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Lifestyle-Begleiter oder belastbares Arbeitstier? Geht es nach Huawei, trifft auf das MateBook beides zu. Grund genug, um das Convertible etwas anders als üblich zu testen. Denn anstelle des gewohnten Parcours musste das System den Messeeinsatz auf der IFA überstehen. Das mag einerseits die Vergleiche mit Konkurrenzprodukten ein wenig erschweren, zeigt andererseits jedoch, wie viel Wert so manches Werbeversprechen hat.
Schon das MacBook, das die Computex überstehen musste, zeigte, wie groß das Interesse an derartigen Praxis-Einsätzen ist. Nicht zuletzt, da so manche Stärke und Schwäche zu Tage trat, die auf dem Schreibtisch oder während des gewöhnlichen Außeneinsatzes sonst eher verborgen geblieben wäre.
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Für den Test zur Verfügung stand das derzeitige Topmodell mit einer kleinen Abweichung gegenüber der in Deutschland erhältlichen Konfiguration. Während in letzterer ein Core m5-6Y57 verbaut wird, steckte in unserem Gerät ein Core m5-6Y54. Für das Fazit spielt dies keine Rolle. Denn der Core m5-6Y57 bietet nicht nur eine minimal höhere Leistung, sondern auch diverse Zusatzfunktionen wie vPro - ist am Ende also im Vergleich zum Core m5-6Y54 der bessere Prozessor. Inklusive Tastatur-Dock werden dafür knapp 1.170 Euro fällig, MatePen und MateDock schlagen mit etwa 70 und 100 Euro zusätzlich zu Buche.
Ein so noch nie gesehenes Gerät war das MateBook schon zur Vorstellung im Februar nicht. Die Kombination aus dünner Tablet-Einheit mit Core m und flachem Tastatur-Dock gab es zu diesem Zeitpunkt schon von diversen anderen Herstellern, bis heute sind zahlreiche ähnliche Produkte hinzugekommen. Dells XPS 12 und Samsungs Galaxy TabPro S sind nur zwei der Kandidaten, Microsofts Surface Pro 4 in der Einstiegskonfiguration, das Surface 3 sowie das Lenovo Miix 700 und Acer Aspire Switch 12 S drei weitere. Doch so zahlreich die Parallelen mitunter auch sein mögen, vor allem zwei Aspekte machen den Unterschied zwischen voll messetauglich (und ähnlichen Szenarien) oder nicht aus.
Design ist dem MateBook wichtiger als Flexibilität
Denn wo man den Arbeitsplatz nicht beeinflussen kann und mitunter auf einen Tisch oder eine andere Unterlage verzichten muss, sind eine feste Verbindung zwischen Tablet und Tastatur sowie ein frei wählbarer Aufstellwinkel nahezu unverzichtbar. Beides bietet das MateBook nicht, was auf das Konzept zurückzuführen ist. Denn Huawei sieht in seinem ersten Windows-Convertible eher einen leichten und vor allem dünnen Begleiter, der auch durch sein Design begeistern soll. Ein integrierter Kickstand oder ein mechanisch verbundenes Tastatur-Dock hätte dem vermutlich entgegengestanden.
Denn mit 278,8 x 194,1 x 6,9 mm fällt es kompakter als andere Tablets mit 12-Zoll-Display aus, gerade Modelle mit Kickstand sind mehrere Millimeter dicker. Zumal ein solch variabler Standfuß den optischen Eindruck beeinträchtigen würde. Hier konkurriert das MateBook eher mit dem Galaxy TabPro S als dem XPS 12 oder ThinkPad X1 Tablet, die beide deutlich nüchterner daherkommen und bereits auf den ersten Blick als Arbeitsgerät erkannt werden sollen.
Wie auch bei seinen Smartphones und Android-Tablets hat Huawei es verstanden, sein Windows-Convertible formschön zu gestalten. Vorder- und Rückseite sind schlicht und elegant gehalten, Eyecatcher gibt es nur sehr wenige. Hinten übernimmt das Unternehmenslogo diese Aufgabe, auf der Front der vergleichsweise schmale Rahmen rund um das Display. Und auch der umlaufende Rand ist optisch zurückhaltend. Hier stören lediglich die Tasten für Standby und Lautstärke nebst integriertem Fingerabdrucksensor, der Windows Hello nutzt, sowie die beiden einzigen Ports die klare Linie. Und nicht zuletzt dank des großzügigen Einsatzes von Aluminium wirkt das MateBook sehr hochwertig, Verarbeitungsschwächen sucht man vergebens.
Mit 640 g fällt die Tablet-Einheit leichter als in vielen anderen Fällen aus, inklusive Tastatur-Dock wird die Marke von 1,2 kg knapp unterboten, an der dicksten Stelle misst das Gespann etwa 17 mm. Mit beiden Werten bewegt man sich auf dem Niveau der Konkurrenz, allerdings gibt es gegenüber reinrassigen Notebooks keinen Vorteil mehr. Aktuelle Core-m-Systeme wie das Lenovo Yoga 900S bringen es auf weniger als 13 mm und 1 kg, im Alltag spürt man diesen Unterschied aber nicht. Gleiches gilt für den Vergleich mit einem sonst als Messebegleiter verwendeten XPS 13, das mit 15 mm etwas dünner und mit 1,3 kg etwas schwerer ist.
