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Endlich mal ein CPU-Test, der Spaß gemacht hat, da wir mal nicht nur 10% Performancesteigerung messen konnten, wie im Test des Core i7-7700K. AMD hat es geschafft mit einer neuen Architektur und einer neuen Fertigung wieder auf Intel aufzuschließen. Die Versprechungen, die im Vorfeld für RYZEN gemacht wurden, konnten wir tatsächlich auch messen - insofern haben wir endlich wieder einen Konkurrenzkampf im Desktop-CPU-Markt.
Beginnen wir jedoch erst einmal mit den negativen Punkten: RYZEN ist aktuell genau der richtige Prozessor für unsere Community. Leser, die als Erstnutzer nicht davor zurückschrecken, im BIOS selber zu tweaken und auch mal die eine oder andere neue BIOS-Version aufzuspielen, werden schon jetzt Spaß am neuen AMD-Prozessor haben. Die Basis für den Prozessor ist genauso neu wie die Architektur und der Prozessor selber - insofern darf man hier auch mal ein Auge zudrücken, wenn eine Einstellung noch nicht funktioniert oder ein Mainboardhersteller jede Woche eine neue BIOS-Version nachschiebt. Wer auf Bastelei nicht steht, muss sicherlich noch vier bis acht Wochen warten. Dann sollte es auch möglich sein - eventuell mit einigen Guides - einfach das System zusammen zu stecken und der Spaß kann beginnen.
Während AMDs RYZEN 7 X1800 in vielen Benchmarks ein Überflieger ist, der auf dem Niveau von Intels Core i7-5960X liegt oder sogar in die Richtung des 6950X kommen kann, ist er in Spielen alles andere als schnell und schneidet oftmals deutlich hinter den Intel-Prozessoren ab. Spiele sind leider nicht in dem Maße auf viele Kerne optimiert, wie ein "Multicore-Benchmark" oder Anwendungen, die sich einfach auf viele Threads aufspalten lassen. Insofern liegt AMD hier zurück - allerdings messen wir auch die Performance des Spiels ohne im Hintergrund laufende Virenkiller, Teamspeak oder sonstige Tools. Insofern darf man behaupten, dass mehr Kerne hier in Zukunft auch weiterhin besser abschneiden werden. Das ist allerdings bei Intel nicht anders. Zudem darf man behaupten, dass unsere niedrigen Auflösungen diesen Effekt auch besonders stark zeigen und der richtige PC-Gamer mittlerweile eher die Grafikkarte höher belastet.
In anderen Bereichen - und damit wären wir bei den positiven Elementen dieses Tests - ist der RYZEN 7 1800X ein Überflieger: Alle Multi-Core-Benchmarks absolviert er bravourös, zudem ist letztendlich auch die Energieeffizienz gut. Unter Idle-Bedingungen schafft er es sogar deutlich effizienter zu sein als Intels Achtkerner, er liegt hier auf Kaby-Lake-Niveau. Etwas können die Mainboardhersteller hier sicherlich auch noch in den nächsten Wochen optimieren, sodass AMD hier eine der effizientesten Plattformen am Markt aufweisen kann. Unter Last liegt der 1800X knapp oberhalb des 6950X, letztendlich bei niedrigerer Performance. Trotzdem ist die Energieeffizienz vollkommen in Ordnung.
Der X370-Chipsatz, den wir auf dem Testmainboard ASUS Crosshair VI Hero vorfanden, besitzt zudem moderne Features und die Mainboardhersteller fabrizieren AM4-Mainboards in Hülle und Fülle, sodass jeder Geldbeutel und jeder Zusatzwunsch irgendwie berücksichtigt wird. Natürlich ist Intels Z270 bereits durch seine lange Vorgängerreihe sicherlich ausgereifter, aber letztendlich sind die Unterschiede - gerade einige BIOS-Versionen später - nicht groß.
