im Reader’s Test - schafft das XPS 12 etwas mehr als 5,5 Stunden, das Galaxy TabPro S immerhin gut zwölf Stunden. Bei hoher Last (Battery Eater Classic) halten beide Geräte rund zwei und fünf Stunden durch, im PCMark etwa 2,5 und 4,5 Stunden. Dell wird hier nicht nur der kleinere Akku zum Verhängnis, auch der höhere Energiebedarf spielt eine Rolle. Im Leerlauf benötigt es bereits 7,5 W, Samsung kommt mit 6,3 W aus. In der Spitze werden dann 19,5 und 15,8 W abgerufen. Im Vergleich mit anderen Geräten kann sich das Galaxy TabPro S durchaus sehen lassen, das XPS 12 landet hingegen am unteren Ende der Ranglisten.
Beide Hersteller versprechen übrigens das schnelle Wiederaufladen. Samsung setzt dafür auf ein 25,2 W starkes Netzteil, dass das vollständige befüllen innerhalb von 2,5 Stunden erreichen soll, bei Dell sind es sogar 30 W. Im Test benötigte ersteres eher drei Stunden, das XPS 12 benötigte etwa zwei.