Schreiben zwischen komfortabel und wackelig
Hinsichtlich Verarbeitung und Haptik steht das Tastatur-Dock dem Tablet in nichts nach. Außen sorgt weiches Leder für ein edles Erscheinungsbild, innen kommt eine dünne Kunststoffeinlage zum Einsatz. Das insgesamt vierteilige Dock kann auch als Hülle verwendet werden, die sowohl Display als auch Rückseite des Tablets schützt, lediglich der rechte und linke Rand des MateBook liegen frei. Der leicht umgreifende Deckel über der Rückseite wird mit wenigen Handgriffen zum Standfuß mit zwei festen Aufstellwinkeln. Die daraus entstehenden Nachteile sind weiter oben bereits aufgeführt, der wichtigste Vorteil ebenso. Je stabiler die Unterlage, desto sicherer steht das Convertible und umgekehrt. Ebenso sollten Nutzer nicht zu groß oder zu klein sein, um mit den beiden möglichen Winkeln auszukommen. Als regelrecht tückisch erweist sich das Abstellen auf den Oberschenkeln. Eine feste Verbindung mitsamt eines Scharniers ist für solche Einsatzzwecke die deutlich bessere Wahl. Zwar wird das Tablet von zwei Magneten zuverlässig gehalten, Tippen wird aber zu einer sehr wackligen Angelegenheit.
Ärgerlich ist das vor allem aufgrund der eigentlich überzeugenden Tastatur. Druckpunkt und Hub sind gut gewählt und sorgen für knackiges Schreiben, die dreistufige Hintergrundbeleuchtung ist in schlecht ausgeleuchteten Umgebungen hilfreich. Den mit 1 mm sehr engen Platz zwischen den einzelnen Tasten gleicht Huawei mit mehr als ausreichend großen Tippflächen (17 x 17 mm) aus.
Das Touchpad bietet mit 97 x 61 mm eine ausreichend große Fläche und ist dank nahezu mittiger Positionierung für Rechts- und Linkshänder gleichermaßen gut bedienbar. Die Gleiteigenschaften sind gut, verbesserungswürdig ist jedoch die Erkennungsrate der rechten Taste. Im Test kam es hier häufiger zu Fehlern. Ebenfalls auffällig: Druckpunkt und Hub sind auch hier gut gewählt, es fehlt aber eine optische Trennung zwischen beiden Tasten.
Adapter und Kabel gehören zum Arbeitsalltag
Verzichtet man auf Zubehör, scheidet das MateBook für produktive Zwecke nahezu vollständig aus. Denn Zubehör lässt sich so nur an zwei Buchsen - je einmal Audio und USB 3.1 Gen Typ-C - anschließen, hinzu kommen ac-WLAN im 2x2-Design sowie Bluetooth 4.1 und ein Adapter von Typ-C auf Typ-A respektive Micro-USB. Da das System per Typ-C-Stecker geladen wird, fällt die wichtigste Schnittstelle unter Umständen sogar weg.
Abhilfe schafft das MateDock. Im kleinen Alu-Gehäuse verstecken sich zwei Grafikausgänge (HDMI und VGA), eine Ethernet-Buchse (Gigabit), zweimal USB 3.1 Gen 1 Typ-A sowie eine Typ-C-Buchse für den Anschluss des MateBook-Ladegeräts. Die Verbindung zum Tablet wird per Typ-C-Stecker hergestellt, das Anschlusskabel ist fest verbunden und misst lediglich 12,5 cm. Daraus ergibt sich, dass das Dock lediglich direkt neben dem MateBook abgelegt werden kann, was den seitlichen Platzbedarf erhöht und den Einsatz des Docks ohne feste Unterlage sehr erschwert. Negativ fällt zudem auf, dass die USB-Buchsen sehr dicht beieinanderliegen und ein Kartenleser fehlt. Für die Übertragung von Fotos auf den Rechner stellt sich so die Frage „Nimmt man einen separaten Kartenleser oder doch das Mini-USB-Kabel der Kamera mit?“. Im Zweifelsfall endet der Arbeitseinsatz damit, dass eine ganze Kaskade an Kabeln und Adaptern angeschlossen werden muss. Eine zweite Typ-C-Buchse wäre hier äußerst hilfreich, für eine Typ-A-Buchse dürfte das Tablet zu dünn sein.
Eine Randnotiz reicht für Webcam und Lautsprecher aus. Erstere bietet 5 Megapixel sowie eine in hellen Umgebungen ausreichende Qualität bei Video-Chats. Letztere verzerren schon früh und schneiden bei mittleren und tiefen Frequnezen für ein Gerät dieser Art eher mäßig ab.