Ein paar Dinge muss man in den nächsten Wochen noch genauer betrachten: Das Thema Overclocking konnten wir bislang nur knapp beleuchten, weshalb wir hier uns noch ein paar Tage zum Testen genehmigen, um eine abschließende Meinung zu erhalten. Auch wollen wir in den nächsten Wochen an einer Konfigurationsguide arbeiten, bei dem wir genauer auf das Thema "Speicher" eingehen. Bei diesen beiden Punkten - Overclocking und Speicher - liegen sicherlich auch die größten Performance-Optimierungsmöglichkeiten. Letztendlich fehlen auch noch die beiden kleineren Prozessoren, der 1700X und der 1700, die wir in einem Test abbilden wollen.
Kommen wir zur Preisbetrachtung: AMDs RYZEN 7 1800X wird in unserem Preisvergleich bei 559 Euro gelistet. Intels Kaby-Lake-Topmodell Core i7-7700K liegt bei 365 Euro, der Core i7-6950X als Zehn-Kern-Topmodell bei 1750 Euro. Interessanterweise ist das Mainboard unserer Testplattform, das ASUS Crosshair VI Hero, mit 270 Euro gelistet, und damit ähnlich teuer wie ein aktuelles X99- oder Z270-Board mit besserer Ausstattung. Der Rest des Systems kann bei AMD und Intel identisch gewählt werden, sodass wir uns auf die CPU-Preise konzentieren können. Preislich identisch zum RYZEN 7 1800X wäre Intels Core i7-6850K, der zwar nur sechs Kerne besitzt, aber etwas höher getaktet ist als der Core i7-6950X. Insofern passt AMDs Preispolitik: Bei der gebotenen Leistung ist der RYZEN 7 1800X selbst als Topmodell bereits mit einem sehr guten Preis-Leistungsverhältnis ausgestattet und kann sich gegen Intel voll und ganz behaupten. Die kleineren Modelle - insbesondere der RYZEN 7 1700 - sollte hier noch einmal etwas besser abschneiden.
Positive Aspekte des RYZEN 7 1800X:
- Acht Kerne, sehr gute Performance in Multicore-optimierten Benchmarks
- Sehr guter Stromverbrauch im Idle-Bereich, guter Stromverbrauch unter Last
- gute Tuning-Möglichkeiten im Bios der Mainboards
- X370-Chipsatz mit guten Optionen
- Gutes Preis-Leistungsverhältnis
Negative Aspekte des RYZEN 7 1800X:
- mäßige Spieleperformance (bei niedrigen Aufösungen)
- Plattform ist neu, somit Biosupdates zu erwarten
Persönliche Meinung
An diesem Review wollte die ganze Redaktion mitarbeiten: Andreas Schilling flog nach San Francisco und ließ sich die Architektur erklären und schrieb den Test vor, Mathias Brockmann saß an den Benchmarks und Marcel Niederste-Berg wartet schon sehnlichst auf die CPU zum Start der Mainboardtests. Ich durfte den Test mach dem Mobile World Congress am Ende zusammenfügen - und bin mir sicher, dass AMD es mit RYZEN geschafft hat, zurück in den CPU-Markt zu kommen.
Momentan ist RYZEN die perfekte CPU für unsere Community: Es kann ausprobiert, getestet und getweaked werden in unserem Prozessor-Forum. In den letzten Wochen ging es dort schon heiß her und mit dem Verkaufsstart wird das Forum sicherlich explodieren mit Berichten, Tipps und Tricks. Ich bin mir aber sicher, dass auch nach diesem anfänglichen Run unserer Enthusiasten auf die Produkte RYZEN sich am Markt etablieren kann. Und ein Konkurrenzkampf im CPU-Bereich ist für alle förderlich, denn nur mit Konkurrenz erleben wir auch Fortschritt und Innovation. Intel hat zwar in den Benchmarks immer noch oft die Nase vorne, aber es gibt endlich eine Alternative. (Dennis Bode)
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