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Auch bei der zweiten Ryzen-Threadripper-Generation ist das Thema Overclocking kein ganz unwichtiges - aus mehreren Gründen. Denn nicht nur, dass AMD mit XFR 2 im Prinzip eine - wenn auch in sehr geringem Umfang - Art OC-Modus ab Werk mitliefert, mit dem Tool Ryzen Master steht erneut eine leicht zu bedienende Lösung bereit, um schnell und einfach an den entsprechenden Stellschrauben zu drehen. Hinzu kommt, dass AMD nach eigenen Angaben erneut die besten 5% der Ryzen-2-Dies nutzt. Das verspricht ein höheres OC-Potential als noch bei der zweiten Ryzen-Generation, wo kaum mehr als 200 MHz zusätzlich möglich waren. Hinzu kommt die Möglichkeit, über einen höheren RAM-Takt das ein oder andere Prozent aus dem Prozessor herauszukitzeln.
Laut AMD hängt das OC-Potential aber nicht nur von der Qualität der Dies an, bei der es immer leichte Schwankungen gibt, sondern auch vom verwendeten Mainboard. Zwar sind die X399-Platinen, die zusammen mit der ersten Ryzen-Threadripper-Generation an den Start gingen, nach einem BIOS-Update kompatibel zu den neuen Prozessoren. Doch die Spannungsversorgung, bzw. die Kühlung der entsprechenden Komponenten ist in vielen Fällen nicht entsprechend dimensioniert.
Overclocking beim Ryzen Threadripper 2950X
Von den beiden ersten Prozessoren der zweiten Ryzen-Threadripper-Generation ist vor allem der Ryzen Threadripper 2950X interessant, wenn es um das Übertakten geht. Mit 180 W ist dessen TDP geringer als beim 2990WX, was bei einer leistungsstarken Kühlung mehr Reserven verspricht.
Mit aktiviertem Precision Boost Overdrive (PBO) im Ryzen Master konnten 4 GHz auf allen Kernen erreicht werden, ab Werk sind 3,5 GHz vorgesehen. In Cinebench 15 stieg die Multi-Thread-Wertung von 3.216 auf 3.414 Punkte - ein Plus von etwa 6 %. Der Energiebedarf kletterte von 252 auf 358 W. Sorgen, dass elektrische oder thermische Limits überschritten werden und Schäden an der Hardware verursachen, sind bei der Nutzung von PBO in der Praxis unbegründet. Denn die Limits für PPT, TDC, EDC und Co. werden vom Mainboard ausgelesen und können im PBO-Modus nicht manuell überschrieben werden. Allerdings erlischt die Garantie, wenn PBO genutzt wird - zumindest in der Theorie will AMD Schäden somit nicht ausschließen.
Das gilt umso mehr für den manuellen Modus, der ebenfalls über Ryzen Master aktiviert werden kann. Der Nutzer kann dann direkten Einfluss auf CPU-Spannung und -Takt nehmen - letzteres entweder für alle Kerne gemeinsam oder einzeln. Auch das Abschalten spezifischer Kerne ist möglich. In diesem Modus war der stabile Betrieb mit 4,25 GHz auf allen Kernen bei einer Spannung von 1,5 V möglich. In Cinebench 15 bedeutete das eine Multi-Thread-Wertung von 3.604 Punkten - ein Plus von 12 %. Gleichzeitig stieg der Energiebedarf auf 470 W. Eine weitere Erhöhung der CPU-Spannung ermöglichte keinen stabilen Betrieb mit noch höheren Taktraten.
Das Erhöhen des Speichertaktes von DDR4-2933 auf DDR4-3200 brachte zwar eine Steigerung der Speicherbandbreite um etwa 10 % mit sich, sorgte in der Spitze je nach Anwendung aber nur für ein Leistungsplus von maximal 5 %.
Overclocking beim Ryzen Threadripper 2990WX
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Nutzer des Ryzen Threadripper 2990WX diesen übertaktet, dürfte mehr als gering ausfallen. Nicht nur, dass AMD den Prozessor klar in der Profischiene positioniert - in diesem Segment wird kaum jemand die Garantie riskieren. Dennoch lohnt ein Blick auf das OC-Potential. Das wirkt nicht nur aufgrund der schon höheren TDP (250 W) geringer.
Aber schon die Nutzung von Precision Boost Overdrive zeigt, wie falsch man mit dieser Einschätzung liegt. Der Takt wurde auf 3,8 GHz angehoben, ein Plus von immerhin 800 MHz. Gleichzeitig stieg die Leistung in Cinebench 15 von 5.099 auf 5.823 Punkt - 14 % mehr. Dabei genehmigte sich das System in der Spitze aber auch 638 W. Als Limit entpuppte sich hier nicht eine zu hohe Temperatur (den Grenzwert hat AMD bei 68 °C Tdie festgelegt), sondern die maximale Energieversorgung, die über den Sockel möglich ist (PPT); beim genutzt MSI-Mainboard immerhin 500 W.
Im manuellen Modus konnten keine deutlich höherer Taktraten mehr erzielt werden. Selbst eine Anhebung der Spannung über 1,5 V hinaus brachte keine Besserung, 3,9 GHz war das höchste Tempo, bei dem ein stabiler Betrieb noch möglich war. Das reichte für 5.981 Punkte in Cinebench 15 (+17 %) bei einem Energiebedarf von 867 W.
Unter Umständen besser ist das Übertakten des Speichers, bzw. das Nutzen eines schnelleren XMP-Profils. Zwar steigt mit dem Sprung von DDR4-2933 auf DDR4-3200 auch hier die Bandbreite nur um etwa 10 %, beim Ryzen Threadripper 2990WX entpuppt sich der Speicher aber in einigen Fällen - beispielsweise Adobe Lightroom - als Flaschenhals.